Habt ihr euch schon einmal gefragt, was eigentlich eine Textilarchäologin macht? Ich kann ehrlich zugeben, dass es mich sehr fasziniert, was Menschen früher getragen haben und wie sich das alles gewandelt hat. Farben, Zuordnungen, was ist männlich, was ist weiblich, was ist für die Oberschicht? Doch wie findet man das alles heraus, wenn es keine schriftlichen Quellen dazu gibt, geschweige denn Gemälde oder Fotografien?
Ronja Lau ist Textilarchäologin und ihr könnt sie am 23. März treffen, wenn sie alle Interessierten um 12 Uhr und um 15 Uhr mit auf eine spannende Spurensuche in die Welt der Textilforschung im WELTSTUDIO bei BERLIN GLOBAL mitnimmt.
Tickets gibt es hier
Der Termin am 23.3. ist der erste von vier Terminen der Reihe „WELTSTUDIO spezial“ dieses Jahr. Es handelt sich dabei um ein offenes Kreativ-Angebot für alle, bei der ihr euch über Berlin und die Welt austauschen könnt. Ihr könnt auch mit Expert:innen ins Gespräch kommen und gemeinsam bauen, malen, weben und werkeln. Das Angebot widmet sich jedes Mal einem anderen Thema und lädt alle Altersgruppen zum Mitmachen ein. Alle Termine sind kostenfrei zzgl. Ausstellungseintritt. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre ist der Eintritt frei. Mehr Informationen findet ihr hier.
Der 23. März ist ganz dem Thema Weben und Spinnen gewidmet. Alle sind dazu eingeladen, Wolle selber zu spinnen und auf großen und kleinen Webrahmen zu experimentieren. Kleine Tierfiguren oder kreative Wandbehänge: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Vermittler:innen geben praktische Tipps zur Technik mit unterschiedlichen Woll- und Stoffarten und helfen bei der Umsetzung eigener Ideen. Die fertigen Webstücke können mit nach Hause genommen werden.
Web-Profi Andreas Möller gibt Tipps rund ums Weben für Einsteiger*innen und Profis und beantwortet Fragen rund um seine Webstühle und die dafür entwickelten, ergonomischen Webschiffchen. Um 11 Uhr nimmt er den über fünf Meter langen Teppich vom Webstuhl ab, in den zahlreiche Besucher*innen ihre Verflechtungen mit Berlin und der Welt hier eingewebt haben
HSM: Liebe Ronja, stell dich doch bitte einmal vor.
Ich bin Ronja Lau, 30 Jahre alt und komme aus Berlin. Zurzeit bin ich Doktorandin an Ruhr-Universität Bochum, habe aber in Berlin an der Freien Universität Prähistorische Archäologie studiert. Ich bin Textilarchäologin und untersuche für meine Dissertation die eisenzeitlichen Textilfunde aus dem Salzbergwerk Dürrnberg in Österreich. Gleichzeitig bin ich aber auch aktiv in der Vermittlung und Wissenschaftskommunikation und arbeite zum Beispiel eng mit dem Stadtmuseum Berlin zusammen.
HSM: Ganz genau, am 23. März wirst du zu BERLIN GLOBAL kommen! Was können die Kinder von der Zeit mit dir erwarten?
Sowohl Kinder und Erwachsene können am 23. März mit mir in diese vergangenen Welten eintauchen. Ich habe viel zum Mitmachen dabei. Von Stoffen, Kleidung, Werkzeug und Schmuck aus unterschiedlichen Epochen ist alles dabei. Ich bringe euch bei wie man mit einer Spindel Spinnt (nicht ganz wie Dornröschen), Wolle verarbeitet, wie man färbt, webt und wie die Menschen damals ausgesehen haben. Ich beantworte euch alle Fragen, die euch auf der Seele brennen. Egal ob es um Vikings, Barbaren oder sonstige Filme und Serien geht. Und vielleicht habt ihr am Ende des Tages eine ganz andere Sichtweise auf die Dinge in eurem Kleiderschrank.
HSM: Was magst du an Berlin am meisten und was gar nicht?
