Anna vom Blog My (Mami) Generation lebt mit ihrer Familie in Barcelona, würde aber gerne mal mit der ganzen Bande Berlin erkunden. Wer also Lust auf einen Wohnungstausch hat oder einfach nur eine bisschen Barcelona-Luft schnuppern möchte – bitteschön, das ist für euch:
Es ist Oktober und wir tragen immer noch T-shirts. Über das Wetter können wir uns in Barcelona nicht beschweren. Zusammen mit meinem Freund António und unseren zwei Kleinen Tomás (2 Jahre) und Thea (10 Monate) leben wir im Stadtviertel Gràcia und genießen hier das ambiente de barrio*. Ich bin halb Spanierin, halb Deutsche, António ist Portugiese, allerdings in der Schweiz geboren, und unsere zwei Kinder kamen in Barcelona auf die Welt. Soweit ich weiß, können Tomás und Thea mal drei Nationalitäten haben! Aber darüber muss ich mich noch richtig informieren. Erst würde ich mal gerne zwei Stunden an einem Stück schlafen.
Zur Zeit ist es etwas anstrengend, weil Thea zahnt. António und ich sind “Zombie-Eltern”, wie ich uns gerne nenne. Jedoch glauben wir, dass Thea zurzeit nicht nur wegen der Zähne nicht gut schläft, sondern auch wegen dem Beginn der guardería, die spanische Kita. Tomás und Thea besuchen eine staatliche guardería. Sie ist super ausgestattet und kostet, mitsamt Mittagessen, pro Kind 290 Euro im Monat. Nicht gerade billig! Sie ist von 8-17 Uhr geöffnet, bietet aber gegen Extrabezahlung auch Betreuung bis 19 Uhr Uhr an. Ab drei Jahren wir dann die staatliche Kinderbetreuung etwas günstiger: Ohne Mittagessen kostet es 250 Euro im Jahr (Schulmaterial inbegriffen).
Aber wieder zurück zu unserer guardería: Um Thea bei der Einführungsphase zu begleiten, habe ich meinen unbezahlten Erziehungsurlaub verlängert. In Spanien hat man 16 Wochen Mutterschaftsurlaub. Diese Zeit fand ich zu kurz, weil ich Thea auch immer noch stille, und habe mich deshalb, nach langen Überlegen, für eine gemeinsame Zeit mit ihr entschlossen. 41% der Frauen in Spanien, die in keinem Arbeitsverhältnis stehen (angestellt oder selbstständig) machen es, um sich ihren Kindern zu widmen (Statistiken über Mütter in Spanien habe ich hier gelesen). Jetzt ist Thea bald 11 Monate alt und langsam denke ich daran, an meinen Arbeitsplatz im Büro zurückzukehren. Man muss bedenken, dass hier in Spanien nur vier Monate Mutterschaftsurlaub vergütet werden und eine Verlängerung natürlich auch eine finanzielle Frage ist.
Aber ich wollte ja über die guardería schreiben: Dort wird Katalan gesprochen. Das heißt, dass Tomás und Thea viersprachig aufwachsen. Mama und Oma sprechen auf Deutsch, Papa Portugiesisch, Opa auf Spanisch und auf der Straße ein Mischmasch aus Katalan und Spanisch. Gracia ist sehr muktikulti, deshalb könnten wir Englisch auch noch dazurechnen. Man sagt, dass mehrsprachige Kinder später sprechen, sich dann aber genauso gut ausdrücken können wie einsprachige Kinder. Mal sehen, wie es sich bei unseren Kindern entwickelt. Im Moment macht Tomás kurze Sätze, die er mit Worten aus den vier Sprachen bildet. Dank seiner Gesten macht er sich auch gut verständlich.
