Vor einiger Zeit bin ich bei Instagram auf den Account von Cindy frl.unicorn gestoßen. Sie hat einen ganz normalen Account. Auf den Bildern sieht man meistens sie selbst, aber auch ab und an ihre Tochter, Ruth. Auffällig ist ihr Account schon etwas, denn Cindy trägt eine große, dunkle Brille, hat viele Tattoos, Tunnel in den Ohren und trägt gern auffälligen Lippenstift und Nagellack. Aber etwas Besonderes entdeckt man bei ihr dann doch, wenn man sich ihre Seite näher anschaut: Cindy ist lesbisch. Und eine Mutti. Und sie verrät uns heute mal, welche 10 Fragen ihr am häufigsten gestellt werden. Beziehungsweise welche Fragen ihr die meisten gern stellen würden, sich dann aber doch nicht trauen.
Aber nun erstmal ein paar Infos zu Cindy: Sie wird in diesem Jahr 30 Jahre alt und ihre kleine Tochter ist 6. Sie sind vor 2 Jahren nach Berlin gezogen und wohnen in Friedrichshain. Vorher haben sie in Hamburg gelebt. Hamburg war für Cindy der erste Ort, an dem sie sich so richtig frei gefühlt hat. Dort konnte sie zum ersten Mal lesbisch sein, ohne das es wirklich schlimm oder besonders war. In Hamburg begegnete Cindy auch ihrer ersten großen Liebe. Die erste Frau, nach ihrem Outing. Cindy hat viele schöne Erinnerungen an Hamburg, aber leider auch einige negative. Von daher sind sie nach Berlin gezogen, um ihr Leben für Ruth zu ordnen. In Berlin sind die beiden dann richtig angekommen und Cindy hatte die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Seit dem letzten Sommer geht Ruth auch in eine Berliner Schule. Die beiden leben allein und sind super glücklich damit. Ab und an ist es etwas stressig, da Cindy ja auch noch arbeitet, aber Cindy gefällt das Leben als Working Mum. Sie meint: „Wir führen ein ganz normales Leben zwischen Wahnsinn und Regenbogen.“
10 Fragen, die man eine lesbische Mutti nie fragen würde
1. Ach ja lesbisch? Und wo kommt dann dein Kind her?
Cindy: Hach … Diese Frage höre ich ständig. Dazu dann noch ein vorwurfsvoller Blick und die Aussage: „Dann bist du wohl doch nicht so lesbisch!“ Ich schalte dann auf Durchzug und frage mein Gegenüber, wo denn ihr Kind herkommt. Tja, dann gibt es meistens nur ein „Hhhmmm“ und es wird geschwiegen.
2. Warst du denn dann vorher mit einem Mann zusammen?
Cindy: Ja, ich war schon mal mit einem Mann zusammen. Von ihm ist auch meine Tochter. Aber ich habe in der Beziehung gemerkt, dass ich tatsächlich auf Frauen stehe und ich mich endlich dazu bekennen muss. Das war für ihn und für mich nicht leicht, der Schritt jedoch war nötig.
3. Mit Spritze oder mit echtem Sex?
Cindy: Ruth ist durch den sogenannten echten Sex entstanden. Ich habe aber Freunde, die trotz Insemination (Spritze) ihre Kinder durch echten Sex „gemacht“ haben.
4. Kennt dein Kind seinen Papa?
Cindy: Ja. Und für mich ist das auch wichtig, ob das aber notwendig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ruth ist ja aber durch ihn entstanden und sollte ihn dann auch kennen. Hätte ich sie mit einer Partnerin bekommen, gäbe es keine direkte männliche Bezugsperson.
5. Gibt es einen Moment in dem du so tust, als wärst du hetero?
Cindy: Nein. Ich habe mich einige Jahre in der Hetero-Welt versteckt und es war nicht schön. Ich bin ich und wer das als schlecht empfindet, soll einfach gehen.
6. Glaubst du, deine Tochter wird auch lesbisch?
Cindy: Es gibt Phasen, da wollen die Kinder unbedingt so sein wie die Eltern. Dann gibt es Phasen, in denen wollen sie niemals so sein, wie ihre Eltern. Und dann gibt es die Phase, in der sie zu dem werden, der sie sein möchten. Ob nun lesbisch, hetero oder sonst was. Hauptsache sie ist glücklich damit.
7. Man sieht dir gar nicht an, dass du lesbisch bist.
Cindy: Wie sieht man denn lesbisch aus?! Ich bin eine Frau, die Frauen liebt. Nicht mehr und nicht weniger. Morgens sogar ungeschminkt.
8.Hast du Angst deiner Tochter mal peinlich zu sein?
Cindy: Lacht. Das war ich schon längst. Ich wollte ihr einen Kuss auf dem Schulhof geben.
9. Kinder brauchen doch einen Vater?!
Cindy: Ach ja? Brauchen Kinder nicht Menschen, die sie respektieren, lieben und schätzen? Ihnen Mut machen und sie auffangen, wenn sie fallen? Ich glaube das ist das, was Kinder brauchen. Wer es ihnen gibt, spielt doch dabei keine Rolle.
10. Wie reagiert dein Kind darauf, wenn du eine Partnerin hast?
Cindy: Wie jedes andere Kind auch. Etwas eifersüchtig, bis es dann die Vorteile eines Partners erkennt. 😉 Ruth ist ja bis jetzt damit aufgewachsen und ich habe früh mit ihr darüber gesprochen. Es ist also ganz normal.
Was würdest du den Frauen raten, die sich noch nicht geoutet haben?
Cindy: Einen speziellen Rat an die Frauen, die sich outen wollen, habe ich gar nicht. Es ist viel wichtiger zu sagen, dass jeder immer so entscheiden soll, wie es das Herz sagt. Fühlt ihr euch zu Frauen hingezogen, dann liebt Frauen. Wollt ihr lieber ein Mann sein, dann seid es. Seid einfach alles, was ihr sein wollt. Genau das brauchen unsere Kinder. Selbstbewusste Vorbilder! Die Kleinen sollen sich ja auch frei entwickeln. Man kann immer alles sein. Man muss es nur machen!
Liebe Cindy, vielen lieben Dank für deine ehrlichen Worte!