Hach ja, Pressereisen. Manchmal geht es dann auch in so wunderschöne Gegenden wie Venetien, um den neuen SUV von Opel auszuprobieren und nebenbei deren Markenbotschafterin Susan Sideropoulos und ihren Mann Jakob Shtizberg zu interviewen, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kenne. Besser gesagt als Verena von GZSZ. Susan, aufgwachsen bin ich mit dir! Jeden Abend zusammen mit den Eltern diese Serie geguckt … bis heute. Nun ja, der Crossland X fährt sich prima und der Prosecco hat auch geschmeckt. Und mit Susan und ihrem Mann Jakob zu reden hat viel zu viel Spaß gemacht. Deshalb ist auch ein, uhm, sehr ausführliches Interview dabei entstanden. Hach ja, celebrities, sie sind wie wir, müssen auch auf den Spielplatz und morgens aufstehen. Enjoy!
Hauptstadtmutti: Liebe Susan, verfolgst du Mama-Blogs?
Susan: Ich habe drei Freundinnen mit Mama-Blogs und unterstütze sie manchmal, indem ich ihre Inhalte teile. ‚Mini Menschlein‚, Leonie Lutz, eine langjährige Freundin, die auch super erfolgreich mit diesem Blog ist. Nina Bott hat die ‚Mutterrolle‚ und noch eine Freundin macht ‚Guck mal wer da schreibt’. Ich lese sie nicht super regelmäßig, nur wenn sie in meinem Newsfeed erscheinen. Aber für mich ist das nichts gewesen, selber Mama Bloggerin zu werden. Die Kinder sind nun ja auch schon groß, mit ihren sieben und fast sechs Jahren. Der Ältere ist schon in der Schule, der zweite kommt dann jetzt in die Schule.
Hauptstadtmutti: Wie war die Umstellung auf Schulkind?
Susan: Im Kindergarten kann man ja auch mal 10-15 Minuten zu spät kommen, da guckt ja keiner, wenn nicht sogar eine halbe Stunde, aber in der Schule muss man halt pünktlich sein, und das bedeutet dann auch eigentlich früher, damit das Kind in Ruhe ankommen kann und man nicht gehetzt in den Klassenraum stürmt.
Als Kinder wollten wir unter der Woche immer überhaupt nicht aufstehen und am Wochenende sind wir dann noch früher aufgewacht. Die extremste Veränderung war die Stunde früher aufstehen, die dann ja doch ganz schön viel ausmacht im Leben. Das heißt für uns, dass wir um 6:15 Uhr aufstehen, damit wir um 6:30 Uhr ansprechbereit sind. Diese 15 Minuten brauchen wir alle, um einigermaßen wach zu werden. Meistens stehen wir auch wirklich beide auf. Jakob macht oft Musik an, um die Kinder aufzuwecken, das ist eigentlich immer ganz schön, damit gute Laune schon mal in die Wohnung kommt. Ansonsten sind wir da sehr aufgeteilt, der müdere von uns beiden darf so zehn Minuten länger liegenbleiben.
Frühstück ist bei uns einfach ein Ritual, noch aus der Zeit von vor den Kindern, das uns schon immer heilig war. Ich trinke dann meinen Kaffee, die anderen frühstücken und das Zusammensitzen gehört für uns absolut dazu. Vielleicht auch weil wir es abends nicht immer schaffen zusammen zu sein.
Hauptstadtmutti: Was hat die Mutterschaft mit deinem Style gemacht?
Susan: Ich bin ein sehr pragmatischer Stylingtyp, Hauptsache bequem und dann vielleicht noch nett aussehen. Berlin ist auf jeden Fall ein Sneakerort. Oder wie man jetzt sagt: ‚Active Wear’. Alle laufen in Sportklamotten rum, ohne Sport zu machen. (lacht herzlich) Alle sehen aus, als ob sie grad vom Joggen kommen, aber keiner joggt.
Jakob: Am lustigsten finde ich ja die Männer in Anzügen auf der Friedrichstraße und Turnschuhen, weißte? Diese neonfarbenen Nikes!
Susan: Stimmt, in Hamburg ist das eher Ballerina. Früher war ich mehr so auf Latschen und FlipFlops, aber in denen kann man ja nicht laufen. War auch sehr spät mit den Sneakers bei mir. Vielleicht ist es wirklich ein Berlin-Ding.
Hauptstadtmutti: Welche Orte in Berlin besuchst du gerne mit und ohne Kind?
