„Ich will mich nicht komplett am aktuellen Geschmack orientieren“


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Vor acht Jahren ist Evelyn (33) von Mönchengladbach in die Hauptstadt gezogen, und seit zwei Jahren schneidert sie für ihr Kindermodelabel Mira &Evelyn „Handgemachtes aus Berlin“. Das wichtigste Kriterium dabei: Çan (5) und Mira (3) müssen mit den Entwürfen einverstanden sein.  Ein Gespräch über Business im Wachstum, übersättigte Kunden und die magischen Kräfte von Candy Crush.

Evelyn: Ich habe bei einer Schuhproduktion in  Brandenburg gearbeitet und da die Schnittentwicklung und Qualitätskontrolle gemacht. Als mein Großer nach der Elternzeit in die Kita kam, bin ich nochmal drei Monate zurück in den Job gegangen. Aber das war immer eine Autofahrt von mehr als einer Stunde, das habe ich mit Kleinkind nicht mehr geschafft. Ich hatte Mira & Evelyn schon während der Elternzeit gegründet, und seitdem Mira vor zwei Jahren in die Kita kam, arbeite ich intensiv an dem Label.

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HSM: Beziehst du deine Kinder in deine Designs mit ein?

Evelyn: Ja, sie sind meine Models und Testpersonen. Daher wächst das Label auch mit ihnen mit. Anfangs hatte ich nur Babysachen, mittlerweile nähe ich auch für größere Kinder. Meistens lassen sie sich gern einspannen, aber manchmal muss ich sie mit Gummibärchen bestechen. Es ist eine Herausforderung, das Label mit dem Alter meiner Kinder mitzuentwickeln, weil sich deren Geschmack ändert. Ich hatte immer viele süße Kleidchen für Mädchen genäht, aber mittlerweile sträubt sich Mira und will sowas nicht mehr anziehen.

HSM: Gehst du dann in diese Richtungen trotzdem weiter oder hörst du absolut auf den Geschmack deiner Kinder?

Evelyn: Ich nehme Rücksicht auf sie und gehe auf ihre Wünsche ein. Aber wenn ich etwas besonders hübsch finde, dann kommt es trotz allem in den Shop.

HSM: Wer kauft bei dir?

Evelyn: Generell kommt meine Kundschaft über die sozialen Medien, wo ich meine Neuheiten poste, hauptsächlich über Instagram. Da folgen mir vor allem junge Mütter aus Deutschland. Ich hatte auch mal Kunden aus Italien und Österreich, aber das ist eher selten.

HSM: Bist du mit dem Wachstum von Mira & Evelyn zufrieden?

Evelyn: Es wächst jetzt stetig. Am Anfang ging es nur schleppend voran und läuft ja bis jetzt auch erstmal nur über DaWanda. Aber 2015 sind meine Absätze stark gestiegen. Das versuche ich jetzt zu toppen, und irgendwann dieses Jahr will ich auch meinen eigenen Shop starten.

HSM: Was ist dein meistverkaufter Artikel?

Evelyn: Das war ein dicker Mädchenpullover mit Jaquardmuster in Altrosa.

HSM: Ziehst du aus so etwas dann Konsequenzen und versuchst, dich mehr in diese offenbar beliebten Richtungen zu orientieren?

Evelyn: Ich versuche eher immer wieder etwas Neues. Ich bin nicht die einzige mit solch einem Shop, und die Kunden sind schnell übersättigt. Momentan gibt es zum Beispiel viele dieser plakativen Stoffe und viel Schwarz-Weiß, und natürlich greife ich das auch auf. Aber ich versuche, meinen eigenen Weg zu finden. Ein bisschen mitgehen muss man, aber ich will mich nicht komplett am aktuellen Geschmack orientieren.

HSM: Hast du Vorbilder oder Inspirationsquellen?

Evelyn: Ich folge ein paar Leuten auf Instagram und Pinterest und versuche dann ausgehend von Sachen, die mir da gefallen, etwas Passendes für meine Kinder zu nähen. Das ist immer das Hauptkriterium: Es muss zu den beiden passen. Und wenn es ihnen gefällt und ich auch zufrieden bin, kommt es in den Shop. Manchmal gibt es aber auch Sachen, die ich als Idee ganz toll fand, die aber dann an den Kindern einfach nicht überzeugend genug aussehen. Die kommen dann einfach in den Schrank.

HSM: Hast du schon mal überlegt, auch Mode für Schwangere zu nähen?

Evelyn: Einmal habe ich das gemacht – einen Regenmantel für Mutter und Tochter im Partnerlook. Das war eine Anfrage bei DaWanda. Generell mache ich das aber noch nicht. Material und Arbeitsaufwand für Erwachsenenmode ist ja mit viel höheren Kosten verbunden. Da steigt der Preis und wenige sind bereit, den zu zahlen.

