Mit ihrem Label Nesta’s Nest produziert Heidi (46) liebevoll handgemachte Filz-Bettchen. Wir haben mit ihr über Anfänge in New York und Hawaii, den sozialen Aspekt ihrer Arbeit und den schwer zu erobernden deutschen Markt gesprochen.
Hauptstadtmutti: Du hast Nesta’s Nest entwickelt und gebaut, als du mit deinem Sohn Nesta (heute 13) schwanger warst. Kann man es schon seitdem käuflich erwerben?
Heidi: Nein, auf dem Markt ist es erst seit fünf Jahren. Die Idee kam mir damals in New York, wo ich in einer langgezogenen Wohnung gewohnt habe. Am einen Ende war das Schlafzimmer, am anderen die Küche. Ich habe mir ein Bettchen vorgestellt, das ich mitnehmen kann, z.B. ins Bad oder auf den Balkon. Da ich aber nichts dergleichen finden konnte, was auch meinen Ansprüchen entsprach, entwarf ich dann über Weihnachten mit meinem Vater gemeinsam das erste Model. Dabei hat er sich an die neue Rolle als Opa gewöhnt und wir waren wieder – wie so oft in meiner Kindheit – in seiner Werkstatt zusammen.
Hauptstadtmutti: Was hast du in New York gemacht?
Heidi: Ich war dort als Innenarchitektin tätig, flog von dort für eine Hochzeit nach Hawaii und bin kurzentschlossen dort geblieben. Meinen zukünftigen Mann hab ich beim Trampen mitgenommen. Er war Amerikaner und auch im Urlaub. Dann sind wir dageblieben und haben am Strand gelebt, ohne Wasser, Strom und Geld, nur von der Natur. Daher war es uns auch ganz wichtig, dass das erste Bett unseres Kindes frei von Schadstoffen ist. Es sollte ganz öko sein. Und so kamen wir auf unbehandelten Wollfilz.
Hauptstadtmutti: Seit wann bist du in Berlin und was genau machst du hier?
Heidi: Als wir vor sechs Jahren nach Berlin gekommen sind, habe ich festgestellt, dass der Bedarf an Innenarchitekten nicht so groß war, wie ich das von den USA her kannte. Dafür gab es aber sehr viele Schwangere und Touristen – und da dachte ich mir: Was habe ich in meinem Werkzeugköfferchen, das ich nach Berlin mitbringe? Und da war das Bettchen. Ich hatte in New York unheimlich viel Feedback dazu bekommen und es auch ein paar Mal nachgebaut. Dann habe ich es hier noch mal überarbeitet und mich voll auf die Produktion konzentriert.
Hauptstadtmutti: Woher beziehst du die Materialien?
Heidi: Den Filz beziehe ich aus der ältesten Filzerei in Bayern. Teile des Gestells werden in einer Behindertenwerkstatt in Lobetal bei Bernau gefertigt. Mir ist wichtig, dass es auch einen sozialen Aspekt gibt. In einem nächsten Schritt sollen die Betten von alleinerziehenden Müttern genäht werden, die keine Möglichkeit haben zu arbeiten, aber Geld verdienen möchten. Da ich seit dem Tod von Nestas Vater vor drei Jahren selbst alleinerziehend bin, weiß ich, wie schwer das ist. Aber wie ich die erreiche, das weiß ich noch nicht so genau.
Hauptstadtmutti: Gerne über Hauptstadtmutti! Und die Betten sind dein Business, davon lebst du?
Heidi: Zur Zeit nicht üppig, aber ja. Ich verkaufe hauptsächlich in Amerika und Australien. Deutschland reagiert noch nicht so richtig.
„Amerikaner stehen unheimlich auf Made in Germany“
Hauptstadtmutti: Woran liegt das deiner Meinung nach?
Heidi: Ich glaube die Amerikaner stehen unglaublich auf Made in Germany – am besten handmade – und auf gute Materialien. Und auch die Australier investieren gerne in Handgemachtes, da liegt das Shipping schon bei Euro 95,00, und das Nest mit Wiegengestell und Matratze kostet zusammen 600 Euro.
Hauptstadtmutti: Aber soviel kostet in Deutschland ein Bett im hochpreisigen Segment doch auch mittlerweile.
Heidi: Ich glaube für den deutschen Markt ist es noch zu teuer. Hier gibst du den Stubenwagen deiner Kinder weiter an die Schwester oder die Nachbarin und umgekehrt. Für ein Kinderbettchen wird hier kein Geld ausgegeben. Die deutschen Muttis haben auch noch nicht so den Anspruch, dass das Kinderzimmer aussehen muss wie auf einem Blog.
Hauptstadtmutti: Aber mit Instagram ist das ja auch hierzulande stark im Kommen. Bist du auch bei Instagram?
Heidi: In den sozialen Medien bin ich noch nicht so vertreten wie ich es mir wünsche. Das ist vielleicht auch so ein Generationen-Ding. Ich bin bei Pinterest und raufe mir selbst da die Haare. Aber das kommt noch, da bin ich dran!
Der wunderschöne Makramée-Babybett-Hanger ist von Dörte Bundt von California Dreaming // Foto: Claudia Casagrande
Hauptstadtmutti: Verkaufst du hauptsächlich online oder findet man Nesta’s Nest auch in Berliner Läden?
Heidi: Es steht zurzeit exklusiv in der Petit Boutique in der Auguststraße. Ines, die Inhaberin, glaubt an das Produkt. Noch bin ich eine one woman show, produziere alleine und kann somit noch keinem Großhandelspreis standhalten. Ich verkaufe hauptsächlich online über meine Website.
Hauptstadtmutti: Entwickelst du noch weitere Produkte, hast noch mehr Ideen?
Heidi: Ja, der Gedanke aus den Restbeständen meines Materials beschäftigt mich, da stanze ich zur Zeit aus den Filzresten kleine Elefanten aus für ein Mobilé. Letztes Jahr habe ich mir Bienen angeschafft, da lag der Fokus darauf einen Bienenkorb zu bauen. Dabei kam mir die Idee, mit Wachs und Propolis eine Creme für den Babypopo zu entwickeln. Und auch mein Häuschen mit Garten bei Wandlitz ist ein Projekt. Da bin ich viel draußen und denke manchmal „Ach, ich könnte doch auch was mit Kamille oder Schafsgarbe machen“.
Hauptstadtmutti: Und wie machst du das mit der Arbeit und deinem Sohn? Er ist jetzt ja ein Teenager …
Heidi: Zum Glück bin ich total flexibel, was meine Arbeitszeiten angeht. Die letzten drei Jahre waren eine harte Zeit für uns. Jetzt habe ich ihn soweit, dass er wieder Basketball spielt und lacht und mal wo anders schläft. Und ich starte jetzt auch noch mal durch.
Hauptstadtmutti: Dabei wünschen wir dir viel Glück, liebe Heidi! Danke für das Interview.
Fotos: Nesta’s Nest