Ich bin in diesem Gewusel und der Stadt aufgewachsen und schätze die Diversität der Stadt. Jeder Bezirk hat seine Highlights, ist irgendwie anders aber dennoch gehören wir zusammen. Auch wenn es oft den Berliner*innen als negative Eigenschaft nachgesagt wird, dass man aus seinem Kiez nicht rauskommt, so ist es für mich was total Schönes! Innerhalb von meinem Kiez kenne ich die Leute, die Läden, Bars, Restaurants usw. Diese Großstadtanonymität gibt es bei uns eigentlich kaum.
Was ich nicht gerne mag, ist der Umgang mancher Menschen mit öffentlichen Räumen. Die Verschmutzung, der Müll auf der Straße, Vandalismus und Unachtsamkeit. Für ein gutes Miteinander gehört auch die Wertschätzung öffentlicher Räume, Gegenstände usw.
HSM: Hast du absolute Lieblingsecken?
Also in meinem Kiez zwischen Richard-Wagner-Platz und Klausenerplatz gibt es total viele schöne Spots. Der Schlosspark vom Schloss Charlottenburg ist darunter der bekannteste aber auch wenn mal keine Lust auf Touristen hat, gibt es was. Im Sommer ist mein Lieblingsplatz die Caprivi Bar an der Caprivi Brücke. Draußen sitzen, Schiffe gucken und einen Sundowner genießen. Pizza, Pasta und das italienische Lebensgefühl hole ich mir in der Pizzeria Dante am Tegeler Weg. Leckeres Eis gibt es in der Danckelmann Straße gleich neben dem Ziegenhof (die Ziegen kann man sich dann auch gleich anschauen 😉)
HSM: Ich bin sehr fasziniert von deinem Berufsfeld. Wie bist du dazu gekommen und was macht dir am meisten Spaß?
Wenn man Archäologie studiert, muss man sich zwangsläufig auf etwas spezialisieren. Da ich schon vor meinem Studium ein großes Interesse an historischer Kleidung und Living History hatte, lag es für mich auf der Hand mich in der Textilarchäologie wieder zu finden. Leider kann Textilarchäologie nirgends studieren und so musste ich durch mein Studium mir viel selber aneignen. Für meinen Master bin ich dann für ein Semester nach Wien gegangen und habe dort am Naturhistorischen Museum so viel wie möglich über die Textilforschung gelernt.
Es gibt viele Aspekte an meinem Beruf, die mir Spaß machen. Ich liebe die Forschung und das Arbeiten mit archäologischen Funden. Man bekommt so automatisch eine Verbindung zu den Menschen, die vor tausenden Jahren gelebt haben. Aber Freude bereitet mir auch die Wissenschaftskommunikation und der Austausch mit Menschen. Ich habe Spaß daran ein Publikum für mein Thema zu begeistern oder ihnen etwas Neues beizubringen. Genauso verhält es sich aber auch in meiner Peer Group. Da es nicht viele Textilarchäolog*innen gibt, sind wir in Europa stark vernetzt. Die Treffen und der Austausch untereinander sind fantastisch.
HSM: Wie untersucht man Textil?
Archäologische Textilien sind eine ganz besondere Fundkategorie und durch die organischen Bestandteile erhalten sie sich schwer in der Erde. Es gibt aber einige Ausnahmen, wie zum Beispiel die Funde aus dem Salzbergwerk, die ich untersuche. Das Salz im Berg konservierte die Funde und sie sehen noch genauso aus wie vor 2.500 Jahren. Auch wenn die Funde so lange überlebt haben, muss man ganz vorsichtig sein, das heißt ich fasse die Funde so wenig wie möglich an. Am besten benutzt man Pinzetten. Ich fange meist an, indem ich das Textil fotografiere. Danach untersuche ich unter einem Digitalmikroskop die technischen Details. Dabei finde ich heraus: Aus welchem Material ist das Gewebe? Wie ist die Webart? Welche Qualität, also wie fein ist das Gewebe und wie fein sind die einzelnen Fäden? Denn diese Informationen liefern uns Einsicht über die Technologie, die hinter der Produktion eines Gewebes steckt. Dann untersuche ich noch eventuelle Muster, wie Streifen oder Karo und natürlich welche Farbe das Textil hat. Das können wir tatsächlich meist nur an den Salzbergwerk Textilien erkennen. Um sicher zu sein, welcher Farbstoff verwendet wird, gibt es chemische Farbanalysen wie Gaschromatografie (HPCL) um die Bestandteile der Farbstoffe herauszufinden. Wir arbeiten viel interdisziplinär und profitieren von den naturwissenschaftlichen Analysen. Dazu gehören zum Beispiel auch Faseranalysen und 14C-Datierungen. Und am Ende hat man dann eine umfassende Datenbank mit all den Informationen, Abbildungen, Mikroskop Bildern und Co. Das wird alles ausgewertet und in den archäologischen Kontext gebracht. So kann ich herausfinden woher vielleicht die Ressourcen stammen, was beliebte Farben und Muster waren, aber auch was für technologische Möglichkeiten und Können die Menschen vor Ort hatten.
