Hauptstadtmutti

Isabelle von amummyslife: „Wir haben uns dafür entschlossen, dass die Kinder mindestens die ersten drei Jahre bei uns zu Hause bleiben.“

Die meisten von euch kennen mit Sicherheit Isabelle von amummyslife. Ihren Blog hat sie ins Leben gerufen, als sie mit ihrer großen Tochter, Mia, im 8. Monat schwanger war. Auf ihren Seiten dreht sich alles um besondere und kleinere Kindermarken und deren „Machern“ sowie Tipps für (werdende) Mütter. Ich selbst habe die kleine Familie an einem Samstag Nachmittag an einem Fluss kennengelernt. Es endete damit, dass meine kleine Tochter und Mia (beide haben fast zur selben Zeit Geburtstag) gemeinsam die Enten fütterten und wir uns vornahmen, wieder etwas voneinander zu hören.

Hauptstadtmutti: Liebe Isabelle, bitte stelle dich, deine Familie und deinen Blog doch mal vor!

Isabelle: Wir sind Isabelle (26), Fabrizio (30), Mia (fast 3) und Marie (6 Monate) aus Potsdam. Ich bin ursprünglich Berlinerin, Fabrizio kommt aus Rom, aber wir wollten weg aus der überfüllten Stadt und haben uns für Potsdam entschieden. Wir sind weiter raus, aber trotzdem so angebunden, dass wir in maximal einer halben Stunde mit der Bahn im Zentrum sind. Den Blog habe ich gegründet, als ich im achten Monat mit Mia schwanger war. Ich schreibe über Kindermarken, die mir gefallen und möchte insbesondere selbstständige Eltern unterstützen, sich bekannter zu machen. Ich mag es, unsere Kinder schön anzuziehen – kindgerecht, verspielt und trotzdem schön! Ich bin kein Fan großer Mainstream-Firmen und halte daher Ausschau nach besonderen, kleineren Marken, die auch in ihrer Herstellung und Produktion fair bleiben. Dies, einige Mama Tipp’s, speziell auch für werdende Mütter und Interview’s mit den „Machern“ stelle ich auf dem Blog vor. Vor der Bloggerzeit habe ich als Stylistin für Editorials und Werbekampagnen gearbeitet. In dieser leider sehr oberflächlichen (und überheblichen) Welt habe ich mich schnell nicht mehr wiedergefunden und mich dann für den Blog entschlossen, den ich zu Hause mit den Kindern vereinbaren kann.

Hauptstadtmutti: Wie sieht ein ganz normaler Tag bei euch aus?

Isabelle: Ein Tag kann bei uns so aussehen: Die Kinder werden meistens zwischen halb sieben und sieben wach. Ich mache ihnen Frühstück und mir erstmal einen Kaffee. Bis wir den Papa um 9/10h wecken, beschäftigen sich die Kinder teilweise in dieser Zeit alleine miteinander und ich habe Zeit die Wohnung aufzuräumen oder am Blog zu arbeiten. Normalerweise mache ich abends schon Ordnung und kann mir nicht erklären, wie nachts ein neues Chaos entsteht, aber es ist sDann wecken wir den Papa auf, der geht zur Arbeit und wir machen uns fertig und starten jetzt auch so richtig in den Tag. Oft gehen wir vormittags auf den Markt und einkaufen, später auf den Spielplatz oder treffen uns mit Freunden. Der Ablauf hängt natürlich immer von Tageslaune und Wetter ab. Manchmal bleiben wir auch zu Hause und machen uns hier einen gemütlichen Tag! Den verbringen wir auch gern mit meiner Omi und Oma, die uns regelmäßig, jede Woche besuchen kommen. Gegen 17h fange ich an, alles für unsere Abendroutine vorzubereiten und mache die Kinder fertig. Wir essen Abendbrot, die Kinder baden eventuell noch, wir lesen ein Buch, Mia guckt das Sandmännchen und dann geht’s um kurz nach sieben ins Bett. Ab diesem Zeitpunkt habe ich Zeit für mich, lese ein Buch, mache mir einen Tee und oder arbeite noch etwas am Blog. Oder ich schaue mir einfach einen Film an! Der Papa der Kids kommt immer erst nachts wieder. Er arbeitet als Chefkoch – die Arbeitszeiten sind ziemlich tough. Dennoch hat er zwei Tage in der Woche frei und da teilen wir uns alles auf und er hilft mir bei allem.