Susan: Gleisdreieckpark. Sobald die Sonne scheint, sind wir dort. Beide Kinder haben da Fahrradfahren gelernt und wir können interessante Menschen angucken. In Wilmersdorf gibt es das Kindercafé Wunderland, das war mit Kleinkind eigentlich immer ganz nett. Ohne Kind? Ich bin immer im Fitnessstudio Aspria, da gibt es dann Sport, Schwimmen, Wellness und da kann ich mich super entspannen, von dem ganzen Wahnsinn.
Jakob: Also dein Ort ohne Kind ist doch die Knesebeckstraße. Da ist das Fancy, da sind deine Boutiquen und Cafés. Und es gibt als Plan B auch einen tollen Spielplatz.
Susan: Ja, ok, stimmt.
Hauptstadtmutti: Was machst du jetzt eigentlich ganz offiziell beruflich?
Susan: Ich bin Schauspielerin, Moderatorin und neuerdings auch Autorin, nein, so würd ich mich noch nicht bezeichnen (Lacht). Ich bilde mich gerade fort und lese viele Bücher zum Thema Stoffentwicklung und Drehbuchschreiben, was mir total viel Spaß macht. Es liegt mir auch wirklich. Ich habe extrem viele Ideen, die ich echt gerne mal aufschreiben möchte. In den Phasen, die durchaus mal vorkommen, in denen man mal nicht dreht, nicht so absinkt. Wir als Mütter können ja fast gar nicht in so ein Loch fallen, da wir ja wirklich immer etwas zu tun haben und es auch genießen können, mal nichts zu tun zu haben.
Hauptstadtmutti: Kannst du uns zu dem Drehbuch schon etwas sagen?
Susan: Das ist wirklich noch alles in der Mache. Ich kann sagen, dass es eine Komödie ist, denn Komödien gehört mein Herz, aber ansonsten, mal gucken wo die Reise hingeht.
Hauptstadtmutti: Was ist für dich eine gute deutsche Komödie?
Susan: Der Schlussmacher – ein sehr schöner Film! Alles auf Zucker! Das war auch ein richtig guter deutscher Film. Das ist fast unangenehm, aber trotz des Berufes guckt man doch mehr amerikanische Sachen, auch Netflix, und hat kaum noch Zeit, Filme zu gucken, da man ja all diese Serien zu Ende gucken muss! Das ist doch ein bisschen schade. Im Moment gucke ich als Recherche eine ganze Liste von Komödien. Mein Thema ist auf jeden Fall Culture Clash. Das Thema hat auch etwas mit mir zu tun, deshalb möchte ich das gerne aufgreifen. International liebe ich ‚My Big Fat Greek Wedding’…in die Richtung geht auch mein Film. Die Franzosen machen aber auch bombastische Culture Clash Filme! ‚Monsieur Claude und seine Töchter’ ist echt ein super Film.
Andere Länder sind da einfach ein bisschen mutiger! Was die Deutschen können sind ja die ernsten Filme, die Dramen. Das haben wir schon oft gesehen, aber das wollen wir ja auch nicht immer wieder sehen. Die Deutschen können Komödien auch sehr wohl, aber ich glaube, dass manchmal der Mut fehlt und Zurückhaltung überwiegt. Viele sagen ‚Nur jüdische Leute dürfen jüdische Filme schreiben’. Na gut! Wenn das so ist… (Lacht). Dann sollte ich das vielleicht mal in Angriff nehmen!
Hauptstadtmutti: Welche Serien guckt ihr zu zweit?
Susan: Eine nach der anderen. Ich gucke die Mädchenserien alleine und dann immer noch eine gemeinsame zusätzlich. Wie man hört, schnappt das viel Zeit. Wir haben uns nach ein bisschen Sträuben vor ein paar Monaten dann gesagt, ok, wir gucken dann jetzt auch mal Game of Thrones. Zu der Serie muss ich aber sagen, dass sie mir streckenweise einfach zu grausam und traurig ist. Wir sind nun auch fast auf dem aktuellen Stand…
Hauptstadtmutti: Das muss man auch erst einmal schaffen, wenn man erst seit ein paar Monaten guckt!
Susan: Die Serie geht echt an die Substanz, weil sie wirklich sehr deprimierend ist.
Hauptstadtmutti: Naja, vor allen Dingen wenn man fünf Staffeln am Stück in wenigen Monaten guckt!
