Wer Teil 1 und Teil 2 des Sex-zembers noch nicht kennt, es lohnt sich…
Diesen Text zu schreiben, fühlt sich ein kleinwenig so an, als würde ich eine gute Freundin nach einer halben Ewigkeit wiedersehen und hätte nur 10 Min Zeit, um ihr alles zu erzählen, was ich in den letzten Tagen erlebt habe. Vor Aufregung weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll, und so kommt es, dass Ende vor dem Anfang erzähle: Ich habe es durchgezogen und ich werde weitermachen.
Zurück auf Anfang
Vielleicht erinnerst du dich noch an den Hintergedanken dieses Sex-zembers, ich wollte herausfinden, ob ich mit Sex meinen Mental Load reduzieren kann. Nach endlosen Küchenmeetings und sonstigen Versuchen das Gefühl von „ich bin für alles verantwortlich“ loszuwerden, wollte ich etwas ausprobieren, das Spaß macht und ein wenig crazy ist. Der Sex-zember war einfach perfekt dafür. Als Eltern 24 Tage hintereinander Sex zu haben, kam mir völlig absurd vor. Doch das ist es überhaupt nicht.
XXL-Honeymoon mit schmerzhaftem Erwachen
Stattdessen fühlt es sich wie wahnsinnig aufregende XXL-Flitterwochen mitten im Alltagstrott an. Die Blasenentzündung an Tag 19 allerdings weniger. Blöd, wenn der Sex so gut ist, dass du direkt danach in einen komatösen Schlaf fällst, ohne noch mal aufs Klo zu gehen. Vielleicht gibt es Frauen, für die das kein Problem ist, für mich leider schon. Mein Körper quittiert mir solche Ausschweifungen immer mit einer Blasenentzündung. Diese führte auch zu 2 Tagen vollständiger Zwangspause und ein paar Tagen, an denen ein höheres Maß an Vorsicht und Kreativität gefragt war. Doch wir haben weitergemacht und unseren „Rückstand“ wieder aufgeholt.
Disziplin Baby
Gerade bei den Selbstexperimenten, bei denen es um nichts als die Erfahrung geht, brauche ich Disziplin, um es durchzuziehen. Denn etwas zu tun, das ich normalerweise anders mache oder gar nicht mache, findet mein Hirn immer blöd. Und so gab es trotz des Flitterwochenfeelings Punkte, an denen ich das Experiment am liebsten abgebrochen hätte, die Blasenentzündung war nur einer davon. Doch gerade dann ging es darum, am Ball zu bleiben. Und es hat sich gelohnt.
Orgasmen helfen nicht gegen Mental Load
Denn wenn wir nicht weitergemacht hätten, hätte ich nicht herausgefunden, was mir wirklich gegen Mental Load hilft. Die Orgasmen sind es nicht, auch wenn ich jeden Einzelnen davon genossen habe. Mein persönliches Patentrezept gegen Mental Load ist Nähe und Verbundenheit. Und ja, Sex eignet sich hervorragend, um diese aufrecht zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Das ist auch der Grund, warum wir dieses Experiment fortsetzen werden. Unser Leben ist plötzlich so viel leichter.
Schatz, welchen Tee möchtest du?
Durch den ständigen Sex sind wir beide im Alltag viel aufmerksamer geworden und haben deutlich mehr Interesse daran, dass es dem anderen gut geht. Was zur Folge hat, dass unser Alltag wieder voller liebevoller Kleinigkeiten ist. Eben wie ganz am Anfang, wo wir auch ständig Sex hatten. Schöne Nachrichten, Lunch-Dates oder einfach ein frisch gekochter Tee, wenn ich verfroren aus dem Reitstall komme. Und ich räume (meistens) mein Chaos auf bevor er nach Hause kommt, weil ich weiß, das ihm Ordnung wichtig ist und sie ihm dabei hilft zu entspannen.
Entdecke die gute Fee in dir
Irgendwie fühlt es sich so an, als wären wir beide füreinander zu einer guten Fee geworden. Und das ist wirklich crazy. Hätte ich gewusst, dass Sex die Lösung für Probleme ist, über die wir jahrelang diskutiert haben, hätte ich viel früher mehr Zeit in diesen Lebensbereich investiert. Ich dachte wirklich „ernsthafte Probleme“ müssten „ernsthaft“ gelöst werden, aber anscheinend nicht. Oder mein Hirn ist von der ganzen Vögelei hormonell so benebelt, dass ich unsere „Probleme“ nicht mehr wahrnehme … Ist mir beides recht.
Der Sex-zember ist so viel mehr als ständiges ficken
Apropos ficken. Hast du gewusst, dass das Wort „ficken“ eigentlich gar nicht vulgär ist/war? Es ist ein althochdeutsches Wort, mit dem schnelles Hin und Her bewegen gemeint war. Habe ich in einem Aufklärungsbuch für Kinder gelernt… Wenn im Mittelalter ein Schmied ein neues Schwert geschmiedet hat, dann hat er es „gefickt“. Er hat es in einen mit Sand gefüllten Sack gesteckt und es hin und hergeschoben, bis es glänzte. Doch wie schon gesagt ging es beim Sex-zember um mehr als ein glänzendes Schwert. Es ging darum, etwas Neues auszuprobieren, den Stress zu reduzieren und sich lebendig zu fühlen. Wir haben so unfassbar viel dabei gelacht und waren uns so nah wie lange nicht. Auch wenn ich mich an dieser Stelle ganz weit aus dem Fenster lehne, glaube ich, dass wir uns ganz unverhofft nach fast 16 gemeinsamen Jahren und tief empfundener Liebe wieder neu verliebt haben.
Warum aufhören, wenn es guttut?
Und so kam ich nicht umhin, mich zu fragen (sorry, das musste sein, schließlich ist das mein Mini Carrie-Moment), warum ich mit etwas aufhören sollte, dass scheinbar die Lösung für so vieles ist. Wir schlafen beide fantastisch, seine Rückenschmerzen sind weg, wir streiten super selten, wir teilen uns Haushalt und Kinder viel gerechter auf und wir lachen, bis die Wände wackeln. Es ist großartig und ich will nicht damit aufhören. Denn wer weiß wie lang wir das überhaupt noch können oder wollen.
An meinem perfekten Tag habe ich auch Sex
Als ich mich mit 19 Jahren in ihn verliebte konnte ich keine Nacht neben ihm einschlafen, ohne vorher über ihn herzufallen. Dann kam der Alltag, das Leben und aus der Verliebtheit entstand Liebe. Und irgendwie verflog damit der Wunsch, jede Nacht Sex mit ihm zu haben. Es war so selbstverständlich, dass er da war. Und das mir dieser wahnwitzige Sex ständig zur Verfügung steht. Doch ist das wirklich so? Irgendwann während der letzten Tage dachte ich über meinen perfekten Tag nach und egal wie ich diese Vorstellung drehte, es kam immer ein Sex-Date mit meinem Mann darin vor. Also warum sollte ich nicht jedem Tag die Chance geben, perfekt zu werden. In diesem Sinne vögeln wir einfach weiter. Und wer weiß, vielleicht berichte ich nächstes Jahr darüber, wie es ist ein Jahr lang jeden Tag Sex zu haben.
Corinna findet ihr auf Instagram unter @corinna.mamok oder auf ihrer Website. Außerdem könntet ihr euch ihr Buch Mama, mutig, mittendrin besorgen.
Corinna probiert gerne einiges aus, unter anderem hat sie beschlossen, fortan keinen BH mehr zu tragen. Genauso interessant sind ihre Artikel über pupsende Vaginas oder Sex im Familienurlaub.