Hauptstadtmutti: Hast du dich bewusst dafür entschieden, deine große Tochter erst einmal zu Hause zu lassen? / Was bedeutet für dich das Muttersein?

Isabelle: WIR haben uns dafür entschlossen, dass die Kinder mindestens die ersten drei Jahre bei uns zu Hause bleiben. Finanziell passt es und uns ist wichtig, dass wir der Alltag der Kinder sind und sie keinen fremden Menschen überlassen. Dass WIR die Basis bestimmen, auf der ihr restliches Leben aufbaut. Diese ersten Jahre kommen nie wieder und dass sie raus in die Welt gehen, kommt schnell genug. Wir können unsere Kinder prägen, in puncto Urvertrauen und Liebe. Wir, als Eltern und insbesondere wir Mütter. Dass, was wir als Mutter geben können, kann kein Erzieher, kein anderer Mensch dieser Welt leisten. Unsere Kinder sind nur einmal so klein und ich sehe es als meine Pflicht in dieser Zeit als Mutter in diesem Maße für sie da zu sein – deswegen wollte ich Mutter sein! Kinder sind ein Geschenk, das Größte, das es auf dieser Welt gibt. Es gehört dazu sie von morgens bis abends zu verpflegen und sie zu beschäftigen. Ihnen Essen zu machen, morgens, mittags, abends und zwischendurch, die Windeln zu machen und ihnen alles wichtige beizubringen. Und es gehört noch so viel mehr dazu. Ich mache das, weil ich mich damals entschlossen habe, Mutter zu sein. Das klingt theoretisch nach dem normalsten der Welt – leider ist es das heutzutage nicht mehr der Normalfall. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht damit zu tun hat, welcher Typ Mensch wir sind, sondern dass für uns alle die Kinder das Wichtigste und sie unsere Priorität sind. Es geht hier um die Kinder, die wir in die Welt gesetzt haben. Es gilt, seinen Weg zu finden, im täglichen Leben mit den Kindern und sich gleichzeitig Zeit für sich zu nehmen und sich als Frau weder zu vergessen noch zu verlieren. All das lässt sich zusammen vereinbaren, aber das braucht viel, viel Zeit und noch mehr Arbeit an sich selbst. Veränderung, die sich lohnt. Denn das, was am Ende doch zählt ist die Liebe – die, die wir geben und nicht der tollste Job, eine nette Position oder das meiste Geld. Ich bin der Überzeugung, dass man die Kinder nicht schnellstmöglich in den Alltag der Welt stürzen muss, der so perfekt getimt ist. Noch DÜRFEN wir den Alltag unserer Kinder bestimmen. Noch können wir ihnen Entschleunigung vorleben und einen Alltag, der nur uns und den Kindern gehört. Das Tempo der Welt erreicht sie früh genug. Muttersein bedeutet für mich, für die Kinder da zu sein. Nicht zu 80, 90 oder 99%, sondern zu 100%. Wenn ich mich entscheide, Mutter zu werden, dann nehme ich das auf mich und lerne jeden Tag neu (vorher wusste ich es nicht), was es bedeutet, Mutter zu sein. Ich verändere meine Kinder, ich verändere mich. Ich möchte noch ganz klar betonen, dass sich alleinerziehende Mütter und Mütter, die es sich ohne einen zweiten Job in der Familie nicht leisten können, hier absolut nicht angesprochen fühlen dürfen. Vor Alleinerziehenden ziehe ich voll und ganz meinen Hut.

