Mit dem Camper durch Slowenien und Italien

So. Der Sommer ist nun wirklich rum, wir schalten die Lichtduschen auf dem Schreibtisch wieder an, tragen das erste Mal wieder Strumpfhose und Regenjacke und freuen uns auf den ersten Pumpkin Spice Latte. Genau die richtige Zeit, um den nächsten Sommerurlaub zu planen – und deshalb erzähle ich euch, welche Tour wir dieses Jahr zu Dritt mit dem Wohnmobil gemacht haben. 

Ninia LaGrande findet ihr auf Instagram unter @ninialagrande oder auf ihrer Website. Zusammen mit Nina Meyer macht sie den Podcast Zirkus Sideline.

Traumurlaub mit dem Camper?

Wenn ihr jetzt denkt, puh, Camping ist nicht das, was ich mir unter Traumurlaub so vorgestellt habe, fair enough. Aber: Ich hätte vor einigen Jahren auch nicht gedacht, dass ich mit Kind und Ende dreißig plötzlich eine begeisterte Camperin sein werde. Es macht Spaß. Das meine ich ernst. Es macht Spaß auf der Straße das Land zu entdecken, überall spontan anhalten zu können, weiterzufahren, wenn es regnet und alle paar Tage eine neue Umgebung zu finden. Auf Campingplätzen gibt es immer Spielplätze (im Ausland zumeist auch schönere als in Deutschland) und, und das ist das wichtigste, andere Kinder! Laute neue Freund*innen, mit denen das Kind am nächsten Tag schon wieder verabredet ist. Und niemand, wirklich niemand, legt Wert darauf, dass ihr geschminkt oder gestylt seid, ja, es interessiert sogar niemanden, ob ihr einen BH tragt oder nicht.

Einen Camper könnt ihr euch bei verschiedenen Anbietern leihen – das ist vor allem meine Empfehlung, wenn ihr gar keine oder nur wenig Erfahrung mit Campen habt. Ein bisschen ausprobieren, einleben, merken, was man alles vergessen hat und was man beim nächsten Mal anders machen könnte. Unser Camper ist nur 5,50 m lang, hat aber ein großes Bett hinten und ein Dachbett, das wir nachrüsten haben lassen – um nicht jeden Tag umbauen zu müssen und damit das Kind, wenn es mal älter ist, seinen eigenen Bereich „auf dem Dachboden“ hat.  So passen wir zu Dritt sehr gemütlich ins Auto und das Auto jederzeit auch an den Straßenrand.

Für unsere Sommertour durch Slowenien und Italien haben wir uns drei Wochen Zeit genommen. Drei bis vier Stunden Fahren pro Tag klappt mit unserem Kind ohne Probleme. Wenn es sein muss, auch mal sechs oder sieben Stunden, dann aber mit großer Pause am nächsten Tag. In der Regel buchen wir die Campingplätze so, dass wir auf jedem Platz mindestens zwei bis drei Nächste bleiben, um nicht ständig im Auto hocken zu müssen und genug Zeit zu haben, die Umgebung kennenzulernen.

Apropos buchen: Wenn ihr in den Ferien unterwegs seid, müsst ihr in den touristischen Gegenden tatsächlich vorher einen Stellplatz reservieren. Durch den Campingboom in den letzten Jahren ist aktuell nicht mehr viel mit spontan irgendwo unterkommen. Wir sind Mitte Juli gestartet und haben die Tour im Mai gebucht. Wichtig: In den meisten Ländern ist freistehen, also den Camper über Nacht einfach irgendwo abstellen, nicht erlaubt. Und auch in den Ländern, in denen es erlaubt ist, gibt es oft ausgewiesene Flächen. Nichts ist cool daran, trotzdem rebellisch irgendwo zu parken, weil ihr im Zweifel die Natur kaputt macht, Tiere aufscheucht.

Ich würde euch auch davon abraten, auf Autobahnparkplätzen zu übernachten, die Gefahr eines Überfalls ist in manchen Gegenden einfach zu groß. Für spontane Übernachtungsmöglichkeiten könnt ihr gut die Camping- und Stellplatzführer-App des ADAC benutzen. Der große Vorteil an richtigen Campingplätzen ist die Infrastruktur: Es gibt meist einen Spielplatz, einen kleinen Supermarkt, Hilfe von Angestellten, manchmal ein Restaurant und Infos über die Umgebung.

Slowenien und Italien im Sommer 2022

Jetzt aber zu unserem Sommer 2022: Wir sind in Hannover gestartet, haben in München bei Freunden einen kleinen Zwischenstopp gemacht und dann ging’s weiter nach Slowenien. Direkt hinter der Grenze waren wir zwei Tage im Camp Špik, ein schöner Platz, mitten in den Bergen, in denen man natürlich auch gut wandern kann. In der Umgebung findet ihr wunderschöne Wasserfälle, kleine Berghütten, in denen ihr einkehren und typisch slowenisch essen könnt und eiskalte Bergseen zur Abkühlung. 

Von dort könnt ihr wunderbar den Vršičpass fahren – wenn ihr keine Angst vor den fünfzig Haarnadelkurven und einen starken Magen habt. Die Fahrt lohnt sich und ist mit einem kleinen Camper durchaus machbar. Ganz oben habt ihr einen tollen Ausblick auf die Berge. Über den Pass geht es dann weiter ins wunderschöne Soča-Tal.

