Ich weiß schon ganz genau, warum ich die Kareen so gerne hab: weil die echt ist. Ich mag das. Und spontan. Das hat sie sich bewahrt, trotz des Trubels der letzten Jahre. Überhaupt sind Freundinnen mit älteren Kindern als die eigenen die besten, denn sie helfen dir mit der Perspektive. Danke Kareen, vor allen Dingen for keeping it real.
Ich bin Hebamme, schon ganz lange, und denke mir immer wieder Sachen aus, um Frauen und Paare zeitgemäß zu begleiten. Ich habe also Bücher geschrieben, eines davon ist ein Spiegel-Bestseller, in der Pandemie Videokurse zur Geburtsvorbereitung gedreht, die man easy ins Wohnzimmer streamen kann, mit Sissi ein paar Staffeln des Podcast „Hebammensalon“ aufgenommen und ab und zu mache ich ein bisschen Quatsch (und Ernst) auf Instagram (@kareendannhauer). Und schon vor fast 20 Jahren habe ich ein Unternehmen gegründet, das Nahrungsergänzung für Frauen entwickelt. Ich bin sehr glücklich, einen wirklich „richtigen“ Beruf zu haben, unter dessen Dach ich mir immer wieder was Neues ausdenken kann.
Kareen Dannhauer
Was macht dich gerade glücklich?
Dass es endlich Frühling wird und dass das Serotonin wieder kickt.
Was macht dich gerade wütend?
Dass das Gesundheitswesen gerade vor aller Augen komplett an die Wand gefahren wird und den meisten Leuten überhaupt nicht klar ist, was das für sie bedeutet. Wäre ein Krankenhaus ein Flugzeug, bliebe es aus Sicherheitsgründen am Boden. Ich würde es derzeit nicht gern von innen sehen oder auf gute Medizin angewiesen sein.
Hast du einen Lieblingsort mit Kind auf der Welt?
Ich genieße es grad sehr, mit zwei Teenie-Töchtern durch die Gegend zu streunen, trifft sich gut, dass wir meistens auf die gleichen Sachen Lust haben: Ausstellung oder Pistazieneis? Grey’s Anatomie oder Heartstopper? Am Strand lümmeln oder Skat spielen? Wir haben es wirklich supernett zu dritt. Wo, ob in Berlin aufm Sofa, in der schleswig-holsteinischen Pampa, Paris oder Ligurien, ist dabei ziemlich egal.
Hast du einen Lieblingsort ohne Kind auf der Welt?
Interessante Frage, für mich gibt’s da tatsächlich wenig Unterschiede – was ich mit Kind gut finde, finde ich auch allein gut – ich hab auch in der Kleinkindzeit wenig gemacht, auf das ich keine Lust hatte. Aber ich hatte damals auch Lust auf Sachen, auf die ich jetzt überhaupt keine Lust mehr hätte, aus manchen Sachen wächst man auch irgendwann raus … Als Single-Mom ohne Wechselmodell hat man vielleicht auch kaum eine Chance, viele „eigene“ exclusiv-Lieblingssachen zu machen, deshalb trifft sich das ganz gut.
Hast du einen Lieblingsort mit Kind in deiner Stadt?
Am Elbstrand Schiffe glotzen. Auch ohne Kind.
Als stylischer Mensch kann ich nicht leben ohne…
Jeans und Trenchcoat, geht immer. Und Schuhe von Isabel Marant. Ich habe sowohl für mich als auch für meine Kinder immer ganz viel Second Hand gekauft. Bis vor ganz wenigen Jahren konnte ich mir auch gar nichts anderes leisten. Die meisten Kleidungsstücke trage ich wirklich, bis sie auseinanderfallen.
Worauf würdest du zehn Jahre sparen?
Bisher hat nix im Leben 10 Jahre „unbedingt das wollen“ überdauert.
Welches Kleidungsstück deiner Eltern hat dich geprägt?
Die grüne Lederjacke von meiner Mom, die ich auf dem Bild trage. Und ein blauer Anorak (so hieß das früher) meines Vaters, der immer so gut nach ihm gerochen hat.
Welches Kleidungsstück aus deiner Kindheit hättest du gerne noch?
Mir fallen tatsächlich nur komische Polyacryl-Gräuel der 80er ein, nein. Oder doch: Rote Holzcloggs, „Botten“, wie man in Norddeutschland sagt. Die waren cool.
Welches Kleidungsstück aus deiner Jugend hast du noch?
Ne Lederjacke, die ich mal in London auf dem Flohmarkt gekauft habe für 4 Pfund. Die klaut meine Tochter aber neuerdings immer.
Welches Kleidungsstück hast du wahrscheinlich am Längsten?
Früher, als das Karo-Viertel in Hamburg noch echt Abriss war, hab ich da in meiner Teeniezeit in ziemlich muffigen Läden viel Second Hand gekauft, so Opa-Sachen: Sakkos, gestreifte seidene Schlafanzughosen, und irgendwo hängt bestimmt auch noch ein 100 Jahre alter Gehrock rum. Das waren so unfasssbar qualitativ tolle Sache, handgenäht und absolut unkaputtbar. Die hab ich alle noch.
Welches Kleidungsstück hast du dir zuletzt gekauft?
Sommerschlappen von APC, in Paris natürlich, wie sich das gehört.
Worin willst du begraben werden?
Sollen die entscheiden, die das begleiten werden. Meine Kinder wissen, welche Ideen ich da so habe, aber mir ist das nicht wichtig.
Was geht jeden Tag?
Earl Grey am Morgen muss jeden Tag.
Was genau hast du an und was ist die Geschichte hinter deinem Outfit?
Ich weiß nicht, ob das Geschichte genug ist: Aus irgendwelchen Gründen kommt meine Mutter immer wieder mit Kleidungsstücken aus irgendwelchen hintersten Winkeln ihrer Schränke um die Ecke, wenn wir sie gemeinsam besuchen, und fragt „ob wir das nicht haben wollen“. Und mit Glück ist dann mal etwas wie diese Lederjacke dabei, von dessen Existenz man noch nicht mal mehr wusste, und nach der man garantiert auch schon mehrmals gefragt hat („keine Ahnung – die olle Jacke ist bestimmt längst weg“) – und ich muss mich mit meiner Tochter kloppen, wer die haben darf. Lieb das sehr.
Grüne Lederjacke aus dem Schrank meiner Mutter, Jeans von Closed (uralt), T-Shirt von adieucliché, deren Mottos ich gern zu meinen mache, Brille: Chanel, Boots: Isabel Marant
Danke, Kareen!
Alle Fotos: ©KaiSenf
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