Ein Kurzurlaub mit Kind in der Stadt der Liebe? Hauptstadtmutti Franca hat genau eine Viertelsekunde gezögert und dann die harte Aufgabe auf sich genommen, mit ihrem siebenjährigen Sohn das Hotel Adagio im Herzen der Stadt zu testen. Also Flug gebucht, Köfferchen gepackt – und los ging’s.
Wer heutzutage in Paris einreist, muss viel Geduld mitbringen. Nach den Anschlägen und wegen der EM hat die Regierung die Sicherheit um einiges erhöht. Das verschafft einem ein Gefühl von Sicherheit, geht aber auch ordentlich auf die Zeit, da man überall genauestens kontrolliert wird. So vergingen schnell einmal zwei Stunden bei der Einreise am Flughafen und wir kamen auf dem Weg zum Hotel in den Berufsverkehr. Eingequetscht zwischen Koffern und Menschen, hatte ich irgendwann ein Mädchen auf dem Schoß, das mir erklärte, wie man Zöpfe am besten flechtet und mir zum Abschied ein „Bisous“ auf die Wange gab – in dem Moment waren alle Sicherheitskontrollen und Wartezeiten vergessen.
Nach einer kleinen RER-Métro-Bus-Odyssee erreichten wir das in einer verkehrsarmen Straße gelegene Hotel Adagio bequem zu Fuß. Begrüßt wurden wir von fußballspielenden Kindern, was in Paris eher selten ist. Check-in, Magnetkarte für Mama und Sohn und auf in den 6.Stock in unser Apartement. Und wenn ich sage „Apartement“, meine ich eigentlich eine sehr hübsche Maisonette-Wohnung mit Riesendachterrasse, komplett eingerichteter Küche, 2 Bädern, 2 Schlafzimmern und einen atemberaubenden Panorama-Blick über die Stadt.
Zur Begrüßung bekamen wir einen üppig gefüllten Viktualienkorb sowie ein „kids friendly“ Jutebeutel mit Spielzeug, Farbstiften und ein Büchlein mit Besichtigungsvorschlägen für einen gelungenen Kurzurlaub mit Kind. Da es an dem Tag regnete und wir müde von der Reise waren, beschlossen wir die Beine auszustrecken und uns gemütlich was zu kochen. Mein Sohn, der deutsch-französisch aufwächst, freute sich mal wieder Inspecteur Gadget auf französische zu sehen und ich genoss den Weitblick vom Balkon aus.
An den nächsten beiden Tagen wollte ich meinem Sohn ein bisschen Kultur, aber auch persönliche Erinnerungen der Stadt zu Studentenzeiten näherbringen. So fuhren wir erstmal ins Musée Grévin, um uns die Wachsfiguren aus der französischen Geschichte anzusehen. Als leidenschaftliche Geschichtenerzählerin hatte ich zu fast jeder Persönlichkeiten etwas zu sagen, während mein Sohn neben allen Figuren von Gainsbourg über Obelix bis hin zu Jeanne D’Arc posierte.
Nach so viel Input brauchten wir Stärkung. Wir gingen ins Flam’s, leckere Flamenkuchen essen, und am Nachmittag erklommen wir die 500 Stufen der Butte de Montmartre hoch in die Altstadt, von wo man den Blick über die Stadt genießen kann, fernab vom Lärm. Überall gibt es tolle Läden für Groß und Klein, es duftet aus den Pâtisserien, die Menschen schlingen sich durch die engen Straßen, es wird laut diskutiert, Brot und Seifendüfte wechseln sich mit übel riechenden Obstkästen ab – und wir bleiben ständig stehen und saugen diese einzigartige Atmosphäre in uns auf.
Das Grandiose an Paris ist, dass man fließend von einem Arrondissement in das nächste schlendern kann, ohne dass es langweilig wird. Eine absolute Fußgängerstadt, ob das Kind im Wagen sitzt oder wie bei uns schon ein paar Stunden Laufen in Kauf nimmt. Irgendwann kamen wir auf der Place Saint Denis an und ich zeigte Isayah, wo ich früher mal gelebt habe. Den Teil, wo ich rauchend am Fenster saß und mit lauter Musik im Hintergrund Bücher von Sartre wälzte, ließ ich aus. Zum Schluß fuhren wir noch mit der Metro zur Bastille, da Monsieur sich im Musée Grévin sehr für die französische Revolution interessiert hatte.
Leider konnten wir am letzten Tag den lang ersehnten Besuch auf den Eiffelturm nicht in die Tat umsetzen, da es große Überschwemmungen in der Stadt gab und einige Métro-Linien und Orte geschlossen waren. Anstattdessen sind wir ins Centre Pompidou gegangen und von dort aus ins Marais marschiert, eine der schönsten Ecken der Stadt, direkt am Ufer der Seine. Ach, wie schön, sich mit Nutella-Crêpe in der Hand in den labyrinthartigen Straßen zu verlieren. Da hier die Geschäfte auch Sonntags geöffnet sind, ließ ich es mir nicht nehmen, ein paar Schuhläden unsicher zu machen, während Isayah mit den Verkäuferinnen schäkerte. Noch schnell zum Supermarkt Bonbons aus der Kindheit kaufen – und schon saßen wir wieder in der Métro zurück zum Hotel.
Vom Hotel Adagio können wir nur Positives berichten und würden es auch jederzeit an Familien und Paare ohne Kinder weiterempfehlen. Sauber, ruhig, zentral gelegen, sehr freundliches Personal. Top ausgestattete Küche mit Spülmaschine und allen notwendigen Geräten, 2 Fernseher pro Wohnung, 2 separate Zimmer mit Doppelbett und den Badezimmern. Und obwohl alles zum Putzen und Saubermachen vorhanden ist, darf man als Gast die Räumlichkeiten auch ungeputzt verlassen, wie im Hotel eben! Familien mit Baby bekommen vom Hotel auch ein Klappbett und ein Kit Bébé (Windeln, Tücher…) gestellt. Der hübsch gestaltete „Kids Friendly“ Guide bietet tolle Ausflugsvorschläge für Kinder in jedem Alter und alles vom Preis bis hin zum Wegweiser ist genauestens erklärt. Einziger Minuspunkt war das Frühstück, das etwas spärlich ausfiel. Aber gute Croissants sind in Frankreich ja glücklicherweise keine Mangelware!
Fotos & Text: Franca Lala
Hallo! Kannst du mir sagen, welches Adagio es genau ist? Der Link geht nur zur allgemeinen Adagio Seite. Danke dir!
Hallo Jule, leider ist der Artikel von 2016 und die Autorin arbeitet nicht mehr für Hauptstadtmutti.