Susan: Das stimmt, wir mussten auch Pausen einlegen. Manchmal konnte ich dann mal nicht einschlafen und dachte mir, jetzt so einen Disney Film, das wärs. Aber da müssen wir jetzt durch und jetzt gucken wir das auch zu Ende.
Hauptstadtmutti: Also ihr würdet dann auch nicht abbrechen?
Beide: DOCH!
Jakob: Haben wir auch schon gemacht. Wenn es wirklich gar nicht mehr geht.
Susan: Manchmal auch zu früh. Aber dann ist unsere Zeit doch zu knapp und wir sagen, nö, dann fangen wir lieber eine neue an. Dadurch, dass wir acht Staffeln 24 gesehen haben, finden wir auch keine Serie mehr so gut. Die haben den Maßstab zu hoch gesetzt, vom Tempo her kommt da ja keiner mit. Aber diese Serien sind einfach ein Riesenspaß. Ich finde die Deutschen wagen sich da jetzt auch mal langsam heran. Jakob war ‚Wanted‘ zu langsam erzählt, der ist ausgestiegen, ich habe es ganz geguckt. Von der Mache und Qualität ist es für eine deutsche Serie wahnsinnig gut, aber nicht innovativ oder überraschend genug, auch wenn Matthias das super gemacht hat.
Jakob: Aber es war nichts, was vorher noch nicht da war.
Susan: Die Besetzung ist tipitopi, Alexandra Maria Lara liebe ich seit eh und je.
Hauptstadtmutti: Welche Mädchenserien guckst du denn dann?
Susan: Ich habe alle Staffeln Desperate Housewives gesehen, noch im Fernsehen aktiv, jeden Mittwochabend. Gilmore Girls nicht, aber dafür Girls! Hab ich auch noch nicht zu Ende geguckt, also keine Spoiler bitte. Suits oder Vampires Diaries. Und Gossip Girl. Ich gucke ja auch wahnsinnig gerne diese Teenie Sendungen. Pretty Little Liars hat mein Leben zerstört weil ich so besessen war, dass ich das Haus nicht mehr verlassen habe. Es dreht sich ja immer im Kreis und ich gucke es immer noch, obwohl es nur noch absurd ist. Weißt du schon wer A ist?
Hauptstadtmutti: Ja, naja, also wie man das halt wissen kann. Das mit der Trans Geschichte habe ich schon gesehen.
Susan: Du meinst 13 Reasons Why.
Hauptstadtmutti: Nee, ich meine definitiv Pretty Little Liars.
Susan: Dann bist du weiter als ich!
Hauptstadtmutti: Oh Gott! Nein! Spoiler!
Susan: Wird sich eh noch einmal alles verändern.
Hauptstadtmutti: Hattet ihr schon einmal den Fall wo einer von beiden heimlich eine Folge weiter geguckt hat?
Susan: Wir hatten schon einmal den Fall, wo Jakob einfach eine ganze Serie ohne mich geguckt hat!
Hauptstadtmutti: WAS? Welche?
(Jakob lacht dreckig charmant.)
Susan: Breaking Bad. Von daher nicht ganz so schlimm.
Jakob: Ich verreise zweimal im Jahr alleine oder mit einem Freund. Wenn ein Freund mitkommt, dann gucken wir in dieser Zeit einfach eine ganze Serie durch. Wir verreisen nicht, um auszugehen oder Städte anzugucken, sondern wir fahren nach Tel Aviv oder Mallorca um Wellness und Erholung zu genießen. Strand, Massagen, Yoga und Meditation tagsüber und abends und nachts Staffeln und Staffeln von Serien.
Hauptstadtmutti: Susan, kriegst du dann auch mal Urlaub alleine?
Susan: Bei uns ist das anders ausgeglichen. Dadurch, dass ich durch die Arbeit viel unterwegs bin, bin ich ja oft weg und dort habe ich dann ja auch oft mal den Luxus, dass ich ausschlafen kann oder auch, ich mein, hallo, wo sind wir hier? Hätte ich jetzt noch einen Tag für mich alleine hier, dann wäre das die perfekte Erholung. Mir reicht dann echt eine Stunde in der Sauna, eine Runde schwimmen oder fünf Minuten in der Sonne, und ich habe das Gefühl, ich war im Urlaub. Das ist dann das Plus an dem Beruf und das hat Jakob ja gar nicht. Er muss manchmal wochen- oder monatelang für die Kinder zu Hause einspringen. Um das dann auszugleichen, finde ich es total wichtig, dass er einmal im Jahr die Kraft auch wieder auftankt.
