Es war Liebe auf den ersten Like. In meinem Feed wurde mir AYO Berlin vorgeschlagen und sofort wollte ich mir nicht nur den Wonneproppen auf dem Bild schnappen und abknutschen, sondern danach diese kuscheligen Overalls irgendwie stibitzen, damit ich sie selber anziehen kann. Ich glaube es vergingen keine 24h und Shola und ich quatschten munter hin und her, landeten in unserer ersten Social-Media-Diskussion (dazu später mehr) und verabredeten uns für meinen nächsten Berlin Besuch.
Liebe Shola, stell dich bitte vor!
Sehr gerne – ich heiße Shola Olufodun, bin gerade 40 geworden und habe einen Sohn (3) und eine knapp 1jährige Tochter.
Studiert habe ich Soziologie – auf Diplom, das gab es damals noch – und ja, ich habe es tatsächlich auch abgeschlossen. Pierre Bourdieu ist mein Held – aber das interessiert hier glaube ich weniger…
Wie ich zur Mode gekommen bin – ich weiß noch, dass ich in meiner WG damals mit einer Bekannten gesprochen habe, die Modedesign studierte. Ich sagte ihr, dass ich später auch in der Mode arbeiten werde. Sie schaute mich an als hätte ich komplett den Verstand verloren und fragte mich wie um alles in der Welt das vor sich gehen sollte, mit meinem Soziologiestudium. Ich antwortete: weil ich gut bin. Und so war es dann auch.
Ich hab mir den Popo aufgerissen, um meiner Leidenschaft nachgehen zu können und bereue es keine Sekunde, zuvor ein wissenschaftliches Studium gewählt zu haben. Das gehört zu mir und gab mir auch die Möglichkeit über den „Tussi-Tellerrand“ hinweg zu schauen. Ich bin dadurch nicht wie die meisten anderen in der Mode groß geworden, habe nicht gemeinsam mit Größen in der Branche das Volontariat geteilt. Und es war harte Arbeit bis nicht nur ich die Redakteure und Stylisten kannte, sondern sie auch mich. Dafür habe ich etwas anderes erlebt, ein nerdiges Akademikerdasein, eine Art Wissenschaftler-Basis, wenn man so will, auf die ich sehr stolz bin.
War ich die Erste in der Uni mit einer Skinny-Jeans von Notify? Oh ja. Mit gelben Lackpumps von Shelly’s London in der Vorlesung? Absolut. Fiel es auf? Nicht mehr als sowieso.
Ich habe immer gejobbt und nach meiner Zeit bei SAP in der Global Communications Abteilung des Headquarters führte mich mein Weg zu Dorothee Schumacher.
Nach all den Jahren (und all den Schleifen, die ich damals binden musste) bleibt mir zu sagen, dass ich super dankbar bin für die Zeit dort. Ich hatte immer ein Faible für schöne und außergewöhnliche Dinge – aber sie hat mir noch mal eine ganz andere Welt gezeigt. Ich muss ehrlich sagen, dass sie meinen Sinn ungemein geschärft hat, indem sie mich überall mit hingenommen hat. Mir alles gezeigt hat, wir so viel gesprochen haben… eine harte Schule, aber auch die Beste. Und eines hat sie mir auch noch klargemacht – dass ich genug bin. Dass meine Ausstrahlungskraft etwas Gutes ist, eine Stärke. Auch wenn ich zuvor schon durch die Arbeit bei SAP den täglichen Umgang mit den Vorständen weltmarktführender AGs gewohnt war – die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Kreativen in Fashion und Lifestyle, sind eine ganz andere Nummer. Eine sehr ungewohnte Liga der Eitelkeiten, die einem da begegnet. Ich war auf alles gefasst und es hat mich tatsächlich wenig eingeschüchtert. Wenn nicht gar nicht.
