Katja Thiede (33) und Silvia Steude (43) sind die Gründerinnen des juggleHUB, einem der drei Coworking Spaces mit Kinderbetreuung, die diesen Sommer in Berlin aufmachen. Coworking Spaces haben wie hier in Berlin ja einige, über ihre Kinderverträglichkeit haben wir schon einmal berichtet.
Elina und Theresia haben sich mit Silvia, der gebürtigen Rheinländerin aus Leverkusen, und Katja, von der Mecklenburgischen Seenplatte, getroffen, und dabei ein langes Gespräch über weibliche Gründerinnen, den perfekten Coworking Space und die Liebe geführt. Und dazu auch noch Romantik neu definiert!
Hauptstadtmutti: Erzählt doch mal, wer ihr seid und wie ihr euch gefunden und den juggleHub gegründet habt.
Katja: 2002 habe ich in Berlin das Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften begonnen und dann einige Jahre im PR Bereich gearbeitet. Da hab ich auch schnell gemerkt, dass die ganze PR Schiene gar nicht so meins ist. Man arbeitet 8h am Tag, aber man weiß nicht, was man eigentlich gemacht hat bzw. ob das, was man tut, wirklich von Bedeutung ist.
Dann bin ich irgendwann nebenher meiner eigentlichen Leidenschaft nachgegangen: freiberufliches Texten. Das fand ich dann supergut. Gerade als ich damit hauptberuflich weitermachen wollte, bin ich schwanger geworden. Ich hab mir gedacht sobald das Kind da ist, hab ich total viel Zeit und stürze mich so richtig in meine Freiberuflichkeit. Als das Kind dann da war, habe ich verstanden, dass das nicht so einfach ist. Gerade die ersten Monate war ich mitunter frustriert, weil ich gar nichts geschafft habe, nicht einmal einen Text pro Woche, geschweige denn das Buch, das ich gerne geschrieben hätte! Ich war traurig und hab gedacht mein eigenes Leben ist vorbei, ich bin jetzt nur noch die Mama und Hausfrau. Im Nachhinein betrachtet hab ich mir selber sehr viel Druck gemacht. Vielleicht dachte ich, ich muss mir was beweisen?
Da kam dann auch die Idee für diesen Ort hier. Ich hätte mir den auch gewünscht, nur um ab und zu ein paar Stunden tagsüber an meinen Texten arbeiten zu können. Damit man nicht immer die Nachtstunden damit verbringt. Also begann ich, mir Fragen zu stellen: Wie müsste so ein Ort sein? Was brauchen die Leute? Was brauchen vor allen Dingen Freiberuflerinnen? Was würde ich mir wünschen von so einem Ort?
Ich habe angefangen, an der Idee zu arbeiten und als ich eine grobe Vorstellung hatte, habe ich es bei den Mompreneurs in das Netzwerk gepostet. Ein bisschen Angst hatte ich auch, dass mir jemand „die Idee klauen würde“, vor allen Dingen, weil sie so innovativ war! (Lacht.) Silvia hat sich direkt gemeldet und wir haben uns getroffen, weil sie über eine ähnliche Idee nachgedacht hat.
Silvia: Ich bin gebürtige Rheinländerin aus Leverkusen. Nach meinem Studium der Architektur in Darmstadt habe ich acht Jahre in New York City gelebt und gearbeitet. Dort habe ich auch meine Leidenschaft für das Netzwerken und das Unternehmertum entdeckt. Jeder Mensch in New York scheint mindestens drei Sachen gleichzeitig zu tun und wenn mal was davon schiefgeht, dann rappelt man sich wieder auf und probiert das Nächste! Das hat mich wahnsinnig inspiriert und mir auch ein wenig die angeborene Angst vor dem Scheitern genommen.