Hauptstadtmutti:Pausen sind wichtig, für beide.
Susan: Ganz genau. Nach zwei Tagen Wellness habe ich echt das Gefühl, ich bin ein neuer Mensch. Manchmal kommt einem das ja so vor wie ein Macht-Ding: ‚Nee ich mach mehr…nee ich mach mehr’ und der ganzen Blödsinn. Der Klassiker ist ja der Mann kommt nach Hause und behauptet, er hätte den ganzen Tag gearbeitet und muss sich jetzt erst einmal ausruhen. (lacht) Und die Frau saß den ganzen Tag mit dem Kind da und freut sich einfach nur, dass der Mann kommt und dir dieses Kind für zwei Stunden abnimmt. Dieses Gespräch hören wir soooooo oft. ‚Wer macht mehr zu Hause? Ist die Arbeit anstrengender?’
Jakob: Das ist einfach vollkommen lächerlich.
Susan: Er sagt immer, komm, erzähl mal…
Jakob: Dadurch, dass ich ja auch die ersten eineinhalb Jahre der Kinderbetreuung übernommen habe, habe ich die Kinder wirklich mit großgezogen und ich habe immer wieder ganz klar meinem ganzen Freundeskreis gesagt: ‚Jungs, ehrlich, ich geh lieber 18h am Tag arbeiten, auf der Baustelle, anstatt diesen Job hier zu machen.‘
Das sind 24h, es ist der härteste Job der Welt, soviel Verantwortung könnt ihr gar nicht tragen, oder kann dir ein Unternehmen gar nicht geben. Du kannst ja dieses Kind, gerade wenn es anfängt zu laufen, nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Diese Instinkte, die da wahr werden, wenn man Eltern wird, sind unglaublich. Deine Instinkte wollen, dass du dieses Kind beschützt. Das kostet unglaublich viel Energie, und das merkt man am Ende des Tages, denn man ist total müde, obwohl man ‚nur zu Hause gesessen hat’.
Susan: Und dann würd‘ ich diesen Leuten immer sagen, man muss sich über dieses Thema gar nicht streiten. Jeder Job ist hart, aber man hat sich dafür entschieden. Ein Wochenende hat zwei Tage und jeder kriegt einen Tag ausschlafen. Das ist doch schon mal ein Anfang.
Jakob: Ich finde das so faszinierend manchmal. Ich kann mich gut an die Zeit erinnern, als wir unser erstes Kind und der gesamte Freundeskreis auch Babys bekommen hat. Die Muttis haben wirklich reihum gesagt, sie schaffen es nicht, sich die Zähne zu putzen, aber man hat sich so gedacht: ‚Aber das Kind schläft doch 23h am Tag? Warum kannst du dir nicht die Zähne putzen? Du kannst doch machen was du willst! Du kannst das Haus verlassen, wiederkommen, das Baby würde immer noch schlafen.’ Aber wenn man das einmal erlebt hat, dann weiß man das.
Susan: Naja, aber das ist auch eine Einstellungssache und das ist sehr extrem, was du da sagst. So haben wir es auch nie empfunden.
Jakob: Es gibt Tage!
Susan: Ja, es gibt Tage, das stimmt schon.
Jakob: Manchmal stehst du morgens auf, findest ein Chaos vor, und verbringst Stunden damit, es zu beseitigen. Es sammeln sich immer diese Dinge: Windeln sind alle, also musst du los, und alles schluckt Zeit, und du guckst auf die Uhr und es ist schon wieder 15 Uhr, man ist seit 6 Uhr auf den Beinen und hat noch nichts gegessen.
Hauptstadtmutti: Habt ihr das Gefühl, dass dieses ‚den Kopf immer beim Kind haben’ besser wird, wenn die Kinder älter werden?
Jakob: Auf jeden Fall. Es wird alles nur noch schöner. Man denkt immer, man muss das alles genießen, weil es nie wieder so schön wird.
Susan: Das ist aber auch so. Jede Etappe ist für sich wunderschön und es wird irgendwie leichter, aber auch schwerer. Wir hören immer den gleichen Spruch: ‚Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen.’ Und wir so, okay? Man denkt immer, das Schlimmste ist das Stillen, das Schlimmste sind die Nächte…
Wir haben einen Freundeskreis mit einer Million Kindern, also sind im Urlaub oder auf dem Spielplatz alle Altersgruppen dabei. Ich guck mir manchmal die Babys an und denke, das war schon eine tolle Zeit, als sie so ganz klein waren und man ’nur‘ damit beschäftigt war zu spazieren und im Café zu sitzen. Jetzt muss man denen ja was ‚bieten’.
