„Der Schatzinsel Onlineshop ist wie unser gemeinsames Kind“

Wer in Prenzlauer Berg wohnt und Kinder hat, dem ist die „Schatzinsel“ in der Marienburger Straße ein Begriff. Seit Ende letzten Jahres gibt es nun auch den Schatzinsel Onlineshop. Hauptstadtmutti hat mit den beiden Inhaberinnen Natalie und Carmen über ihr „gemeinsames Kind“ gesprochen.

Hauptstadtmutti: Natalie, mit der „Schatzinsel“ hast du einen der ersten Spielzeugläden in Prenzlauer Berg aufgemacht. Wann war das und wie bist du auf die Idee gekommen?

Natalie: Das war 2008, da war mein Sohn Elia (heute 15) gerade mal sechs Jahre alt. In Prenzlauer Berg gab es zu dem Zeitpunkt nur einen kleinen Holzladen und einem stylischen Designer-Laden“. Ich dachte mir, es muss doch irgendetwas geben, was beides vereint: Schöne und praktische Dinge und auch Sachen aus Holz. Wenn man so will, war die „Schatzinsel“ ein Vorreiter des Concept Stores – der Versuch, alle schönen Dinge, die man selber gut findet irgendwie unter einen Hut zu bringen.

Hauptstadtmutti: Und dann kam letztes Jahr der Schatzinsel Onlineshop dazu. Wie habt ihr zwei euch gefunden?

Carmen: Wir kennen uns jetzt schon zwanzig Jahre! Wir haben beide bei einer Plattenfirma in Frankfurt gearbeitet und sind zusammen mit der Firma nach Berlin gezogen. Da ich ursprünglich aus dem Band-Merchandising komme, kannte ich das Handling eines Onlineshops schon. Und da kam Natalie auf mich zu und fragte mich, ob ich Lust hätte, einen für ihren Laden zu machen. Der lief erst nur nebenbei, aber im Zeitalter der Onlineshops wollten wir es dann „richtig“ machen. Also haben wir uns zusammengesetzt, verschiedene Shop-Systeme verglichen, Programmierer dazu geholt und uns mit Social Media angefreundet. Im November 2016 haben wir dann unseren Schatzinsel Onlineshop ge-relauncht. Er ist nie ganz fertig, es ist ein langer Prozess – wie ein Haus, das man von Grund auf plant und dann baut, es gibt immer noch was zu tun. Das Sortiment wird erweitert, neue Produkte werden gekauft, Lager- und Versandlogistik, Kundenbetreuung, hier ein Feature, da ein Feature, Aktionen müssen gestartet werden. Es ist immer viel zu tun, aber es macht auch total Spaß – ohne den ginge es nicht!

Hauptstadtmutti: Habt ihr ein gemeinsames Büro?

Carmen: Nein wir arbeiten beide an verschiedenen Orten und treffen uns zwei bis drei Mal die Woche im Lager am anderen Ende der Stadt. Als ich Natalie früher im Laden ausgeholfen habe bin ich immer nach Prenzlauer Berg gefahren, jetzt treffen wir uns im „Online-Büro“.

Natalie: Ja, und ich fahre gerne, dann komme ich mal raus aus Prenzlauer Berg und sehe andere Stadtteile unserer wundervollen Stadt.

Hauptstadtmutti: Produziert ihr auch selber Sachen?

Carmen: Nein, wir selbst nicht, aber im Laden gibt es zum Beispiel handgemachte Kissen, Rasseln und Fernsehtürme. Wir holen uns gerne Künstler und Designer aus der Region dazu, deren Sachen wir schön finden und die wir unterstützen können, ihre Arbeiten bekannt zu machen– wie zum Beispiel die Makramee-Sachen von Dellécate. Dahinter steckt eine liebe Freundin von uns, die sich ebenfalls beruflich umorientiert hat, als sie Mutter geworden ist.

Hauptstadtmutti: Der Laden gehört Natalie, der Onlineshop euch beiden. Wie trennt ihr das, auch von den Produkten?

Natalie: Das Lager ist getrennt, aber wir bestellen zusammen. Wenn wir zum Beispiel eine neue Firma entdecken ist das natürlich effizienter um Versandkosten zu sparen. Gerade wenn man z. B. Produkte aus Skandinavien oder aus Großbritannien bestellt, sind diese ganz schön hoch. So können wir im Endeffekt ein viel breiteres Sortiment anbieten, da wir auch größere Verpackungseinheiten einfach aufteilen.

Carmen: Aber buchhalterisch wird es komplett getrennt. Das Gute an der Konstellation ist: wenn mal ein Produkt online nicht so gut läuft, probieren wir, ob es im Laden besser funktioniert. Manche Dinge verkaufen sich einfach besser, wenn man sie vorher sehen und anfassen kann. Aber auch umgekehrt laufen manche Sachen besser im Onlineshop als im Laden, vielleicht auch, weil das Kaufverhalten in Berlin sich von anderen Teilen des Landes unterscheidet. Der Laden und Onlineshop ergänzen sich super.