Nachdem 2009, während der Wirtschaftskrise, mein Sohn geboren wurde und mein Freund und ich beide nahezu gleichzeitig unsere Jobs verloren, beschlossen wir 2010 unser Glück in Berlin zu suchen. Na ja, sagen wir mal so…aller Anfang ist schwer. Wir hatten uns das Leben hier irgendwie einfacher vorgestellt, vor allem wenn man aus den USA über den großen Teich herüberschaut, wirkt vieles besser, wie zum Beispiel das KiTa-System, etc. Unsere Erfahrung war jedoch zwiegespalten. Einerseits kostet alles viel weniger, andererseits sind die Zeiten oft nicht das was man braucht, um voll berufstätig zu sein. Außerdem stellte ich bald fest, dass die meisten Mütter gar nicht voll arbeiten (können oder wollen).
So entstand bei mir schon recht früh die Idee für einen Ort, der es Eltern ermöglicht zu arbeiten und das Kind gleichzeitig betreuen zu lassen. Da ich zu der Zeit aber noch voll im Berufsleben steckte, dauerte es ein paar Jahre bis ich soweit war die Idee auch umzusetzen. Im Frühjahr 2015 habe ich dann meinen Job an den Nagel gehängt und losgelegt. Zu meinem großen Glück bin ich dann im Mompreneurs Netzwerk auf Katjas Post gestoßen und habe ihr ganz schnell geschrieben aus Angst jemand anderes könne mir zuvorkommen! Na ja, und der Rest ist Geschichte! (Lacht).
Hauptstadtmutti: Wie schön ist es doch, dass solche Netzwerke auch etwas bewirken und dass es sich nicht nur verläuft.
Katja: Es haben sich einige Frauen gemeldet und mit Silvia hat es dann gleich harmoniert. Zunächst haben wir recherchiert und sind auf Veranstaltungen von Frauennetzwerken gegangen. Wir haben viele Informationen gesammelt, vor allen Dingen einfach dazu, wie andere das machen und was es schon gibt. Unser großes Glück war, dass ich eine Frau getroffen habe, die ein Gründungscoaching gemacht hat und mir dazu geraten hat. Zunächst durchläuft man ein viertägiges Assessment Center, wo man von Business Coaches und Experten darauf geprüft ob man eine Unternehmerpersönlichkeit ist, ob die Idee Hand und Fuß hat, ob die Zahlen alle stimmen. Man präsentiert vier Tage lang viel. Das Ganze kostet gar nichts, und wenn man das besteht, bekommt man 30 Stunden professionelles Business Coaching. Vorher noch etwas ziellos, hat es dann dadurch richtig angefangen mit Business Plan, Terminen bei der Bank und Zielgruppenanalyse. Wir haben einen Gründerkredit von der IBB bekommen und dann ging es los!
Hauptstadtmutti: Was würdet ihr anderen Gründerinnen raten?
Katja: Ich kann sehr empfehlen, sich von jemandem an die Hand nehmen zu lassen. Gerade wenn man ein Kind hat, hat man nicht immer Zeit, alles ganz detailliert zu recherchieren. Ein Coaching hilft, die wenige Zeit, die man hat, effizient zu nutzen. So ein Termin ist meistens zwei Stunden lang und man fährt hin und kann die gesamte Zeit über sein Business reden und ist nicht abgelenkt.
Ich kann auch empfehlen, im Team zu gründen. Alleine mit Kind ist schon sehr viel Arbeit, und ich hätte es nicht gepackt ohne Hilfe. Der beste Tipp ist, keine Angst davor zu haben, sich helfen zu lassen! Am Anfang war ich auch etwas skeptisch, nach dem Motto „Was wollen die mir schon beim Coaching erzählen, ich weiß doch schon alles übers Marketing“. Aber der kritische Blick von außen hat sehr geholfen.
Hauptstadtmutti: Worauf hättet ihr verzichten können?
Silvia: Wir haben unseren Plan tatsächlich recht stringent und konsequent durchgezogen. Da gab es kaum Abweichungen, jedenfalls keine selbstverschuldeten. Manchmal ist man so abhängig von anderen Leuten, das einem selbst die Hände gebunden waren. Darauf hätte ich verzichten können.
Katja: Crowdfunding haben wir dann doch nicht gemacht. Ich habe sehr großen Respekt für die Toddlers, da steckt so viel Arbeit dahinter. Mit einem so kleinen Team eine derart umfangreiche Kampagne…das hätten wir uns nicht zugetraut.