HSM: Wo findest du diese Stoffe denn?
Da die Stoffe aus natürlichen Fasern bestehen wie Wolle oder Leinen, verrotten sie sehr schnell in der Erde. Aber es gibt einige Möglichkeiten, wie sich doch etwas auffinden kann.
Die meisten archäologischen Textilien finden sich in Mitteleuropa vor allem in Bestattungen. Hier korrodieren Textilien (als Teil der Kleidung oder Schmuck von Grabkammern o.ä.) an Metallgegenstände wie Gürtel, Fibeln oder Armreife.
Dann haben wir vor allem in Norddeutschland und Dänemark einige Feuchtbodenerhaltungen. Das heißt in Mooren finden sich teilweise (Moor-)Leichen, die sich über viele Jahrhunderte und Jahrtausende mit ihrer Kleidung erhalten. Diese kamen hauptsächlich zum Vorschein, als Torf noch als Brennmaterial gestochen wurde. Weiter nördlich oder auch in den Alpen können sich Stoffe, bzw. Leichen mit Kleidung im Eis finden. Das Abschmelzen der Gletscher Norwegens durch den Klimawandel bringt aktuell eine Vielzahl an archäologischen Funden ans Licht. Darunter auch Kleidung. Der Ötzi ist natürlich eines der bekanntesten Beispiele für Eismumien und auch er hatte einiges an Kleidung an.
Last but not least kommen natürlich die Salzbergwerke ins Spiel. Prähistorische Bergwerke kennen wir in Mitteleuropa, aber Salzabbau fand vor allem im heutigen Österreich statt. Darunter gibt es Hallstatt und den Dürrnberg. Beide dienten dem Abbau von Salz als Handelsware und die Menschen arbeiteten im Berg und hinterließen auch eine ganze Menge „Müll“. Zum Beispiel Stofffetzen, abgerissene Ärmel und viel recyceltes Material.
Außerhalb von Europa finden sich Stoffe aber auch im Permaforst Sibiriens, Wüsten und trockenen Regionen wie Ägypten oder großen Höhen wie den Anden.
HSM: Leder Bikini, Lendenschurz oder Kartoffelsack – was für Klischees begegnen dir, wenn du von deinem Job erzählst?
Es ist tatsächlich so, dass viele Menschen unterschätzen, was bereits aktueller Forschungsstand ist und berufen sich einfach viel auf Filme und Serien. Die ganze Palette an: gekleidet in Leder, Schaffelle auf den Schultern, nichts war bunt, alles schmutzig und nur Lumpen. Ausschließlich die Eliten einer Gesellschaft konnten sich „schöne“ Kleidung leisten. Aber ich bemerke auch oft, dass das Wissen um die Vor- und Frühgeschichte eher weniger verbreitet ist. Dazu kommen dann grundlegende Klischees, dass die Menschen bis ins Mittelalter eigentlich gar keine Technologien und Fertigkeiten o.ä. hatten.
HSM: Wie viele Schichten musste Leute ausziehen, bis sie endlich nackig waren?
Man kann grundsätzlich davon ausgehen, dass die Menschen in den warmen Monaten eine Schicht Kleidung getragen haben. Läuse in den Textilien legen nahe, dass diese direkt auf der Haut getragen wurden. Im Winter kann durchaus eine zweite Schicht dazu kommen. Unterwäsche wie wir sie heute kennen zeigt sich nur sporadisch und lässt sich schwer nachweisen.
HSM: Bevor es Knöpfe gab, wie haben die Menschen ihre Kleidung ‚verschlossen‘?
