Für Aisha Franz war sofort klar, wo wir sie fotografieren sollen: Tempelhofer Feld! Sehr gerne, aber dann bitte auch wirklich mit Rollschuhen! Die begnadete Comicautorin und Illustratorin findet ihr unter @aishathesheriff. Ich bin ja eh Fan, von allem, was knallt. Sie möchte euch außerdem auf das publishing Projekt ihr*er Freund*in Johanna aufmerksam machen. Guckt euch unbedingt mal Colorama.space oder @coloramaprint an! Gemeinsam organisieren sie das comic residency workshop format @coloramaclubhouse.
Aishas wundervolle Bücher findet ihr bei Reprodukt.
Was macht dich gerade glücklich?
Mit guter Musik auf Rollschuhen zu tanzen.
Was macht dich gerade wütend?
Dass internationales Völkerrecht zunehmend ausgehöhlt wird und das Recht auf Leben und Würde nicht für alle gilt. Und dass es zu einer Realität geworden ist, dass Rechtsradikale in den Bundestag gewählt werden.
Wo bist du gerne?
Kolumbien. Ich habe dort Familie und gerade in den letzten Besuchen konnte ich mich mehr und mehr mit den Menschen dort identifizieren, so dass es sich wie ein zweites Zuhause anfühlt. Außerdem ist es einfach wunderschön…
Wo bist du gerne in deiner Stadt?
In meiner Wohnung im achten Stock zum Sonnenauf- und auf dem Tempelhofer Feld zum Sonnenuntergang.
Hast du Tipps für Eltern in deiner Stadt?
Am liebsten bin ich mit meiner Tochter auf dem Tempelhofer Feld , weil wir dort beide frei drehen können, aufatmen und uns frei fühlen.
Meinen Style würde ich beschreiben als…
Irgendwo zwischen 70s und sportlichen 2000er, Vintage gemischt mit Fast Fashion und Kreationen von Freund*innen. Auf jeden Fall bunt und mit Fokus auf Schuhen… Ich LIEBE Schuhe! Als Mutter bin ich aber auch oft “Fashion-faul”, zum Beispiel wenn das Kind morgens im Regen mit Fahrrad in die Schule gebracht werden muss.
Mode ist mir wichtig, weil…
Als Zeichnerin bin ich ein sehr visueller Mensch. Mich interessieren die Formen, Muster und Farbeffekte, die sich durch Klamotten in verschiedenen Kombinationen ergeben. Ich bin gezwungen mich dazu zu positionieren, da ich ja auch meine Umgebung und die Welt zeichne – und somit auch Mode. Das Magische am Zeichnen ist es ja, dass mit einfach Mitteln – man braucht nur Stift und Papier – ganze neue Welten, Geschichten und Ästhetiken erschaffen werden können.
Meistens denke ich mir die Klamotten, die ich zeichne, aus – ich überlege dann: “was würde ich selber gerne anziehen?” oder “welcher Style würde den Charakter einer bestimmten fiktiven Figur in einem meiner Comics noch unterstreichen?”. Allerdings ist es glaube ich mittlerweile ein “Chicken and egg-problem”.
Trage ich bestimmte Schuhe, weil sie aussehen wie die, die ich zeichne, oder zeichne ich Schuhe, die aussehen wie die, die ich trage?
Worauf würdest du zehn Jahre sparen?
Darauf in zehn Jahren hoffentlich nicht von der Hand in den Mund leben zu müssen und entscheiden zu können, wo und wie ich wohnen will. Klamotten sind mir in meinem (nicht existenten) 10-Jahre-Plan eher nicht so wichtig.
Welches Kleidungsstück aus deiner Kindheit hättest du gerne noch?
Meine Tante Fabiola aus Kolumbien hatte früher Strickpullover entworfen und selber maschinell hergestellt. Ich hatte verschiedene Pullover mit nachempfunden Comic Figuren, die dann aber von ihr interpretiert wurden und natürlich ganz anders aussahen, als das Original. Konkret hatte ich einen Pulli mit Pumuckl drauf, den hab ich geliebt.
Welches Kleidungsstück aus deiner Jugend hast du noch?
Einen roten Benetton Woll-Pullover mit der Aufschrift “international Youth”, den ich mit Vierzehn bereits gebraucht geschenkt bekommen habe. Ich habe ihn wirklich oft getragen und im Winter habe ich ihn immer noch regelmäßig an. Bis jetzt noch kein Loch …
Welches Kleidungsstück hast du dir zuletzt gekauft?
Ein Fußballtrikot der kolumbianischen Nationalmannschaft und ein Sweatshirt von einem nachhaltigen Rollerskate-Label aus Barcelona namens rolalola.com
Was geht jeden Tag?
Schlaghose
Was genau hast du an und was ist die Geschichte hinter deinem Outfit?
Ich trage eine Vintage Lederjacke, darunter ein Oberteil, welches mir mein*e beste Freund*in Johanna aus einem Thriftstore in New York mitgebracht macht. Johanna würde ich als meinen persönlichen Stylist bezeichnen: ich bekomme regelmäßig Fundstücke aus den verschiedensten Reisen mitgebracht – meistens sind es Teile, die ich mir im Alleingang wahrscheinlich nicht angeschaut oder gekauft hätte, aber Johanna hat ein Gespür dafür, was zu mir passt und noch mehr, was wirklich mich in meiner Essenz repräsentiert. Johanna und mich verbindet das Visuelle und ich finde es generell spannender, mit einer vertrauten Person shoppen zu gehen – denn oft fällt es mir schwer eine Auswahl zu treffen oder überhaupt zu entscheiden „wer“ ich eigentlich bin und sein möchte. Johanna übernimmt das dann für mich, wir kennen uns einfach so gut, und diese Klamotten sind einfach immer Lieblingsteile.
Die Rollschuhe habe ich mir in Kolumbien anfertigen lassen: ich habe sie entworfen und @starwheelscolombia, eine Hersteller*in speziell für Rollschuhboots, hat sie hergestellt. Das Gestell und die Rollen habe ich selber dran gebaut.
Ich skate seit etwa vier Jahren, konkret nennt sich der Stil “Rhythmskating” – man tanzt zur Musik mit Elementen aus Hip Hop, House und anderen Tanzstilen, manchmal auch in Formationen und mit Choreografien. Mittlerweile hat sich der Sport zu einem festen Bestandteil in meinem Leben entwickelt, ich trage die Rollschuhe ziemlich oft, deswegen sind sie heute Teil meines Outfits.
Die “normalen” Schuhe sind von einer Collina Strada Collab mit Desigual und sind einfach genau so, als hätte ich selber in einer meiner Zeichnungen entworfen.
Vielen Dank, liebe Aisha!
Alle Fotos: Kai Senf
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