Danach landete ich in München, wo ich die Niederlassung einer PR Agentur leitete, selbiges später in Berlin. Seitdem ich Mama bin, arbeite ich größtenteils freiberuflich – unter anderem auch für ein super Projekt, dessen Gründern ich zu verdanken habe, dass sich meine Wahrnehmung und mein Bewusstsein immer mehr Richtung tatsächlicher Nachhaltigkeit verschoben hat. Ich bin mit einer sehr „grünen“ Mutter aufgewachsen und es ist doch das Natürlichste der Welt sich erstmal gegen die Wertvorstellungen der Eltern zu richten, nicht?
Als ich 2015 nach Berlin gekommen bin, Single, hatte ich nicht geplant ein Jahr später mit Partner und Baby im Bauch in meiner offenen 2-Zimmer Wohnung zu sitzen. Aber so spielt das Leben und schlussendlich ist es das, was ich immer wollte.
Ohne eigene kleine Familie kann und konnte ich mir nie vorstellen alt zu werden. Auch wenn es mich karrieremäßig komplett rausgehauen hat – ich würde mich nie dagegen entscheiden. Für mich verliert mit meinen Kindern alles andere massiv an Bedeutung.
Und was bleibt mir ohne die Freiheit, weitere Jahre die Abende im Grill zu verbringen? Das können andere besser.
Ich liebe Berlin, auch wenn es sich mit Kind(ern) etwas anders darstellt. Die Partymaus schlummert da noch irgendwo in mir und alleine das Wissen, dass ich ihr jederzeit einen Abend schenken kann, beruhigt mein altes Ich.
Wie sieht euer Alltag als Großstadtfamilie aus?
Derzeit bin ich in Elternzeit und durch Corona sieht jeder Tag eigentlich gleich aus und dann doch immer ganz unverhofft anders, weil Kitaschließungen und Lockdowns alles über den Haufen schmeißen was wir uns so vorgenommen haben. Wir trinken aber immer Kaffee und Kaba im Bett, alle zusammen.
Wir haben so unsere Ecken und auch wenn böse Zungen behaupten, in Mitte fehle das Kiezgefühl, sind wir hier sehr gut angekommen. Mitte hat sich, alleine in den Jahren in denen ich hier lebe, total verändert und es sind super viele Familien hergezogen. Heißt, auf den Spielplätzen ist immer was los, die Gehwege sind voll Laufräder und Kinderwagen und alles fühlt sich immer weniger nach der ewigen Party an als noch vor nicht zu langer Zeit.
Entsprechend würde ich sagen, unser Alltag sieht wie bei allen anderen aus, die nicht auf einem Bauernhof leben – unsägliches Gewecktwerden, chaotisches Frühstück mit mal mehr mal weniger Protestaktionen, Anziehen unter schwierigsten Trotzphasebedingungen (immer darauf erpicht aufs erste Mal die richtigen Socken herauszusuchen. Klappt seltenst), zu spät für die Kita loskommen und dann eine halbe Stunde ‚Ruhe’ mit der Kleinen haben – der Papa erledigt den Kita-Gang (das wiederum mag sich von den meisten Familien unterschieden, was aber nicht an der Großstadt sondern an uns liegt).
Dann kann ich arbeiten, Dinge erledigen und mich bekochen lassen. Den Nachmittag übernehme ich – bis auf von der Kita abholen, das macht auch Papa. Da backen wir oder spielen alles nach, was sich gerade in seinem kleinen Kopf abspielt. Eine blühende Phantasie hat der kleine Mann. Die Maus macht alles mit und krabbelt gerne frech grunzend die Rutsche zu seinem (coronabedingt gekauften) Abenteuerbett hoch, was mich teilweise immer noch in Schockstarre versetzt.
Ich glaube ehrlich gesagt, dass sich Land- und Stadtleben nicht zu sehr voneinander unterscheiden – außer, dass wir nicht auf Wiesen und Feldern spazieren sondern in angelegten Parks, wenig Auto fahren und die Kinder schnell lernen auf diese und alles andere verrückte, das ihnen auf der Straße und den Gehwegen gefährlich werden könnte, zu achten.
Was macht dein Kerl?
Der Kerl macht mich oft sehr glücklich und treibt mich noch lieber in den Wahnsinn, kümmert sich unfassbar gut um die Kinder und ist in der Gastro tätig.
