Franziska von Bloomy Days: „Wir müssen beim Elterngeld in anderen Modellen denken.“

Blumen machen glücklich. Das weiß niemand besser als Franziska von Hardenberg (32), Gründerin von BLOOMY DAYS. Wie sie auf die Idee kam, die Menschheit mit einem neuen Blumenversand-Konzept zu beglücken und wieso ihre kleine Tochter ihr Quell der Inspiration ist, hat sie uns im Interview verraten.

Hauptstadtmutti: Hallo Franziska, seit wann gibt es BLOOMY DAYS?

Franziska von Hardenberg: Seit 2012. Wir feiern jetzt gerade unseren fünften Geburtstag, mit ganz viel Blumen, PomPoms und drei Kilo Konfetti.

Hauptstadtmutti: Herzlichen Glückwunsch! Erzähl mal, wie hat alles begonnen?

Franziska von Hardenberg: Wir haben damals mit einer Crowdfunding-Kampagne innerhalb von 93 Minuten 100.000 Euro geraist. Das hat für Aufsehen gesorgt und war unser Kick-Start in den Erfolg, da wir dadurch natürlich viel mediale Beachtung bekommen haben. Ein Riesenglück für uns!

Hauptstadtmutti: Du hast BLOOMY DAYS allein gegründet. Was hast du davor gemacht, wie war dein Werdegang?

Franziska von Hardenberg: Ich habe Marketing und Kommunikationswissenschaften studiert und meinen Master in den USA und Ungarn gemacht. Dann habe ich zweieinhalb Jahre im klassischen Einzelhandel gearbeitet und war vor allem in der Produkt-PR und im Verkauf tätig. Ich wollte Verkaufen von der Pike auf lernen – und wie man eine Marke aufbaut. Ich halte das für extrem wichtig für alles, was man unternehmerisch tut. Direkt mit den Leuten Kontakt zu haben und zu lernen, wie man mit den Kunden umgeht, das war für mich eine extrem gute Schule. Danach bin ich zu Rocket Internet gegangen und war dort ein Jahr Head of Operations in einem Online-Designer-Outlet. Das war sehr spannend, da ich fast von Anfang an dabei war und die Prozess-Strukturen mitaufgebaut habe. Groundwork, viel learning bei doing und  ein tolles Team – das hat irre viel Spaß gemacht. Als wir dann von Zalando übernommen wurden, wurde ich dort Head of Operations. Damals war das ein verhältnismäßig kleiner Laden mit 250 Mitarbeitern – wenn man das mit heute vergleicht, ist das schon irre. Auch da habe ich extrem viel gelernt. Dann war ich noch beim Online Fashion-Shop 7trends und habe als Chefredakteurin das 7Trends-Magazin sowohl inhaltlich als auch von Vertriebsseite betreut. Das war noch mal ein sehr intensives Marketing-Projekt. So hatte ich fünfeinhalb Jahre Berufserfahrung – und dann die Idee zu BLOOMY DAYS.

Hauptstadtmutti: Wie bist du auf die Idee gekommen? So was wie Fleurop gab es ja schon lange.

Franziska von Hardenberg: Ja, der große Unterschied ist, dass wir frische Schnittblumen anbieten, keine gebundene Sträuße. Als ich bei Rocket Internet gearbeitete habe, habe ich vor oder nach der Arbeit oft Blumen gekauft und im Büro und zu Hause verteilt. Als wir dann umgezogen sind und es keinen Blumenladen mehr auf dem Weg ins Büro gab, ist mir aufgefallen, dass es online nur gebundene Sträuße gibt. Ein Strauß ist etwas, das du verschenkst, dir aber nicht selbst kaufst. Da habe ich mir gesagt: Eigentlich müsste es doch so sein, dass man diesen riesengroßen Offline-Demand online transferiert und den ganzen Markt digitalisert. 95 Prozent des Offline-Markts sind Schnittblumen, d.h. jeder von uns kauft sich einen Bund Tulpen oder Rosen. Anfangs waren wir auch sehr clean und sortenrein, mittlerweile finden wir es aber auch in der Kombination sehr schön.

Hauptstadtmutti: Was sind weitere Besonderheiten bei BLOOMY DAYS?