Eventuell starten wir später nochmal eine Crowdfunding-Aktion, wenn wir unseren Nutzerinnen etwas bieten möchten, was wir sonst so nicht finanzieren könnten.
Hauptstadtmutti: Hattet ihr von den anderen beiden Coworking Spaces zu dem Zeitpunkt schon etwas gehört?
Silvia: Coworking Toddler haben wir recht früh entdeckt, haben dann aber schnell gemerkt, dass das Konzept doch auch anders ist. Die machen ja eine richtige Kita mit Bürogemeinschaft. Uns war es aber wichtig, dass es ein offener Ort wird, wo es einen Austausch geben wird, Netzwerktreffen stattfinden, unterschiedliche Leute hinkommen. Der Fokus bei uns sollte stärker auf den Erwachsenen liegen. Natürlich ist uns das Kindeswohl super wichtig und wir wollen hier auch eine professionelle Kinderbetreuung anbieten, aber nichtsdestotrotz wollten wir die Eltern doch mehr in den Mittelpunkt rücken. Es ist gut, was die Toddler machen, aber unser Ansatz ist ein ganz anderer. Wir verstehen uns mehr als Coworking Space und Anlaufpunkt für Start-ups und Gründerinnen wie Betahaus, Ahoy und Co. Aber natürlich haben wir die Crowdfunding Kampagne der Toddlers verfolgt. Man lernt unglaublich viel von anderen Projekten mit ähnlicher Zielgruppe. Und wir haben die Daumen gedrückt und mitgefiebert!
Wir haben auch mitbekommen, dass sie lang gebraucht haben, bis sie eine passende Location hatten. Das ging uns leider ähnlich. Noch dazu, weil wir von der Bankzusage abhängig waren. Einige Vermieter wollten darauf nicht warten, gleichzeitig wollte die Bank den unterschriebenen Mietvertrag sehen. Das war mitunter sehr nervenaufreibend.
Im März haben wir die Zusage bekommen und ab dem Zeitpunkt waren wir auch eigentlich startklar. Wir hatten eine ganz klare Vorstellung von dem was wir wollten. Und wollten diese Räumlichkeiten auch einfach charmant aussehen zu lassen. Eine entspannte, kreative Atmosphäre war und ist uns wichtig. Viel selbstgemacht, viel secondhand. Wir sind flächenmäßig definitiv der größte der drei Coworking Spaces mit Kinderbetreuung und haben auch einen etwas anderen Fokus, da es bei uns stärker um den beruflichen Austausch geht, z.B. auf unseren Netzwerkveranstaltungen. Auch unser Raumangebot mit Workshop- und Teamräumen unterscheidet uns von den beiden anderen.
Hauptstadtmutti: Wie kam die Gründungsidee zu Hause an?
Katja: Ach, mein Freund ist das gewohnt. Ich hatte schon immer viele Ideen und war schon immer die, die nicht gerne in einer Routine verharrt und Abwechslung braucht. Er ist Lehrer und mein Rückhalt sowohl zeitlich als auch finanziell und mental. Und er ist mein größter Kritiker (neben mir selbst): er sagt immer, wenn er was nicht gut findet.
Silvia: Mein Freund ist selber unternehmerisch viel unterwegs, bei ihm gab’s gar keine Zweifel, dass ich meine Idee umsetzen soll. Im Gegenteil, manchmal war er noch stärker überzeugt als ich! Von meinen Eltern war da schon etwas mehr Skepsis zu spüren. Aber das ist sicherlich ganz normal. Aber letztendlich waren und sind sie sehr stolz auf das was wir auf die Beine gestellt haben!
Hauptstadtmutti: Habt ihr eine bestimmte Zielgruppe? Gibt es den typischen JuggleHubber?