Wie war der Übergang von einem Kind zu zwei Kindern?
Easy. Die Eifersucht kommt erst jetzt, ansonsten hat mir Covid einen Partner zu Hause geschenkt, der dem kleinen Mann allen Halt geben konnte, den dieser brauchte. Er hat dadurch vielleicht auch mit sehr viel Liebe auf die Maus reagiert und akzeptiert, dass sie nun gestillt wird und nah an Mama gekuschelt schlafen darf – er hat das Stillen nur schwer aufgegeben und hätte ich nicht beruflich regelmäßig reisen müssen, weiß ich nicht mit wie viel mehr Drama die Still-Ära bei ihm zu Ende gegangen wäre…
Hast du Tipps für andere Mütter, Schwangere oder Eltern allgemein?
Nein. Das kommt schon alles würde ich sagen… außer – wenn es emotional möglich ist: lasst die Kinder nie in Eurem Bett schlafen oder bleibt bei ihnen bis sie eingeschlafen sind. Es ist super schön und fühlt sich toll an. Aber Ihr kommt da nie wieder raus. Nie wieder. Jahrelang nicht. Habe ich selbst aus diesem Wissen gelernt? Überhaupt nicht. Direkt beim zweiten Mal in die gleiche Baby-riecht-doch-so-gut-Falle getappt. The Challenge is real. 🙂
Und vielleicht das Übliche (weil ich immer wieder überrascht bin, was junge Mamas mit sich machen lassen) – hört auf euren Bauch und lasst euch nicht stressen von Eltern und Schwiegereltern, anderen Mamas oder noch besser: Männern. Einfach weglächeln… sucht euch Hilfe, wenn nötig. Da ist nichts Schlimmes bei.
Und auch – ich habe mir immer große Sorgen gemacht, wenn ich während der Schwangerschaft gestresst war oder in eine Streitsituation geraten bin. Panik, dass das dem Kind nicht gut tut. Das stresst erst recht und Streitigkeiten gehören zum Leben dazu. Das verübelt euch kein Kind im Nachhinein.
Wie hat Corona euer Familienleben dieses Jahr beeinflusst? Habt ihr etwas Neues gelernt, oder etwas, was ihr vorher über euch nicht wusstet?
Das wir uns fast genug sind. Und es schön ist, das im „normalen Leben“ nicht bis zum Erbrechen ausreizen zu müssen. Familie noch wichtiger ist als gedacht und wir auf ein Haus mit Pool sparen müssen, damit die Kinder trotz geschlossener Bäder schwimmen können. Oder nach Bayern ziehen, wegen all der super schönen Badeseen. Oder beides. Schwierig in Bayern. Aber ist ja auch nur ein utopisches Muss.
Kinderkleidung und Nachhaltigkeit
Wie ist die Entstehungsgeschichte zu AYO Berlin?
Das ist einerseits schnell erzählt, andererseits gar nicht so eindeutig.
Mit meinem Sohn hatte ich nie das Gefühl, nicht das richtige an Klamotte zu finden oder besonders auf die Materialien achten zu müssen. Kein Plastik, ja, aber alles weitere war mir dann eigentlich auch egal.
Bei meiner Tochter war ich da schon sensibler unterwegs und während ich mich über Preise für coole Teile „Made in Bangladesh“ geärgert habe, dachte ich, warum nicht einfach selbst machen. Ich hatte die Kontakte und mein „Insiderwissen“.
Ich habe das Glück zu jedem Thema einen super Berater im näheren Umfeld zu haben und so ging alles ganz schnell… Recherche der Materialien, Mustererstellung, Markenanmeldung, Shopkonzeption, fertig. Rumgeeier verstehe ich immer nicht, weshalb ich auch am besten alleine arbeite, wie ich festgestellt habe. Im Oktober sind wir online gegangen und ich muss sagen, dass ich noch nie so viel Energie (und Geld) in ein Projekt gesteckt habe, das mir so viel Spaß bringt.
