Hauptstadtmutti

Quotenberlinerin: Frühlingsgefühle und Selbstliebe

Wie die Jahreszeiten, verändern sich über ein Leben auch Lustempfindung, erotisches Bedürfnis und sexuelle Verwirklichung. Die Natur bleibt auch hier ihren Zyklen treu. Wir sind zyklische Wesen. Das ist für mich und für uns als Paar in Ordnung und dennoch sehnen wir uns diesen Frühling nach Freiraum. Freiraum, den wir mit unserer gemeinsamen Verbindung füllen und erfüllen möchten. Kein Kind im Bauch, an der Brust oder im Bett. Wir haben es immer innig und schön und dennoch war ich, insbesondere ich, zu selten bei mir.

Und so liege ich hier und erträume mir meinen zweiten Frühling. Bevor ich meine Wellen und Knöpfe und Atemberaubenden Fleckchen neu kartographieren, taste ich mich alleine vor, um die mir gleichzeitig so bekannte wie fremde Landschaft zu erkunden. Habe ich Fernweh? Nein Heimweh. Eine mir unbekannte Sehnsucht mich selbst zu erforschen, zu erobern und neu lieben zu lernen. Ich bin liebesbedürftig und liebenswert.

Während der Hauptstadtfrühling, die ersten zarten Blüten gen Sonne reckt, blinzelt ein mir herzlich willkommenes Gefühl aus der Seele. Es schmunzelt mir zu, schmust und schmiegt sich an mich. Bevor ich mich versehe schwärmen meine Bauchschmetterlinge gen Süden, während der letzte Zugwind mir mein Haar aus dem Nacken weht, um meinen Hals zu liebkosen. Mit der Schneeschmelze sprießen Frühlingsgefühle und gurrende Turteltäubchen aus dem Boden wie Krokusse. Unvertraut bunt, betörend und belebend.

Diesen Frühling habe ich mir fest vorgenommen mich zu verlieben. Nie habe ich mir das süße Gezwitscher verliebter Spatzen mehr herbeigesehnt als im Frühjahr 2021. Ich verspreche mir verknallt verstrahlt durch die Gegend zu taumeln und verschmitzt lächelnd vor mich hin zu strahlen, weil nur ich das Geheimnis meiner atemberaubenden Neubelebung hüte. Amors Pfeil muss nicht weit fliegen. 

Seit einem Jahr beobachte ich sie. Ihr Flattern und Fluchen. Mit dem treuen Herz eines Pinguins und so hartnäckig wie Harz. Ihre Kraft und ihre Zuwendung sind mein neuer Maßstab. Dank ihrer Wertschätzung und Feenstaubverstreuung über Mikromomenten, beginnt meine neue Zeitrechnung. So roh und ausgefranst, so kostbar und verletzlich. Weich und standfest zugleich. Intim und leuchtend in einem. Liebend und verzweifelt und verzweifelt vor Liebe. Ja. So würde ich mich beschreiben.Könnte ich von außen auf mich blicken, könnte ich mich genau aus diesen Gründen in mich verlieben. Warum habe ich so lange darauf gewartet?

Sie hat der Welt alles gegeben und mehr

Ich habe der Welt alles gegeben und mehr. Ich habe meiner kleinen großen Welt alles bewiesen und mehr. Jetzt ist es an der Zeit mir meine Liebe zu gestehen. Mehr noch: mir mein Herz und meine Seele zu schenken. Ich möchte mich umarmen und halten, mich berühren und rühren. Ich sehne mich nach Zeit mit mir alleine. Meinen warmen, weichen, starken Körper zu streicheln und meine Knöpfe zu finden und zu bespielen. Ich mag meinen Herzschlag hören und meinen erregten Atem spüren. Nur ich kann mir diese Zeit gönnen und einräumen und so entscheide ich mich für mich.

Ich habe mich so verändert, seit ich mir das letzte Mal nah war. Ich bin weiser, älter, selbstvertrauter und in mir ruhend. Ich wurde erschüttert und missachtet, verarscht und verletzt. Jetzt wo die Frühlingssonne mich mit Abendlicht schmückt, schau ich mich an und sehe Leben. Ich schließe die Augen und spüre mich erhitzt am Lagerfeuer liegen, während ich Sternschnuppen zähle und nackt in die Mondwellen des schwarzen Sees eintauche. Fest umarmt vom kühl feuchten Element und mit einer mir fremdgewordenen und dennoch urvertrauten schwebenden Leichtigkeit. Wir sind eins. Meine Geliebte und ich, für immer und ewig ein und dieselbe: Verschmolzen und vollkommen vereint. Die Liebe zu mir selbst ist eine Liebe so ursprünglich, so natürlich, wie nur die Natur sie beschreibt. Für mich ist sie auch die Grundlage für unsere erfüllte Partnerschaft und Ehe. 

„Heute habe ich ein Geschenk für uns mein Liebling!“, hauche ich ihm ins Ohr und verschwinde im Schlafzimmer. 