Ich kann mit denen nicht mehr machen, was ich will, ich muss nur noch machen, was die wollen. Das ist anstrengender heute. Auf der anderen Seite haben wir jetzt schon im Urlaub fast nichts mehr mit unseren Kindern zu tun. Wir liegen am Pool, die können beide schwimmen, die wollen rutschen, und springen, und laufen, und wir sind auch sehr entspannt, was loslassen angeht. Wir haben zwei Jungs, das heißt die dürfen sich auch zu zweit bewegen. Das wollen wir auch, die sollen ja auch Verantwortung übernehmen und sie benehmen sich auch ganz anders wenn man ihnen Verantwortung übergibt. Wir sehen kleinere Kinder am Pool und denken uns: ‚Oh Gott sei Dank sind unsere schon groß‘.
Hauptstadtmutti: Also gibt es kein drittes Kind?
Susan: Ich hab immer gesagt, nicht älter als 35, aber wenn man dann so alt ist, fühlt man sich ja gar nicht anders wie gedacht. Ich bin jetzt 36, fühle mich genauso wie mit 25 und es ist so lustig, weil das Alter sich in unserer Generation heute so verändert. Ich spreche heute mit Frauen Mitte 40, die mir sagen, ich habe ja noch Zeit, und so habe ich einfach nie gedacht, aber so ist es ja. Manche Freundinnen kriegen mit Ende 30 ihre ersten Kinder! Deshalb mache ich mir da keinen Stress mehr, wenn wir in zwei Jahren denken, ach das passt jetzt doch noch einmal gut in unser Leben, dann soll es so sein.
Hauptstadtmutti: Ist das ein Berlin Ding oder siehst du das allgemein in Deutschland, dass die Leute immer später Kinder kriegen?
Susan: Allgemein. Wir sind in einem jüdischen und russischen Freundeskreis, da bekommt man es vorgelebt, dass man eigentlich mit 20 das erste Kind haben sollte. Selbst da hat sich diese Annahme verändert, vielleicht nicht zu Ende 30, aber immerhin zu Anfang 30. Das hat sich gebessert, und das hat sich verändert.
Eine Sache haben wir ja als Gesellschaft zum Glück verstanden, nämlich, dass die Frauen heute nun wissen, dass sie ihr Leben für sich leben müssen, bevor sie so ein großes Stück von sich abgeben und dann der Familie widmen. Denn trotz Gleichberechtigung und allen anderen gesellschaftlichen Errungenschaften sehen Frauen es immer noch so an, als ob sie viel mehr aufgeben müssen für die Familie. Falls man sich trennt, ist es ja zu 90% so, dass das Kind bei der Mutter bleibt.
Und natürlich auch instinktiv! Ich glaube, dass die Instinkte bei Müttern noch viel krasser ausgeprägt sind. Dass sie sich eigentlich kaum erlauben können, verkatert zu sein, und sich ums Kind kümmern zu müssen. Unterbewusst haben Frauen sicherlich das Gefühl, dass sie sich nicht richtig fallen lassen können, wenn sie in dem Moment Verantwortung haben. Das ist das Wundervolle an unserer Gesellschaft, dass man sich diese Zeit zum Reisen, Erleben und Experimentieren nehmen kann, bis man ankommt und erwachsen werden kann. Früher konnte man das nicht. Da lief mit 30 die biologische Uhr und dann musste man zusehen, wo man landete.
Hauptstadtmutti: Ihr seid bestimmt viel unterwegs. Nehmt ihr die Kinder mit?
Jakob: Wir reisen unglaublich viel mit den Kindern. Das haben wir schon vor den Kindern gemacht, und diesen Luxus haben wir uns auch nicht nehmen lassen. Eigentlich ist jedes Kind innerhalb von wenigen Wochen nach der Geburt mit in den Urlaub geflogen.
Wir haben uns auch genau das anhören müssen, was sich alle Eltern anhören müssen: Reist jetzt ganz viel, schlaft jetzt ganz viel, das ist dann vorbei. Das stimmt alles überhaupt nicht, man kann alles machen, es ist nur eine Frage des Managements. Natürlich hat es auch sehr viel damit zu tun, was für ein Kind du hast. Mit einem Schreikind oder einem Allergiker kann man sicherlich nicht so einfach reisen.
