Mit Caroline Rosales habe ich vor 5 Jahren ein Mutter-Karriere-Ratgeber geschrieben. Den fanden wir schon richtig gut gelungen. Jetzt hat Caro ein neues Buch veröffentlicht und ich finde es noch viel besser. Es heißt „Single Mom“ und ist gerade im Rowohlt Verlag erschienen. Und es geht nicht nur um Trennungen und verlassene Ehemänner oder verlassene Mütter, es geht um eigentlich um viel mehr. Der Titel des Buches ist fast zu wenig für den gesamten Inhalt.
In „Single Mom“ geht es um eine ganze Frauengeneration und warum sie so ist, wie sie ist. Es geht um Feminismus und um fehlende Gleichberechtigung zwischen Vätern und Müttern. Es geht um den täglichen Kampf jeder Mutter in Deutschland mit anderen Müttern. Es geht um den Staat, der irgendwie nicht für die Mütter einsteht. Es geht um Patchwork-Familien und ob das funktioniert. Aber es geht auch um ganz viel Liebe, die Mütter ihren Kindern trotzdem geben, egal wie das Drumherum aussieht. Und es geht um Freiheit, das zu tun, was man will. Achtung, es ist sehr emotional und ehrlich.
Ganz exklusiv haben wir für euch einen kleinen Ausschnitt aus dem Buch:
Single Mom – Was es wirklich heißt, alleinerziehend zu sein
Wir sind getrennt, trotzdem ist es unsere Wohnung. Warum habe ich nicht darauf bestanden, dass er seine Geschäftsreise absagt, um unsere Sachen in Kartons zu packen? Warum habe ich die Maler organisiert, übernehme die Übergabe an die Hausverwaltung, begleite den Hausmeister zum Stromablesen in den Keller?
Im Grunde ist es wie der Ruf aus der Küche, ob er schon mal den Tisch decken könne, auf den hin er zurückruft: «In fünf
Minuten.» Ihm (und das gilt wohl für viele Partner in Beziehungen) fehlte einfach der Gesamtüberblick, den er sich auf
der einen Seite nie verschafft hatte, den ich ihm aber auch zu selten gewährte.Und so hatte ich nun ein Worst-Case-Szenario erreicht: Ich organisierte und führte einen Vier-Personen-Umzug alleine durch.
Mein Handy surrte. Es war meine Mutter. Schon das Surren des Telefons klang so streng und scharf, als würde die erste Prüfung des Schicksals nahen. Am Abend zuvor hatte ich ihr gesagt, dass sie heute nicht zum Helfen kommen müsse. Ich riss mich zusammen und ging ran.
«Hallo, wie geht es dir? Ich wollte mal hören, ob du vorankommst?», fragte sie mit liebevoller Stimme.
«Ja, alles super», sagte ich. Ich wollte versuchen, freundlich zu bleiben, war aber genervt. Ich hatte schon beim Rangehen das Gefühl, dass sie mir nur wertvolle Zeit stehlen würde.
«Ich habe gerade einen großen Topf gefüllte Paprika gekocht, ich könnte ihn vorbeibringen …»
Sie gibt nie auf, dachte ich. Ihre Liebe zu mir war unerschöpflich. Und ich ging trotzdem unfair mit ihr um.
«Mama, du weißt doch, ich esse seit einer Weile schon kein Fleisch …»
«Ja, und die Kinder?», fragte sie weiter.
Sie tat mir leid. Und also gab ich nach. Auch weil ich realistisch betrachtet nun wirklich heute Abend nicht auch noch kochen konnte und es sonst nur Mirácoli gäbe mit dem Käse, der nach Kotze riecht.
«Gut, Mama. Komm vorbei», sagte ich bestimmt.
«Schön, ich mache mich in einer halben Stunde auf den Weg.» Meiner Mutter war die Freude in ihrer Stimme anzumerken. Wir legten beide erleichtert auf.
Ich setzte mich zu Max, der immer noch seine Playmobil-Piraten einsortierte. «Wollen wir Papa nächste Woche besuchen?», fragte ich ihn sanft.
«Müssen Mamas und Papas nicht zusammenwohnen?», antwortete er schlagfertig.
Die Frage kam unvermittelt, Krallen bohrten sich in mein Herz. Ich seufzte unhörbar in mich hinein.
«Nein», sagte ich fest. «Das ist Blödsinn. Weißt du, Maxi, es gibt viele Lebensformen. Manchmal wohnen Papa und Mama zusammen. Manchmal aber auch nicht und sie besuchen sich. Manche Kinder haben zwei Mamas, manche gar keinen Papa, manche zwei Papas und keine Mama.»
Max blickte nicht hoch. Ich sah seine Augen nicht, nur seine wuscheligen blonden Haare. Wahrscheinlich interessierte ihn das Thema schon wieder nicht mehr.
«Aber, ich verstehe sehr gut, dass du traurig bist», nervte ich ihn weiter. «Außerdem haben wir jetzt zwei Wohnungen, das ist doch auch cool.»
Max blickte immer noch nicht hoch. Ich streichelte seinen Rücken. «Maxi? Das wird richtig schön in unserer neuen Wohnung. Du bekommst ein Hochbett.»
Ein Lächeln huschte über seinen süßen Kindermund. Mir fiel ein Stein vom Herzen, und gleichzeitig fühlte ich mich
schlecht, ihn bestochen zu haben.Armer Max. Nicht nur, dass seine Eltern sich trennten, nein, er hing auch noch den ganzen Tag in der Bude. Am heißesten Tag des Jahres. Mit seiner neurotischen Mutter. Ich fasste mir ein Herz. Klappte gerade eh nicht, mit zwei kleinen Kindern effizient zu packen. Würde wohl eine Nachtschicht werden.
«Wollen wir in den Park gehen und ein Eis essen?», fragte ich die beiden.
«Jaaaa», schallte es zurück. Max rannte vor durch den schon leeren Flur, Lila tapste ihrem großen Bruder aus echter Ergebenheit hinterher.
«Halt», rief ich, als sie zur Tür hinauswollten.
«Mama», mahnte mich Max.
«Okay, okay, meinetwegen ohne Schuhe …», gab ich seinem Einwand statt.
Zehn Minuten später saßen wir auf einer Parkbank, und den beiden lief das Wassereis die Arme runter. Hätte ich es nicht besser gewusst, wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass heute ein ganz schöner Tag war. Ab jetzt also alleinerziehend. Tag eins als Single Mom.
(Aus: Caroline Sosales, Single Mom, Copyright © 2018 Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg.)
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