Hauptstadtmutti: Was ist dir wichtig bei der Erziehung deiner Kinder?

Isabelle: Das wichtigste ist, dass sie wissen, dass es jemanden gibt, der Anker für sie ist. Dass es sich lohnt, für einander da zusein und bedingungslose Liebe zu geben (und zu demonstrieren) – ich als Mutter kann und muss ihnen das beste Beispiel sein.

Hauptstadtmutti: Was würdest du dir von anderen Müttern wünschen?

Isabelle: Ich wünsche mir weniger Egoismus und mehr Aufopferung für die Kinder – sie sind das, was zählt und es zählt das, was wir aus unserem Leben machen. Nicht das Materielle, nicht unsere Position, nicht Macht und auch nicht das Geld. Stolz, Ego-Trips – das sind Gründe dafür, die diese Welt letztlich zu einer furchtbaren Welt machen. Wir als Mütter können ganz am Anfang mitdrehen und nach hinten raus so einiges bewirken. Ich wünsche mir FÜR jede Mutter, dass sie ihren Weg findet. Inwieweit man Zeit mit den Kindern verbringt muss jeder für sich entscheiden, denn jeder ist selbst für sein Leben (und das seiner (kleinen) Kinder) verantwortlich. Ich wünsche den Müttern Mut dabei, etwas zu verändern, wenn sie merken, dass sie auf dem falschen Weg sind und Kraft neue Wege zu gehen, wenn sie es sich wünschen.

Hauptstadtmutti: Beschreib doch bitte einmal euren Wohnstil!

Isabelle: Viel weiß, viel Holz und ein paar Farbklekse hier und da. Skandinavisch, hell und gemütlich.

Hauptstadtmutti: Worauf legt ihr bei eurem zu Hause großen Wert?

Isabelle: Wir fühlen uns wohl, wenn es nicht zu vollgestellt ist. Nicht zu viel an den Wänden, nicht zu viel Farbe.
Am wichtigsten ist uns, dass es nach einem Zuhause einer Familie mit Kindern aussieht, dass auch mal was rumliegen darf und es gleichzeitig schön aussieht. Kinderspielzeug, Dreirad und Co sind in jedem Zimmer vertreten. Wir lieben es, wenn die Räume ineinander „vermischen“ und nicht alles akkurat voneinander getrennt ist. Mein Mann hat mich anfänglich immer gebremst, andauernd zu putzen und zu tun – ich putze gerne und räume noch lieber auf. Manchmal darf aber auch etwas rumliegen, auch wenn Besuch kommt – da bin ich nun, dank ihm, gelassener geworden. Ich bin ein visueller Typ und bin gerne umgeben von schönen Möbeln und schöner Dekoration. Der Papa der Kids und ich sind uns im Stil nahezu identisch.

Hauptstadtmutti: Wie wichtig ist dir euer gemeinsames Heim?

Isabelle: Unser Zuhause ist unsere Burg. Unser Rückzugsort. Ein Ort, an dem so viel passiert, an dem wir lachen und weinen. Hier sind meist nur wir und entscheiden, wie wir diesen Ort gestalten. Zuhause bedeutet ankommen, obwohl Zuhause immer da ist, wo wir als Familie gerade sind.

Hauptstadtmutti: Wie bekommst du deine 2 Kinder und Deinen Blog unter einen Hut?

Isabelle: Zu Beginn meiner Blogzeit und auch später immer wieder habe ich mir großen Druck gemacht und (von anderen) machen lassen, wie oft ich Beiträge posten muss und soll, was gut ist, wie es besonders gut läuft. Davon habe ich mich gänzlich entfernt. Ich schreibe Artikel und mache Fotos, wenn es passt. Ich setze mich nicht mehr unter Druck, weil ich morgen unbedingt einen Beitrag veröffentlichen muss. Die Kinder stehen für mich immer an erster Stelle. Und der Blog wächst dennoch. Mal schaffe ich mehr, mal weniger. Er wächst vermutlich langsamer als manch anderer Blog, aber da wo ich jetzt mit dem Blog bin, in diesem Maße etabliert zu sein – das habe ich mir vorher genauso gewünscht. Ich bestimme das Tempo ganz allein und genau diesen Luxus nehme ich mir heraus – ohne Druck zu wachsen.

