Hauptstadtmutti

Sex im Familienurlaub

In den letzten Ferien habe ich mich zum ersten Mal gefragt, ob das Wort “Elternsex” doch seine Daseinsberechtigung hat. Ich mag das Wort nicht, dennoch benutze ich es ab und zu. Meistens dann, wenn es mir so vorkommt, als hätten wir Eltern einfach völlig anderen Sex als alle anderen, die der Gattung Mensch angehören. Ich will an dieser Stelle nicht alle über einen Kamm scheren und es gibt mit Sicherheit Paare, die noch vor viel größeren Herausforderungen stehen als gewöhnliche Durchschnittseltern. Aber Leute, manchmal ist es einfach echt schwer, als Eltern Sex zu haben. Vor allem im Familienurlaub. 

Als ich vor ein paar Wochen noch auf Mallorca am Strand lag und meine sonnenverbrannten Füße im Sand ein buddelte, dachte ich auf eine seltsam nostalgische Art an vergangene noch kinderlose Urlaube. Die Tatsache, Sex haben zu können, wenn man Lust hatte und nicht erst, wenn alle 96 Parameter auf Go stehen, kam mir wie der reinste Luxus vor. Früher bedeutete Urlaub für mich, mehrmals täglich Sex zu haben. Warum auch nicht, ich hatte Zeit, war entspannt und generell wirkte das Beachlife auf mich wie ein natürliches Aphrodisiakum. Ich hatte Lust, warum sollte ihr nicht nachgeben?

Heute habe ich im Urlaub immer noch Zeit, bin entspannt und lass mich von Sonne, Strand und Meer in seinen verführerischen Bann ziehen. Allerdings hab ich auch Kinder, die ich noch nicht ohne Weiteres allein am Pool oder Meer lassen kann.

Das bedeutet, meine Lust und ich gehen oft leer aus.

Und manchmal frustriert mich das. Denn der Schlaf-/ Wachrhythmus der Kinder ist ja nicht die einzige Herausforderung im Familienurlaub. Schließlich findet Urlaub meist auf ziemlich begrenzten Raum statt, egal ob im Hotel, auf dem Campingplatz oder in der Ferienwohnung. Platz und Ausweichmöglichkeiten sind Mangelware.

Nachdem ich im vorletzten Urlaub versehentlich nur ein Doppelzimmer mit Milchglastüren zum Badezimmer gebucht hatte, hatte ich diesmal extra darauf geachtet, ein Apartment mit 2 Räumen zu buchen. Doch gebracht hat es wenig, denn die Zimmer hatten einen gemeinsamen Balkon, die Türen waren nicht abschließbar und die Spiegel waren so angebracht, dass man damit um die Ecke gucken konnte. Ich kam mir vor wie auf dem Präsentierteller. Jeder Zeit bereit zur Seite zu springen, mir das Laken über zu werfen und so zu tun, als wäre ich gerade aus meinem Mittagsschlaf erwacht. 

Während die Gefahr von anderen Erwachsenen beim Sex erwischt zu werden, vielleicht bei dem ein oder anderen für gesteigerte Lust sorgt. So ist die Aussicht vom eigenen Kind dabei erwischt zu werden, wohl bei allen Eltern der reinste Orgasmuskiller. Dabei können wir doch so viel ab. Wenn ich darüber nachdenke, wie oft wir schon Spielfilm-Sex hatten. Also Sex, der wie ein Spielfilm im TV alle 10 Minuten unterbrochen wird. Nur das es dabei keine Werbeunterbrechung gibt, sondern Kinder, die ganz dringend JETZT was wissen wollen. 

Bekanntermaßen wächst man ja mit seinen Aufgaben.

Und so hat uns der Spielfilm Sex einerseits zu Meister der Quickies gemacht. Andererseits haben wir aber zwangsläufig auch gelernt, trotz Spielunterbrechungen am Ende über die Ziellinie zu laufen. Doch dafür brauche ich eine einzige Sache, eine abschließbare Tür. Ansonsten bin ich so in Alarmbereitschaft, dass ich höchstwahrscheinlich Ameisen pinkeln hören würde. Im Urlaub hat es Tage gedauert, bis ich mich mit meinen Befürchtungen “erwischt zu werden”, arrangiert habe. 

