Ich stehe um 6:20 Uhr auf. Ich schmiere Brote. Vier Stück. Nein – fünf. Denn bei Nummer 2 gibt es heute in der Schulkantine Käsespätzle. Die findet sie – ich zitiere – „zum Kotzen“. Deswegen das extra Brot. Das Telefon klingelt. Es ist der Klassenkamerad von Nummer 1. Die ersten beiden Stunden fallen wohl aus.
Ich nehme das Handy in die Hand.
Der online Stundenplan sagt das Gleiche. Ich schaue nach, wann die spätere Bahn fährt. Nummer 3 muss sich jetzt dringend fertig machen, sonst kommt er zu spät. Er schreit mir aus dem Badezimmer entgegen, dass die Lieblings-Zahnpasta leer sei. Muss auf die Einkaufsliste. Und war nicht auch das Klopapier leer? Schnell nachschauen. Ja. Fast leer. Muss auch auf die Liste.
Ich nehme mein Handy in die Hand.
Ich tippe Klopapier auf die virtuelle Einkaufsliste, die ich mit meinem Mann teile. Apropos Mann: Ich muss mich dringend mit ihm absprechen wegen nächstem Freitag. Ich habe einen wichtigen Termin, also muss er da die beiden Kleinen von Schule und KiTa abholen. Huch. Schon so spät. Ich muss schnell Nummer 4 anziehen. Mist. Wieder drei Löcher in der Leggings. Wie zur Hölle machen das eigentlich diese Erdton-Insta-Muttis, dass ihre Kinder nicht ständig aussehen wie die Rumpelwichte?! Das Loch muss ich jedenfalls dringend nähen. Und hatte nicht auch noch die Trainingshose des großen Bruders fiese Löcher? Keine Ahnung mehr wo ich die überhaupt hingelegt habe. Oh. Apropos Trainingshose: Nummer 1 braucht doch fürs Training noch diese Bescheinigung. Ah! Und diese Einverständniserklärung für den Ausflug in den Kletterpark nächste Woche. Hatte ich die schon ausgedruckt? Ach, der Mann hat es bereits gemacht. Aber hat er auch diese 31€ für die Klassenkasse schon überwiesen? Muss ich dringend mit ihm besprechen. Wo ist er eigentlich? Bestimmt wieder auf dem Klo. Klischee olé. Ach ne, er putzt Nummer 4 die Zähne. My bad. Zähne putzen … War da nicht was?
Ich nehme mein Handy in die Hand.
Ich tippe Zahnpasta hinter Klopapier. Aber wo ist eigentlich Nummer 3? Er muss jetzt wirklich los. Nummer 1 kann ihn ja begleiten – er hat ja ausnahmsweise noch ein bisschen Zeit. Gute Idee. Findet er nach ein bisschen Überzeugungsarbeit auch. Überzeugungsarbeit bedeutet, dass er eine halbe Stunde Switch zocken darf. Ok. Das wäre geregelt. Nummer 2 hält mir noch einen Zettel hin, den ich unterschreiben muss. Ich suche einen Kuli. Ich finde nur ausgetrocknete Filzstifte. Ohne Deckel. Natürlich.
Ich nehme mein Handy in die Hand.
Ich tippe wütend HOLZstifte auf die Einkaufsliste. Die können wenigstens nicht austrocknen. Irgendwo zwischen Masken, Kaugummis und diversen „Edelsteinen“ finde ich in meiner Handtasche einen Kuli. Zettel unterschrieben, Kind kann los. Halleluja.
Wie durch ein Wunder sind dann wirklich und endlich alle Kinder weg. Ich mache mir einen Kaffee, klappe den Laptop auf und arbeite ein bisschen. Dann fällt mir ein, dass ich dringend noch die Jeans von Nummer 2 waschen muss. Sonst ist das Drama morgen groß. Ich renne runter und schmeiße die Waschmaschine an. Bei der Gelegenheit hänge ich noch die alte Wäsche ab, räume die Bettwäsche, die seit zwei Wochen auf dem Trockner liegt, in den Schrank und schleppe die trockene Wäsche ins Wohnzimmer. Ich arbeite weiter. Nach zwei Videokonferenzen ist es auch schon fast wieder Zeit, die beiden Kleinen von KiTa und Schule abzuholen.
Ich nehme mein Handy in die Hand.
Ich mache mir ein Hörbuch an und bereite dabei das Mittagessen vor. Dann hole ich schnell schnell die beiden Kleinen. Die beiden Großen kommen kurz danach nach Hause. Wir essen zusammen. Die Hausaufgaben führen zu allseits schlechter Laune. Das Einzige was dann hilft, ist rauszugehen. Also schnappe ich mir alle vier Kinder und fahre mit ihnen auf den Spielplatz. Natürlich auf den, der direkt neben dem Freiplatz liegt, damit der Große da Basketball spielen kann. Natürlich mit einem Rucksack voller Snacks. Natürlich mit Schaufel, Ball und sieben Legofiguren dabei. Man weiß ja nie, wann man die brauchen könnte.
Als endlich alle ihren Spaß zu haben scheinen, setze ich mich auf die Bank und nehme mein Handy in die Hand. Jetzt mal zehn Minuten völlig stumpf durch Instagram surfen. Meine Kinder schauen mich an und sagen:
„Mama! Guck doch mal! Mama! Kannst du nicht einmal zu uns schauen anstatt immer nur auf dein Handy?“
Ach leck mich doch.
Anna kennt ihr vielleicht von Instagram, da heißt sie @bestoftwoworlds.de und nennt sich ‚Muttersau hoch vier‘. Außerdem ist sie die eine Hälfte von @die_sonntagsmuttis. Wie schön, dass sie schon mal für Hauptstadtmutti geschrieben hat, über ihre Schultütenliebe nämlich und ansonsten lest ihr ihre Texte auf ihrem Blog. Es lohnt sich wirklich, ihr zu folgen, denn sie schreibt auch wunderschöne Instagram Captions.
Foto: Maria Schumann / @poppyknopf