HSM: Was hältst du von den teueren Labels für Kindermode, wie Mini Rodini?

Evelyn: Ich finde die Sachen schon schön und lasse mich auch manchmal inspirieren. Manchmal ist es mir aber zu plakativ. Ich persönlich finde die Preise viel zu teuer für Kindermode, aber offenbar haben sie was richtig gemacht, denn es wird ja gekauft.

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HSM: Wie hältst du’s mit deinen Preisen?

Evelyn: Man muss die Waage halten. Zu billig darf es nicht sein, denn dann habe ich nichts davon. Es steckt viel Arbeit dahinter, und am Ende frustriert es nur, wenn man nie angemessen dafür entlohnt wird. Es gibt bei DaWanda viele, die unterpreisig verkaufen, aber die müssen ja auch die Stoffe kaufen und bekommen am Ende sicher nicht mehr als den Stoffpreis wieder. Offenbar ist das für die eher ein Hobby.

HSM: Was wünschst du dir für die Zukunft?

Evelyn: Ich habe keine Hoffnungen, mit meiner Näherei reich zu werden, aber ich würde mich schon freuen, wenn das Label so gut anläuft, dass ich einen Teil vielleicht woanders produzieren lassen könnte und nicht alles selbst nähen muss. Ich möchte gern halbwegs davon leben können, wenigstens den Alltag finanzieren.

HSM: Ihr seid zwar nicht verheiratet, aber du bist mit deinem Mann seit 18 Jahren zusammen. Verbringt ihr noch viel Zeit zu zweit?

Evelyn: Er arbeitet ja wie ich auch selbstständig von zu Hause aus, aber wir arbeiten dennoch getrennt. Jeder in seinem Raum.

HSM: Macht ihr romantische Pausen?

Evelyn: Nein, eigentlich nicht. Wenn die Kinder in der Kita sind, sind wir eher angespannt, weil wir alles schnell erledigen müssen. Abends haben wir vielleicht dann nochmal eine Stunde zusammen. Alle paar Monate, oder eher so zwei bis drei Mal pro Jahr, gönnen wir uns ein verlängertes Wochenende ohne Kinder, da kümmert sich die Babysitterin um die Kinder.

HSM: Wie teilt ihr euch die Aufgaben zu Hause auf?

Evelyn: Primär machen wir’s, wie’s kommt. Meistens hole ich die Kinder ab und bleibe noch ein bisschen draußen, damit mein Mann noch Telefonate führen kann. Oft ist er auch unterwegs, und dann bin ich sowieso dran. Alles in allem mache ich aber schon das meiste im Haushalt.

HSM: Es kann ja schwierig sein mit zwei Selbstständigen in der Familie. Macht euch das manchmal Angst?

Evelyn: Ich war früher fest angestellt und mochte es eigentlich sehr, immer zu wissen, wann mein Geld kommt. Dieses Aufgeben der Sicherheit ist mir am Anfang sehr schwer gefallen. Aber es funktioniert für uns, und solange das so ist, werden wir das weitermachen. Grundsätzlich habe ich auch keine Lust, mir eine sichere Stelle zu suchen. Ich möchte mich auf das Label konzentrieren, denn das ist meine Leidenschaft. Ich habe ja Bekleidungstechnik gelernt und mich entspannt das Nähen. Für die Familie ist es natürlich auch einfacher, als wenn ich einen Job hätte, für den ich den ganzen Tag unterwegs bin.

HSM: Was machst du, wenn du mal Zeit für dich brauchst?

Evelyn: Wenn mir alles zuviel wird, gehe ich gern mal shoppen und lass die Drei zu Hause. Zum Glück gehen meine Kinder zeitig ins Bett, sodass ich abends meine drei Stunden für mich habe. Dann spiele ich zum Beispiel gern Candy Crush auf dem Tablet von meinem Sohn, das bringt mich total runter. 20 Minuten und ich bin wieder fit für alle Herausforderungen.

HSM: Hast du einen Tipp für Mütter, die sich auch selbstständig machen wollen?

Evelyn: Ich hatte das Glück, einen finanziell starken Partner hinter mir zu haben. So musste ich nicht sofort komplett alles selbst finanzieren. Ansonsten muss man auf jeden Fall regelmäßig an seinem Projekt arbeiten. Ich merke zum Beispiel, dass das Geschäft viel besser läuft, wenn ich besonders aktiv auf den sozialen Plattformen unterwegs bin. Sobald ich da ruhiger werde, merke ich das an den Verkäufen.

Interview: Claudia Kahnt  //  Fotos: Malina Ebert

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