Anaïs und Daniel wohnen mit ihren Töchtern Ella und Vila in Nord-Neukölln. Unsere Homestory-Bauftragte Julia ist mit der Kamera angerückt und hat ein intensives Gespräch über Kultursponsoring, nachhaltige Bauweise und die MONO Architekten, den Wunsch nach mehr Grün und das Auffangbecken Familie geführt.
Hauptstadtmutti: Liebe Anaïs, lieber Daniel, stellt euch doch mal bitte kurz vor.
Anaïs: Ich heiße Anaïs, ich bin Mutter von zwei Mädchen, die vier und zwei Jahre alt sind. Ursprünglich komme ich aus Frankfurt. In Berlin habe ich eine Agentur für Kultursponsoring (The Art of Business) gegründet, im Sommer 2016 haben wir artness.net ein Matching-Portal für Kooperationen zwischen Wirtschaft und Kultur gelauncht.
Daniel: Mein Name ist Daniel, ich bin 39 Jahre alt, in Köln geboren und mit drei Brüder aufgewachsen. Mit zwei Kollegen zusammen habe ich das Architektenbüro MONO Architekten in Kreuzberg.
Hauptstadtmutti: Ihr seid beide selbstständig und habt zwei Kinder. Wie organisiert ihr euch?
Anaïs: Wir teilen uns das auf. Nicht ganz 50/50. Es ist aber so aufgeteilt, das es für alle okay ist. Ich habe einen langen Tag am Donnerstag, da nimmt Daniel die Kinder am Nachtmittag.
Hauptstadtmutti: In welcher Gegend wohnt ihr hier? Habt ihr euch die Gegend bewusst ausgesucht?
Daniel: Als wir 2009 nach Berlin gekommen sind, haben wir erst bei Kollegen am Mehringdamm gewohnt. Von dort haben wir uns nach Wohnungen umgeschaut und konnten uns nie vorstellen, hier hinten herzuziehen. Am Hermannplatz war eigentlich Schluss, dahinter begann für uns die Grauzone. Wir haben dann aber diese Wohnung in Kreuzkölln gefunden. Damals sah es hier noch ganz anders aus, es gab noch keine Cafés und es war noch sehr ruhig. Jetzt sind wir auch schon lange und gerne im Kiez.
Aber jetzt mit den Kindern vermissen wir doch eine ganze Menge. Das sieht man vor allem daran, wie sehr die Kinder sich freuen, wenn wir ins Grüne rausfahren, nach draußen in den Wald. Mit welcher Freude sie die Umgebung wahrnehmen. Es fällt einem schwer, wieder hierherzukommen, wo alles voll ist mit Hundescheiße und jeder seinen Müll einfach auf die Straße stellt und denkt, das jemand ihn mitnimmt.
Anaïs: Aber unser gesamtes soziales Umfeld ist hier und das ist sehr schön (Zustimmung von Daniel). Viele ehemalige Studienkollegen und neue Freunde wohnen im Umkreis, alles spielt sich hier ab. Aber unsere Wohnung ist mittlerweile zu klein und wir müssten eigentlich woanders hin – aber das soziale Umfeld hält einen fest. Der Kindergarten, unser Gemeinschaftsbüro und unser Zuhause sind fünf Minuten voneinander entfernt, sowas muss man erstmal finden.
Hauptstadtmutti: Ein Gemeinschaftsbüro? Was genau machst du da? Anais, wie bist du auf die Idee gekommen das Business zu starten?
Anais: Es war nie mein Plan mich selbstständig zu machen. Ich habe Kulturmanagement und Kunst studiert und für mich war immer klar, dass ich in dem Bereich Kulturorganisation tätig sein möchte. Ich habe bei Kunstmessen wie der Art Basel und dem Artforum Berlin gearbeitet. Zufällig habe ich meinen jetzigen Geschäftspartner David über Freunde kennengelernt, er kommt aus dem Kultursponsoring, er hat an der australischen Oper das Sponsoring verantwortet. Wir denken beide, dass die staatlichen Mittel für Kulturinstitutionen (Museen, Theater, Opern, kleine Kunstvereine) in Zukunft weniger werden und dass dieses Institutionen stärker nach privaten Mitteln schauen und auch selber Mittel eintreiben müssen. Der Bedarf ist da. Daher haben wir uns überlegt, dass man Unternehmen, die nach spannenden Kommunikationsmöglichkeiten suchen, und Kulturinstitutionen, die Unterstützung brauchen, mit Hilfe digitaler Möglichkeiten verbinden kann.