Vor den Metallzeiten kamen dafür hauptsächlich Nadeln aus Knochen oder Holz zum Einsatz oder einfach Schnüre. Ab der Bronzezeit wurden die Nadeln größer und verziert, die bestanden aus Bronze und waren nicht nur ein praktisches Tool, sondern auch Schmuck. Vorreiter war dann aber die Fibel, im Prinzip eine große Sicherheitsnadel, die ebenfalls zusätzlich ein Schmuckgegenstand war. Sie konnten mit Edelsteinen, Bernstein, Glas oder Elfenbein geschmückt sein. Und ja, alles in Mitteleuropa gefunden 😉 Die Fibel hielt sich wirklich lange, bis im Mittelalter dann die Knöpfe kamen. Zunächst waren es Stoffknöpfe, dann aus Metall und später erhielten sie dann die Form wie wir sie heute kennen. Damals aber noch oft aus Knochen, Horn oder Geweih hergestellt. Die Fibel wurde dann immer weniger benutzt und findet sich heute teilweise noch in traditioneller Kleidung wieder. Wie zum Beispiel in Polen, der Ukraine, dem Baltikum und Skandinavien, sowie bei den Sami. Meist ist hier aber eher die Fibel als Schmuck in Gebrauch.
HSM: ‚Kleidung ist seit jeher Teil unserer Identität‘. Hat man sich vorm Mittelalter auch schon über die Kleidung definiert oder hatte sie nur einen Nutzfaktor?
Definitiv ist Kleidung bereits seit der Steinzeit identitätsstiftend. Es gibt Nachweise von steinzeitlichen Bevölkerungsgruppen, die ihre Kleidung nicht nur nach den Gegebenheiten ihrer Umwelt gestaltet haben, sondern auch mit Muscheln verziert haben. Diese haben ja keinen Nutzen, sondern sind einfach schön. Je weiter wir in der Zeit voranschreiten durch die Bronze- und Eisenzeit, desto deutlicher wird auch, dass durch die Gestaltung, Drapierung und Schmückung ein Outfit entsteht. Und dieses Outfit kommuniziert wo die Person herkommt, welchen sozialen Status sie innehat und welcher kulturellen Gruppe sie angehört. Wir können gut diese Gruppen in Europa unterteilen, benötigen aber natürlich noch mehr Daten um die Aussagekraft zu erhöhen. Der Nutzen und der praktische Aspekt von Kleidung geht immer Hand in Hand mit der aktuellen Mode.
HSM: Wie unterschied sich die Kleidung bei Geschlechtern?
Es gibt durchaus geschlechterspezifische Kleidungstücke. Jedoch können wir schwer fassen ob diese immer dem biologischen und dem sozialen Geschlecht zugeordnet wurden. Da die Hose zum Beispiel erst recht spät im Europa Trend war, haben Männer bis in die Eisenzeit kleidähnliche Kleidung getragen. Bei der Frauenkleidung waren durch viele Epochen Kleider oder Röcke beliebt.
HSM: Wie hat man Kleidung gewaschen?
Vor allem Wollkleidung sollte man eigentlich nicht waschen. Die Eigenschaften von Schafwolle sind unter anderem antibakteriell, schmutzabweisend und wasserabweisend. Lüften und groben Schmutz ausklopfen bzw. bürsten reicht hier oft aus. Leinen aber zum Beispiel kann man ganz wunderbar auch heiß waschen. Dazu entweder einen großen Holzeimer mit Wasser füllen und mit Pottasche waschen. (Pottasche ist ein Nebenprodukt, welches aus Asche hergestellt werden kann). Mit so einer Lauge lassen sich auch hartnäckige Fettflecken auswaschen. Im Mittelalter werden die Stücke dann noch richtig geklopft und in klarem Wasser ausgespült.
HSM: Ich als Millennial bin ein Statement-Ketten-Opfer. Hatten die Menschen in der Eisenzeit auch schon so etwas?
Ja total, je größer desto besser! Das It-Piece wandelte sich zwar immer mal wieder von Jahrhundert zu Jahrhundert, aber Ketten aus Glasperlen oder auch richtig dicke und große Gürtel waren beliebte Hingucker. Die Glasperlen waren oft bunt in blau, rot, grün und gelb mit tollen Mustern drauf. Wahnsinnig tolle Handwerkskunst. Und wenn man mehr glänzen wollte, poliert man seine Bronzegürtel, Fibel oder Armreife und die funkelten dann ebenfalls. Es kommt halt einfach alles wieder in der Mode 😉
HSM: Ich frage in den Streetstyle Interviews immer, worin die Protagonist*innen gerne begraben werden würden. Worin wollten die Menschen früher begraben werden? Oder waren sie auch mal nackt?
