Ilka Brand von Lapàporter: „Früher war ich ohne Kind manchmal viel gestresster.“

Letzte Woche hatten wir das Vergnügen, die Modedesignerin, Ilka Brand, in ihrem Laden und Atelier im Brunnenviertel kennenzulernen. Sie hat uns einiges über sich und ihr Label Lapàporter verraten und im Anschluss haben wir auch noch ihre süße kleine Tochter Viktoria kennengelernt.

Hauptstadtmutti: Liebe Ilka, wie schön, dass wir hier sein dürfen. Erzähl uns doch einmal ein wenig was über dich!

Ilka: Hallo, ich heiße Ilka, bin 39 Jahre alt und stamme ursprünglich aus der Fahrradstadt Münster. Ich bin 2001 zum Studium nach Berlin gekommen, war nach dem Studium mal ein Jahr weg, aber mich hat es dann doch ganz schnell wieder nach Berlin gezogen. Ich habe erst ganz klassisch eine Schneiderlehre gemacht und dann Modedesign studiert. In Berlin Wedding wohne ich mit meinem langjährigen Partner und meiner kleinen Tochter Viktoria. Viki ist 1 Jahr und 7 Monate alt und geht seit ihrem ersten Geburtstag für fünf Stunden in die Kita. Da der Babypapa aus Paraguay kommt und wir unsere kleine zweisprachig erziehen möchten, geht sie in eine spanische Kita.

Hauptstadtmutti: Wie bist du eigentlich zum Leder gekommen?

Ilka: Zum Leder bin ich durch mein Erasmus-Semester in Italien gekommen. Ich habe in Mailand an einer italienischen Modeschule studiert und dort spielen Accessoires und Leder eine viel bedeutungsvollere Rolle. Accessoiredesign gab es an meiner Berliner Uni gar nicht. In Italien bin ich dann das erste Mal so richtig mit Leder in Kontakt gekommen. Dort sind wir zum Beispiel nach Bologna gefahren, wo damals noch die große Ledermesse stattfand. 2006, nach dem Studium, hatte ich dann sofort die Idee, dass ich ein Label für MacBook Ledertaschen machen möchte. Leder Laptoptaschen, die  etwas schicker sind, gab es zu dieser Zeit noch gar nicht. Da ich selber einen Mac benutze, kam ich ziemlich schnell zu Apple-Produkten. Erst hatte ich iPod-Taschen, dann Leder iPhone Hüllen und dann hat sich alles relativ verselbstständigt, so dass ich jetzt hauptsächlich auf Apple-Produkte spezialisiert bin. Ich mache aber auf Anfrage auch Lederhüllen für Smartphones von Samsung oder Leder Laptoptaschen für ThinkPads oder für Produkte anderer Hersteller.

Hauptstadtmutti: Wie sieht dein ganz normaler Tag aus?

Ilka: Wir stehen zwischen 7 und halb 8 Uhr morgens auf (kommt darauf an, wie lange wir im Bett noch so rumkuscheln (Viki ist eine große Schmusekatze, vor allem morgens). Nachdem wir dann gemütlich unseren Porridge gefrühstückt und meist zusammen geduscht oder gebadet haben, bringe ich sie um ca 9.30 Uhr in die Kita. Die Kita ist ganz in der Nähe von meinem Atelier. Das war mir auch sehr wichtig. Mein ganz normaler Arbeitstag beginnt dann ca. 9:45 Uhr mit einem leckeren Kaffee und den E-Mails. Ich gehe meine Bestellungen durch und erledige erst mal organisatorische Dinge. Dafür benötige ich ungefähr eine Stunde. Meine Tochter geht ja im Moment nur für 5 Stunden in die Kita, da bleiben mir nicht vielmehr als 4 Stunden zum konzentrierten Arbeiten, in denen ich dann größtenteils mit der Produktion beschäftigt bin. Zur Seite stehen mir hierfür immer meine tollen Praktikanten und die ein oder andere Aushilfe, je nach Auftragslage. Nebenbei versuche ich natürlich auch immer noch, neue Produkte zu entwickeln. Im Anschluss hole ich Viki wieder aus der Kita ab. Ab und zu muss ich dann noch mal kurz zurück ins Atelier, wenn ich noch was Kleines erledigen muss, aber meistens sind wir unterwegs und machen was Schönes, wie zum Beispiel die Oma besuchen oder Freunde treffen. Wenn ich sehr viel zu tun habe, fahre ich auch manchmal abends wieder in die Werkstatt, dann passt der Baby-Papa auf. Samstags ist auch immer Papa-Tag, da bin ich auch immer hier im Laden, da dieser dann regulär geöffnet ist. Falls er auch arbeiten muss, können wir sie zum Glück oft zur Oma bringen. Ich habe auch eine ganz liebe Freundin, die jetzt auch schon öfter mal samstags aufgepasst hat. Unsere Kinder sind im selben Alter und kennen sich seit sie ganz klein sind. Die haben dann einen riesiegen Spaß zusammen. Abends sitze ich dann oft noch bis spät am Laptop, nachdem Viki eingeschlafen ist.