Hauptstadtmutti: Ist es denn ein Wunsch der Wirtschaft, in dem Bereich Ausgaben zu tätigen?
Anaïs: Das ist es tatsächlich. Gerade bei der Art Basel wird viel über Sponsoring gemacht und das auch sehr erfolgreich. Da müssen sich Unternehmen eher hinten anstellen, um da was zu bekommen
Hauptstadtmutti: Was bekommen denn die Unternehmen dafür?
Anaïs: Das ist sehr individuell. Früher war Kultursponsoring eine reine Logoplatzierung, davon ist man komplett weggekommen. Jetzt geht es mehr um Money-Can’t-Buy-Erfahrungen. Das lässt sich durch Kultur gut realisieren, sei es durch Atelierbesuche für einen kleinen Kundenkreis, durch ein Dinner im Museum oder eine Privatvorstellung eines Musikers im Unternehmen. Das Unternehmen möchte ein besonderes Erlebnis, und wir schauen, mit welchen Mitteln das von der kulturellen Seite zu machen ist. Das muss man dann von beiden Seiten betrachten – passt das Unternehmen zur Kulturinstitution?
Hauptstadtmutti: Geht es nicht in erster Linie darum Kunst zu vermarkten? Ist da nicht die Gefahr, dass der Künstler vielleicht das Gefühl bekommt sich zu verkaufen zu müssen?
Anaïs: Nee, das ist immer die große Sorge, das es zu kommerziell wird. Das Kulturinstitutionen sich einem Unternehmen verkaufen und dann deren Interessen vertreten. Das soll es gerade nicht sein.
Hauptstadtmutti: Das wäre dann der Vorteil einer staatlichen Förderung: Dass es für Außenstehende immer klar ist, dass keine fremden Interessen vertreten werden?
Anais: Ich glaube, das Ganze ist etwas komplexer. Wir in Deutschland sind es nicht gewohnt, dass Unternehmen Geld für Kultur ausgeben. In Australien zum Beispiel muss die Oper 80% der Mittel selber auftreiben und 20% kommen vom Staat. In Deutschland ist es genau anders rum. Das Problem ist häufig, das Kulturinstitutionen, die schon Sponsoring machen und dann erfolgreich sind, die staatlichen Mittel gekürzt werden. Es ist somit nicht weiter interessant, Energie in privates Sponsoring zu stecken, wenn dann die staatlichen Mittel gekürzt werden.
Dass der Staat fördert, finde ich aber trotzdem wichtig. Weil es die Möglichkeit schafft, Dinge zu produzieren und auszustellen, die nicht der großen Masse gefallen, aber trotzdem wichtig sind, da sie den Zeitgeist spiegeln. Auf der anderen Seite kann man aber auch nicht davon ausgehen, dass das Geld weiterhin zur Kulturförderung von staatlicher Seite zur Verfügung stehen wird. Es besteht die Gefahr, dass der Staat irgendwann sagt, es gibt weniger Geld. Dann fallen all die Institutionen aus, die darauf angewiesen waren, weil sie schließen müssen. Und das nur, weil sie keine anderen Partner haben und nicht wissen, wie sie Gelder eintreiben sollen.
Hauptstadtmutti: Dann könnte man jetzt ganz platt sagen: Ihr Retter der Kultur!
Anaïs: Wir kommen beide aus der Kultur. David ist Musiker und ich komme vom Künstlerischen, der Bildenen Kunst. Wir beide wollen etwas für die Kultur tun. Es ist schade, dass Sponsoring oft so negativ aufgefasst wird.
Hauptstadtmutti: Woher kommt die Kunst in euren Räumen? Hier in der Küche hängt dieses große Bild oder auch die Bilder der verschiedenen Horizonte im Wohnraum.
Anaïs: Das sind tatsächlich Bilder aus der Zeit, in der ich auf Kunstmessen gearbeitet habe. Ich fand es schön, kleinformatige Arbeiten von Künstlern zu sammeln, deren Bilder mit gefallen und sie damit zu unterstützen. Das hat sich dann aber wieder so ein bisschen verlaufen.
Hauptstadtmutti: Zurück zu euch beiden. Ihr seid einerseits also sehr glücklich und zufrieden in eurem Kiez in Neukölln, sucht dann aber doch nach etwas Größerem mit mehr Grün? Ist denn denn ein Umzug geplant?
