Homestory: „Unsere Wohnung ist eine große Dauerausstellung unserer Leben“

Wohnung

Als wir die Corries zum ersten Mal auf der Straße sahen, fielen sie uns sofort auf. Sie waren anders, und das nicht nur wegen der vielen Tattoos. Damals hatten Pete (36) und Amanda (37) nur eine Tochter, Sidonie (8).

Eine quirlige, wunderhübsche Gazelle, die es verstand, mit ihren schwarz-braunen Augen allen den Kopf zu verdrehen. Das hat sich bis heute nicht geändert, und unsere Freude war groß, die aus Virginia, USA, stammende Familie in ihrer Wohnung in Prenzlauer Berg besuchen zu dürfen. Es war der kleine Alvin (3), der uns mit roten Plüschpuschen Fußball spielend im Hof empfing.

Hauptstadtmutti: Bitte stellt doch mal eure hübsche Familie vor.
Wir sind die Corries – Anda, Pete, Sidonie und Alvin.

HSM: Ihr seid im Jahr 2010 von New York nach Berlin gezogen – wie war euer erster Eindruck von der Stadt und den Menschen hier? Hat sich an dieser Meinung etwas geändert?
Wir sind im August 2010 hergezogen. Damals war Berlin ein Ort voller Optimismus und Möglichkeiten – wir haben uns riesig gefreut, hier zu sein. Verglichen mit New York war es ein Kinderspiel, eine Wohnung und einen Kitaplatz zu finden. Seitdem hat sich unser Leben in der Hauptstadt durchaus positiv entwickelt.

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HSM: Vermisst ihr manchmal die Staaten? Wenn ja, was vermisst ihr denn am meisten?
Wir vermissen unsere Freunde und Familie. Sonst eigentlich nichts, auch wenn es immer wieder schön ist, die Heimat zu besuchen.

HSM: Ihr habt diese Wohnung vor ein paar Jahren bezogen. Wie gefällt es euch hier, im pulsierenden Herzen von Prenzlauer Berg? Gibt es einen anderen Kiez, mit dem ihr euch vorstellen könntet zu tauschen?
Wir kennen nur diesen Kiez. Diese Ecke hier am Helmholtzsplatz ist perfekt für uns – es gibt Spielplätze, Einkaufsläden und nette Cafés direkt vor der Tür. Manchmal treibt es uns in andere Viertel und dann denken wir uns „Oh hier ist es aber auch hübsch, vielleicht sollten wir hier wohnen…“ Doch der bloße Gedanke, nochmal alles in Kartons zu packen und eine neue Wohnung zu finden, hält uns davon ab! Ich mag zum Beispiel Wedding, Pankow und Weißensee auch sehr gern. Manchmal träumen wir von einem Haus auf dem Land, aber ich bin noch nicht so weit, auf die Bäckerei der gegenüberliegenden Straßenseite verzichten zu können.

HSM: In diesem Kiez wimmelt es nur so von Kindern. Habt ihr ein Lieblingsrestaurant, -ort oder -spielplatz, wo ihr als Familie oft aufschlagt und euch wohl fühlt?
Ja, das Tapas Restaurant in der Stargarder, Ecke Senefelder. An dem Restaurant ist ein Spielplatz gekoppelt, sodass man dort stundenlang mit Freunden sitzen und ein paar Drinks zu sich nehmen kann, während die Kids herumtoben. Eine Utopie. Sie haben gerade die Sommerterrasse hergerichtet, heute Abend gehen wir wieder hin!

HSM: Anda, du arbeitest bei Etsy und Pete, du bist ein „Stay at Home“-Dad und Tattoo Artist. Wie funktioniert bei euch die Aufteilung?
Ganz einfach: Morgens nimmt jeder ein Kind mit, ich fahre Sido zur Schule und Pete geht mit Alvin in die Kita und meistens holt er dann beide ab. Für mich ist es toll, dass Pete von zu Hause aus arbeitet, so kann ich Vollzeit arbeiten, ohne allzu großen Stress. Dafür bin ich sehr dankbar.

HSM: Ihr habt ja beide jede Menge Tattoos, was sagen denn die Kids dazu?    

Sidonie findet sie cool, sie sieht ihren Papa oft beim Zeichnen und malt selbst auch sehr gerne. Alvie ist jetzt schon ein kleiner Tattoo-Liebhaber und seine kleinen Ärmchen sind immer voll von Abzieh-Tattoos.

HSM: Eure Inneneinrichtung ist toll, sehr kreativ und einzigartig. Erzählt doch mal, wie ihr die Wohnung konzipiert habt.
Also als erstes muss gesagt werden, dass wir nie an einem Karton auf der Straße vorbeigehen, ohne reinzuspicken. Diese Angewohnheit haben sogar die Kinder übernommen! „Oh, ein Karton mit Krimskrams, lass uns was mit nach Hause nehmen!“ Wir sehen uns alle als Künstler und unsere Wohnung ist eine Art große, eigenartige Dauerausstellung unserer Leben, alle dürfen mitmachen. Die Wohnung ist gefüllt – vielleicht sogar überfüllt – mit Gegenständen, die uns inspirieren und gerne um uns herum haben. Pete hat ein gutes Auge, wenn es darum geht, tolle Sachen zu finden und da er die meiste Zeit zu Hause ist, hat er die Deko der Wohnung übernommen. Ein echtes Konzept haben wir hier eigentlich nicht. Als Alvin zur Welt kam, entschieden wir uns dafür die Kinder in ein Zimmer zu packen und aus dem Extrazimmer eine Art Familienwerkstatt zu machen. Dort darf jeder Unordnung machen und kreativ sein.

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HSM: Und wer entscheidet, was reinkommt und was gehen muss?
Tja, ich befürchte ALLES darf rein und nichts muss gehen! Nein, das stimmt nicht ganz. Pete versteckt all die Dinge, die ihm nicht gefallen im Keller, weil er weiß, dass ich sie dort niemals suchen werde!

HSM: Habt ihr einen Lieblingsraum? Und einen Lieblingsgegenstand, der euch glücklich macht?
Rein ästhetisch ist unser Schlafzimmer der schönste Raum, weil er groß und hell ist und noch nicht so vollgestopft mit Zeugs. Ich halte mich aber auch gern in der Küche auf, weil dort der Mittelpunkt der Wohnung ist und alle sich dort zusammenfinden. Wir könnten unmöglich einen einzigen Lieblingsgegenstand aussuchen, unsere ganze Wohnung ist voll davon! Wir haben auch einen Abstellraum, dort hält sich Pete gerne auf. Dort versorgt er seine Tätowier-Utensilien, den Staubsauger und das Müsli.

HSM: Euer nächstes Projekt? Worauf spart ihr gerade?
Wir hatten schon unzählige Diskussionen über die ultimativen Regale oder Schränke für Küche, Schlafzimmer und Kinderzimmer. Möbel, die auf magische Art und Weise unseren ganzen Ramsch verschwinden lassen. Aber was zunächst ansteht, ist Alvins Bett, er braucht bald etwas Größeres.

HSM: Wie teilt ihr euch das Saubermachen auf? Helfen die Kinder auch mit?
Nicht wirklich… Pete kümmert sich ums Saubermachen und ich habe ein schlechtes Gewissen. Aber ich muss zugeben, dass er es auch viel besser kann als ich. Unsere Kinder bringen da wieder Schwung rein, indem sie das Aufgeräumte akribisch zerstören. Täglich.

HSM: Letzte Frage: Was ist das Beste am Elternsein? Und das Nervigste?
Das Chaos.

Dankeschön, liebe Familie Corrie!

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