Katja: Ursprünglich sind wir davon ausgegangen, dass hauptsächlich Mütter kommen würden. Das hat sich aber nicht ganz bestätigt. Es ist ganz interessant: wir haben fast jeden Tag Männer hier – allerdings ohne Kinder. Wenn jemand mit Kind herkommt, ist es tatsächlich fast immer die Mutter. Aber prinzipiell kann hier jeder arbeiten, mit Kind, ohne Kind, Hauptsache man lehnt Kinder nicht ab und hat eine gewisse Offenheit.
Silvia: Wir haben mit einer Service Designerin zusammengearbeitet, die sehr intensive Interviews mit der Zielgruppe geführt hat. Sie hat festgestellt, dass einer der Stresspunkte am Tag der „Ich muss jetzt in die Kita rennen“-Zeitpunkt ist. Diese Eltern könnten aber manchmal noch genau 1-2 Stunden weiter arbeiten. Man wird unkonzentriert, zerrissen, will ja auch für das Kind da sein. Hier kann man aber hinkommen, das Kind kann noch schön spielen, man ist in der Nähe und kann seine Arbeit konzentriert beenden.
Hauptstadtmutti: Wie ist das Konzept für die Kinderbetreuung?
Katja: Wir betreuen Kinder ab 8 Wochen. Hierfür haben wir erfahrene Kinderbetreuerinnen, die unsere Betreuungszeiten abdecken. Betreuungszeiten sind 9-12 und 15-18 Uhr. Dienstags und Donnerstags sind Plug’n’Play Dates, da kostet die Kinderbetreuung nur die Hälfte, sprich 15 Euro für drei Stunden. Wenn mindestens drei Kinder da sind! Der Betreuungsschlüssel ist 1:3, ab dem vierten Kind kommt also eine zweite Betreuerin dazu. Man kann hier Mittag essen, oder sich mit den Kindern im Schlafraum hinlegen. Dann aber unter Eigenregie. Da es sich um eine flexible Betreuung handelt, planen wir recht kurzfristig. Eltern sollten sich bis 16 Uhr des Vortages anmelden – so stellen wir sicher, dass genügend Betreuerinnen da sind. Wer spontan kommen möchte, ruft besser kurz vorher nochmal an.
Silvia: Gerade Kita-Kinder sollen möglichst nicht von einer Betreuung in die nächste kommen. Daher wird es nachmittags vor allem kleine Kurse geben, wie Kindertanz, Yoga oder Bastelgruppen. Wir haben auch einen kleinen Innenhof mit Sandkasten. Wenn man ein kleines schlafendes Baby hat, dann haben wir auch einen Raum, in dem man mit Baby arbeiten kann.
Hauptstadtmutti: Was ist dann der Vorteil des juggleHUB? Wieso arbeite ich dann nicht von zu Hause aus, wenn ich ein so kleines Baby habe?
Katja: Jeder tickt da anders. Manche können Home Office gut packen, auch wenn der Wäscheberg immer größer wird. Viele können das nicht. Die brauchen dieses Feeling, ich gehe jetzt in das Büro. Arbeit ist Arbeit und zu Hause ist zu Hause.
Silvia: Der andere Aspekt ist natürlich der des Austauschs. Gerade die Elternzeit ist für viele eine Zeit, in der sie sich überlegen, beruflich neue Wege zu gehen und sich selbstständig zu machen. Gleichzeitig ist die Zeit mit Baby sehr knapp. Bei uns finden Eltern Menschen, denen es ähnlich geht und die offen sind für Unterstützung und Zusammenarbeit. So können sich unsere Coworker bei Bedarf gegenseitig unter die Arme greifen, nach dem Motto: ich helfe dir mit deiner Webseite und du unterstützt mich mit Texten für mein Business.
Hauptstadtmutti: Oder auch für den Partner, der festangestellt arbeitet, und sich ein Home Office schwer vorstellen kann?
Katja: Auf jeden Fall. Die Erwartung, die an das „zu Hause sein“ geknüpft ist. Du warst doch zu Hause, warum hast du die Küche nicht sauber gemacht?
Silvia: Wir wollen auch Angebote für Unternehmen machen, die ihren Angestellten ermöglichen würden, bei uns zu arbeiten. Zum Beispiel wenn die Kita eine Woche Schließzeit hat, könnte der Arbeitgeber eine Woche Kinderbetreuung sponsern, und man muss keinen Zwangsurlaub nehmen.
