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Britta Schmidt von Groeling: „Jeder Job und jede Station hat Sinn gemacht“

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Theresia und ich durften Britta Schmidt von Groeling von World for Kids! an einer ganz besonderen Location treffen: auf einem schwimmenden Hostel! Während Theresia versucht, nicht seekrank zu werden bei dem leichten Schunkeln und Schummern, plane ich im Kopf unseren nächsten Urlaub. Kein Wunder, schließlich halten wir die drei Bände der Kinderreisebücher, die Britta in ihrem Verlag rausbringt, in unseren Händen: Thailand, Italien und die Ostsee. 

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Hauptstadtmutti: Erzähl doch mal deine Gründungsgeschichte, und wie du auf die Idee gekommen bist, Reiseführer für Kinder rauszubringen.

Britta: Mein Mann und ich sind einfach schon immer gerne verreist, auch schon vor den Kindern. Und als die Kinder dann da waren, stand für uns fest, dass wir trotzdem weiterreisen möchten. Als die Kinder dann in das Alter kamen, so mit vier Jahren, wo sie nach einer halben Stunde Autofahrt keinen Bock mehr hatten stillzusitzen, sind wir dann auf Thailand gekommen. Wir waren viel in Afrika unterwegs und haben dort Campingtouren mit den Kids gemacht, aber dann hatten wir irgendwann Lust auf etwas Relaxtes.

Reiseliteratur Kinder

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Ich habe dann Reiseliteratur für Kinder gesucht und nichts gefunden! Meine Tochter hat sich ein bisschen gelangweilt, so ohne Kita, denn wir waren im Winter immer gern mehrere Wochen unterwegs. Also fing ich an, mit einer Kladde, Fotos, Aufgaben, Rätseln, einen persönlichen Reiseführer zu erstellen. So nach dem Motto: Wie heißt diese Pflanze? Finde dieses Tier! Daraufhin hat sich herausgestellt, dass die Kinder das wirklich geliebt haben, also hab ich mir gedacht, warum das nicht professionell machen?

Ich muss dazu sagen, dass ich gelernte Verlagskauffrau bin. Dann hab ich studiert, dann bin ich in die IT-Branche, und nebenher habe ich mir aber immer gedacht, da könnte man doch drauf zurück kommen. Ich schreib auch sehr gerne, und es fällt mir leicht, und so ist dann Thailand for Kids entstanden und im November 2015 rausgekommen! Im Februar 2016 Italien und jetzt Ostsee.

Hauptstadtmutti: Warum gerade Thailand als Erstes?

Britta: Weil wir mehrere Male da waren und ich mir oft dachte, mmh, es gibt ja so gar nichts für Kinder. Für Italien gibt es da schon wesentlich mehr, Thailand ist aber in der Hinsicht noch ein unbeschriebenes Blatt gewesen. Ich finde es einfach schön, wenn Kinder auch antworten auf die Fragen bekommen, die sie im Urlaub stellen. Das sind dann auch meistens so Fragen wie: „Wie kommen die Kokosnüsse von den Palmen? Was habe ich da in der Hand? Wieso ruft der Gecko so komisch?“ Ich wollte auch etwas machen, das in die Kultur eintaucht und nicht zu sehr auf diesem Thema verbleibt ‚Wo ist der schönste Spielplatz?’

Wir verkaufen sehr viel online. Die Ostsee Edition ist die Erste, die wir auch vor Ort im Handel anbieten werden. Wir haben es zwar schon einmal in München mit dem Italien Buch probiert, aber das lief nicht so gut. Natürlich wollen wir in die Buchläden, aber es ist ein mühseliges Geschäft.

Hauptstadtmutti: An welche Altersgruppe richten sich deine Bücher?

Britta: Kindergarten und Grundschule. Meine Tochter ist jetzt sieben, und die findet es noch super. Das Interesse wird, glaub ich, noch so zwei Jahre anhalten. Es ist ja als ein Buch gedacht, mit dem man sich beschäftigt, und nicht nur vorliest.Die Texte und Spiele sind eher für Ältere gemacht, aber den Kleinen kann man es zum Beispiel vorlesen. Unter dem Aspekt ist es auch für kleinere Kita-Kinder schon interessant.

Das Land selbst bietet dir die Anregungen. Kinder fragen sofort: „Wieso redet man hier anders? Wieso macht man das hier anders? Wieso sehen die Leute anders aus?“ Ich finde diese Themen ja auch spannend. Wenn du diese Antworten nicht sofort parat hast, musst du ja eh googeln. So hat sich in den Jahren viel angesammelt.

Kinderfragen werden zum Elternwissen

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Hauptstadtmutti: Ich liebe Bücher, aber natürlich leben wir alle sehr digital. Hast du je daran gedacht, das Buch auch als App rauszubringen?

Britta: Ich kenn mich, und bei der Vorstellung, dass mein Kind am Strand mit meinem iPad sitzt, krieg ich Herzrasen. Bei diesen Büchern geht es darum, dass die Kinder drin malen und ihre Sachen einkleben können.

Außerdem komme ich aus der IT-Branche und weiß, was eine Entwicklerstunde kostet. So eine App soll auch noch cool sein und gut funktionieren. Das kostet alles Zeit. Ich träume aber schon von einem Portal, wo man kinderfreundliche Informationen zu Urlaubsländern findet.