Die Frage ist doch: Wie reagiert man als Mensch, als Partner auf schwierige Situationen? Wenn das Kind da ist, ist das eine riesige Belastung für die Beziehung. Auch für die Psyche. Wenn man einen Job hat, in dem man eine sehr hohe Konzentration braucht, dann ist die Energie mit einem Neugeborenen erst einmal durcheinander gebracht.
Aber wir haben das alles super hingekriegt und gerade die Zeit mit unserem ersten Kind war einfach magisch. Es hat auch eher eine gewisse Ruhe als Action gebracht. Davor hat man unbewusst immer die Action gesucht: ‚Komm, mir ist langweilig, lass uns rausgehen, lass uns tanzen gehen.’ Wenn aber das Baby in seinem Bettchen liegt und schaukelt, dann genießt man einfach diese Ruhe, die magischen Momente und weiß, das Leben ist jetzt total lebenswert geworden, weil man lernt zu genießen und weil man erkennt, dass da noch jemand ist, der ist viel wichtiger als andere, was davor da war, und auch als man selbst.
Man muss auf einmal auf so viele Dinge achten und vorbereitet sein. Mülltrennung! Weniger Auto fahren! Nicht mehr so verschwenderisch sein! Man hat die Verantwortung, ihm etwas Vernünftiges zu hinterlassen und seine ganze Welt nicht zu zerstören. Davor war einem ja alles egal.
Hauptstadtmutti: Gestern bei der Fahrprobe hat meine Fahrkollegin zu mir gesagt: „Fahr ruhig langsam, wir sind beide Mütter.“ Da hab ich kurz Gänsehaut gehabt.
Jakob: Als meine Frau schwanger war, hat ein Arbeitskollege von mir etwas zu mir gesagt, als er erfuhr, dass ich Vater werde…also das werde ich nie vergessen. „Bald wirst du erfahren, was wahre Liebe ist. Alles das, was du denkst, was Liebe ist, zu deiner Mutter, zu deiner Frau, ist nichts dagegen. Alles was davor war, war eine Verbindung, eine Beziehung, aber deinem Kind gegenüber empfindest du wahre, bedingungslose Liebe.“
Hauptstadtmutti: Pipi inne Augen. Sofort.
(An dieser Stelle klärt mit Jakob, in welcher Mannschaft ihre Jungs heute auf dem Fußballturnier spielen werden. Beide checken ihre WhatsApp Gruppen, und sind in dem Moment erst einmal Eltern, die das Wochenende organisieren müssen. Auch unter der Sonne Italiens verschwinden Alltags-Orga-Dinge nicht einfach so.)
Hauptstadtmutti: Kennt ihr Orna Donath? Die israelische Sozialwissenschaftlerin, die die #regrettingmotherhood Diskussion ins Rollen gebracht hat?
Jakob: Ich finde das voll interessant, und wir diskutieren wirklich alle Thematiken durch, die es zum Thema Eltern und Familie so gibt. Große Frage für uns ist immer: Wie können Menschen ohne Kinder leben? Gerade Frauen. Dass Männer das können, ist klar, die haben diesen biologischen Instinkt nicht. Naja, vielleicht ihren Samen zu streuen, aber nicht, sich zu vermehren.
Susan: Ich finde, dass das sehr schwierig ist und für mein Empfinden falsch, daraus eine Debatte zu machen und das überhaupt in Frage zu stellen. Man diskutiert etwas, was man nicht ändern kann und bringt so unfassbar viel negative Energie rein. Ich finde das auch gefährlich, weil es Menschen motiviert, über diesen Gedanken nachzudenken. Wir wissen doch alle, wenn man einmal anfängt zu suchen, dann findet man auch etwas und das finde ich einfach falsch.
Hauptstadtmutti: Was auch interessant ist zu dem Thema, ist das Buch ‚Plötzlich Rabenmutter’, das ich gerade lese. In dem Buch beschreibt die Autorin, wie sie die Familie verlassen hat und nun das Wechselmodell mit dem Vater der Kinder lebt. Glaubt ihr, dass es für Frauen schwieriger ist, zu sagen, ‚Ich will diese Art von Familienleben nicht mehr’?
Susan: Da ist eine gesellschaftliche und moralische Schwierigkeit, die dahinter steckt. Definitiv hat man es als Frau schwerer als ein Mann, die Familie zu verlassen. Das ist ja wie mit allen Sachen: Sei es eine Affäre, erfolgreich im Beruf sein, oder die klassische Aufteilung umzudrehen, wie bei uns. Und bei uns ging es da nicht um Mann oder Frau, sondern wer arbeitet wie. Ich war in diesem Beruf schon vor den Kindern. Ich kann es mir nicht aussuchen, und bin einfach mal länger weg. Wir mussten die Vereinbarkeit für uns neu definieren.
