
Heute geht’s in unseren Netz-News um ein sehr hässliches gesellschaftliches Problem, das nicht erst seit Gina-Lisa Lohfink existiert. Aber auch ein bisschen um Fußball.
1. Ein Thema beherrschte letzte Woche die Medien: Sexuelle Gewalt gegen Frauen. Sei es der Fall Gina-Lisa Lohfink, das Video der Girls um Lena Dunham, die Protestaktion an der Copacabana gegen die Vergewaltigungskultur in Brasilien oder die in Katar wegen außerehelichem Sex inhaftierte Niederländerin. Scheiße unbequemes Thema, spricht man nicht so gerne drüber. Muss man aber. Damit die Täter bestraft werden, und zwar richtig. #neinheisstnein
In meinem Umfeld gibt es einige Frauen, denen sie das Leben versaut haben, diese Arschlöcher. Bei der einen war es der eigene Vater, bei der anderen ein Unbekannter auf dem Nachhauseweg in Kreuzberg, bei wieder einer anderen der eigene Freund. Alle sind oder waren in Therapie, aber weg, weg geht die Erinnerung nie ganz. Darüber offen reden fällt ihnen schwer. Wie krass muss es also sein, damit an die Öffentlichkeit zu gehen? Umso bewundernswerter die vergewaltigte Stanford-Studentin, die bei der Gerichtsverhandlung ihrem Täter ein seitenlanges Statement (hier in voller Länge) vorlas, indem sie ihr Leid detailliert schilderte und damit u.a. Lena Dunham & Co. zu ihrem „She is Somebody“-Video inspirierte.
Stimmen wie ihre sind auch in unserem Land notwendig, damit die Debatte um das Sexualstrafrecht vorangetrieben wird. Der Fall Gina-Lisa Lohfink hat vor allem im Netz für dermaßen viel Wirbel und Solidaritätsbekundungen (beispielsweise den #teamginalisa Artikel bei Broadly) gesorgt, dass sich auch Familienministerin Manuela Schwesig eingeschaltet hat: „‚Nein heißt nein‘ muss gelten“, sagte sie gegenüber Spiegel Online und fordert eine „Verschärfung des Sexualstrafrechts, damit endlich in Deutschland die sexuelle Selbstbestimmung voraussetzungslos geschützt wird“. Wird aber auch Zeit.
2. Um noch beim Thema zu bleiben: Die WELT hat es doch tatsächlich nicht lassen können, Zeilen wie „Sie hat sich die Brüste vergrößern und die Lippen aufspritzen lassen. Kann man einer wie ihr die Rolle als argloses Opfer tatsächlich abkaufen?“ zu veröffentlichen. Oh Mann, die checken echt gar nichts. Sibylle Bergs wunderbaren Kommentar hierzu – mit einem ordentlichen Seitenhieb auf unsere gestörte Medienlandschaft – möchte ich an dieser Stelle ungekürzt wiedergeben, so gut find ich ihn: „Vor der Erfindung des Idiotenfernsehens wäre Frau Lohfink möglicherweise Floristin geworden. Dank der Medien, die sich die Verzweiflung des Individuums, nicht gesehen zu werden, in einer Zeit, in der alle nur noch schreien, zunutze machen, um menschenverachtende Mistformate zu füllen, ist sie jetzt halt irgendwas, das aber auch keinem wehtut. Und wird damit zum medialen Freiwild, dem die Konsumenten genüsslich beim Sterben zusehen dürfen.“ Steht so geschrieben in Frau Bergs Kolumne Fragen Sie Frau Sibylle.
3. Nach so viel starkem Tobak entlasse ich euch mit eine paar seichten Sätzen zur EM. Wer’s noch nicht mitbekommen haben sollte: Deutschland hat gewonnen, gestern gegen die Ukraine, 2:0. Ich hab mich das erste Mal seit dem Pokalfinale wieder so richtig schön reingesteigert und gefreut, herrlich, wunderbar! Das soll jetzt bitte so weiter gehen! Wünscht sich bestimmt auch die geschätzte Kollegin Elina, deren Artikel EM 2016 mit Kids: Tipps & Locations zum Fußballgucken ich euch noch mal innigst ans Herz legen möchte. Und Mehmet, wann gehen wir mal ein Bier trinken?
Fotos: PR und Instagram