Franziska von Hardenberg: Unser Blumenabo. Mir ist wichtig, dass es für den Kunden most convenient ist. Ob jeden Tag oder alle zwei, drei, vier Wochen, man bekommt Blumen ins Haus geliefert, so oft man will. Und: Die Blumen sind fertig geputzt, damit man nicht mehr Stunden damit verbringt, die Dornen und den Blätterkram zu entfernen. Außerdem haben wir die komplette Supply geändert: Wir kaufen direkt auf den Auktionen in Holland ein. 80 Prozent des weltweiten Handels laufen über die drei großen Auktionen dort. Dadurch können wir ein Produkt anbieten, das viel frischer ist als im Laden, wo immer zweimal die Woche auf dem Großmarkt ein- und die alte Ware abgekauft werden muss, bevor neue gekauft wird. Wir kaufen nur die Ware ein, die wir im Shop verkauft haben. Wir haben also keine Lagerbestände, keinen Verfall an Ware und unser Kunde bekommt ein Produkte geliefert, das nicht älter als drei Tage ist. Im Blumenladen ist man da bei fünf bis sieben Tagen. Wir haben also einen völlig neuen Standard der Frische etabliert.

Hauptstadtmutti: Wo konfiguriert ihr die Sträuße?

Franziska von Hardenberg: Wir haben eine große Produktion in einer Berliner Lagerhalle, wo wir in Spitzenzeiten bis zu 280 Mitarbeiter beschäftigen. Das Kernteam ist aber nach wie vor relativ klein, wir sind 35 Leute im Büro. Aber die Produktion ist gerade im letzten Jahr noch mal sehr stark gewachsen.

Hauptstadtmutti: Nach fünf Jahren seid ihr jetzt also finanziert?

Franziska von Hardenberg: Wir streben Anfang des kommenden Jahre Profitabilität an und sind da auf einem sehr guten Weg.

Hauptstadtmutti: Woher kommt dein Unternehmergeist, kommst du aus einer Gründerfamilie?

Franziska von Hardenberg: Das ist irgendwie angeboren. Ich hatte das schon immer in mir, diesen Wunsch nach Unternehmertum, nach Handeln. Als ich vier Jahre war, war ich mit meinem Eltern im Urlaub. Während meine Geschwister am Stand spielten, habe ich Muscheln gesammelt und angemalt. Am nächsten Tag bin ich dann mit einem Körbchen am Strand entlanggelaufen und habe sie für fünf Pfennig das Stück am Strand verkauft. Mit vier! Du hast selbst Kinder in dem Alter, das ist schwer vorstellbar. Ich wäre wahrscheinlich auch schockiert, wenn das meine Tochter einfach so machen würde. Meine Eltern haben das nie gepusht, mich aber immer machen lassen. Wie cool das war, habe ich erst retrospektiv kapiert, seit ich selbst Mutter bin. Das war das größte Glück, dass ich meine Persönlichkeit so entfalten durfte. Ich hab unheimlich viel Unterstützung erfahren, aber ganz ohne Druck. Meine Eltern wären jetzt genauso glücklich, wenn ich Lehrerin geworden wäre. Mit 12 Jahren habe ich entschieden, dass ich nach Berlin und dort ein Unternehmen gründen will. Daher habe ich mich auch für ein schnelles, intensives Studium entschieden, bei dem ich in kurzer Zeit viel lernen konnte. Mir war auch nach dem Master bei jedem beruflichen Schritt klar, wofür ich es mache. Und das hat auch eigentlich ganz gut funktioniert.

Hauptstadtmutti: Das klingt sehr fokussiert und zielstrebig! Und wie sieht das jetzt mit Kind aus? Gibt es bei dir auch manchmal Tage, an denen alles drunter und drüber geht?