In AYO Berlin steckt all meine Leidenschaft und wer mich kennt weiß, dass mir Ehrlichkeit so ziemlich über alles geht. Entsprechend ist AYO Berlin in der Produktion durch und durch transparent, weil es nichts zu verstecken gibt. Auch nicht in der Preisgestaltung.
Apropos ehrlich: aus einer meiner berühmt berüchtigten Leber-Kolumnen wurde ein Satz in eine Kachel verwandelt, hinter dem ich zwar immer noch stehe, aber der natürlich voll aus dem Kontext gerissen ist:
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Aufgrund dieser Kachel hatten wir beide eine lustige Interaktion auf Instagram. Wie hast du meinen ‚Spruch‘ wahrgenommen in dem Moment?
Haha! Ja :). Ehrlich gesagt konnte ich das sehr gut nachempfinden und habe mich dennoch „angegriffen“ gefühlt, da ich nun relativ ungewollt genau das verkörperte. Gleichzeitig war es mir von Beginn an wichtig als Marke verstanden zu werden und nicht als Öko-Label. Das ist kein Affront gegen Ökolabels, aber in die Schublade passen wir einfach nicht rein.
Wir machen coole, lässige Babyklamotten – aber richtig. Und ich finde das sollte normal sein – ohne nur in Erdfarben zu denken, jedem Bild einen Vintagefilter überzuziehen oder in warme Gelb- und Rottöne zu färben. Nachhaltigkeit muss auch nicht heißen, dass die Kinder im Wald aufwachsen. Wir täuschen niemanden mit einer Bildmarke, wie einem Baum im Logo oder einem Tier, dass nur allzu sehr an WWF erinnert und direkt Tier- und Naturschutz impliziert. Auch sprechen wir nicht von „nachhaltigen Looks“. Unser Produkt ist nachhaltig und für die, die es genau wissen wollen:
- Die Stoffe beziehen wir von einem sehr transparent und umweltschutz- sowie menschenrechtstechnisch sehr engagierten Berliner Unternehmen
- Alle Stoffe sind entsprechend GOTS zertifiziert, die Gummibänder aus Naturkautschuk
- Unsere Drucketiketten lassen wir in einer kleinen Berliner Druckerei fertigen, in Ökofarbe
- Unsere Stoffetiketten sind aus Biobaumwolle und -farbe, bezogen von einem niederländischen Unternehmen, allerdings das Beste, das wir finden konnten, um unserem Anspruch gerecht zu werden
- Unsere Versandtaschen sind aus Graspapier und unsere Visitenkarten aus recycelten Baumwollshirts.
Auch denke ich, dass es so was wie AYO Berlin noch nicht gibt. Unsere Kollektion ist mini und wird wohl auch nie riesig werden. Es braucht meiner Meinung nach auch nicht noch ein Label, das Pumphosen mit und ohne Rüschen in Sandfarben anbietet.
Du hast mir ja erlaubt, das Thema ‚Gründen als POC‘ aufzugreifen. In letzter Zeit hat vor allen Dingen Nana Addison das Thema immer wieder gut angesprochen. Wie war der Gründungsprozess bei dir?
Klar, kein Thema. Ich habe kurz reingeklickt und was sie schreibt stimmt schon. Ich bin nigerianisch-deutsch und war immer der „Farbfleck“ in der Gruppe. Auf Fotos, bei Aufführungen, ich habe mich in der Schule für das Make-Up Team entschieden, weil ich überzeugt war, dass sie mir in der Theatergruppe keine Hauptrolle geben würden, die eigentlich weiß sei (auch weil ich immer gerne Stylistin werden wollte, machen wir uns nichts vor). Einen Friseur zu finden war eine Farce, denn auch wenn ich europäisches Haar habe, haben sie nur eine Schwarze mit Locken gesehen und direkt abgelehnt.
Ansonsten muss ich sagen – es nervt, ja, aber ich habe das Glück, nie richtig schlimme Erfahrungen gemacht zu haben. In Nigeria bin ich die Oyinbo und in Deutschland, meiner Heimat, bin ich irgendwas – asiatisch, schwedisch, „echt, afrikanisch? Aber doch nicht ganz, oder?“ Alles, aber eben nicht deutsch. Ich lebe schon mein ganzes Leben damit, das ist meine Normalität.
