Kein Thema bringt euch auf meinen Lesungen so zum Lachen wie die Einschulung, die wir vor etlichen Jahren erleben durften. Die Themen Schule, Noten und Hausaufgaben sind bei schulpflichtigen Eltern zumindest auf Social Media nicht mehr wegzudenken. Mein Freundeskreis ist geprägt von Lehrkräften, also dachte ich mir, fragen wir doch einmal, was diese so denken und machen eine Kolumne draus. In ganz Deutschland verteilt, alle Schulformen präsent, alle Fächerkombinationen und auch Altersgruppen. Wir fangen mit Herrn Lehrer aus Niedersachsen an!
Herr Lehrer, was müsste an unserem Schulsystem sofort geändert werden?
Gemessen am BIP gibt Deutschland zu wenig für Bildung aus. Alle unsere Nachbarländer geben mehr prozentual gemessen am BIP mehr Geld für Bildung aus und die Länder, an denen man sich nach den PISA-Schocks orientiert hat, machen das auch. Mit Geld könnte man mehr Personal einstellen, das den Lehrkräften unterrichtsfremde Aufgaben abnimmt. So werden wir Lehrkräfte entlastet und können uns besser, um die Vor- und Nachbereitung unseres Unterrichts kümmern, Geld allein macht aber natürlich nicht alles besser. Unterricht muss neu gedacht werden, offener werden und individuellere Lernprozesse ermöglichen. Lehrkräfte sollten Lerncoaches werden, die Lernprozesse initiieren, beim Lernen unterstützen und anregen die Lernprozesse zu reflektieren.
Herr Lehrer, ich will, dass mein Kind aufs Gymnasium kommt. Ist das gemein von mir?
Nein, das ist völlig verständlich. Du wünschst dir nur das Beste für dein Kind. Es ist aber wichtig, dass du deinen Wunsch nicht über die Bedürfnisse stellst. Baue kein Druck auf und lasse Fehler zu. Für viele Kinder ist das Gymnasium aber nicht das Beste, dann solltest du Entscheidungen zum Wohle deines Kindes treffen und es nicht nur negative Erfahrungen am Gymnasium machen lassen. In den meisten Bundesländern ist das Gymnasium nicht der einzige Weg zum Abitur.
Herr Lehrer, was ist das Schlimmste, was wir als Eltern von Schulkindern machen sollten?
„Helikoptert“ nicht zu viel. Eure Kinder werden auch mal scheitern. Das ist normal und wichtig. Kommt nicht auf die Idee euren Kindern alle Steine aus dem Weg rollen zu wollen. Ihr verhindert, dass eure Kinder selbstständig werden und eine gesunde Frustrationstoleranz aufbauen.
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