Hauptstadtmutti: Wie bist du auf den Namen Lapàporter gekommen?

Ilka: Der Name leitet sich von Prêt-à-porter ab. Nur mit Lap, von Laptop. Ich wollte gerne einen Namen, der auch was mit Mode zu tun hat, aber eben auch mit Laptop. Lap heißt ja auch Schoß und Frauen haben oft ihre Handtaschen auf dem Schoß. Ich dachte, das passt zu einem Taschenlabel. Es ist einfach ein kleiner Fantasiename geworden.

Hauptstadtmutti: Und von wo beziehst du dein Leder?

Ilka: Ich kaufe sehr viel bei deutschen und italienischen Lieferanten ein. Die deutschen Lieferanten, von denen ich das Material beziehe, kaufen aber auch ganz viel in Italien. Für mich ist es oft einfacher von einem deutschen Lieferanten zu kaufen, denn bei den Italienern muss ich gleich eine größere Menge abnehmen, während ich bei den Deutschen eben auch weniger kaufen kann. Ab und an fahr ich auch gern selber nach Mailand und da suche ich dann nach den ganz besonderen Sachen.

Hauptstadtmutti: Welches ist dein Lieblingsprodukt?

Ilka: Mein Lieblingsprodukt ist aus meiner neusten Kollektion und hat auch ganz stark mit meinem Mutti-Sein zu tun. Es handelt sich hierbei um die iPhone Hüllen zum Umhängen. Die Idee für dieses Produkt ist entstanden als meine Tochter noch ganz klein war und ich immer soviel mit dem Kinderwagen unterwegs war, weil sie so am besten schlief. Wenn die Kleinen schlafen und man eine Runde spazieren geht, bietet es sich ja oft an, den ein oder anderen Anruf zu erledigen oder sich mal ungestört mit einer Freundin am Telefon auszutauschen. Ich fand es dann so unpraktisch, das Handy zu halten und gleichzeitig den Wagen nur mit einer Hand zu schieben. Die neue iPhone Hülle kann man sich ganz einfach umhängen und die Kopfhörer zum Telefonieren einstecken, dadurch hat man beide Hände frei und kann den Kinderwagen wieder problemlos schieben. Natürlich ist es nicht nur was für Muttis. Es ist für jeden einfach im Alltag oder im Beruf sehr praktisch. Für dieses Produkt ist dann eine Designkooperation mit meinen beiden Freundinnen von dem Label MIJUNE entstanden.

Hauptstadtmutti: Wo holst du dir deine Inspiration?

Ilka: Eigentlich, wie bei der iPhone Hülle zum umhängen, ist die Inspiration oft die Praktikabilität. Wenn ich selber merke, mir fehlt irgendeine Art von Produkt, dann versuche ich dies zu entwickeln. So sind auch die Leder Smartphone clutches und die Smartpurses entstanden. Oder mich inspiriert einfach ein tolles Material. Ich arbeite unheimlich gern mit Leder das Strukturen hat. Ich liebe klare Schnitte und nehme gern besonderes Leder, das für sich allein wirkt.

Hauptstadtmutti: Wie schaffst du es, dass Mama-Sein mit dem Business zu verbinden?

Ilka: Viki war von Anfang an oft mit im Atelier, das ist sozusagen ihr zweites zu Hause. Sie fühlt sich hier auch sehr wohl. Babywippe und Laufstall haben sehr geholfen. Tolle Mitarbeiter, die Viki sofort in Ihr Herz schließen und mal kurz aufpassen, wenn ich was Dringendes erledigen muss, sind mir eine große Hilfe. Meine Mutter hat mich im ersten Jahr unglaublich viel unterstützt, sie ist zur Geburt nach Berlin gezogen, weil ihr sowieso in Münster ein bisschen langweilig war. Als Viktoria 3 Monate alt war, musste ich in der Werkstatt für eine Woche einen Workshop für Studenten gegeben, meine Mutti, die eigentlich aufpassen sollte, wurde aber ganz plötzlich krank. Mir ist das Herz in die Hose gerutscht und ich habe mich gefragt, was ich denn jetzt mahcen soll?! Am Ende war Viki einfach mit dabei und es hat total gut geklappt. Sie kennt es also auch gar nicht anders. Jetzt ist sie natürlich in dem Alter, wo sie am liebsten draußen spielt, rumläuft und die Welt erkundet. Sie jetzt noch mit zum Arbeiten zu nehmen, geht wirklich nur für kleinere, kurze Sachen. Aber jetzt geht sie ja auch in die Kita und da ist das alles nicht mehr so problematisch.

