Aufs Land sind wir im März gezogen, aber als die dörfliche Eisdiele im Mai eröffnete, wurde uns bewusst, dass wir nicht mehr in Berlin waren. Nein, nicht die geschmacklosen Tribal Tätowierungen, als Hinterlassenschaft einer vergangenen 2000er Ära, oder die Arschgeweihe, same, nur 1990er, hießen uns im Landleben willkommen. Es waren die Blicke, die die Füße unseres Sohnes trafen.
Ein wunderschönes Kind, schon immer gewesen. Eltern wissen, was ich meine, und ein kluges und neugieriges zudem. Wie vielleicht die meisten Kinder da draußen, die beobachten, was um sie herum geschieht. Man sagt, dass Babies für Beikost bereit sind, wenn sie sich unter anderem ganz genau dafür interessieren, wie ihr Umfeld Nahrung aufnimmt.
Nun, die Beobachtungen hören nicht beim Essen auf. Natürlich sehen die Kinder, wie wir uns anziehen, wie wir uns schminken, ob wir ein Glas nehmen oder direkt aus der Flasche trinken und ob wir Nagellack tragen. Ich kenne kaum einen erwachsenen Mann, der Nagellack trägt, aber ich kenne sehr, sehr viele Jungs, die Nagellack ausprobieren möchten.
Für Kinder gibt es keine absurden Fragen
Wahrscheinlich können sie zwar gut beobachten, wenn sie so klein sind, aber noch nicht schlußfolgern. Dann kommen Fragen wie ‚Papa, wirst du als nächstes schwanger?‘ oder ‚Mama, willst du auch einen Bart haben?‘ und wir lachen drüber, denn für uns ist die Annahme, dass der Papa schwanger wäre, absurd. Nicht für die kleinen Kinder.
Genauso ist es für kleine Jungs eine vollkommen unaufgeregte Frage, ob sie ihre Nägel lackieren dürfen – schließlich sehen sie tagtäglich die tollsten lackierten Nägel. Wer würde da nicht auch bunte Nägel haben wollen?
‚Farben sind für alle da‘ wird im Internet oft geschrieben. Natürlich, klar, das ist richtig, bis wir rausgehen aus der leberwurstbeigen Kita und in den rosa-blauen Speckgürtel ziehen. Da sind dann alle Farben genaustens aufgeteilt. Auch die Motive sind direkt aus einer riesigen Klischee-Kiste gezogen. Es macht müde. Und während die Mädchen selbstverständlich ‚auch mit dem Bagger‘ oder der Werkbank spielen (am besten in pink), wird es mitunter kompliziert, wenn die Jungen nach einer Puppe fragen oder Vaiana besser finden als Lightening. Ganz davon abgesehen, dass man meinen würde, dass es in den letzten zehn Jahren neben der blonden und weißen Eiskönigin keine anderen Heldinnen mehr gab, doch das ist ein Thema für einen anderen Tag.
Es könnte so unaufgeregt diskutiert werden.
Es ist ein ermüdendes Thema, das schon mit der ewigen Frage nach dem Geschlecht beginnt, während die gebärende Person noch nicht einmal, nun, geboren hat. Auf den Fotos kurz nach unserem Umzug sehe ich, wie klein unser Kind doch noch war. Ein großes Kleinkind, ja, aber auch ein kleines Kind. Habe ich schon erwähnt, wie zuckersüß er war? SO süß!
Es könnte ein unaufgeregtes Thema sein, über das ich schreibe, das ist es nur leider immer noch nicht. Es wird besser. Inzwischen sind manche gewillt, ruhig zu bleiben, wenn der eigene Sohn mit drei Jahren fragt, ob er auch Nagellack darf. Das ewig währende parentale Mantra ‚Es ist nur eine Phase‘ vor sich hinmurmelnd, wird dem Sohnemann der Wunsch gewährt. Nur um dann sehr froh zu sein, wenn das eigene Kind genug Hänseleien oder Input von außen erhält, damit er endgültig damit aufhört.
Toxische Maskulinität tötet
Aus meiner Beobachtung heraus sind es die Väter, die das größte Problem damit haben, wenn ihre Söhne Nagellack tragen. Sie werden nervös und die gesamtgesellschaftliche toxische Maskulinität verbirgt sich in einer kleinen Jungenhand. Alles, was ihnen gesagt wurde, wie sie zu sein haben als Männer, stellen sie im besten Fall in Frage, aber ziehen eine Grenze, wenn es um ihren eigenen Sohn geht.
Dahinter verbirgt sich natürlich sehr viel mehr. Es sind Strukturen einer Gesellschaft, in der sowohl Männer als auch Frauen eingeschränkt werden. Es fängt an mit ein bisschen Nagellack und endet damit, dass 2020 ca. 75 % der Suizide von Männern begangen wurden. Oder wie der Stern schreibt:
„In Deutschland bringen sich in allen Altersklassen dreimal so viele Männer um, wie Frauen. Ein globaler Trend. […] Dennoch nehmen Suizide in Deutschland stark ab. 9838 Toten im Jahre 2016, stehen 30 Jahre zuvor 16.296 Fälle gegenüber.“
Stern.de
Man muss nicht lange raten, warum das so ist. Männer öffnen sich mehr, schlucken nicht mehr alles herunter. Immer mehr Väter nehmen Elternzeit, wollen ein aktiver Teil im Leben ihrer Kinder sein und bauen Beziehungen zu ihrem Nachwuchs auf. Nicht alle können dabei so entspannt wie Dwayne Johnson aka The Rock bleiben, wenn das eigene Kind darauf besteht, dass Papa sich die Nägel lackiert, bevor er zum Set eines Actionsfilms muss.
Oder der sich inzwischen die Skills angeeignet hat und nun auch lackiert.
Natürlich ist es wichtig, dass Männer wie Dwayne Johnson Bilder posten, wie sie mit ihren Kindern spielerisch Nagellack entdecken. Nagellack macht Spaß! Manch ein Vater kann sich vielleicht dazu durchringen, mit der Tochter Nagelstudio zu spielen, aber stößt an seine eigenen Grenzen, wenn es um den Sohn geht.
Warum eigentlich?
Der Junge darf zu Hause mit der Puppe der Schwester spielen, aber bloß keinen Puppenwagen draußen schieben. Der Junge darf zu Hause mit einem alten Lippenstift spielen, aber bloß keinen Nagellack beim ersten proppevollen Eisdielenbesuch tragen.
Unserer durfte das und in den Jahren danach haben wir immer mehr Jungs mit bunten Nägeln gesehen. Was denn sonst, schließlich ist Nagellack für Nägel.
Und sollte Spaß machen! Wir brauchen Firmen wie MINICO, die mit ihren Produkten ein Zeichen setzen wollen und auf ihrer Homepage und als Marke nicht nur gängige Klischees abbilden. Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit MINICO und ich kann mich glücklich schätzen, dass ihr nicht nur bei euren Produkten, sondern auch bei der Werbung einen Schritt weiter geht.
Nagellack ist für Nägel und wenn es dann noch so feiner Peel-Off Nagellack ist, dann ist es für alle einfacher. Kein Nagellackentferner notwendig! Extra für Kinder entwickelt. Ab dem 5. September 2022 findet ihr MINICO in nahezu allen ROSSMANN-Filialen in Deutschland und bereits jetzt sind die MINICO-Produkte bei ROSSMANN-Online verfügbar.
Alle Fotos: ©KaiSenf
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