Hauptstadtmutti

30 Tage täglich Sex – und dann?

Zwölf Monate ist es nun her, dass ich mir die Frage stellte, ob täglich Sex gegen Mental Load hilft. Ein Experiment, welches mir wohl ewig in Erinnerung bleiben wird. Erstens, weil die Fragestellung irgendwie herrlich absurd war. Zweitens, weil ich noch nie so viele Orgasmen in einem Monat hatte. Und drittens, weil es meinen Sex nachhaltig verändert hat. 

Bereits während des Experiments stellten wir fest, dass täglicher Sex nicht die blödeste Idee war. Alles fühlte sich plötzlich leicht an und wir waren beide so happy und entspannt wie ewig nicht mehr in der Vorweihnachtszeit. Es fühlte sich so an, als hätten wir „DAS GEHEIMNIS“ einer erfüllten Partnerschaft entdeckt. Vorbei war die Zeit der Küchenmeetings. Ab jetzt regierte der Spaß. Ganz nach dem Motto: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann vögeln sie noch heute, dachten wir wirklich, wir könnten es für immer durchziehen. So weit der Plan.

Doch dann kam das Leben.

Und plötzlich befanden wir uns völlig unerwartet inmitten eines kalten Entzugs. Der Grund für die ungeplante Vollbremsung waren gebrochene Knochen und Corona. Zwei Dinge, die uns beide auf den harten Boden der orgasmuslosen Tatsachen beförderten. Der Alltag hatte unser Sexexperiment gekillt. Erst waren es rein organisatorischen Gründe, Krankenhaus und so. Dann fehlte die Lust. Kurz, es war einfach alles kacke. 

Doch „kacke“ war zum Glück irgendwann wieder vorbei und so versuchten wir uns ganz langsam an ein neues „normal“ heranzutasten. Das war allerdings schwieriger als gedacht. Denn wenn man erst einmal eine Weile täglich Sex hatte, kommt einem danach alles, was nicht täglich ist, wenig vor. Plötzlich war da dieses „nicht genug“ Gefühl und in gewisser Art und Weise auch ein Druckgefühl. Beides Dinge, die wir in Sachen Sex noch nie gefühlt hatten. Und irgendwie machte uns das nervös. Es lag eine seltsame Stimmung aus Verzweiflung und Unsicherheit in der Luft und da uns beiden nichts Besseres einfiel, warteten wir einfach ab. 

Gibt es ‚zu viel‘ Sex?

Da mir aber abwarten richtig schwerfällt, wollte ich wenigstens nachdenken. Hatte ich mit dem Experiment versehentlich unseren Sex kaputt gemacht? Gibt es überhaupt so etwas wie „zu viel“ Sex? Was war der eigentliche Grund dafür, dass täglicher Sex meinen Mental Load reduzierte? Warum hatte ich überhaupt Mental Load?

Und warum war es so viel leichter, ihn wegzuvögeln, anstatt ihn durch Reden aus der Welt zu schaffen? Warum war es mir so wichtig oft guten Sex zu haben? Wie fühlte ich mich, wenn ich Sex hatte, und warum? Wie fühlte ich mich, wenn ich wenig Sex hatte? Und welche Rolle spielte Sex generell in meiner Beziehung? 

Fragen, über die ich bisher nie nachgedacht hatte. Ich hatte Sex. Er gefiel mir. Punkt. Warum, wieso, weshalb, interessierte mich bis dato nicht. Ich wusste, dass er mir schon immer wichtig war und dass er wie eine Art Beziehungskleber wirkte. Und das reichte mir bis dahin. Mir über alles andere Gedanken zu machen war neu. Neu war auch die sexuelle Findungsphase, die daraufhin folgte. Ich wollte sichergehen, dass ich Sex nur aus Spaß und Lust hatte und nicht, weil ich dachte, ich müsste ihn haben bzw. ihn als Bestätigung brauchte.

Solosexexperimente als Lösung

Also wagte ich Solosexexperimente. Die gingen von Vulva watching, über Selbstbefriedigung vorm Spiegel bis hin zu Sexfantasien aufschreiben. Und je mehr ich ausprobierte, desto sicherer und klarer wurde ich mir über meine eigene Sexualität. Und dieses Gefühl nahm ich mit in unsere Beziehung, sodass das heiß ersehnte neue „normal“ plötzlich von ganz alleine da war. Ohne Anstrengung, einfach so. 

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, was mir das Sexexperiment und das Jahr danach gebracht haben, dann ist es in erster Linie: nachhaltige Veränderung. Der viele Sex, das darauffolgende Gefühlschaos, das Abwarten und die Findungsphase meinerseits haben dazugeführt, dass wir uns bewegt haben. Raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer. Und das ist, glaube ich ein Punkt, an dem Beziehungen oft scheitern. Viele bleiben stehen,oder entwickeln sich unabhängig voneinander in unterschiedliche Richtungen.

Durch das Experiment haben wir es geschafft, uns gemeinsam wieder neu zu entdecken und das war ziemlich cool. Und natürlich hat sich dadurch auch unser Sex verändert. Er ist intensiver und ehrlicher geworden. Genau wie wir. Das ist auch der Grund, warum ich das Experiment auch uneingeschränkt (an jeden der Bock hat) weiterempfehle. Also wenn du vielleicht auch gerade ein Abenteuer suchst, das man gut zu zweit mit wenig bis keinem Budget machen kann. Dann probier es doch einfach mal aus!  

Über die Autorin

Corinna findet ihr auf Instagram unter @corinna.mamok oder auf ihrer Website. Außerdem könntet ihr euch ihr Buch Mama, mutig, mittendrin besorgen.

Corinna hat außerdem die fantastische Sex-zember Trilogie geschrieben. Dort schreibt sie in drei Teilen, wie sie versucht hat, 24 Tage lang jeden Tag Sex zu haben. Zu Teil 1 geht hier entlang. Auch über Sex im Familienurlaub hat sie schon geschrieben.

Corinna probiert gerne einiges aus, unter anderem hat sie beschlossen, fortan keinen BH mehr zu tragen. Sie kann euch auch gerne mehr zu pupsenden Vaginas erzählen.

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