Anaïs: In unseren Gedanken…
Daniel: Als klar war, dass wir ein Kind bekommen, haben wir gesagt: Das erste Jahr mit Kind in einer Zweizimmerwohnung ist kein Problem. Das Kind ist jetzt vier. Wir haben ein zweites Kind bekommen und wohnen immer noch hier. Die Wohnung ist schön, wir sind gerne hier. Aber es fehlen jetzt einfach Rückzugsräume für die Kinder und für uns auch. Dementsprechend ist dieser Schritt schon lange geplant und es wird auch schon lange gesucht, aber vielleicht war die Not noch nicht groß genug.
Hauptstadtmutti: Gibt es einen Ort für euch, an dem ihr Kraft tanken könnt?
Anaïs: Nicht hier. Deswegen sage ich immer: In Berlin braucht man doch ein Auto, weil es einem die Möglichkeit gibt am Wochenende rauszufahren.
Daniel: Grün, Spazieren und Kaffee und Kuchen. Einen Tapetenwechsel.
Hauptstadtmutti: Ist denn ein nächstes Projekt in Aussicht?
Daniel: In den letzten drei Jahren, seitdem wir uns damit mal mehr, mal weniger intensiv beschäftigen, ist es schon alles gewesen: das ausgebaute Dachgeschoß, eine sanierungsbedürftige Wohnung, ein Einfamilienhaus im Speckgürtel. Und ganz am Anfang war es sogar ganz romantisch der Vier-Seiten-Hof. Es gibt sicherlich Wünsche, was für Qualitäten Räume nachher haben sollen. Das kann aber ganz viele Ausgestaltungen haben. Das kann das Dachgeschoß sei, das kann ne Altbauwohnung sein. Es kann alles sein. Es ist immer eine Frage, was findet man vor und wie führt man es zu Ende.
Hauptstadtmutti: Die Option, etwas neues zu kreieren, etwas neu zu bauen – ist das nicht der eigentliche Wunsch eines Architekten?
Daniel: Davor habe ich mich immer ein wenig gescheut. Ich dachte, es ist einfacher und schöner eine Hülle zu haben, die man dann nur noch füllt oder fertig macht.
Hauptstadtmutti: Okay. Kommen wir mal zu deinen Beruf als Architekt. Daniel, hat euer Büro MONO Architekten gewisse Eckpunkte oder Richtlinien, an die ihr euch haltet? Gibt es ein sogenanntes Aushängeschild für eure Arbeiten?
Daniel: Die Frage der Typologie kann ich ganz eindeutig mit Nein antworten. Wir machen alles, was uns Spaß macht oder uns interessiert. Als junges Büro profiliert man sich hauptsächlich in Wettbewerben um überhaupt größere öffentliche Aufträge zu bekommen. Das kann dann ein Schwimmbad, ein Museum, eine Stadtbibliothek, ein Wohnungsbau, eine Tankstelle oder ein Parkhaus sein, die ganze Bandbreite. Alles, was von der Gesellschaft gefragt ist, wird über Wettbewerbe ausgeschrieben. Diese bearbeiten wir, wenn wir zugelassen oder angenommen werden.
Und das zweite, ob man Eckpunkte oder Grundfeste hat, die einem bei der Architektur wichtig sind? Was ist mit Nachhaltigkeit, Ressourcen sparend bauen, regenerative Energien? Das sind eher inhaltliche Fragen, und natürlich stellt sich zum Schluss auch die Frage nach der Gestalt. Die ist bei jeder Bauaufgabe unterschiedlich und bedingt sich durch die gestellte Aufgabe. Es ist immer wieder neu spannend, eine Herausforderung. Und ein Wechselspiel zwischen Auftraggebern, den Bauherren und uns, den finanziellen Möglichkeiten, den Geschmäckern und den Gegebenheiten vor Ort. Das alles sind Eckpunkte, die jedes Projekt neu umfassen.
Hauptstadtmutti: Da hake ich noch mal nach: Was ist mit Nachhaltigkeit, Ressourcen sparendes Bauen, regenerativen Energien?
Daniel: Wer heute nicht verstanden hat, dass man nicht unendliche Ressourcen hat und die einfach verballern kann, der sollte auch keine Häuser bauen. Leider wird viel so gebaut. Ein Großteil der Fertighausbauweisen, die für Preise, die gerade noch drin sind – wie ein Hähnchen bei Penny für 1,50 Euro, das ist auf dem Bau ganz genau so übertragbar – sind nicht auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Dieser ganze Sanierungs- und Dämmwahn, den man in Berlin sehen kann. Ein Gerüst wandert von einem Altbau zum anderen, um überall diese Styroporfassaden davorzuknallen, weil das jetzt von der Politik so gewünscht ist. Weil man denkt, das wäre das Allheilmittel um Energie zu sparen und Ressourcen zu wahren. Doch in Wirklichkeit ist das, was man da heute ranklebt, übermorgen schon Sondermüll. Weil es überhaupt nicht mehr zu verwerten ist.
