Hauptstadtmutti

Streetstyle Fabian: Manspreading verursacht Löcher in der Jeans

Der Fabian Soethof und ich sind uns bestimmt mehr als zehnmal im Gleisdreieckpark über den Weg gelaufen, aber im Internet noch nie. Bis der gute Falk mich auf die Buchpremiere von Fabian am 21. März im Pfefferbergtheater aufmerksam machte. Und plötzlich war der Fabian überall in meinem Feed, mit seinen Texten, seinem Buch und überhaupt, als Bereicherung für einen immer gleicher werdenden Algorithmus, in den ich mal mehr Väter gewähren sollte.

Dann was ich ja stets predige ist die Verantwortung der Väter in diesem patriarchalen Konstrukt einer Gesellschaft. Dass die auch mal aufstehen müssen, ran müssen, weil sie genauso benachteiligt werden, nur anders. Von daher, schenkt halt auch den Vätern ein gutes Buch über Vaterschaft, nicht diese cringe ‚How To Dad‘ Bücher. Außerdem is Fabian tatsächlich auch witzig, was ich immer wichtig finde.

Den Redaktionsleiter Online beim Musikexpress und Blogger bei ‚New Kid and the Blog‘ treffen wir am besagten Gleisdreieckpark. Es ist saukalt und wir frieren uns die Backen ab, alles für die gute Sache. Viel Erfolg mit ‚Väter können das auch‘, lieber Fabian!

Was bewegt dich zur Zeit?
Zur Zeit bewegt und lähmt mich das gleiche wie wohl die meisten anderen Menschen dieser kaputten Welt: Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und Putins Drohgebährden gegen den Rest des sogenannten Westens. Klar, auch ohne diese Invasion war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Aber seit ihrem Beginn habe ich große Sorge wegen all dem Leid unschuldiger Menschen, darunter vor allem Frauen mit Kindern, deren Leben, sofern sie überhaupt überleben, nie mehr das gleiche oder gar ein Gutes sein wird. Sollen und können wir neben unserem Elternalltag am Anschlag Geflüchtete aufnehmen? Wie können wir auch anders helfen?

Egoistisch treibt mich auch um, dass unser vergleichsweise sehr gutes und friedliches bisheriges Leben so nicht wiederkehren wird – vor allem das der Kinder. Meine Frau und ich sind uns seitdem leider sicher, dass wir, wenn es nach uns ginge, lieber keine Enkelkinder haben wollen.

Fabian Soethof


Was bewegt dich und dein Kind?

Den ganzen großen Scheiß mal ausgeblendet, bewegen uns Alltag und angebliche Pflichten: Der Zweitklässler hat so gar keinen Bock auf Mathe-Hausaufgaben, wir müssen ihm beibringen, dass er in dieser Gesellschaft und in diesem Schul- und Bildungssystem leider auch für ihn unliebsame Dinge machen muss (um nicht funktionieren zu sagen), damit er später freier und selbstständiger bei der Berufswahl und anderen Entscheidungen agieren kann. Unseren Fünfjährigen bewegen die (Un-)Möglichkeiten des wachsenden Autonomiewunschs. Neben alldem bewegt mich außerdem mein am 21. März erscheinendes Buch „Väter können das auch!“ und die darin verhandelten Themen. Es geht um Männer, Frauen, Väter, Mütter, Arbeit, Privilegien und (fehlende) Gleichberechtigung. Also leider auch um Dinge, die sich nicht morgen oder übermorgen von selbst geklärt haben werden. Am selben Tag findet die Buchpremiere in Berlin Prenzlauer Berg statt. Kommt bitte alle rum, es gibt noch Tickets!

Woher kommt ihr gerade und wohin geht’s als nächstes?
Ich komme gerade aus dem Home Office und verschwinde gleich dahin zurück, bevor ich die Jungs von Schule und Kinderladen abholen werde.

Lieblingsort mit Kind?
Im Sommer sind wir gerne und regelmäßig hier im Gleisdreieckpark. Radfahren, auf die Spielplätze gehen, Geburtstage feiern, Klettern, Eis essen (Kinder) und sehr gutes Bier trinken (ich) im Biergarten der hier ansässigen Brauerei BRLO. Seit vergangenem Jahr verbringen wir aber die meisten Wochenenden auf unserer neuen Baustelle, einem Kleingarten mit Laube in Brandenburg.

