Hauptstadtmutti

13 abgefahrene Stillmythen

Um wenige Dinge ranken sich so viele Ammenmärchen wie um Babies, die an Brüsten saugen. Lea hat euch darum die 13 hartnäckigsten Stillmythen – und den aktuellen Stand der Wissenschaft zu den einzelnen Themen – in aller Kürze aufgeschrieben:

Neue Milch darf nicht auf alte Milch treffen (aka mach genug Pause zwischen den Stillmahlzeiten, sonst gibt es Bauchschmerzen beim Baby). Nope. Es gibt keine Studien, die belegen, dass häufiges Anlegen oder Clusterfeeding zu stärkeren Bauschmerzen bei Neugeborenen führt.

Du musst genug trinken, sonst reicht die Milch nicht. Klar, ausreichend Trinken ist immer gut. Hat mir deiner Milchmenge aber nichts zu tun. Die wird zum Beispiel viel stärker durch die „Nachfrage“ gesteigert, also häufig Anlegen.

Brüste können leer getrunken werden, die Milch reicht abends nicht und darum schläft dein Kind nicht durch, etc. Nein. Die Brust produziert beim Stillen immer weiter Milch. Solange dein Kind saugt, kommt also auch Milch heraus. Und wenn dein Baby normal zunimmt, reicht die Milch auch immer aus. Kurz zum Durchschlafen: Babys sind nicht dafür designed, durchzuschlafen. Das hat nicht mit ihrem Sättigungsgefühl, sondern mit dem sich entwickelnden Gehirn zu tun.

Du darfst keine blähenden Lebensmittel und Zitrusfrüchte essen, sonst bekommt dein Baby Bauchweh. Nein, nein, nein. Studien zeigen ziemlich eindeutig, dass blähende Stoffe NICHT in die Milch übergehen. Blähungen beim Baby entstehen vor allem durch die noch nicht abgeschlossene Darmreife. Ein bisschen Evidenz gibt es für Lebensmittel, die Kuhmilch enthalten – wenn dein Kind darauf reagiert, kann das (möglicherweise!) tatsächlich mit deinem Verzehr von Laktose zusammenhängen. Bester Tipp trotzdem: iss am besten das, was dir schmeckt!

Schmerzen beim Stillen und Wunde Brustwarzen sind normal. Nein! Wunde Brustwarzen entstehen oft am Anfang durch die ungewohnte Reizung. Wenn das Wundgefühl und die Schmerzen länger anhalten, lass am besten eine Hebamme oder Stillberaterin draufgucken, um eine ungünstige Ansaugtechnik deines Kindes auszuschließen. Oder lass dir nochmal andere Anlegetechniken zeigen, das kann auch manchmal helfen.

Stillende Mütter können nicht schwanger werden. Auch falsch. Zwar unterdrückt das Stillhormon Prolaktin bei einigen Frauen, die voll stillen, den Eisprung. Bei anderen Frauen aber nicht und sie sind trotz des Stillens schon nach wenigen Wochen wieder fruchtbar. Und weil du nie weißt, zu welcher Gruppe du gehörst: lieber nicht drauf verlassen.

Deine Brust ist zu klein/zu groß zum Stillen. Auf keinen Fall. Die Größe der Brust hat nichts mit dem Stillen oder der Milchmenge zu tun. Bei großen Brüsten kann das Anlegen manchmal herausfordernd sein, aber auch hierfür gibt es super Techniken, die du dir zeigen lassen kannst, wenn du willst.

Wenn Stillkinder zu früh einen Schnuller oder ein Fläschchen angeboten bekommen, kann es zu einer Saugverwirrung kommen. Die Saugverwirrung macht viele Eltern im Wochenbett mindestens ein bisschen Wahnsinnnig. Aber keine Panik: es gibt keine wissenschaftlichen Belege für diese Form von Brustverweigerung. Happy Schnullertime!

Muttermilch wird sauer, wenn du zu viel Sport machst. Auf exzessiven Sport solltest du im Wochenbett deinem Beckenboden zuliebe sowieso eher verzichten – wenn es dich aber zu sehr juckt, dann go for it, denn: Muttermilch KANN gar nicht sauer werden.

Wenn du stillst, verlierst du die Schwangerschaftskilos viel schneller als ohne Stillen. Nein. Mal ganz abgesehen davon, dass du nach einer Schwangerschaft natürlich nicht (nie wieder!) aussehen musst wie davor, denn du hast ja ein Kind gemacht und geboren, ist auch das hier für viele Frauen eher Ammenmärchen als Wahrheit. Ja, Stillen verbraucht zusätzliche Kalorien. Aber nicht alle Frauen nehmen deswegen ab. Und das ist ok.

In der Stillzeit sind alle Medikamente tabu. Stimmt nicht! Lass dich von deiner Hebamme oder Gynäkolog*in beraten, aber die meisten Medikamente lassen sich auch in der Stillzeit nehmen – dass kann gerade bei anfangs wunden Brustwarzen und schmerzende Geburtsverletzungen Wunder wirken.

Stillen ist nur in den ersten Monaten gut, wer länger stillt verwöhnt sein Kind. Auf keinen Fall. Jede Stillbeziehumg ist super einzigartig und es gibt genau zwei Menschen, die entscheiden, wie lange stillen gut für sie ist: du und dein Kind. Stillt so lange oder kurz wie ihr wollt!

Vom Stillen bekommst man Hängebrüste. Oh wow, und wenn?! Aber selbst wenn wir auch hängende Brüste super finden, kommt hier eine Entwarnung: die Brüste sind nach dem Abstillen zwar oft irgendwie „leer“, aber das liegt nicht daran, dass sie ausgesaugt wurden. In ihnen ist nur jetzt kaum noch Fettgewebe vorhanden. das baut sich aber langsam wieder auf und die Brüste werden im Laufe der Zeit wieder voller.

Lea Borgmann ist Gründerin vom Wochenbett-Startup the weeks und Mutter eines kleinen Sohnes. Sie schreibt für Hauptstadtmutti über die schönen, schrecklichen und starken Seiten des Wochenbetts. www.theweeks.de

Fotos: Leah Kunz