Hauptstadtmutti: Dann ist es für die MONO Architekten wichtig, nachhaltig zu bauen?
Daniel: Das erste nachhaltige Haus bauen wir jetzt in Brandenburg, ein Strohballenhaus. Das ist eine Bauweise, die schon sehr alt ist und in Vergessenheit geraten war. Man baut mit ganz herkömmlichen Stroh, als eigentliches Abfallprodukt aus der Landwirtschaft, das ganze Haus kann man damit dämmen. Und so total viel Energie sparen, auch schon in der Herstellung. Aber wenn man eine Tankstelle baut, kann man nicht mit Strohballen bauen, da muss man dann einen anderen Weg finden, nachhaltig sinnvoll und Ressourcen schonend zu bauen. Das ganze natürlich mit dem Wusch nach einer hohen ästhetische Ausgestaltung.
Hauptstadtmutti: Gibt es denn schon ein fertiges Projekt, an dem ihr euch gestalterisch ausleben konntet?
Daniel: Ja, ein Hausboot in Hamburg. Da haben wir während des Studiums bei einem Wettbewerb den Zuschlag bekommen. Das ist das erste Projekt, das wir realisieren konnten. Die Formensprache ist da sicherlich sehr ausgereizt und wir haben seiner Zeit auch versucht das Hausboot mit ökologischen Baustoffen zu realisieren. Hier war der Fokus darauf, natürliche Baustoffe zu verwenden.
Hauptstadtmutti: Für viele Menschen ist es eine große Hürde mit Architekten zusammen ein Haus zu bauen. Ist es ein Vorurteil, dass Architektenhäuser wirklich soviel teuerer sind? Oder würdest du sagen, dass eine normal verdienende Familie auch zu einem Architekten gehen kann und ein Fertighaus nicht die einzige Option ist?
Daniel: Ich kann das beides nicht gegenüberstellen und behaupten, es wäre zum gleichen Preis machbar. Die Leistung des Architekten kostet Geld, und das steht immer im Verhältnis zur Größe des Hauses und was das Haus kosten wird. Als Architekt ist man preisgebunden. Das heißt, wenn ich ein großes Haus bauen will und goldene Wasserhähne brauche, dann kostet der Architekt dementsprechend mehr, weil das Haus mehr kostet. Wenn ich mich aber auf eine einfache Lösung reduziere, mit günstigen Materialien – nehmen wir mal das Stroh –, dann kann ich auch relativ günstig bauen. Im besten Falle bekommt man nachher genau das, was der Bauherr haben will. Ein Fertighausherstesteller weiß das sicherlich nicht. Er kann den Bauherrn nicht auf diese Weise begleiten, das richtige Ergebnis gemeinsam entwickeln.
Hauptstadtmutti: Es ist also immer ein Kompromiss, mit einem Fertighausanbieter zu arbeiten, weil dieser die individuellen Wünsche eventuell nicht erfüllen kann.
Daniel: Wünsche werden einfach nicht so herausgearbeitet. Das Fertighaus wird als Baukastensystem beworben, in dem scheinbar alles möglich ist. Mit den Worten „Sie bekommen das Haus, das sie wollen“. Meistens weiß man als Bauherr gar nicht so genau, was man wirklich will, sondern muss das erst erarbeiten. Das ist die Aufgabe des Architekten, das gemeinsam mit dem Bauherren herauszubekommen. Natürlich kann man zum Fertighausanbieter gehen. Die können auch alles machen, aber es wird nichts besonders sein. Es wird immer nur eine Kombination aus Möglichkeiten sein, die im Katalog stehen.
Hauptstadtmutti: Und du als Architekt hast bestimmt auch ganz genaue Vorstellungen von dem was du willst und worauf man zu achten hat. Bist du damit auch der Einrichter eurer Wohnung?
Daniel: Also streiten tun wir uns da nicht.
Anaïs: Doch, doch, wir reiben uns aneinander. Daniel hat sehr genaue Vorstellungen. Durch seinen starken Willen es haben zu wollen werden die Objekte schöner. Ich bin dann diejenige die es wieder in die Realität runterbricht. Auf der anderen Seite möchte ich am liebsten in der Stadt bleiben, Grün drumrum, alles ruhig, frische Luft, Blumengärten und trotzdem natürlich alle Möglichkeiten und Vorteile der Stadt nutzen.
