Hauptstadtmutti

Warum ich in den Sommerferien nicht mehr in den Urlaub fahren will

Zunächst einmal, richtiger Urlaub ist ein hartes Privileg. Da das geklärt wäre und wir uns alle einig sind, lasst uns darüber ablästern wie fucking nervig Urlaub in den Sommerferien sein kann. Ich kann euch auch richtig viele Gründe nennen, ist das nicht toll? Der wichtigste vorab, an den irgendwie immer alle jedes Jahr wieder erinnert werden müssen: wenn es nicht das teuerste, geilste mega Hotel mit Kinderbetreuung ist, dann ist ‚Urlaub‘ mit (kleinen) Kindern sicherlich vieles, aber halt kein Urlaub. Es ist fucking anstrengend.

Mi Casa es mi casa

Seit ein paar Jahren wohnen wir in einem Haus. Noch so ein Privileg, wobei, hier auf dem Land, geht so. Dieses Haus ist groß, hat einen schönen großen Garten, man kann in der Sonne liegen, die Füße in einen Kiddy Pool strecken und überhaupt, es sich irgendwie gut gehen lassen. Man kann sogar das Kind ermutigen, sich die neuen Schulfreunde danach auszusuchen, ob die Eltern einen richtigen Pool haben!

Ich bin schon immer gut unterwegs gewesen, aber seit Beginn der Lesereise im März bin ich nur noch unterwegs gewesen. Und wenn ich zu Hochzeiten nach Hause gekommen bin, dann auch hauptsächlich, um klarzukommen und mal richtig zu schlafen. Jede Woche, die ich nicht wegmusste, fühlte sich schon wie Urlaub an. Die Aussicht, in den Sommerferien in den Urlaub zu fahren, war also eher so semi geil. Ich wollte einfach ein chilliger kleiner Drinnie sein, und nirgendwohin müssen. Nichts packen müssen, an nichts denken müssen, nichts müssen müssen.

Boah ich träume davon, zwei Wochen am Stück zu Hause zu sein und einfach Kram, Zeug und Dinge zu erledigen. Wie nice das wäre! Liegengebliebenes wirklich mal aus dem Weg zu schaffen.

In meinem Haus treffe ich keine fremden Menschen

Ugh, muss ich das erklären? Ich kann an den See fahren, ins Freibad, sogar in einen Freizeitpark, aber danach geht es zurück nach Hause und da kann man sich davon erholen, fremde Menschen zu sehen. In Hotels sieht man aber beispielsweise permanent fremde Menschen. Ferienhaus, ok, gut, das könnte klappen, aber selbst eine Ferienwohnung wird schwierig. Es ist nicht so sehr ein Level an Misanthropie, es ist die Erschöpfung der letzten zwei Jahre gepaart mit der Erwartungshaltung an mich während Interviews und Auftritten. Ich kriege das hin und ich mache das saugerne, for the culture, aber es muss einen Ausgleich geben. Dieser Ausgleich könnte ein volles Fußballstadion zum Revierderby sein oder ein einsames Haus in einem kleinen kroatischen Dorf, nur einen Spaziergang von der Küste entfernt.

Oh du Ostsee

Ey, Urlaub in Deutschland, ne. Dafür kann die Ostsee nichts und es gibt schöne Ort dort, das ist richtig, knallt sie alle in die Kommentare, gönnt euch, aber oh mein Gott. Wie kann ich das am diplomatischsten ausdrücken? Für mich war es der Moment, als die Kinder eine Sandburg gebaut haben, nah am Wasser, und damit so ziemlich jeder spaziergehenden Person ‚den Weg versperrten‘. Well, fun fact, ein Strand ist tatsächlich ein öffentlicher Raum ohne Gehwege und Sandburgen bauen sich mit feuchtem Sand am leichtesten. Dass Kinder auch einfach Raum einnehmen dürfen, lachen und spielen dürfen, an besagtem Strand, und ich das verbalisieren muss, ist der eigentliche Upfuck.

Doch glaubt mir, alleine zu diesem Thema ist die nächste Migrantenmutti Kolumne schon in the making.