Hauptstadtmutti: Welchen Wunsch hast du für deine Zukunft?

Isabelle: Gesundheit für uns alle! Und in diesem Zusammenhang noch ein, zwei Kinder. Allerdings haben wir uns geeinigt, dass es nicht vor vier Jahren losgeht. Wir wollen warten, bis die Kinder selbstständiger sind und ich möchte meinem Körper ein bisschen Verschnaufpause geben, bevor er im schönsten Fall nochmal eine Schwangerschaft mitmachen darf.

Hauptstadtmutti: Was bedeutet dir Glaube und Religion? Oder spielt das keine Rolle in deinem Leben?

Isabelle: JESUS spielt die zentrale Rolle in meinem Leben. Ich bin so dankbar dafür, dass er es mir so leicht gemacht hat, ihn zu sehen und ihn in mein Leben zu lassen. Er ist mir früh in meiner Kindheit begegnet und begegnet mir jeden Tag neu. Besonders die letzten Jahre mit den Kindern haben mich und mein Leben komplett verändert – ich bin ihm unendlich dankbar für das Leben was ich habe und führen darf. Und eigentlich hat er einen deutlich längeren Absatz verdient, als diese paar Zeilen hier!

Liebe Isabelle, vielen lieben Dank für das Interview und alles alles Liebe für euch 4!

Und hier könnt ihr mehr über Isabelle und ihre Familie erfahren

Instagram: amummyslife

Facebook: amummyslife

Blog: amummyslife

Fotos: Angela Elbing/ coucou Kinderfotografie

 

16 Kommentare zu “Isabelle von amummyslife: „Wir haben uns dafür entschlossen, dass die Kinder mindestens die ersten drei Jahre bei uns zu Hause bleiben.“

  1. Wow. Sowas liest man echt selten heutzutage. Es darf ruhig mehr Mütter geben die das heutige schon typische Modell hinterfragen. Danke Hauptstadtmutti das ihr auch diese Seite zeigt. Ich würde mir sorgen machen wenn nicht. Eins steht fest: Die Kinder werden davon profitieren. Egal ob es nun ins heutige Bild passt oder nicht. Ich meine es sind nur 3 Jahre. Wir arbeiten uns eh dumm und dämlich bis wir unser Rentenalter erreichen. Klar ist es schöner wenn der eigene Chef einem auf die Schulter klopft das Konto ein dickes Plus zeigt man sich dem langweiligen Kinderalltag entziehen kann seine Anerkennung woanders erhält bzw. überhaupt erhält. Aber ist es, auf Langzeitsicht, wirklich so gesund Kinder früh abzugeben? Darf man nicht hinterfragen? Aufopferung. Schmeckt uns das wirklich so schlecht? Verständlich wenn man es sich nicht leisten kann daheim zu bleiben. Aber wenn doch warum nicht. „Ihre Kindheit ist mein Alltag, mein Alltag ist ihre Kindheit“.

  2. Ich bin dafür diese leidige Diskussion eeendlich zu beenden. Zuhause oder Kita. Das ist so, als gäbe es nur Ehe oder Nicht-Ehe als Lebensmodell. Da ist doch auch beides gut und in Ordnung und in der Regel von allen toleriert. Und es gibt noch soviele Modelle dazwischen! Die werden in dieser Diskussion auch ständig
    vergessen. Kita ab 2, Tagesmütter, die Oma, whatever works für die Eltern. Denn nur wenn die happy sind dann sind auch die Kinder happy. Leben und Leben lassen. Ohne die ständige Insta-mäßige Überhöhung des ein oder eben anderen Lebenstils. Als Blog hättet ihr die Aufgabe mich zu inspirieren und nicht mir ein und die selbe Suppe ständig (und mit neuen Bildern) wieder und wieder zu servieren. Sie schmeckt so fade. Ende der Diskussion. Bitte.