Jungs haben es da meiner Einschätzung nach schwerer. Die werden tatsächlich ständig an die Wand gestellt (im wahrsten Sinne) und nach Rauschmitteln oder sonstigem durchsucht – von der Polizei meine ich. Auch bin ich – so blöd es klingt – nicht dark skinned genug, um unverfroren angefeindet zu werden. Das ist ein Vorteil, wenn man so will, traurig aber wahr. Es wurde mir auch schon direkt so gesagt – von Weißen und Schwarzen.
Zum Thema: Rosa Mag Was bedeutet Colorism und Heller Wahnsinn von Ciani-Sophia Holder.
Beruflich muss ich sagen, dass mir mein Name mit Sicherheit nur, ja ausschließlich, Steine in den Weg gelegt hat. Das Aussehen weniger, das hat mich vielleicht sogar teilweise weiter gebracht. Aber der Name – das ist die erste Hürde, die ich sicher oft nicht meistern konnte. Mir wurde gar nicht erst die Möglichkeit gegeben, mich vorzustellen oder meine Erfahrung zu zeigen.
Gleichzeitig muss ich zugeben, dass am Telefon viele denken, mein Name sei skandinavisch, wegen der vielen Os. Auch weil sie sich lustigerweise bei einer Skandinavierin vorstellen können, dass sie perfekt Deutsch spricht aber nicht bei einer Afrikanerin „damit habe ich jetzt ja gar nicht gerechnet…“.
Im Gründungsprozess spielte das zum jetzigen Zeitpunkt keine Rolle, da ich alles alleine gemacht habe. Bislang konnte ich mich auch noch gar nicht um Investoren kümmern, weil alles in meinem Kopf feststeckt und sich einfach nicht die Zeit findet, das sortiert auf Papier zu bringen.
Gründen als Mama in Berlin
Jetzt mal ganz unter uns: wie funktioniert Gründen?
Hättest Du mich das mal vor einem Jahr gefragt – keine Ahnung. Und eigentlich weiß ich es immer noch nicht. Ich hab es einfach gemacht und war auch zugegebenermaßen nicht darauf gefasst, was alles zu beachten ist. Kleinigkeiten, wie Materialangaben, die im Etikett auf Deutsch sein müssen. Vorgaben über die ich mir zuvor keine Gedanken gemacht habe. Gleiches bei der Markenanmeldung. Fristen, Formalitäten, technische Kenntnisse.
Die Absprache mit dem Atelier läuft super einfach und unkompliziert, da wir quasi Nachbarn sind und uns schon kannten. Die Übergabe und weitere Besprechungen finden oft auf der Terrasse statt – covidkonform sozusagen. Ich habe das Glück, hier eine Meisterin ihres Fachs an der Seite zu haben, die jahrelange Erfahrung mitbringt und sehr professionell arbeitet. Außerdem habe ich die Möglichkeit, gleichzeitig einen kleinen Ausbildungsbetrieb zu beauftragen, eine Working Mum. Auch wenn ich mir wünschen würde, dass diese Erwähnung nicht so viel an Relevanz hätte. Dadurch, dass wir uns kennen, muss ich auch nicht zu viel erklären – sie kennt meinen Stil und weiß ziemlich genau, was mir gefällt, bzw. wie meine teils kryptischen Beschreibungen zu entschlüsseln sind. Und das Ergebnis daraus ist schließlich das Wichtigste, das Produkt.
Die Stoffauswahl hat sich durch Covid relativ schwierig oder zumindest umständlich gestaltet. Ich konnte mir ja nichts vor Ort anschauen, sondern musste dutzende Stoffe als Muster bestellen und auf die Sendung warten. Zeit und kostenintensiv war und ist das alles.