Also nackt wurde im Regelfall eher nicht bestattet. Ausnahmen würde ich hier in Massengräbern o.ä. vielleicht sehen, die es auch schon in prähistorischer Zeit gegeben hat. Generell wurden die Menschen mit ihren eigenen Sachen bestattet. Je nach sozialer Schicht aber auch mal mit mehr, als man eigentlich braucht. Der Trend ging dann schon hin zu den schöneren Stücken, mehr Qualität, vielleicht auch teuer gehandelt usw. Vor allem in großen Prunkgräbern der Kelten in Baden-Württemberg sehen wir das. Aber auch die „Normalos“ wurden vollbekleidet bestattet. Tatsächlich gibt es ja unterschiedliche Arten und Traditionen jemanden zu bestatten. Beliebt in der Vergangenheit und heute auch sind Brandbestattungen. Hier konnten wir aber auch schon nachweisen, dass bei einer Brandbestattung auch persönliche Gegenstände wie Schmuck, Essen, Waffen und Kleidung mitverbrannt wurde. Jede prähistorische Kultur hatte da ihre eigenen Vorlieben. Ob die Kleidung in den Gräbern jetzt auch regelmäßig im Alltag getragen wurde, dass können wir nicht sagen. Dazu fehlen uns vor allem die Schriftquellen.
HSM: Warum werden manche Textilien bestimmten sozialen Gruppen zugeordnet (Leinen = Hippies, Brokat = Upper Class) und warum hält sich das bis heute so hartnäckig wie Fettflecken?
Oh, spannende Frage! Das hängt auch in der Prähistorie bis heute mit unserer Sozialisierung und Werten zusammen. Textilien hatten schon immer den Zweck zu kommunizieren. Die Codes dabei sind eben Material (Leinen, Wolle, Seide usw.), Muster (Streifen, Karo, Hahnentritt usw.) aber auch Farben und natürlich Qualität. Seit der Bronzezeit aber vor allem in der Eisenzeit verzweigte sich der globale Handel immer mehr. Und die Menschen waren damals wie heute anfällig für schöne, teure und „exotische“ Dinge. Man wollte immer zeigen was man hat und was man sich leisten kann.
In der Neuzeit und auch in der Mode der letzten hundert Jahre kamen dann aber auch Dinge wie Understatments dazu. Die sich auch als Protest gegen Eliten, Konsum, Kapitalismus und Umweltverschmutzung sehen. Anhand der Kleidung wollen wir uns auch immer politisch ausdrücken! Die Mode wandelt sich jedoch seit der Industrialisierung immer schneller und der Markt ist empfänglich für dafür. Die Gesellschaft wollte sich schon immer kleiden wie die oberen Schichten, imitiert und fälscht, wenn es sein muss. Das ist nichts Neues. Nur kommt im Moment erschwerend die gesamte Problematik der Fast Fashion Industrie hinzu, die Vermarktung und vor allem aber die finanzielle Abhängigkeit der Weltbevölkerung von dieser Maschinerie. Die westliche privilegierte Gesellschaft reflektiert zu wenig was es für den Rest der Welt bedeute bei Primark, H&M, Shein und Co. einzukaufen und sich für Kleidung aus Polyamid, Nylon und Co. und nicht für Leinen, Hanf und Wolle zu entscheiden.
Es gibt immer noch viele Vorurteile gegenüber bestimmten Materialien, die ich nur schwer verstehen kann. Wir sollten definitiv mehr unseren eigenen Konsum reflektieren und über Image Probleme hinwegsehen. Es gibt mittlerweile so viele Alternativen und ich finde es super, dass vor allem das Image vom Secondhand Kleidungsstück besser ist, als noch vor 20 Jahren. Deshalb finde ich meine Arbeit auch für die Menschen heute wichtiger den je, um darüber aufzuklären und aus der Vergangenheit zu lernen. Wir haben vieles verlernt und vergessen, was wir vielleicht wieder aufgreifen sollten.
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