Hier standen wir einige Tage im Camp Koren in Kobarid, ein Naturcampingplatz, den wir auf Empfehlung von Julia aka Nicetohave Mag gebucht haben. Der Platz ist zwar recht eng und klein, hat aber eine Dusche mit beweglichem Duschkopf (ein Traum!) und, noch viel geiler, direkten Zugang zur Soča. So konnten wir jeden Tag im höchstens vierzehn Grad kühlen Flusswasser sitzen und uns abkühlen. Wer will, kann hier allerlei Aktivitäten machen: Bovec ist das Zentrum des Funsports in Slowenien. Zipline, Wassersport, Skydiving… hier ist alles möglich. Oder ihr schaut euch wie wir die Kirchen und Sehenswürdigkeiten der Umgebung an, ohne von irgendwelchen Bergen zu hüpfen.

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Außerdem könnt ihr direkt vom Campingplatz zu einem der bekanntesten Wasserfälle der Gegend spazieren oder einen Tagesausflug nach Tolmin machen und dort wie die Hobbits durch die Klamm wandern. Für uns ging es nach vier Tagen weiter nach Italien an die Adria, um ein paar Tage bei Cluburlaub-Feelings zu entspannen. Auf dem Weg dorthin haben wir aber selbstverständlich einen Stopp bei den Höhlen von Postojna gemacht. Mit einem kleinen Zug geht’s rein in die Tropfsteinhöhlen, durch die ihr dann etwa 1,5 Stunden durchwandert.

Ganz im Ernst: Ich habe lange in meinem Leben nicht so etwas Beeindruckendes erlebt. Auch das Kind war – vor allem von der Fahrt mit der kleinen Bahn – besonders fasziniert. Und: In den Höhlen könnt ihr lebende Grottenolme sehen, zuckersüß. (Das angrenzende Vivarium lasst ihr bitte getrost links liegen, haben wir für euch getestet.)

Kurzer Abstecher zur Burg Predjama, der größten Höhlenburg der Welt und dann ab an den Strand. Monfalcone ist die nicht schönste Stadt und Marina Julia Family Camping nicht der schönste Campingplatz, auf dem wir jemals waren, aber das Kind hatte seinen Spaß: Riesige Poollandschaft, direkter Strandzugang, viele Angebote für Kids und durchgehende Partymusikbeschallung, bei der ihr sogar mittanzen dürft (keine Sorge, gegen 24 Uhr wird die Anlage ausgemacht, höhö). Vorteil: Ihr könnt von ihr gemütlich mit Bus und Zug einen Tagesausflug nach Venedig machen und das Auto stehen lassen. Lohnt sich auf jeden Fall!

Gardasee, juchee!

Komplett entspannt geht’s weiter durch die Sonne an den Gardasee – auf dem Campingplatz Ideal Molino in San Felice del Benaco steht ihr mit Glück direkt am See, also direkt direkt. Mit Blick auf den Sonnenuntergang, romantisch! Außerdem gibt’s hier das wohl beste Campingpatz-Restaurant, in dem wir jemals gegessen haben. Klar, am Gardasee gibt’s genug zu erleben. Wir mochten die Kleinstadt Salò sehr gern – übrigens mit der besten Gelateria in ganz Italien, La Casa Del Dolce. Ich übertreibe nicht.

Zum Glück des Kindes haben wir hier auch einen Tagesausflug ins Gardaland gemacht, dem größten Freizeitpark Italiens. Nur Superlative in diesem Absatz und so hat es sich auch angefühlt.

Weiter nach Südtirol!

Hier hätten wir locker auch noch länger bleiben können, aber weiter für uns ging’s nach Südtirol – genauer zum Waldcamping Naturns. Absolute Top-Location, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene und ein super Ausgangspunkt für Ausflüge. Topptipp von mir: Höhenangst überwinden an der Aussichtsplattform Unterstell. Topptipp vom Mann: Wanderung durch die tausend Stufen Schlucht am Meraner Höhenweg. Topptipp vom Kind: die Eisenbahnwelt in Rabland.

Vom Campingplatz bringt euch das Hexentaxi rauf zu einer sehr leckeren (und etwas teureren) Gaststätte und wenn ihr vorher die Markise einfahrt, dann wird das überraschende Unwetter, das in dieser Gegend öfter mal vorkommen kann, euch nicht die Stützen verbiegen und ein Loch in den Markisenstoff drücken, wie bei uns. Halb so schlimm, das hat unsere Laune nicht verdorben. 

Fränkische Schweiz

Ganz zum Schluss haben wir einen kleinen Landvergnügen-Zwischenstopp in der fränkischen Schweiz gemacht und sind dann gut wieder zuhause angekommen. Ihr kennt Landvergnügen nicht? Absolutes Pflichtprogramm für alle Camper*innen: Mit der Plakette könnt ihr 24 Stunden kostenfrei auf allen teilnehmenden Höfen stehen (Strom und Toilettenbenutzung laufen extra und meistens gibt es tolle Hofläden, in denen ihr euch für die weitere Fahrt mit extra frischen Lebensmitteln eindecken könnt). Wir nutzen das sehr gerne für kleine Wochenendausflüge oder eben Zwischenstationen auf einer größeren Reise. Dieses Mal haben wir direkt zwischen Lamas und Ziegen gepennt.

Wir wollten seit einigen Jahren unbedingt nach Slowenien – die Natur ist dort wirklich atemberaubend. Insgesamt eine wunderschöne Strecke für Camper, die etwas länger unterwegs sein können und Kinder haben. Obacht – ihr habt danach auf jeden Fall Sehnsucht und wollt eigentlich nicht nach Hause. Auf dem Insta-Account des Mannes @grosses_rotes_auto könnt ihr noch mehr zu unserer Tour sehen. Das dürft ihr auf dieser Fahrt mit dem Camper auf keinen Fall vergessen: Vignetten, Mückenspray und ein paar Stickerhefte und Gesellschaftsspiele für den unwahrscheinlichen Fall, dass es doch mal gewittert. Gute Fahrt!