Lieblingsort ohne Kind?
Couch, Bett, Biergarten, wenigstens einmal pro Woche ein Basketballfeld – und ebenfalls unser Garten, weil wir eigentlich nur dann, wenn die Jungs zum Beispiel bei ihren Großeltern sind, dort auch wirklich Dinge erledigt kriegen. Wir hoffen sehr, diesen Ort bald nicht mehr nur als Arbeit, sondern auch als Erholung wahrnehmen zu können.

Als stylischer Vater kann ich nicht leben ohne…
Dass ich Style hätte, habt Ihr hier impliziert! Aber alle sechs Wochen ein Haarschnitt ist schon nicht verkehrt. 

Hat Elternschaft deinen Stil verändert?
Nein. Nur, dass ich öfter als vorher Flecken auf den Klamotten habe und in den Jacken- und Hosentaschen immer wieder mal Steine, Stöcker, Legofiguren, Rotzfahnen und anderen Kinderkram entdecke.

Lieblingsjahreszeiten-Style und warum?
Spätfrühling, wenn obenrum ein T-Shirt mit dünner Jacke reicht. Erst recht aber Sommer, eh klar: Shirt, Shorts, Sneaker, Sonnenbrille, Sonnencreme, bitte, danke, tschüss. Im Grunde gilt doch für alle Eltern junger Kinder: Je weniger Schichten sie anziehen müssen, desto (teilweise) entspannter der Alltag. Ich bin seit Monaten (naja, eigentlich Jahren) schon morgens nach dem Anziehen und Bringen platt. Mütter kennen das. 

Fabians Outfit:

Die Full Cap habe ich 2012 (!) in San Francisco während unserer Hochzeitsreise gekauft. Sie trägt wie zufällig meine Initialien – und ich sie immer dann, wenn ich nicht gerade beim Friseur war. Nur heute, für Haupstadtmutti, kommt beides mal zusammen. In den 90ern war ich großer NBA-Fan und -Kenner, heutzutage interessiere ich mich null für Profisport und wusste auch Jahre später nicht, ob die San Francisco Giants ein Baseball- oder Footballteam sind. 

Kennt Ihr die Simpsons-Folge, in der Homer Marge eine Bowlingkugel mit seiner Fingergröße und seinem Namen darauf eingraviert schenkt? So ähnlich verhält es sich mit dem Pulli unser aller 80s- und 90s-Darling New Kids On The Block, deren Name offensichtlich auch den meines Blogs inspirierte (und meine Sozialisierung in dieser Zeit meinen gerade pausierenden Podcast ‚Never Forget‘.

Diesen Pulli schenkte ich mal meiner Frau und trage ihn am liebsten selbst. Mit dem Unterschied, dass Marge damals aus Protest selbst zum Bowling ging und sich dort in einen charmanten Franzosen verliebte. Für so viel #MeTime-Freizeit haben meine Frau und ich „zum Glück“ gar keine Zeit ;-).

Und der Rest? Die Jeans von Lee ist aus einem Laden hier am Mehringdamm. Die Hosentaschen haben trotz der mutmaßlichen besseren Qualität auch schon Löcher – durch meinen Schlüsselbund sowie durch die ständigen Sammlungen genannter Steinchen und Stöckchen, die ich oft „bitte unbedingt einstecken und mitnehmen“ muss.

Ein Großteil meiner anderen, günstigeren Jeans reißt zunehmend zwischen den Beinen. Offenbar ein Beweis dafür, dass selbst ach so reflektierte Typen wie ich zu oft zum Manspreading neigen. Vom Mansplaining ganz zu schweigen.

Fabian Soethof

Die Jacke ist von der glaube ich gar nicht so coolen Marke Michael Kors. Sie war im TK Maxx reduziert und hält warm. Aber nicht warm genug, wie ich vor lauter Zittern an arschkalten März-Tagen wie dem heutigen wieder merke.

Schuhe: Die Vans sind, im Grunde wie das Tragen von Mützen, ein Relikt aus meiner (nur scheinbar) unbeschwerten Zeit vor der Familiengründung. Nennt mich Berufsjugendlicher (als Popjournalist bin ich das wohl teilweise), aber darin fühle ich mich wohl. Obwohl ich in diese engen Sneakern, vielleicht auch wegen meines Rückens eines alten Mannes, nur unter großer Anstrengung rein- und wieder rauskomme.  Für Euch nahm ich die Mühen gern in Kauf.

Danke, Fabian!

Newsletter Abo

„Wir sind sooooooooooo up-to-date, Schätzchen.”

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von 69e388e9.sibforms.com zu laden.

Inhalt laden

Schließen