Hauptstadtmutti

Streetstyle Anne: „Ich lerne durch meine Tochter, dass alles relativ ist“

Wir treffen die Hamburgerin Anne Simone Krüger in der Nähe des Kunsthistorischen Seminars. Hier hat sie studiert und nutzt die Bibliothek weiterhin, um für Texte zu recherchieren. „Ich liebe es zwischen all den spannenden Büchern zu arbeiten und immer wieder auf Kataloge zu stoßen, die ich nicht gesucht habe, die mich aber inhaltlich fesseln und auf neue Fährten leiten“, sagt die Kunsthistorikerin, freie Autorin und Kuratorin.

Was macht dich gerade glücklich?
Meine Tochter. Es ist ein Wunder wie schnell ein kleiner Mensch lernt. Und eine Freude an ihrer Seite die Welt noch einmal neu entdecken zu dürfen. Vor allem aber lerne ich durch sie, dass alles relativ ist. Meine Doktorarbeit habe ich in der Elternzeit fertig geschrieben – die Anwesenheit eines kleinen Menschen der versorgt sein will und seine Bedürfnisse einfordert und dazu gezwungen zu sein, während der kurzen Arbeitszeiten möglichst effektiv zu sein haben mir enormen Aufwind gegeben und die meisten Schaffenskrisen und Schreibblockaden aus dem Weg geräumt.

Was macht dich gerade wütend?
Wie die Stadt Hamburg mit ihrem kreativen Potential umgeht. Insbesondere Künstler_innen werden hier sukzessive verdrängt. Atelierflächen fallen lukrativen Spekulationen zum Opfer, geförderter Raum wird zunehmend rar, kaum jemand kann sich noch adäquaten Arbeitsraum leisten. Dabei leben hier so großartige Kunstschaffende!

Hast du einen Lieblingsort mit Kind auf der Welt?
Draußen! Am besten am Meer.

Hast du einen Lieblingsort ohne Kind auf der Welt?
Museen! Als das Kind noch klein war, war es immer in der Trage dabei. Auf kleine Entdecker sind solche Orte allerdings nicht ausgerichtet – ich freue mich, wenn wir die Zeit des „Ich-will-alles-anfassen“ hinter uns haben und wieder gemeinsam Kunst anschauen können.

Hast du einen Lieblingsort mit Kind in deiner Stadt? 
Den Spielplatz im Planten un Blomen. Dort gibt es jede Menge zu entdecken und: Eine öffentliche Toilette. Wieso gibt’s die eigentlich nicht an jedem Spielplatz?! In Zürich geht das doch auch.

Hast du einen Lieblingsort ohne Kind in deiner Stadt? 
Ich liebe es im Café zu sitzen, dort in Ruhe meine Texte zu schreiben und aus dem Augenwinkel das Treiben zu beobachten. Ideal geeignet sind dafür zum Beispiel das Café May in Eimsbüttel oder das Café Johanna am Venusberg.

Als stylischer Mensch kann ich nicht leben ohne…
Meine Lederjacke!

Worauf würdest du zehn Jahre sparen?
Ein Kunstwerk in das ich mich verliebt habe. Die Wände sind zwar bereits relativ voll, aber mit der Kunst ist es wie mit guter Kleidung: Sie gehört einfach dazu. 

Welches Kleidungsstück deiner Eltern hat dich geprägt?
Mein Dad hat früher Sneaker von Adidas, Lederjacken und Sonnenbrillen getragen. Wenn ich mich so anschaue scheint das abgefärbt zu haben – auch wenn ich bei Chucks gelandet bin … 

Welches Kleidungsstück aus deiner Kindheit hättest du gerne noch?
Die bunten Achtzigerjahre Kleidchen, die meine Tante für mich als kleines Kind genäht hat. Die knalligen Farben und Stoffmuster waren einmalig.

Welches Kleidungsstück aus deiner Jugend hast du noch?
Keins. Ich habe lange gebraucht um meinen Stil zu finden und in hochwertige und langlebige Materialien zu investieren. Bis jetzt mache ich einmal im Jahr Flohmarkt und verkaufe dort, was mir nicht mehr oder doch nicht entspricht. Heute ist das anders: Ich kaufe nichts, von dem ich nicht überzeugt bin, dass wir es einige Jahre miteinander aushalten werden.

Welches Kleidungsstück hast du wahrscheinlich am Längsten?
Meine Lederjacke. Meine Mum hat sie mir vor vielen Jahren gekauft, als sie in Hamburg zu Besuch war. Mittlerweile habe ich sie mit einem bunten Patch repariert und liebe die Patina, die so ein Stück zum individuellen Objekt werden lässt. Das Teil ist ein Unikat geworden mit dem ich von Kiez-Party bis Kunstmesse schon viel gemeinsam erlebt habe.

Welches Kleidungsstück hast du dir zuletzt gekauft?
Jeans von Armedangels. Ich habe chronisch zu wenig Jeans, da es kaum ein Label gibt das Hosen in meiner Länge anbietet. Dass die bei Armedangels auch noch fair produziert sind ist mein persönlicher Zugewinn.

Was geht jeden Tag?
Jeans, Chucks und ein Kaschmirpulli – auch an kühlen Sommertagen wie heute. Gerade die etwas teureren Stücke kaufe ich dabei meist Vintage: das ist zum einen nachhaltig und ermöglicht mir zum anderen in gute Qualität zu investieren, die sonst mein Budget sprengen würde.

Was genau hast du an und was ist die Geschichte hinter deinem Outfit? 

Ich liebe es schlicht und elegant, mein Hauptaugenmerk liegt meist auf unkomplizierten Outfits die im Business und auf dem Spielplatz und vor allem auch auf dem Fahrrad funktionieren. Die Lederjacke ist ein uraltes Teil von Mango, das ich mit einem bunten Patch repariert habe. Den Kaschmirpulli habe ich glaube ich Second Hand gekauft – ich liebe das Stöbern auf Flohmärkten. Die Jeans ist von Armedangels.

Wichtig ist für mich mein Schmuck: Ich besitze nicht viel, dafür einzigartige Stücke. Der Facettenring ist ein Entwurf von Alke Missalla (@alkemissalla) ebenso der Ring in Roségold: mein Freund und ich haben in uns gegenseitig zur Geburt unserer Tochter als Zeichen der Verbundenheit geschenkt, ihr Name ist eingraviert. Der Rucksack von Rains ist mein Begleiter im Alltag, er ist wasserdicht und bietet Stauraum für Laptop, Bücher, Feuchttücher, Windeln und alles, was man als Working Mum so mit sich herumträgt…

Danke liebe Anne, und alles Gute!

Alle Fotos: ©KaiSenf 

Noch mehr Streetstyles aus Hamburg
Streetstyle Sandra: „Manchmal zu viel und gerne auch mal nichts“ Jetzt lesen.
Streetstyle Tuana: „In der Tasche muss ein Buch sein!“ Jetzt lesen.
Streetstyle Liza: „Mein Selbstbewusstsein ist viel größer geworden“ Jetzt lesen.
Streetstyle Ramona: „Ich mag es, wenn Klamotten kreischen“ Jetzt lesen.

Newsletter Abo

„Wir sind sooooooooooo up-to-date, Schätzchen.”

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von 69e388e9.sibforms.com zu laden.

Inhalt laden

Schließen