Oder Arbeitnehmer, die in der Elternzeit anfangen wollen, wieder stundenweise in Projekte einzusteigen. Oder auch für Arbeitgeber, die dem Home Office kritisch gegenüber sind. Und es gibt den Trend, die eigenen Angestellten ab und zu in einen Coworking Space zu schicken, damit die auch mal aus der Tristesse des Büros raus können und andere Gesichter sehen.
Hauptstadtmutti: Stichwort Vereinbarkeit und Gleichberechtigung. Wie klappt das bei euch so?
Katja: Wir versuchen es gleichberechtigt aufzuteilen. Sowohl Haushalt als auch Kinderbetreuung. Jeder macht bei uns alles. Wir gucken von Tag zu Tag, wer welche Termine hat und wann wo sein muss, und dann entscheiden wir . Bei uns ist das größte Thema das Einkaufen. Wir geben das meiste Geld für spontanes Essengehen aus, weil wir da einfach schlecht organisiert sind.
Silvia: Da mein Partner viel geschäftlich unterwegs ist und oft auf Abruf weg muss, können wir nicht langfristig planen. Oft übernehme ich den Großteil der Aufgaben zu Hause. Wenn möglich, holt mein Freund unseren Sohn auch von der Schule ab oder übernimmt an den Abenden und Wochenenden, wenn wir im juggleHUB Veranstaltungen haben.
Hauptstadtmutti: Habt ihr einen festen Tagesablauf?
Katja: Die Kita gibt uns den Tagesablauf vor, also ja. Sie ist nah dran an unserem Zuhause in Friedrichshain, was sehr praktisch ist. Ich stehe immer vor dem Kind auf, damit ich, wenn sie wach wird, wirklich für sie da sein kann. Beim Abholen wechseln mein Freund und ich uns ab. Spätestens beim Abendbrot sind wir dann wieder zu Dritt, wenn es irgendwie geht.
Silvia: Bei mir ist es ähnlich. Wobei mein Sohn schon in die Ganztagsschule geht. Aber zum Schulende ist der Arbeitstag eben zu Ende, zumal, wenn mein Partner nicht in Berlin ist. Er reist beruflich viel. Und bei einem Sechsjährigen kommen dann andere Fixtermine hinzu wie Fußballtraining und Kindergeburtstage.
Hauptstadtmutti: Habt ihr noch besondere Tipps und Tricks?
Katja: Einfach nicht mehr so genau auf den Haushalt gucken. Entspannter werden. Ich tu mich da allerdings noch schwer mit. Am Anfang hat mich das richtig fertig gemacht, das die Wohnung nicht mehr so aussieht, wie sie einmal aussah. Ich liebe Ordnung, aber so ist das nun einmal, und bleibt wohl auch so. Gibt andere, wichtigere Sachen. Ich habe mir angewöhnt, kleinteiliger zu arbeiten und jeden Tag ein bisschen zu machen. Perfekt muss es einfach nicht mehr sein, aber das ist ein Lernprozess.
Hauptstadtmutti: Habt ihr manchmal auch noch Zeit für euch?
Katja: Nee, gar nicht. Alle Zeitfenster, die ich habe, nutze ich für den juggleHUB und seine Weiterentwicklung. Das Gute an der Selbstständigkeit ist, dass man es einfach gerne macht, zumal wenn es ein Herzensprojekt ist. Man hat förmlich das Bedürfnis, zu arbeiten. Ansonsten ist Freizeit Familienzeit. Und wenn die Großeltern kommen, dann nutzen wir die Zeit auch eher zum Schlafen, statt als Paar auszugehen. Letztens waren wir Fußballgucken und wollten um 21:30 Uhr nach Hause, weil wir so müde waren.