Hauptstadtmutti: Ihr habt ja eine Partnerschaft mit Opel, also lass uns auch ein bisschen über Autos sprechen. Wie macht ihr das?
Susan: Wir hatten eigentlich immer zwei Autos, denn als ich noch täglich nach Potsdam zum Drehen musste, ging es ja gar nicht anders. Dann hatten wir dieses unglaublich lustige und traumatische Erlebnis, als uns in einer Nacht beide Autos geklaut worden sind und wir ohne irgendein Auto dastanden. Dann beschlossen wir, nur noch ein Auto zu haben, denn ich musste nicht mehr nach Potsdam, Jakob stieg aufs Fahrrad um, weil sein Büro nun näher dran war, und es gibt ja auch umweltfreundliche und praktische Carsharing Angebote in Berlin. Die Partnerschaft mit Opel ist sehr praktisch. Der Mokka ist einfach mega gut, weil er soviel kombiniert. Da ist genug Platz für die Kinder und alles, was Kinder so mitbringen, und trotzdem ist der voll klein! Beste Kombination, die man haben kann, in Berlin.
Hauptstadtmutti: Ihr seid ja eine vielreisende Familie. Habt ihr noch Tipps und Tricks, wie man Kinder bei längeren Autofahrten bei Laune hält?
Susan: Unterhaltungsprogram. Sprich: Hörspiele und solange wir in Berlin sind: Radio Teddy. Ich liebe diesen Sender auch.
Jakob: Den gibt’s in ganz Deutschland.
Susan: Echt? Also ich höre diesen Sender auch ohne Kinder. Erst einmal werden da alle meine deutschsprachigen Lieder, die ich so mag, gespielt. Ich höre ja fast nur deutschsprachige Musik. Und außerdem: Die besten Tipps und Tricks für Eltern von Eltern überhaupt! Da wirst du so viel Spaß mit haben, wenn du das hörst, glaub mir.
Jakob: Für verschiedene Altersklassen, von Zahnschmerzen, bis Hausaufgaben, die Rebellionsphase, Trotzphase, alles.
Susan: Super Kinderquizze! Ohne Radio Teddy ist Autofahren echt nur halb so spaßig. Ansonsten ganz klassisch: Fahren, wenn die Kinder schlafen würden. Das heißt mittags oder abends.
Jakob: Im Auto schlafen sie ja auch immer länger! Wenn Kinder normalerweise eine Stunde Mittagsschlaf machen, dann sind es im Auto auf einmal zwei bis drei.
Susan: Autofahrspiele gehen auch immer. Farben zählen, Ich packe meinen Koffer, Liederraten. Das heißt einer summt, und die anderen müssen raten, welches Lied das ist. Und wenn alles nicht mehr geht, kommt das Tablet. Das ist dann aber wirklich Plan B und es funktioniert auch überhaupt nicht mehr so gut wie am Anfang weil…
Beide: …denen immer schlecht wird beim Gucken.
Hauptstadtmutti: Was funktioniert bei euch am Besten: Bahn, Auto oder Flugzeug?
Susan: Flugzeug! Unsere Kinder sind Flugjunkies, total, wie Mutti und Vati.
Jakob: Auch als wir letztes Jahr nach Thailand geflogen sind, und das waren insgesamt 16h, haben die das mit Bravour gemeistert. Die lieben diese Bildschirme, die sie selbst bedienen können. Zehn Stunden am Stück hat er auf dieses Ding geuckt!
Susan: Er hat auch geschlafen.
Jakob: Vielleicht anderthalb Stunden.
Susan: Naaaajaaaaa.
Jakob: Doch, doch. Auf dem Hinflug hat der Größere durchgehend geschlafen, und auf dem Rückflug beide.
Hauptstadtmutti: Glaubt ihr, dass das so gut klappt, weil ihr sie von Anfang an immer mitgenommen habt?
Susan: Wahrscheinlich. Aber auch im Flugzeug waren wir immer gut vorbereitet. Stillen und trinken zum Druckausgleich ist sehr wichtig. Eigene Kinder stören einen ja nie, andere Kinder stören wie Hölle. Wenn dann so ein Kind über drei Jahre alt schreit, dann versteht ich das nicht ganz. Beim Reisen ist bei uns auch alles erlaubt: Lollies, Kekse, Schokolade, Unterhaltung. Man sollte die doch einfach alles versuchen sie ruhig zustellen, weil man auch eine Verantwortung gegenüber den anderen Reisenden hat.