  3. Jaja, schöner Lebensstil. Das kann sich aber die Bäckereifachverkäuferin und der Maurer nicht leisten. Ist halt finanziell nicht drin. Oder die alleinerziehende Studentin.
    Wie schön, dass sich die Autorin zu 100% Mutter sein kann und mit Tee, Buch und Blog verwirklicht. Aber ein bisschen weniger Überheblichkeit täte nicht nur ihr, sondern der ganzen Mutter-Blog- Bohème gut.

  4. Kinder, Küche, Kirche- die drei K’s als Lebensraum der Frau….. erinnert das an was?
    Merkwürdig, dass eine so junge Frau sich so entscheidet. Rückzug ins Familäre als Reaktion auf eine als bedrohlich empfundene Außenwelt? Biedermeier war auch so eine Zeit….
    Irgendwie bedrückend, dieses Interview.

    1. Ich lese nichts Bedrückendes aus diesem Interview raus, im Gegenteil. Bedrückend
      finde ich persönlich, dass Kinder immer mehr als Belastung angesehen
      werden, für die es sich noch nicht mal lohnt, drei mickrige Jahre
      (von insgesamt über 40 Jahren Berufsleben) zu Hause zu bleiben.
      Klar, das wahre Leben spielt sich natürlich außerhalb der Familie
      ab. Der Job ist alles und zu Hause zu sein ist eine Strafe (Vorsicht
      Ironie). Wie das bei den Kindern wohl ankommt? Ja, die Außenwelt ist
      bedrohlich geworden, aber vor allem für die kleinen, einjährigen Kinder, die sich
      viel zu früh von ihren Eltern trennen müssen. Vielleicht mal nach
      Bindungsforschung und entwicklungspsychologischen Studien dazu
      googeln, dann müsste man nicht ganz so eindimensional argumentieren.
      Aber da hat die politische Gehirnwäsche wohl ganze Arbeit geleistet.
      Ich finde es sehr mutig, dass es Frauen. gibt, die sich öffentlich
      zu einem anderen Modell bekennen. Und es braucht offensichtlich auch ziemlich viel
      Mut, wenn man solche Kommentare liest.

      1. Also 1. ist es jetzt nicht wirklich ein anderes Modell. Es ist das Modell, was in Westdeutschland seit den 30er Jahren (!) als das bevorzugte Modell in den meisten Familien gelebt wurde und von den konservativen Parteien, als DAS Familienmodell gesehen wird. Also, wirklich nichts Neues. Oder was meinst du mit dem „anderen Modell“? Und 2. finden wir, jede Mutter und Frau sollte das Recht haben, so zu leben, wie sie möchte. Denn wir sollten nicht vergessen, es geht den Kindern nur gut, wenn es der Mutter gut geht.

        1. Entschuldigung, aber da liegt ihr falsch.
          1) Was die Politik anbelangt: Das Modell wird schon länger nicht mehr – auch nicht von den konservativen Parteien – als DAS Familienmodell angesehen. ALLE Parteien (auch die mit dem C im Namen) haben sich die Vereinbarkeit als DAS Thema auf die Fahnen geschrieben. Von daher gibt es einen nie dagewesenen Konsens zwischen den Parteien, den KiTa-Ausbau voranzutreiben, damit Männer und Frauen früh und lang wieder arbeiten gehen können.
          2) Was die Familien anbelangt: Das Modell der „traditionellen Familie“ wird schon seit längerem nicht mehr „bevorzugt“ in den meisten Familien gelebt. Seit ca. 15 Jahren ist die Fremdbetreuungsquote für unter 3jährige in Deutschland extrem nach oben gegangen. Dies kann man ganz gut den Statistiken entnehmen. 2003 lag die Fremdbetreuungsquote in (West-)-Deutschland bei den unter 3-jährigen noch bei 3%. 2016 lag sie bei den 1-2-jährigen bei fast 40 % und bei den 2-3-jährigen, je nach Bundesland, zwischen 60% und knapp 90%.