Romantik definiere ich eher über das Chaotische im Alltag. Wenn man sich anguckt und lachen muss, weil der Alltag wieder so absurd war, finde ich das viel romantischer als ein Candle Light Dinner. Vor kurzem haben wir ein Wellness Wochenende geschenkt bekommen! Das war in der Nebensaison, irgendwo in Meck Pomm, und alles hatte abends zu. Nach zweistündiger Suche haben wir schließlich eine olle Pizza im Hotelbett gegessen. Das war romantisch.
Das mag ich auch so an meinem Leben. Diese verrückten Momente.
Silvia: Ich versuche schon seit Wochen mal wieder zum Sport zu gehen und krieg es zeitlich einfach nicht hin. Mein Sohn fordert und verdient auch nach der Schule meine volle Aufmerksamkeit, die Wochenenden nutze ich oft um in der Wohnung ein wenig Ordnung zu schaffen und den Rest der Zeit verbringen wir, wenn möglich, als Familie und mit Freunden. Mein Freund und ich stimmen uns gut ab, wenn er denn in Berlin ist, aber Zeit für uns zu zweit bleibt leider meist nicht viel übrig. Das würden wir beide gerne mal ändern.
Hauptstadtmutti: Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Silvia: Ich würde schon gerne irgendwann von dem Projekt finanziell unabhängig sein. Und gern wieder mehr Zeit für mich, Freunde und Familie haben. Und dafür ist das Projekt ja auch da. Damit ich selbst auch meine Vereinbarkeit schaffe. Ich würde mir wünschen, dass es viel mehr Initiativen und Projekte gibt, die Vereinbarkeit fördern, damit der Druck aus dem Arbeitsleben verschwindet und die Menschen entlastet werden. Dass die Arbeit sich den Menschen anpasst und die Menschen nicht etwas hinterher laufen, was nicht zu ihrem Leben passt.
Katja: Wir versuchen mit diesem Projekt auch eine Bewegung anzustoßen, die neue und flexible Arbeitsmodelle fördert, und die den Menschen und ihren Familien gut tut. Uns in Berlin geht es aufgrund der vielen Start Ups noch ganz gut, aber alles in allem sind wir noch weit von Chancengleichheit und Vereinbarkeit entfernt.
Neben den Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene, ist aber auch jede Einzelne gefragt. Man muss zu Hause klar machen, dass der eigene Job wichtig ist, und dass man gerne arbeitet. Die Unterstützung des Partners ist so wichtig. Ich hab mal den schönen Spruch gelesen, dass die Karrieremöglichkeiten einer Frau sich an der Wahl ihres Partners entscheiden.
Hauptstadtmutti: Habt ihr noch Tipps für Berlin?
Katja: Der beste Italiener, bei uns im Kiez: Bye Bye Cavaliere. Da kann man echt entspannt mit Kindern essen gehen. Und ganz toll der Laden einer Mama von zwei Kindern, die auch ganz frisch selbstständig ist. Da gibt es selbstgemacht und secondhand, und liebevoll zusammen gestellt und günstig! Oh, und letztens waren wir im Familiengarten Eberswalde und hatten dort einen richtig entspannten Tag!
Silvia: Oh, einen Italiener habe ich auch zu bieten, wir lieben Mami Camilla in der Hufelandstraße im Bötzowviertel. Dort gibt es die beste Pizza und kinderfreundlich sind sie auch sehr. Da mein Sohn am Wochenende außer Fußballspielen nicht sehr viel Anderes im Kopf hat, findet man uns meistens im Volkspark Friedrichshain auf dem Bolzplatz. Für den nachmittäglichen Koffeinkick umgehen wir meist die langen Schlangen am Kiosk des Café Schönbrunn und holen uns unseren Kaffee im Café Bohne gegenüber vom Park. Der Besitzer ist super nett und kennt uns schon bei Namen.
Ansonsten machen wir immer gerne mal einen Ausflug in den Britzer Garten. Dort kann man wunderbar einen ganzen Tag verbringen!
Adresse: Christburger Str. 23, 10405 Berlin
Interview & Text: Elina Penner / Fotos: Theresia Koch
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Ein Kommentar zu “Katja Thiede und Silvia Steude: Wir haben unsere Vereinbarkeit einfach gegründet!”
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