Hauptstadtmutti: Bei mir ist das genau andersrum: Mein eigenes Kind stört mich, andere Kinder können so viel schreien wie sie wollen, Hauptsache meins schreit nicht.
Jakob: Es ist nur meine Meinung, und ich möchte niemandem was aufdrängen, aber das Tablet hat auch eine große pädagogische Bedeutung, denn man kann auch so viel lernen damit!
Susan: Ja, aber in Maßen.
Jakob: Jaja, alles in Maßen. Aber weißt du noch, dieses Ampelmännchen Spiel? Jedenfalls, als unser Kind in den Kindergarten kam, kannte er alle Verkehrsregeln und ist bei rot immer stehen geblieben. Die Kindergärtnerin war ganz fasziniert. Das kann das nicht ersetzen, dass man mit den Kindern übt und draußen lernt, aber es hilft. Wir haben ja auch den Fluch mit Jungs, die einfach überall hinrennen und immer nur träumen. Jungs sind Träumer.
Susan: Nicht Träumer! Übermutige Raser! Mädchen sind doch genauso Träumer. Alle Kinder sind Träumer.
Hauptstadtmutti: Sag mal Jakob, wie findest du eigentlich Väterfreunde?
Jakob: Väter sind ja auf Spielplätzen in der Minderheit, deshalb ist man sich immer gleich sympathisch. Man nickt sich zu und lacht: ‚Du bist auch am Arsch, wie ich, ne?’ Ich hab das Gefühl, dass die Väter immer viel entspannter sind als die Muttis auf dem Spielplatz. Mein Kind zum Beispiel, der kleine Rebell, klettert die Rutsche grundsätzlich von unten nach oben hoch. Der Klassiker. Und dann gibt es die Mütter, die sofort voll krass auf die Barrikaden gehen, weil ihr Kind rutschen will und seit 30 Sekunden warten muss. Mein Kind baut aber immer gerne eine Brücke mit seinen Beinen, damit das andere Kind da durchrutschen kann. Das finden eigentlich immer alle Kinder total toll, nur die Mütter nicht. Meiner Erfahrung nach, wenn das ein Vater ist, dessen Kind da oben runterrutschen will, dann steht der erst gar nicht von der Bank auf sondern ruft seinem Kind zu, dass es einfach runterrutschen soll. Wir nicken uns zu, uns juckt es beide nicht und die Kinder spielen miteinander.
Hauptstadtmutti: Können Mütter also noch was von den lockeren Vätern lernen?
Jakob: Das ist schwierig. Dadurch, dass Mütter ja meistens viel mehr Zeit mit den Kindern verbringen, erleben sie auch ganz andere Situationen und sehen Gefahren, wo schon einmal etwas ähnliches erlebt wurde. Vielleicht gehen viele Väter etwas lockerer mit den Kindern um, weil sie weniger Erfahrung haben. Wenn überhaupt, dann vielleicht etwas von der väterlichen Gelassenheit abgucken. Was ich beobachtet habe, sind Mütter sehr kopfgesteuert, während in der Hinsicht Männer mehr auf ihr Bauchgefühl vertrauen.
Frauen sitzen auf dem Spielplatz und sind schon drei Tage voraus im Kopf. Heute noch das, morgen noch das und sie scheinen immer an alles gleichzeitig zu denken. Dann kann man verstehen, dass Mütter erst einmal aggressiv auf manche Situationen reagieren, die dann dazwischen kommen. Während der Vater da sitzt und schon im Feierabendmodus ist und sich denkt, geil, ich hab meine Häkchen gemacht. Ich war mit dem Kind draußen, check, wenn ich nach Hause komme, kriege ich eine Umarmung und wenn meine Mutter anruft, wird sie so stolz auf mich sein, weil ich ein so fantastischer Papa bin. Gut, dass sie nicht weiß, dass ich gestern saufen war mit meinen Freunden.
Männer klopfen sich gerne selber auf die Schulter, weil sie denken, dass sie viel mehr machen als andere Väter. Was vollkommen lächerlich ist.
Liebe Susan, wir freuen uns auf deinen Film! Danke für das Gespräch und eure entspannte Art. Es war unglaublich schön, euch kennengelernt zu haben. Viel Glück für’s nächste Fußballturnier!