Franziska von Hardenberg: Ich muss schon sagen, dass das bei uns sehr gut funktioniert. Wir haben aber auch eine großartige Hilfe und schon sehr früh eine fantastische Kinderfrau für Elsa gefunden. Sie macht einen so guten Job, dass ich einfach weiß, egal was ist, ich kann beruhigt aus dem Haus gehen, Elsa ist in den allerbesten Händen. Das bietet mit die Möglichkeit, mich im Büro voll auf meinen Job zu konzentrieren. Ich bekomme immer Bilder oder ein kleines Stimmungsupdate geschickt, wenn sie Elsa aus der Kita abholt, worüber ich mich natürlich freue. Ein größeres Unternehmen zu haben, das einen sehr fordert, bringt aber die Notwendigkeit mit sich, sich fokussieren zu müssen. Wenn man permanent ein schlechtes Gewissen hat, geht man daran kaputt. Aber alles funktioniert dank unserer tollen Kinderfrau. Und in der Kita ist Elsa auch total glücklich, die Kombination ist ideal. Als unsere Kita gerade zwei Tage gestreikt hat, hat das natürlich bei allen anderen alles durcheinandergewirbelt. Ich aber weiß, dass sich unsere Kinderfrau auch den ganzen Tag um sie kümmern kann. Das ist ein großer Luxus, der mir eine unglaubliche Freiheit gibt.

Hauptstadtmutti: Möchtet ihr noch mehr Kinder?

Franziska von Hardenberg: Wir möchten noch viele Kinder. Das ist mein Wunsch, ich möchte Familie haben. Aber trotzdem habe ich eine Verantwortung meinen Mitarbeitern, Investoren und Kunden gegenüber. Ich kann mich jetzt nicht einfach von der Emotionalität leiten lassen und alles stehen und liegen lassen deswegen. Ich hatte so ein wenig Panik, weil man immer liest, wenn das Kind da ist, wird alles anders, dreht sich um 180 Grad, nichts wird klappen, wie du es geplant hast. Es ist mir ein Anliegen, dies hier richtig zu stellen: Das ist der allerletzte Quatsch! Eine Freundin hat zu mir gesagt: „Klar ändert sich vieles, aber du bist noch der gleiche Mensch.“ Das hat mir unglaublich viel Mut gemacht. Man weiß beim ersten Kind ja nicht, was auf einen zukommt. Als das Kind dann da war, dachte ich erleichtert: Ich bin noch die selbe!

Kinder sind das Beste, was einem im Leben passieren kann. Klar ist es manchmal anstrengend, aber man kann das vereinbaren, wenn man sich darauf einlässt und man auch mit einer gewissen Ratio rangeht. Meinen Gesellschaftern sage ich immer: Letztes Jahr war unser mit Abstand erfolgreichstes Jahr – obwohl es mein erstes Jahr als Mutter war! Kinder erweitern deinen Horizont noch mal so sehr und geben dir so viel. Hätte ich weitergemacht wie bisher, wäre ich vielleicht wie ein Schnellkochtopf irgendwann geplatzt. Elsa hat mir so viel Erdung gebracht und mich gezwungen, mich auch mit anderen Dingen zu beschäftigen und nicht immer nur im eigenen Saft zu schwimmen. Eine solche Erfahrung ist auch für jeden Unternehmer eine unglaubliche Bereicherung. Die wichtigsten Meilensteine habe ich erreicht, weil ich bei Spaziergängen mit Elsa etwa gesehen habe oder eine Eingebung hatte und gesagte habe, so und so machen wir das jetzt – und dann haben wir das auch umgesetzt. Ich kann nur alle ermutigen, diese Schritt zu machen. Aber man muss ihn eben mit einer gewissen Rationalität gehen. 

Hauptstadtmutti: Und welche Rolle spielt dein Mann, was arbeitet er?

Franziska von Hardenberg: Er ist Director der Strategie bei C3 und hat auch einen absoluten Fulltimejob. Das Tolle ist aber, dass er mich unglaublich unterstützt bei allem, was ich tue. Wir haben ein sehr großes Verständnis füreinander und für des anderen Wunsch nach beruflicher Erfüllung. Wir schränken uns gegenseitig nicht ein. Ich warte nicht abends mit dem Abendessen auf ihn und schreibe nervös SMS, wenn er nicht kommt. Er ist in der Agentur, kommt oft spät nach Hause. Das ist aber okay, ich habe auch abends Termine. Wir lassen uns beide diesen Freiraum. Er hat zum Beispiel auch keine Elternzeit genommen, weil er in einer intensiven Arbeitsphase war, in der er das volle Commitment liefern musste – was sich auch ausgezahlt hat. Da wäre es nie meine Erwartungshaltung gewesen zu sagen „Nur weil ich jetzt nicht kann, muss du aber“.