Hauptstadtmutti: Welches Shopsystem verwendet ihr?

Carmen: Das ist eCommerce Modified. Es hat nicht ganz so viel Features wie die ganz Großen, aber wir hatten ein bestimmtes Budget zur Verfügung und dieses System, gekoppelt mit einem fähigen Programmierer war für uns die beste Wahl, um unser Vorhaben professionell umsetzen zu können. Wir finden es wichtiger, mehr in Waren zu investieren, um vielseitig anbieten zu können.

Wir haben uns bemüht, unseren Schatzinsel Onlineshop so userfreundlich wie möglich zu gestalten. Mich persönlich nervt es immer total, wenn Shops unübersichtlich gestaltet sind und man sich nicht gleich zurechtfindet. Die Seite sollte klar und gut strukturiert sein, so dass unser umfangreiches Sortiment gut präsentiert wird und der User alles findet, was er sucht. Wir haben Tage und Nächte mit dem Programmierer gesessen und getüftelt. Manchmal sind wir an die Grenzen des Shopsystems gestoßen, doch ich finde, wir haben immer eine gute Lösung gefunden. Wir sind zwar noch eine kleine Firma, aber wir möchten unser Produkte wie die „Großen“ präsentieren.

Natalie: Wir haben auch schon viel positives Feedback von Kunden bekommen. Oft haben wir Rückmeldung bekommen und die klare Struktur und das einfache Handling gelobt. Das freut uns natürlich sehr!

Hauptstadtmutti: Ich gehe mal davon aus, dass ihr einen Kredit aufgenommen habt. Hättet ihr das auch ohne eure Männer als Back-up gemacht?

Carmen: Ja, auf jeden Fall.

Natalie: Klar, es ist immer ein Risiko, eine Firma zu gründen, aber meine Erfahrung mit dem Laden und die Tatsache, dass der vorherige Onlineshop quasi ein Selbstläufer war, hat uns sehr motiviert. Die Nachfrage war da! Deswegen haben wir uns auch entschlossen, die Sache professionell anzugehen. Im Nachhinein betrachtet hätten wir das schon vor drei Jahren machen sollen, jetzt ist die Konkurrent sehr groß und mächtig.

Hauptstadtmutti: Wie viel Zeit verbringt ihr täglich mit dem Shop?

Natalie: Viel. Sehr viel (beide lachen). Es gibt so viel zu tun, es gibt kein Ende. Ich sitze oft bis nachts um 1 Uhr am Rechner. Täglich (also auch sonntags) mindestens sechs Stunden. Mein treuester Begleiter ist zur Zeit mein Laptop. Man ist immer auf der Suche nach neuen Produkten, neue Hersteller auf Messen kennenlernen, Fahrten zum Großhandel … Es gibt immer zu tun.

Hauptstadtmutti: Lässt sich der Job gut mit dem Familienleben vereinbaren?

Carmen: Ja, ich kann viel von zuhause erledigen! Die Familie darf nicht zu kurz kommen, dazu ist sie zu wichtig…und der Haushalt macht sich auch nicht allein.

Natalie: Ja, noch dazu ist es auch so schön zu beobachten, wie alles wächst, wie gut der Shop angenommen wird, wie sich immer mehr Leute zum Newsletter anmelden oder Stammkunden das zweite und dritte Mal bestellen. Und natürlich das positive Feedback.

Hauptstadtmutti: Habt ihr einen Tipp für andere Working Mums, die sich selbstständig machen möchten?

Carmen: Es ist ganz wichtig, eine Idee/einen Traum zu haben, eine Vorstellung von dem, was man gern machen möchte. Man sollte bereit sein, viel Herzblut zu investieren. Für mich war es eine enorme Erleichterung, zu zweit zu sein. Es gibt so viel zu regeln, zu organisieren und zu überlegen. Wenn man zu zweit ist, kann man sich alles aufteilen, jeder hat einen anderen Bereich, der ihm liegt, so ergänzt man sich perfekt. Natalie und ich verstehen uns einfach super und sind auf einer Wellenlänge, das ist natürlich die ideale Kombination.

Natalie: Damals, als ich den Laden gegründet habe, hatte ich mir auch überlegt, es mit einer Freundin gemeinsam zu machen. Vom Finanziellen her wäre das am Anfang zu zweit aber gar nicht gegangen als Alleinerziehende. Jetzt ist der Laden meine finanzielle Sicherheit. Den Schatzinsel Onlineshop wollte ich dann nicht mehr allein machen, das wäre mir zum einen zu viel gewesen, zum andern macht es zu zweit einfach viel mehr Spaß. Der Austausch untereinander, das fehlte mir. Ein bißchen vergleichbar mit einer Partnerschaft! Der Schatzinsel Onlineshop ist sozusagen unser gemeinsames Kind (lacht).

Hauptstadtmutti: Vielen Dank euch beiden für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit dem Laden und dem Onlineshop!

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