Meine Lösung bestand irgendwann darin, die Kinder mit schwimmen und wandern so müde zu machen, dass sie am Nachmittag froh waren, mit Noise Cancelling Kopfhörern kurz vorm Tablet abhängen zu dürfen. Und dennoch war es einfach anders als sonst, es war gehemmter und leiser. Elternsex eben. Oder zumindest das, was ich darunter verstehe. Interessanterweise hat er dazu geführt, dass ich mich am Ende richtig auf zu Hause gefreut habe. Ich wollte endlich wieder über den Rand malen, ohne das Gefühl zu haben, ich wäre in einem Stummfilm gelandet.

Übrig blieb die Frage, wie andere Eltern diese Herausforderung meistern?

Auch mit Tabletzeit. Oder verschieben sie ihre Lust auf später? Oder gibt es vielleicht auch Eltern, die es schaffen, generell nur noch abends Lust zu empfinden. Oder wird die Lust einfach so lange ignoriert, bis sie irgendwann flöten geht? Wie das bei anderen so ist, werde ich noch rausfinden. Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass ich nicht die Einzige war, die sich darüber den Kopf zerbrochen hat, wie sie ihre Lust mit dem Familienurlaub vereinbaren soll.

Bei mir ist die Lust manchmal beim “Warten” verloren gegangen. Und manchmal hat das Aufstauen dazu geführt, dass ich rundum die Uhr anzügliche Bemerkungen in meiner geheimen Sexsprache machte. Quasi ein ausgedehntes verbales Vorspiel, sodass man Ende nichts mehr als ein Quickie brauchte. Das Lustige war, dass mein Hirn an solchen Tagen dachte, dass alle anderen auch in ihrer fancy Sexgeheimsprache sprechen. So hoffte ich sehr, dass die Mutter, die ihren Kindern sagte, es sei Zeit, die Handtücher einzupacken, um zum Mittagessen zu gehen. Eigentlich ihrem Partner mitteilen wollte, dass die Kids nach dem Essen Siesta machen würden und sie bereit wäre, um sich in den Laken zu wälzen. Ein höchst unwahrscheinliches Szenario, aber aufregender als die Tatsache, dass sie einfach nur Hunger hatte. 

Zurück zur Ursprungsfrage und meinen Erkenntnissen aus diesem Urlaub. Erstens, ich glaube so was wie Elternsex gibt es wirklich. Und damit ist auch die Verwendung des Wortes in bestimmten Situationen legitim. Ja, wir Eltern sind auch nur Menschen und in der Regel haben wir auch nur Sex wie alle anderen auch. Aber manchmal sind wir Eltern viel häufiger als kinderlose Paare in Situationen, in denen das Liebesspiel unterbrochen wird bzw. unter widrigen Umständen stattfinden muss. Zweitens denke ich, dass ich bereit für einen Urlaub zu zweit bin. Ich rede schon so lange davon und jetzt ist glaube ich, der richtige Zeitpunkt, um das Vorhaben umzusetzen. Ich liebe Urlaub mit meinen Kindern, aber ich denke den Urlaub nur mit meinem Mann werde ich genauso lieben. Drittens, ein lang gezogenes verbales Vorspiel peppt Elternsex ungemein auf. Und viertens ich muss unbedingt andere Eltern danach fragen, wie sie das machen.

Also wie machst du das?

Corinna findet ihr auf Instagram unter @corinna.mamok oder auf ihrer Website. Außerdem könntet ihr euch ihr Buch Mama, mutig, mittendrin besorgen.

Corinna hat außerdem die fantastische Sex-zember Trilogie geschrieben. Dort schreibt sie in drei Teilen, wie sie versucht hat, 24 Tage lang jeden Tag Sex zu haben. Zu Teil 1 geht hier entlang.

Corinna probiert gerne einiges aus, unter anderem hat sie beschlossen, fortan keinen BH mehr zu tragen. Sie kann euch auch gerne mehr zu pupsenden Vaginas erzählen.

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