Nach der Kita gehen Tomás, Thea und ich gerne auf den Spielplatz. Die Spielplätze in Gracia sind zwar gut ausgerüstet, aber es fehlt an Grünanlagen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist man jedoch in einer halben Stunde im Montjuïc oder im Ciutadella Park. Ganz in unserer Nähe ist auch der bekannte Parque Güell. Trotz dem wenigen Grün können und wollen wir uns aber nicht beschweren, da wir das ganze Jahr über das Leben draußen an der Luft genießen können. Im Sommer ist es oft etwas zu heiß und wir brauchen für den Heimweg noch eine schöne, kühle horchata*. Der Papa aus Oporto findet horchata und gazpacho* nicht so toll, aber liebt andere typisch spanische und katalanische Spezialitäten. Wir gehen gerne essen, jetzt mit den Kinder ist das allerdings etwas komplizierter. Wie überall auf der Welt! Es macht einfach nicht so viel Spaß mit den Kleinen ins Restaurant zu gehen. Dann lieber zu Hause kochen und gemeinsam Papas Delikatessen zu kosten. António kocht sehr gerne und weiß immer über neue, interessante Lokale Bescheid. Dank Freunden und Familie, die sich fürs Babysitting zu Verfügung stellen, sind wir schon ein paar Mal alleine Essen gegangen. Dass fremde Personen auf meine Kinder aufpassen, damit kann ich mich noch nicht anfreunden. Aber dass kommt noch, hoffentlich! Alles zu seiner Zeit.
Mein Freund und ich besuchen gerne das Stadtteil Sant Antoni. António hat dort, zusammen mit zwei Kollegen, einen Vintage-Möbelladen. El Recibidor wurde vor fünf Jahren eröffnet, noch vor dem Sant Antoni Boom. Langsam verwandelte sich der barrio* zu einem Hype. Viele neue Restaurants und Bars haben sich in den letzten Jahren dort niedergelassen, und am Wochenende ist es schwierig unter den vielen modernen Menschen einen Platz zu finden. Kaffee und Kuchen essen wir gerne im Cometa oder im Tarannà, Tapas, vermut oder carajillo im immer vollen Calders. Und zum Shoppen empfehle ich den kleinen Trait Store, wo mir mein Liebster vor kurzem einen schicken Rucksack für den Alltag gekauft hat. Brauchte ich umbedingt für den Transport von Windeln, Babytüchern, Babyflaschen etc.
Auch Gràcia wird immer beliebter. Unserer kleiner Bezirk, der wie ein Dorf in der Stadt ist, zieht zur Festa Major die Massen an. Dann sind die Straßen kunterbunt dekoriert und überall wird getanzt, gegessen und es finden Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene statt. In den 80er-Jahren war Gràcia eher ein günstiges Stadtviertel, das Punks, Studenten und Künstler anzog. Dadurch eröffneten auch viele Bars, Restaurants und Geschäfte und seit langem zählt Gràcia nun zu einen der attraktivsten Stadtteile Barcelonas. Man könnte es auch als sehr family friendly beschreiben, da viele der Straßen Fußgängerzonen sind und man leicht mit Kindern durch das “Dorf” spazieren kann. Eigentlich ist es wunderschön hier. Wie gesagt, es fehlt nur ein wenig Grün.
Wer hat Lust auf einen Wohnungstausch Berlin – Barcelona?
Und da es bei uns so schön ist, wollte ich euch Hauptstadtmuttis Folgendes vorschlagen: Neben Barcelona liebe ich auch Berlin. Wir würden gerne mit er ganzen Familie einen Wohnungstausch für eine Woche machen. Ein Barcelona – Berlin Family Exchange! Über uns kann ich noch sagen, dass wir beide Graphikdesign studiert haben, aber letztendlich beruflich anderweitig tätig sind. Wie zuvor erwähnt, ist António im Vintage-Business und ich bin Headbooker in einer Schauspiel-Model-Agentur (spontan auch mal Dj mit meiner Kollegin unter dem Namen Siamiss dj’s). Den Austausch würden wir gerne für eine Wochen machen Uns gefällt Berlin zu jeder Zeit. 🙂 Da ich seit ein paar Monaten meinen eigenen Blog My (Mami) Generation habe (auf Spanisch), würde ich über den Austausch gerne schreiben. Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in unser Leben in Barcelona geben und beantworte gerne eure Fragen. Wir freuen uns auf euch! Adeu!*
* Ein paar Vokabeln:
barrio: Viertel, Stadtteil
guardería: Kita
gazpacho: kalte Tomatensuppe
horchata: Erfrischungsgetränk aus Erdmandeln, das aus der Region Valencia stammt
tapas: kennt glaube ich jeder. Trotzdem: kleine Appetithäppchen
vermut: Wermut
carajillo: spanisches alkoholisches Espresso-Mischgetränk, meistens mit Rum
adeu: Auf Wiedersehen auf Katalanisch
Text & Fotos: Anna Vicén
Und hier könnt ihr noch mehr lesen: Wiebke und ihre Familie wohnt in Brasilien und Nina in Schweden.