Ein Vorteil – ich beschäftige mich sehr gerne mit Neuem und habe auch keine Scheu vor technischen Herausforderungen. Wenn ich etwas mache, dann gerne richtig und ich fühle mich am wohlsten, wenn ich alles kann und alles weiß. Das macht einen so wunderbar unabhängig – es überfordert auch, aber in erster Instanz bin ich unabhängig. So habe ich mich in alles eingelesen, viel ausprobiert, hin und her entschieden, Fragen gestellt, meine Comfort Zone verlassen und mich raus gewagt, dem Urteil gestellt. Sich gut auszukennen macht einen aber auch dann – zumindest konstruktiv – wenig angreifbar.
Es lief im Grunde genommen so ab:
- Produkt im Kopf
- Materialien recherchieren
- Muster erstellen, Schnitt konzipieren, Größen festlegen
- Test tragen, waschen, bügeln, strapazieren
- Business Plan erstellen (working process)
Parallel dazu
- Marke festlegen, Logo kreieren, Marke anmelden, notwendige Grafiken erstellen
- Unternehmensform festlegen
- Anmeldung Finanzamt, etc.
- Geschäftskonto eröffnen, Kapital herzaubern
- Rechtliche Voraussetzungen für Online Shop prüfen, Gewährleistung sicherstellen
Gefolgt von
- Etiketten kreieren, produzieren
- Verpackungsmaterial recherchieren
- Bildmaterial und Content produzieren
- Online Shop konzipieren
- Social Media Accounts online schalten
- Online Shop eröffnen
Und das darf auch nicht fehlen
- PR
- Freunde belästigen und zum folgen nötigen
- Werbemaßnahmen recherchieren, festlegen, ausprobieren, auswerten
- Das nicht vorhandene Budget im Auge behalten
Es sind einfach scheiße viel Entscheidungen zu treffen und ich wusste, dass ich spätestens zum Oktober online gehen muss, um den richtigen Zeitpunkt für das Produkt nicht zu verpassen. Es war also schon Druck dahinter, mit allem rechtzeitig fertig zu werden. Und auch wenn man es nicht glaubt – die Drucketiketten waren die größte Herausforderung und haben mich 2-3 Wochen gekostet. Keine Druckerei wollte in gerauhten Sweat drucken, dabei klappt es so gut.
Auf der Website ist deine Tochter zu sehen, auf Instagram nicht. Wie stehst du zu Kinderfotos im Netz?
Ich habe meine Kinder zuvor nicht wirklich online gezeigt, weil sie da irgendwie nicht hingehören. Zumindest nicht in die sozialen Medien. Auf der eigenen Homepage sehe ich das etwas anders, denn als Kindermodell würden sie auch bei Marken auftauchen und wen sollten sie besser repräsentieren als ihre eigene Marke.
Ich denke auch, dass sich weniger Menschen, die nicht am Produkt interessiert sind, auf die Website verirren, als auf einen Account in den sozialen Medien. Ich bin kein Mensch des öffentlichen Lebens – wen interessiert es also, wie meine Kinder aussehen? Ein Argument dafür, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass Fotos von ihnen irgendwo landen oder in fremdem Kontext veröffentlicht werden.
„Leider“ sehen das die meisten meiner Kunden ähnlich und so ist es super schwierig Bilder zu bekommen. Gerade mit Corona ist das ein kleines Problem, da auch Shootings kompliziert zu organisieren sind und mit Babys/Kindern sowieso eher spontan ein tolles Foto entsteht als terminiert zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem unbekannten Umfeld von einer unbekannten Person geknipst.
Gleichzeitig verurteile ich niemanden dafür Kinder online zu zeigen. Ich selbst schaue mir süße Bilder total gerne an und sehe da auch kein Problem. Mit Gesicht, ohne Gesicht – eigentlich gibt es ja nichts Schöneres – Plazenta, Frischgeborene oder gar verstorbene Babys – da ist meiner Meinung nach definitiv eine Grenze überschritten. Aber auch hier – jedem wie er will. Es gibt keinen Grund meinem Nichtgefallen mit einem bösen Kommentar Ausdruck zu verleihen. Ich schau dann eben nicht hin.
Mehr Infos zu Shola gibt es hier.