          Hört man sich im Bekanntenkreis um, so gibt es kaum mehr jemanden, der das „alte“ Modell lebt. Zumindest in meinem Bekanntenkreis stehe ich mit meiner Überzeugung, meine Kinder bis 3 Jahre zu Hause zu lassen, ziemlich alleine da.
          Also kann man es inzwischen durchaus als „das andere Modell“ bezeichnen. Wer es lebt, ist Außenseiter und gilt als rückständig.

          Und zu dem immer wieder neu aufgegossenen Argument: „Frau oder Mann sollten so leben, wie sie möchten“. Dazu möchte ich mal Jesper Juul zitieren (den kennt ihr vielleicht): „Die Frage, wie jemand leben will, kann jeder nur für sich beantworten. Das ist eine existenzielle Entscheidung, die kein anderer treffen kann. Eltern sollten nur bedenken, dass sie immer auch für ihre Kinder wählen.“ Es geht nicht immer nur um uns (Erwachsene), sondern AUCH um die Kinder und wie es ihnen mit unseren Lebensmodellen geht. Danach fragt nur momentan niemand. Deshalb der Verweis auf die Bindungsforschung und Entwicklungspsychologie. Die Gleichung: Mama gehts gut – Kind gehts gut“ gilt eben nicht unbedingt immer.
          Und bevor ich in eine falsche Schublade gesteckt werde: Meiner Meinung nach können Männer genauso gut wie Frauen in den ersten Jahren zu Hause bleiben. Und Frauen sollten genauso arbeiten dürfen wie Männer.

          1. Tut mir leid, Andrea, da kommst du bei mir nicht weit. Ich sehe das ganz anders als du und das finde ich auch nicht schlimm. Du kannst das gern so denken, wie du willst. Das Wort „Fremdbetreuung“ findet in meinem Wortschatz nicht statt. Alle Personen, die meine Kinder jemals betreut haben, waren mir keinesfalls fremd und es gibt in Deutschland auch niemanden, der ein Kind in komplett fremde Hände gibt. Das wäre mir neu. „It Takes a Village to raise a Child!“ (ein afrikanisches Sprichwort) ist zum Glück wahr. Denn ohne andere Menschen vereinsamen Kinder mental oder werden zu narzisstischen Einzelgängern. Da gab es ja auch gerade eine interessante entwicklungspsychologische Studie aus der Charité dazu, die dies bezeugt. Demnach sind Menschen, die in den westlichen Bundesländern aufgewachsen und demnach die ersten 3 oder sogar mehr Jahre nur zur Hause erzogen wurden, narzisstischer, als die die eine andere Kindheit, nämlich in einem ausgewogenen sozialen Umfeld, hatten. Was nun?

          2. Es ging mir eigentlich nicht darum „weit bei dir zu kommen“. Ich hatte
            erstmal auf einen anderen Kommentar reagiert. „Die 3 Ks –
            Kinder Küche Kirche.“ Ich fand diesen Kommentar relativ
            abwertend der Interviewten gegenüber. Aber offensichtlich ist
            „Hauptstadtmutti“ dann doch nicht so objektiv. Solche Kommentare
            werden stehen gelassen. Solche wie meine dann doch nicht. Ich frage
            mich allen Ernstes, warum ihr das Interview veröffentlicht habt,
            wenn ihr (oder du) doch ziemlich offensichtlich Position bezieht
            gegen das Modell der „Vollzeit-Mama in den ersten Jahren“.