Money, money, money

Weiß nicht wann beschlossen wurde, dass eine große Cola oder die billigste Maki über 5€ zu kosten haben, aber Preise explodieren und so ein Urlaubstag kostet einfach Geld. Vor allen Dingen in Deutschland. In Touri Gegenden ist es schon immer teuer gewesen, und dann kriegt man auch nicht das geilste Zeug dafür. Höhepunkt war dann wirklich eine 2€ Eiskugel, die so unfassbar schlecht und furchtbar war, dass ich nicht wusste, ob ich weinen oder schreien soll. Für die 8€ hätte ich uns zu Hause ein Sundae Buffet aufbauen können.

Schulferien Bingo

Ey wir sind ja jetzt auch im Schulferien Game, ne, und ich sag mal so, wie nervig ist das denn bitte. Irgendwer hat immer Ferien, kriegt Ferien, ständig muss das mit eingeplant werden. Buh.

Und dann sind wir jetzt in dem Alter, in dem wir gute Freunde in allen möglichen Bundesländern haben. Und wisst ihr, wer während der Ferien keinen Urlaub nehmen darf? Noch arbeitende Großeltern! Was nämlich auch vorbei ist, sind die Urlaube mit Oma und Opa, es sei denn irgendein Wunder passiert, in der die Ferienzeit halt nicht mehr nur für ihre Mitarbeitenden mit (Schul)Kindern vorbehalten ist.

Und alleine in den Urlaub hatten wir schon vor langer Zeit eigentlich aufgegeben. Es macht wenig Sinn, die Belastung und der Stress ist höher als sonst. Freunde, andere Eltern, oder kinderlose Cousinen dabei zu haben kann echt helfen.

Wetter Roulette

Glücksspiel, sonst nichts. In Deutschland Urlaub zu machen in den Sommerferien kann richtig gut oder richtig mies werden. So oder so, muss man immer Alternativen für ‚Regentage‘ finden. Buh.

Jaja, Hauptsache raus. Nö, protestiere ich. Ich finde die Vorstellung, wenn es regnet, einfach in meinem eigenen Bett zu liegen und alle Shrek-Teile hintereinander zu gucken so unfassbar geil, dass ich kaum klarkomme.

Traumurlaub bleibt Traum

Also, ich habe auf der Rückfahrt gesagt, dass ich lieber 2 Jahre komplett auf Urlaub verzichte, bis wir wirklich mal mit Freunden einfach nach Ungarn, Slowenien oder Kroatien fahren. Zur Not auch Italien. Doch die anderen drei sind die Länder meiner Kindheit. Da war es immer warm, immer schön, immer geiles (gewürztes) Essen und weit und die Menschen lieben Kinder, herrlich. Da will ich wieder hin.

Das ist alles Meckern auf hohem Niveau, das ist mir klar. Ich möchte trotzdem eine Lanze brechen für die zu Hause bleibenden, finde das Konzept immer sympathischer. Im Sommer ist es auch zu Hause schön, wirklich. Herbstferien und Osterferien dagegen? Oh Count me in, da bin ich dann volle Möhre am Start.

Urlaub verbinde ich mit Ruhe und Runterkommen, nicht mit tausend Ausflügen und Halligalli. Deshalb werdet ihr mich auch niemals im Skiurlaub treffen oder auf einem Gleitschirmflieger. Mit (kleinen) Kindern in einen ‚richtigen‘ Urlaub fahren, am besten wochenlang, ist eine einzige Stressbombe. Mit seltenen Momenten zum Ausruhen. Es kann sie geben, das will ich nicht bestreiten. Wisst ihr wo? In diesen mega umcoolen All Inclusive Parks, wo man sich echt um nichts mehr kümmern muss. Mit peinlicher Unterhaltungschose für den Nachwuchs, da vielleicht. Doch reguläres Verreisen mit Kindern in den Sommerferien? Kann man lassen, kann man echt.

Dieses Jahr konnten wir nicht all zu viel planen doch so wahr ich hier liege und meckere, nächstes Jahr gibt es entweder eine Villa mit Pool oder wir bleiben zu Hause. Versprochen.

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