Wir schlüpfen unter die Daunen und er wartet gespannt was folgt. 

„Erst müssen wir uns auf eine Frauen- oder Männerstimme einigen“, erkläre ich. 

Lass die Spiele beginnen

„Frau!“. „Mann!“, antworten wir zeitgleich und ohne mit der Wimper zu zucken. Ich: „Ok Baby. Du bist schon mal raus. Das ist heute meine Recherche also Veto: Mann!“. Wir einigen uns auf Raphael. Seine Stimme bebt sinnlich, rauchig verrucht und macht mich irgendwie, geil. 

Gemeinsam testen wir eine Audio Erotik App, die ich eine Woche lang kostenlos probehöre, um mit ihr meinen Selbstliebe Frühling einzuläuten. 

Auf dem bereitgestellten Menü der ersten audioerotischen Platform für Frauen, serviert uns Raphaels Stimme mundgerecht sinnliche Höhrhäppchen und ich verstehe schnell, warum wir es mit dem HöhrAPPchen Publikumspreis des Jahres 2020 zu tun haben. 

„Hallo Schönheit, spürst du die Spannung zwischen uns? Es gibt so viele Dinge, die ich gerne mit dir tun würde.“, raunt Raphael. Er (mein Mann, nicht Raphael) und ich kichern wie zehnjährige Zwillinge, die gerade mit Stielaugen heimlich die Bravo ihrer großen Schwester mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke wälzen. Ich: „So wird das nichts Schatz. Raphael und ich forschen kurz alleine weiter und ich ruf dich wenn’s gut wird.“. Er küsst mich innig, grinst mich mit hochgezogener Braue an und zieht Leine: „Viel Spaß euch.“. Ich liebe ihn sehr für seine Räumung meines Freiraums und höre, wie er anfängt die Spülmaschine auszuräumen, während ich die Augen schließe und, mit Raphael im Ohr, meine Hand zu den Schmetterlingen in Richtung Süden reisen lasse.

Fahrstuhl, Besenkammer und Sonnenuntergang

Bevor ich ein APP-Abo abschließe bleiben mir sieben Tage um mich mit Paul im Fahrstuhl, Emanuel in der Besenkammer oder Philippe beim Sonnenaufgang zu verwöhnen. Erotische Geschichte vs. Telefonsex, intensiv, sanft oder derb. Wie lange habe ich mich bereits nicht mehr gefragt, wie ich es liebe, was mich erregt und wovon ich Tagträume. Meine Vorliebenneuentdeckung ist (m)eine Art der Selbstliebe.

Selten habe ich mich auf ein Türklingeln so sehr gefreut, wie in den Momenten, in denen ich auf kleine Kitzlersaugpulsiervakuumwowlieferungen warte. Im Haushaltsbuch läuft die Buchung übrigens unter Selbstfürsorge/ Gesundheit und Heimpflege. Bridgerton Folge se(x)chs und chill nennt sich das. Kopfkino, Handwerk und Ahhhh. Beflügelnde Momente des Stressabbaus, mich selbst Aufbaus und dem guttuenden Bewusstsein mir etwas Gutes zu gönnen. So ist das mit der Selbstliebe. Sie erfüllt uns und (er)regt uns. Sie bringt uns zum Schmunzeln und zum Strahlen und ich lerne schnell, dass kaum etwas so beziehungsbeflügelnd ist, wie mich als erste zu befriedigen. 

Wenn ich voll bin, habe ich Kapazität zum Teilen und wenn wir teilen, darf ich teilhaben. Mein turteln mit mir, führt zu einem Schäkern mit ihm. Ist das nicht betörend? Fazit: Ladies wir gehen in die Gönnung. Gönnung einer Affäre mit uns selbst. Einer Beziehung, die uns erfüllt und einer Fülle, die vor Fülle überschwappt. Ich freue mich aufs aufblühen. Es ist an der Zeit. Findest du nicht auch?

PS: Mama, Papa und Oma lesen sicherlich mit. Ich geh aber stark davon aus, dass sie wissen, das ihre (Ur)Enkel nicht vom Storch gebracht wurden. Die Freiheit mit meiner Sexualität offen und selbstbestimmt umzugehen ist eine Freiheit, die ich liebe, lebe und erlebe und eine Freiheit, die ich meinen Töchtern für ihr späteres Leben wünsche. 

Berliner Kind: Von mir Erlebtes oder auf dem Spielplatz Gemunkeltes. Ich erlebe einiges, aber hören tue ich auch viel. Geschichten denke ich mir nicht aus, denn das Leben schreibt meine absurd skurrilen Kapitel selbst. Auf das eine oder andere hätte ich gern verzichtet (dieses insbesondere). So ist die Sache mit dem Leben und ich beschreibe was meins schreibt. Schön wenn ihr mitlest und meine Texte euch (be)rühren. 

Für mehr Linnie von Sky besucht ihren Instagram Account oder ihre Website. Dort findet ihr außerdem ihre traumhaften Kinderbücher und viele mehr! 

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