Unserer Tochter hat das auch nicht geschadet. Ich glaube sogar, dass es ihr gutgetan hat, von Anfang an mehrere Bezugspersonen zu haben. Wir hatten am Anfang ganz viel Hilfe von Freunden und Familie, meine Mutter war oft da, meine Schwestern haben sich gekümmert. Das hat sie auch zu dem gemacht, was sie heute ist, und sie ist ein ganz wunderbares Kind.

Hauptstadtmutti: Wie ich weiß, ist Freitag dein Elsa-Tag. Hat dein Mann auch einen?

Franziska von Hardenberg: Am Wochenende (lacht). Nein, im Ernst, er verbringt morgens immer noch eine Stunde mit ihr und bringt sie in die Kita. Diese Zeit genießen beide sehr. Ganz am Anfang, als Elsa noch ganz klein war, hab ich freitags immer von zu Hause aus gearbeitet und war nicht im Büro. Das war herrlich und hat mich auch wahnsinnig entspannt. Das ist eine ein super Sache, die ich beim nächsten Kind auch wieder so machen würde. Seit September ist Elsa nun in der Kita und ich bin freitags wieder bis 14 Uhr im Büro, hole sie dann immer von der Kita ab und wir gehen oft zu einer Mompreneurs-Krabbelgruppe. Das ist herrlich, die Kleinen spielen und wir Großen reden übers Business.

Hauptstadtmutti: Noch mal zurück zum Thema Elternzeit: Wie läuft das bei dir im Unternehmen? Findest du das gut?

Franziska von Hardenberg: Es ist unglaublich toll, dass wir die Möglichkeit haben in Deutschland. Ich weiß aber nicht, ob es insgesamt für die Wirtschaft förderlich ist, wenn fast alle Frauen mindestens ein Jahr rausgehen aus dem Job. Viele Frauen, die ich kenne, möchten auch lieber wieder früher zurück in den Beruf, aber das Problem ist eben das Geld. Hat man fulltime gearbeitet, bekommt man 60 Prozent Elterngeld und bleibt zu Hause. Fängt man in Teilzeit an, muss man eine Kinderbetreuung zahlen und kommt mit null Geld nach Hause. Und das ist das Absurde. Als Frau hat man ja immer das Gefühl, dass man für die Kinderbetreuung aufkommen muss, auch wenn der Mann sehr viel mehr Geld verdienen würde. Mir geht das jedenfalls so, ich fühle mich da verantwortlich. Insofern bin ich tatsächlich für eine Gesetzesänderung, ich bin für eine flexible zweckbezogene Nutzung des Elterngeldes. Wenn man als Frau sagt, ich bleibe sechs Monate zu Hause und fange dann wieder Teilzeit an, kann das nur funktionieren, wenn man als Frau nicht dafür bestraft wird, indem dir das Geld gekürzt wird. Das heißt: Wenn mir 20.000 Euro Elterngeld zustehen, bekomme ich die ersten 10.000 Euro in den ersten sechs Monaten für den meinen Ausfall meines Gehalts und kann von den zweiten 10.000 Euro die Kita oder Kinderbetreuung bezahlen.

Ich finde Frauen in Teilzeit super, bei BLOOMY DAYS arbeiten einige – und das supereffizient. Ich unterstütze das sehr, glaube aber, dass sich politisch etwas ändern muss. Es gibt eine sehr gute Lösung, wenn du zu Hause bleiben willst, aber nicht, wenn du arbeiten möchtest. Und das ist nicht fair. Wir müssen in anderen Modellen denken. Nur dann haben wir die Chance, den nächsten Schritt in Richtung Gleichberechtigung zu gehen. Wir Frauen machen immerhin 50 Prozent der Menschheit aus, und dass wir immer noch in diesen alten Denkmustern leben, kann doch wirklich nicht sein.

Hauptstadtmutti: Dankeschön, liebe Franziska!

Ein Blumen-Geschenk für euch

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