            Zur „Fremdbetreuung“ gibt es auch eine Studie, die den Krippen in Deutschland überwiegend
            schlechte Qualität bescheinigt. Grund ist vor allem Personalmangel
            (zu wenige Erzieher, zu große Gruppen) und ständig wechselnde
            Betreuer. Da ist leider nicht mehr viel drin mit der nötigen
            individuellen Zuwendung, auch wenn sich die Erzieher noch so sehr
            bemühen. Es ist auch Ansichtssache, ob man einen Erzieher, den man
            für zwei Wochen kennengelernt hat in der Eingewöhnung, schon als
            vertraut ansieht oder noch als halbwegs fremd. Machen wir uns nichts
            vor: Es gibt momentan keine qualitativ hochwertige
            Betreuungsmöglichkeit in Krippen. Dazu gibt es zu wenig Personal und
            einen zu hohen Run auf die Plätze.

            Was die Narzissmus-Studie anbelangt: Sehr interessant. Ich glaube durchaus,
            dass „wir Wessis“ durch unser kapitalistisches System zu mehr
            Ich-Bezogenheit tendieren als „Ossis“, die in einem kollektivistischen
            System aufgewachsen sind. Allerdings hat das nichts mit der Thematik
            von Bindungsstörungen, frühen Trennungstraumata oder erhöhten
            Stresswerten von Kleinstkindern in Krippen zu tun. Und zuletzt:
            Kinder, die die ersten drei Jahre in keiner Betreuungseinrichtung
            sind, vereinsamen nicht per se. Und Mütter im Übrigen auch nicht.
            Es gibt Spielgruppen, Krabbelgruppen, Kinderturnen, Eltern-Kind-Cafes
            und und und.

  5. OMG was für ein furchtbares Interview!!! Sorry, geht inhaltlich gar nicht 🙁 Weniger Egoismus und mehr Aufopferung von Müttern – wie gut dass hier andere Betreuungs- und Lebensmodelle so gar nicht verurteilt werden^^ Dass die Gute das Glück hat, sich durch ihren Blog von zuhause aus die Möglichkeit schaffen konnte sich intellektuell auszutauschen übersieht sie wohl geflissentlich. Denn nicht nur finanzielle Aspekte können der Grund sein, weshalb man/ frau sich für eine Fremdbetreuung entscheidet!!! Der Wunsch nach intellektuellem Austausch kann auf dem Spielplatz oder in der Krabbelgruppe nur bedingt erfüllt werden meiner Erfahrung nach…

  6. Ich kann nur den Kopf schütteln.
    Das ganze Interview liest sich wie das Grundsatzprogramm einer bestimmten politischen Partei.
    Schade Hauptstadtmutti !!

    1. Das finde ich nicht. Hier hat sich eine Familie entschieden, dass in dem Fall die Mutter zu Hause bleibt und für die Kinder da ist. Dann ist das noch nicht gleichzusetzen mit der AfD. Dort sind ganz andere Sachen Programm. Der AfD geht es darum die Frau in eine alte traditionelle Rolle zu zwängen. Dieses Interview ist aber von einer Familie, wo die Eltern ein Team bilden und die Dinge gemeinsam entscheiden, dass merkt man finde ich. das ist sehr ideal. Eine Frau ist nicht dadurch emanzipiert, dass sie alles alleine schafft (Job, Kinder usw.) sondern auch durch die richtige Partnerwahl 😉 Nämlich einen Partner der 100% mit ihm Team-Familie ist. Der mitdenkt, mithilft.

  7. Ohje… NUR die Mutter kann ihre Kinder aufopferungsvoll lieben. Werden die Kinder von FREMDEN erzogen, dann kann das ja nur nach hinten losgehen. Ich bin echt ein egoistischer Mensch, weil ich mein Kind in die Kita geschickt habe. Langsam kann ich es echt nicht mehr hören. Kann mal jemand bitte den Heiligenschein von den ganzen heiligen Muttis nehmen bitte? lebt wie ihr leben wollt, aber hört auf euer doch so tolles Leben und euer Lebensmodell allen aufs Brot zu schmieren. Ich frage mich auch immer, wo der Vater in dieser ganzen Geschichte steht … darf der sich gar nicht aufopfern oder fungiert er nur als Hipster-Model für die hübschen Instagramfotos?

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