Daniel: Vielleicht haben wir auch deswegen noch nichts gefunden.
Hauptstadtmutti: Und beim Einrichten?
Daniel: Da haben sich verschiedene Dinge so gefügt. Das Einrichten macht eher Anais. Den Tisch und die Stühle hat sie mit ihrer Freundin gekauft. Und auch dieser Schrank, der stand dann auf einmal da. Und ich finde das gut. Die Betonküche, die habe ich gemacht.
Anaïs: Da gab es auch nichts von mir zu beeinflussen.
Daniel: Nee, du hattest – wie sagt man? – Vorbehalte. Zu grau, zu schwer, zu kalt, keine schöne Haptik. Und das hat sich alles nicht bewahrheitet. Es ist halt nicht fertig geworden. Es ist ein Provisorium
Anaïs: Und sieht trotzdem schön aus.
Daniel: Und der Schrank im Schlafzimmer ist auch von mir. Wir hatten kein Abstellraum, und einen Keller haben wir auch nicht. Man kann hier eigentlich nichts hinstellen. Und der Raum, das klassische Berliner Zimmer, hat so eine große Tiefe, die man auch gar nicht gut belichten kann. Da hab ich als begehbaren Kleiderschrank den Schrank eingebaut und so einen Stauraum selber geschaffen.
Hauptstadtmutti: In eurem Wohn-Spielzimmer steht so ein schöner alter Sessel. Hat der eine Geschichte?
Anaïs: Den haben wir von einer Freundin meiner Mutter geschenkt bekommen, die beiden kennen sich schon immer. Für sie ist dieser Stuhl verbunden mit ihrem Exmann und sie wollte den loswerden. Wir ihn gesehen und dachten „Der ist perfekt, der passt perfekt zu uns rein. Den nehmen wir“. Und dann haben wir ihn von Mainz nach Berlin gefahren.
HSM: Euer Lieblingsgegenstand?
Anaïs: Was ich schon immer mit mir rumtrage sind drei Bilder, die ich von meinem ersten Geld gekauft habe, die kommen immer mit. Sie waren lange eingepackt, als wir keine Wohnung hatten. Ich war ganz glücklich, als ich sie wieder auspacken und aufhängen konnte.
Daniel: Die Spülmaschine! Anais ist für die Wäsche zuständig und hat eine Waschmaschine. Ich für das Geschirr, und ich habe jetzt eine Spülmaschine.
Hauptstadtmutti: Das ist ja eine wunderbare Überleitung von Daniel, kommen wir zum nächsten Thema: Saubermachen.
Daniel: Jeden Samstag, morgens. Ich Küche und Bad und Anais saugen und beim Wischen müssen wir uns abwechseln.
Anaïs: Ja, und ich mache alle Flächen – auch die, die Daniel immer vergisst (lacht).
Hauptstadtmutti: Und die Kinder, werden die mit einbezogen?
Daniel: Die fordern das regelrecht ein, die wollen auch ein Wischer. Sie haben sich so einen kleinen Schrubber selbst ausgesucht, und den benutzen sie auch.
Hauptstadtmutti: Was ist für euch das schönste am Elternsein? Und was das Nervigste?
Anaïs: Das Schwierigste ist einfacher. Das Nervigste ist, dass ich mir manchmal wie ein Sendemast vorkomme, der ständig sendet und empfängt. Und dass es da eigentlich keine Pause gibt. Immer so auf Abruf zu sein und nie zu wissen, wann die nächste Störung kommt. Und das Schönste? Mit einer der schönsten Momente des Tages ist, wenn unsere Kinder bei uns im Bett einschlafen. Meistens gehe ich vor Daniel ins Bett, lege mich dann dazu und denke jedes mal, die Welt ist in Ordnung. Und das ist soooo schön.
Daniel: Wenn wir nachmittags mit unseren Kindern ins Café gehen und dann sieht man da einen Mann sitzen, der sitzt da alleine und liest eine Zeitung. Und trinkt einen Kaffee oder macht einfach, was er will. Das finde ich so beneidenswert. Das ist was, was ich vermisse. Und das Schönste finde ich, dass auf einmal alles einen Sinn ergibt oder einen Grund gibt, für den man sich bewegt. Wenn alles scheiße ist, dann freue ich mich nach Hause zu kommen. Weil ich weiß, da sind Menschen, die mir sehr nahe stehen und bei denen ich mich aufgehoben fühle.
Anaïs: Kinder relativieren vieles.
Hauptstadtmutti: Vielen Dank für das ausgiebige Interview.
Interview & Fotos: Julia Hoppen
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