Ob es wohl schon ein Streetstyle Portrait aus Zehlendorf gab? Zumindest ab jetzt, denn wir treffen die wundervolle Caroline Rosales in der Zehlendorfer Waldsiedlung in Berlin am Schlachtensee. Zuletzt berichtete ich euch von der Sexuell Verfügbar Premiere und dass ich mich sehr auf Carolines neues Buch Die Ungelebten freue. Inzwischen habe ich es gelesen und geliebt. Bonn, 70s, Me Too in der Schlagerwelt, aber auch Elternschaft und Aufwachsen im tiefsten westdeutschen Gedankengut.
Lernen wir bitte alle von Caroline Rosales, schneiden wir uns ein großes Stück ab von ihrer Chuzpe, ihrem Witz und ihrer Unverfrorenheit, im besten Sinne. Ich bewundere sie dafür.
Was macht dich gerade glücklich?
Glück ist ein sehr großes Wort, dann aber wieder etwas so banales, ein Gefühl, dass sich so schnell wieder verflüchtigen kann. Ich glaube, Zufriedenheit finde ich besser und wenn ich mal zufrieden bin, dann hat es mit meinem Beruf als Schriftstellerin zutun. Wenn mir ein guter Text oder ein Dialog gelingt, wenn mir Leute schreiben, weil sie meine Arbeit sehen und sich darin wiederfinden oder einfach damit eine gute Zeit haben.
Was macht dich gerade wütend?
Die asoziale Kälte, die rechtskonservativen Parteien ausgeht, die vergessenen Konflikte und Kriege in dieser Welt und vor allem dass es im Deutschland immer noch frauendiskriminierende Gesetze wie den Paragraph 218 gibt. Unter denen auch meine beiden Töchter eines Tages leiden werden. Mich macht es wütend, dass Waffenlieferungen und Kriegsmaterial genehmigt wird, aber die Kindergrundsicherung platzt. Und am meisten macht es mich wütend, dass Politiker damit Wahlen gewinnen, weil die Stimmung gegen Frauen und gegen soziale Themen steht – und das Patriarchat im Gegenzug auf seine Beinfreiheit besteht.
Wo bist du gerne?
Auf Reisen, im Hotel in meiner eigenen Stadt. Mit meinen vier Kindern am Meer.
Wo bist du gerne in deiner Stadt?
Im Bostich, im Pool vom Hyatt am Potsdamer Platz, an der Fischerhütte im Sommer und im KaDeWe.
Hast du Tipps für Eltern in deiner Stadt?
Ich finde alle Tipps immer ein bisschen schwierig, weil Faktoren wie Alter und Temperament eine große Rolle spielen. Für mich hat sich mit meinem Garten hier in unserem Haus in Schlachtensee alles verändert. Und deshalb empfehle ich Gärten, egal wie groß oder klein oder gepachtet. Weil Eltern so die maximale Entspannung bekommen.
Meinen Style würde ich beschrieben als…
Parisien und eine Vorliebe für sehr große Ohrringe.
Mode ist mir wichtig, weil…
Weil es die Chance ist, sich neu zu erfinden, über sich nachzudenken und viel Spaß zu haben. Nichts entspannt mich mehr als die Beschäftigung mit Mode.
Worauf würdest du zehn Jahre sparen?
Ich spare nie.
Welches Kleidungsstück deiner Eltern hat dich geprägt?
Von meinen Eltern keins. Von meiner französischen Großmutter alle. Vor allem ihre selbstgenähten Mäntel.
Welches Kleidungsstück aus deiner Kindheit hättest du gerne noch?
Einen blauen Anorak von Yves Saint Laurent, den es in den Neunzigern eine Zeit lang bei C&A gab und der sofort ausverkauft war.
Welches Kleidungsstück aus deiner Jugend hast du noch?
Meine Miss-Sixty-Jeans. Aber ich ziehe sie nicht mehr an.
Welches Kleidungsstück hast du dir zuletzt gekauft?
Einen schwarzen Body aus Samt der Marke Undress Code.
Worin willst du begraben werden?
Ist mir egal. Hauptsache ich werde nicht vergessen.
Was geht jeden Tag?
Schreiben, Hafer-Cappuccino, Laufen, Freunde sehen, mit meinen Kindern über Szenarien nachdenken, Restaurants besuchen, Serien und Filme sehen, spät schlafen gehen.
Liebe Caroline, was hast du an?
Meine Sandalen sind von Kennel & Schmenger aus der neuen Kollektion und ich liebe sie, weil sie einen Jackie-Kennedy-Flair verleihen. Meine Jeans ist von COS, aber schon älter. Mein moosgrünes Jacket ist von A.P.C., meine Tasche von Isabel Marant. Am wichtigsten ist meine Bottega-Veneta-Schultertasche, weil dort maximal ein Handy reinpasst und ich so am liebsten aus dem Haus gehe.
Vielen Dank, liebe Caroline!
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