Hauptstadtmutti: Stößt du auch mal an deine Grenzen?

Ilka: Ich muss sagen, dadurch, dass ich es so gut aufgeteilt habe, kann ich alles sehr genießen. Ich genieße es, mit Vicky zusammen zu sein, aber ich genieße es genauso, auch in der Werkstatt zu sein und arbeiten zu können. Bis jetzt habe ich immer alles gut geschafft. Aber es ist natürlich auch schon passiert, dass ich dem ein oder anderen Kunden oder einer Kundin sagen musste, dass ihre Tasche 10 Tage später kommt, weil meine Kleine krank geworden ist. Das ist natürlich nicht schön und das sind dann so Situationen, in denen ich an meine Grenzen komme, aber das passiert zum Glück eher selten. Und zum Glück habe ich tolle Kunden, die auch meist Verständnis haben.

Hauptstadtmutti: Wie lange brauchst du für die Produktion eines Produktes?

Ilka: Das kommt immer darauf an, wie kompliziert es ist. Es gibt Produkte, für die brauche ich nur eine Stunde. Für manch andere benötige ich zwei bis drei Stunden, einige mehr als einen Tag.

Hauptstadtmutti: Was hat sich für dich verändert, seit deine Tochter auf der Welt ist?

Ilka: Ich hatte früher oft 12-14-Stunden-Tage, das geht jetzt natürlich nicht mehr. Da musste ich einiges umstrukturieren. Auch die größeren Produktionen, die ich vorher gemacht habe, bei denen ich innerhalb von 10 Tagen eine große Stückzahl produzieren musste, das kann ich jetzt halt in dem Rahmen einfach nicht mehr machen. Von daher möchte ich jetzt gerne mehr Workshops anbieten, die für mich besser in den Alltag mit Kind zu integrieren sind. Ich habe das Gefühl, dass ich früher ohne Kind viel gestresster war. Jetzt sehe ich das eher so, wenn ich es heute nicht schaffe, dann mache ich es eben morgen oder muss was improvisieren. Ich versuche, gelassen zu bleiben, was natürlich auch nicht immer 100% klappt. Im Allgemeinen kann ich sagen, dass mich mein neues Leben sehr erfüllt. Viki macht mich sehr glücklich und mein Leben ist nicht mehr nur von Arbeit bestimmt und das tut verdammt,, gut.

Hauptstadtmutti: Hast du einen Tipp für Muttis, die sich selbstständig machen wollen?

Ilka: Das man genießt. Das man genießt, dass man die Freiheit hat und sich nicht vor dem Arbeitgeber rechtfertigen muss, wenn das Kind mal krank ist oder man einfach mal nicht kann. Es kommt natürlich auch oft vor, dass man abends total übermüdet noch arbeiten muss und man denkt, man kann nicht mehr. Ich lege mich dann am Wochenende auch einfach mal mittags mit ihr hin, auch wenn noch einiges zu tun ist, ausruhen muss auch mal sein. Los lassen finde ich auch sehr wichtig. Sich helfen lassen mit dem Kind und es auch mal abgeben an eine liebevolle Person. Ohne meinen tollen Babypapa, die Oma, liebe Praktikanten und Freunde die sich auch mal kümmern, würde es bei mir nicht gehen. Die Oma lebe hoch! Die darf gerne helfen und wenn sie nicht in der Stadt wohnt, dann soll sie bitte oft zu Besuch kommen.

Hauptstadtmutti: Welchen Wunsch hast du für die Zukunft?

Ilka: Ich würde die Workshops gern noch mehr ausbauen, denn das macht mir total viel Spaß. Außerdem möchte ich meinen Onlinevertrieb weiter ausbauen. Dieser ist für mich mit Kind weitaus einfacher zu bedienen, als die klassischen Wege über Messen und andere Läden zu verkaufen.

Hauptstadtmutti: Liebe Ilka, vielen lieben Dank für das lustige Interview.

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