Hauptstadtmutti

Online Dating auf dem Land – idyllisch und unspannend

Irgendwo in den Untiefen des World Wide Web stand mal: „Ihr immer mit eurem Sex. Man könnte meinen, ihr hattet noch nie richtig guten Sex!“ Doch klar, hatten wir alle schon mal. Wird aber schwierig, wenn man auf dem Land lebt und auf Online Dating angewiesen ist. Deshalb möchte ich darüber schreiben, wie das so ist, mit dem Dating als Köchin, als Mutter und halt als Landbewohnerin.

In der Umsetzung war’s eher zäh. Warum? Weil ich nicht recht wusste, wo ich anfangen soll. Was darf ich sagen? Was will ich sagen? Wieviel will ich von mir preisgeben?

Ich finde Sex super. Immer schon! Ich hatte auch immer das Glück, Partner zu haben, die zumindest nicht doof waren. Damit meine ich, dass ich nichts (für mich) schlimmes erlebt habe. 

Es gab hingebungsvolle Liebhaber und solche, die noch einiges an Entwicklungspotenzial hatten. Ob monogame Beziehungen oder Phasen, in denen ich nichts habe anbrennen lassen, ich kenne alles. Oder Phasen, in denen ich streckenweise Single ohne alles war. 

Sex hat man oder eben auch nicht – eine Standortbestimmung

So wie jetzt. Ich bin Single, lebe in der Allgäuer Voralpenregion und es ist exakt so idyllisch wie es sich anhört. 

Was macht man, wenn man ländlich lebt und vielleicht einen etwas weiteren dating Horizont hat, als andere? Onlinedating liegt da nahe. Ich kenne sie alle, also die Apps. Von Tinder über OKupid, Bumble und natürlich auch die „seriösen“ wie Paarship und Elitepartner und auch die einschlägigen.  

Die schier unendliche Zahl an potenziellen Partnern und Möglichkeiten hat bei mir dazu geführt, dass es immer schwerer wurde, von nur einem Mann hingerissen zu sein. 

Katalogmentalität und Schmetterlinge

Es war das immer gleiche Spiel. Mal hieß er Tom (heißen sie gefühlt alle) oder Michael. Man schrieb sich,  versuchte sich für einander zu begeistern. Man plänkelte ein wenig hin und her und seit dieser unsäglichen Pandemie kam es nie zu einem Treffen.  

Vielleicht habe ich zu viele erste Fragen gestellt? Hören sich die Typen oberflächlich zu gut an? Am Ende wurde ich zu oft uncharmant und plump angeschrieben und natürlich direkt nach Nudes gefragt.

Online Dating hat sich für mich inzwischen zu etwas entwickelt, das so ist, als würde man einen Film wiederholt ansehen. Man fiebert mit Käthe und Leo mit und am Ende geht das Schiff doch unter. 

Nina Meyer

Ich habe einfach keinen Bock mehr und auch keinen Mut und auch keine Kraft, mich unvoreingenommen auf ein Schiff zu begeben, weil genau das zu oft untergegangen ist. Nicht aufgrund von Herzschmerz, sondern wegen des Kennlern-Vorgangs. Der ist beim Online Dating einfach nervig.

Unspannend: Vorlieben in ein Raster eingeben

Für gewöhnlich habe ich immer nach Typen gesucht, die mindestens 1,75 m sind. Ich bin 1,64m und auf eine alberne Art und Weise war’s mir immer wichtig, dass er 10cm größer ist als ich. Einmal hat der Algorithmus versagt und ich durfte einen extrem faszinierenden Mann kennenlernen, obwohl er ’nur‘ 1,73. groß war. Wir haben Nächte durchgeknutscht. NUR geknutscht; unter den Sternen. Wenn die Lippen am nächsten Tag ein bisschen in Mitleidenschaft gezogen sind, ist es das beste Gefühl, das ich kenne. Fällt in die gleiche Kategorie wie Schokoeis mit Laugenbrezeln. 

Oder die Kategorie „Entfernung in km“! Die meisten „coolen Typen“ sind, vom Allgäu aus gesehen, gleich mal 100km+ entfernt. (Übrigens stellt auch hier Monsieur „1,73m“ die Ausnahme dar) Da kam es oft vor, dass Männer mich mit Worten wie: du bist ja nett, aber zu weit weg! aussortiert hatten.

Außerdem ist Online Dating nicht nur ein Game, bei dem Menschen auf ihr gemeinsames Glück hoffen, sondern immer noch eine Plattform, ein Algorithmus, ein Unternehmen, welches Geld verdienen möchte.

Überraschenderweise mag ich, dass ich auf Tinder freigeschaltete Fotos sehen kann. Absolutes Kneipen-Feeling! Den Typen an der Bar hast du ja auch angequatscht, weil er dir optisch aufgefallen ist und nicht, weil sein Musikgeschmack und das witzige Zitat über sich selbst dich angesprochen haben. Killerkriterium waren bei mir Sprüche wie: zu Vino sag ich nie no! Und Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume! Und Carpe diem! Next!

Das Next! – die Katalogmentalität von mir und den Typen, haben mir den Spaß am Online Dating vermiest und lässt mich mit der Frage zurück: wie lässt man sich von jemandem finden, der das mit den Schmetterlingen kann? 

Noch kurz zu mir!

Ich bin Nina Meyer, habe zwei fast erwachsene Teenager und bin Küchenchefin im Hotel meiner Schwester. Ich stehe auf American Football und verstehe das Konzept „entweder oder“ nur schlecht. Zusammen mit Ninia LaGrande mache ich den American Football Podcast ‚Zirkussideline‘. Auf Instagram findet ihr uns hier und mich hier.

Rezepte kann ich natürlich auch:
Die geilste Käsesauce von hier bis Texas