Hauptstadtmutti

Die Kolumne von Uschi Bonaparte: Die OP

Wir probieren etwas Neues. Unsere Uschi beginnt einen Text bei sich und beendet ihn hier bei Hauptstadtmutti. Heute geht es um Mariskenabtragung und Venedig. Und George Clooney. Aber lest selbst.

Ich blick aus dem Fenster, während ich meinen Zimmergenossinnen erzähle, dass George Clooney gleich mit dem Heli vorbeikommt und wir übers We nach Venedig düsen. Wir sind uns schnell einig, dass George Clooney ein Codename für heiße Typen ist und dass das bei jeder Frau ein anderer ist, aber es jeder Spaß macht, zu sagen, dass er einen gleich abholt, kurz nachdem man sich darüber ausgetauscht hat, wer getrennt ist, wer noch nicht, wer noch Hoffnung hat, wie alt die Kinder sind, weiß man da längst.

Davor hatten wir übers Frühstück philosophiert. Dass bestimmt gleich jemand fragt, wie wir die Eier wollen – gekocht, gescrambled oder gepoached. Das Mango nett wäre. Avocado. Ein bisschen Gurke – aber eine schöne. Drei Frauen, die am Tag zuvor operiert wurden, nervös waren, die Nacht zusammen verbracht haben und sich gut verstehen. Zwei davon konnten sich an eine erinnern, die im Aufwachraum nach Essen fragte. Werd das Gesicht vom Pfleger nicht vergessen, als ich panisch werde, wer jetzt wie an nen Burger für mich kommt. ‚Essen gibt’s hier nicht‘, ich am überlegen, ob ich ihm nen Schein zusteck, damit er es möglich macht, war nur kein Schein da, nur das OP-Hemd und dann schlief ich schon wieder ein. War der schön, der Dämmerungsschlaf, Gott, wollt ich, dass der länger geht.

Die Zwei dösen, ich schau sieben von acht Folgen Modern Love, guck in meine Tasche, da hatt ich mir was vorgenommen, Gesichtsmasken, Haarpflegeprodukte, die Toilette draußen, kein Bad. ‚Mach sie drauf, wann, wenn nicht jetzt‘, sagt die, die schon Oma ist. Man sieht aus wie Hannibal Lecter, aber praktisch, dass man nichts draufschmieren muss. Der Oberarzt kommt rein, guckt irritiert, zehn Studenten im Schlepptau, ich guck irritiert zurück. Er erklärt, welchen Eingriff ich hatte, bittet mich zu zeigen, wie der aktuelle Stand ist. ‚Äh, vor allen?‘ Er nickt, ohne aufzuschauen. Ein paar schauen auf meine porenreinigende Maske. Ich denke an mein frisch operiertes Poloch. ‚Danke, nein.‘

Eine Stunde später, Wundheilung abgesegnet, fahr ich mit dem Bus nach Hause und treff Mann und Kinder auf dem Spielplatz. Ein Coronafall in der Kita, meint er, sonst alles ok.

Unsere Kolumnistin kennt ihr vielleicht von Instagram, dort heißt sie Uschi Bonaparte. Sie ist Autorin, Mutter von drei Kindern und bezeichnet sich selbst als Great Lover und Awful Wife. Über Krisen, Komplexe & internationale Ehemänner schreibt sie exklusiv auf Steady.

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