Hauptstadtmutti: Wer kauft eure Bücher? Zeichnet sich da ein bestimmtes Kundenprofil ab?

Britta: Wir haben vorab eine Zielgruppenanalyse gemacht und es sind die Menschen, die richtig neugierig auf ein Land sind, und nicht den nächsten All-Inclusive-Urlaub buchen. Es geht viel um die Herangehensweise an ein Land, über die Resortgrenze hinaus, die Fremde des Landes. Thailand läuft zum Beispiel viel besser als Italien. Obwohl man ja denken würde, nach Italien fahren doch so viele Leute.

Doch für ferne Länder wie Thailand wird wesentlich mehr recherchiert. „Kann ich da überhaupt hinfahren mit einem kleinen Kind? Was für Krankheiten gibt es da? Wie ist die medizinische Versorgung?“ Man kauft sich dann natürlich sehr viel eher den Reiseführer selbst und besorgt dem Kind auch kindgerechte Literatur.

Ich finde es auch einfacher über die „exotischen“ Länder zu schreiben. Man entdeckt so viel mehr, und die Kinder sind noch aufmerksamer, allein schon durch ihre Körpergröße. Als Kind ist man eigentlich immer in dieser Beobachterperspektive.

Hauptstadtmutti: Wie alt sind deine Kinder jetzt?

Britta: Im Moment sind sie sechs und sieben.

Hauptstadtmutti: Da musst du aber fix ein Drittes hinterherlegen, damit du noch Beobachternachwuchs hast!

Britta: Das macht mir manchmal Sorge, dass ich den Blick verlieren könnte. Deshalb will ich jetzt an dieser schönen Reihe arbeiten und mal gucken wie es weitergeht. Ich habe ja zum Glück auch noch Freunde mit kleinen Kindern.

Hauptstadtmutti: Wie würdest du deine Gründungserfahrungen beschreiben?

Britta: Ich mache das zur Zeit ja nebenbei und arbeite drei Tage die Woche als freie IT-Beraterin. Zwischen Oktober letzten Jahres und jetzt Mai hab ich mir einfach mal Zeit genommen und nur Verlagsarbeit gemacht. Ich finde diese Zweigleisigkeit im Moment auch ganz schön. Schwierig finde ich allerdings den Neuanfang in so einer etablierten Branche wie dem Verlagswesen. Die Tricks und Kniffe, die ein alter Hase natürlich beherrscht, und die ich erst herausfinden muss. Bis jetzt muss ich auch sagen, dass es in diesem ehrwürdigen Gewerbe nicht wirklich viele Netzwerke gibt. Oder ich bin zu doof sie zu finden!

Du kannst schnell anfangen, an jeder Ecke ist eine Online Druckerei zu finden und du kannst selber sehr viel machen, aber wenn es dann wirklich an die Feinheiten geht, das dauert länger, bis man das rausgefunden hat.

Hauptstadtmutti: Wie hast du deine Illustratorin Britta gefunden? Die hat ja einen sehr eigenen Stil! Ganz anders als dieses “hübsche” und ästhetische worüber wir Eltern ja oft in Entzückung geraten, die Kinder aber völlig kalt lässt.

Britta: Meine Idee war, dass ich genau dieses “hübsch” und dieses “Mädchen” nicht wollte. Ich wollte ein freches, neugieriges Kind, das Lust hat, die Welt zu entdecken. Da sollte nicht im Vordergrund stehen, welches Geschlecht es hat. Zielgruppe sind Jungs und Mädchen. Auch die Kinder, die Kim auf ihren Reisen trifft, sollten Charakter haben und sie ergänzen.

Britta hat ein Maskottchen, dass ich auf Anhieb sympathisch fand. Sie war auch eine der ersten Illustratorinnen, die ich mir angeguckt habe. Aber man denkt, dass man nicht die erste Illustratorin engagieren kann, die man toll findet. Also habe ich weiter gesucht, und mich schlußendlich doch für Britta entschieden.

Hauptstadtmutti: Wenn du zurückblickst, würdest du in deinem beruflichen Werdegang alles wieder genauso machen?

Britta: Wenn man sich mein Leben anguckt, würde man vielleicht denken, was für ein Schlangenweg. Aber das Puzzle findet sich dann irgendwann zusammen, jeder Job und jede Station hat Sinn gemacht, rückblickend. Ich glaube nicht, dass ich vieles anders machen würde. Ich finde das, was ich bis jetzt gemacht habe, sehr bereichernd. Ich bin auch eher der Mensch, der in der Breite arbeitet, und nicht in der Tiefe. Mir wird schnell langweilig.

Hauptstadtmutti: Ihr habt ja nun schon fast die ganze Welt gesehen. Gab es ein Highlight?

Britta: Ja! Wir sind immer  viel in Afrika unterwegs gewesen und das war jedes Mal sehr faszinierend. Ich will hier keine Ratschläge erteilen, aber wenn man mit Familie auf Reisen geht, dann sieht es von hier aus immer anders aus als vor Ort. Gerade bei Ländern, bei denen man auf den ersten Blick denkt, die sind gefährlich oder unbequem. Wenn man ein bisschen Vertrauen hat, einfach ausprobieren! Wir hatten auch unsere Bedenken mit den Kindern, aber irgendwie kriegst du das immer hin.

In Afrika waren wir mit nur einem Baby mit dem Jeep und Dachzelt unterwegs. Mein Mann ist sehr reiseerfahren was den Kontinent angeht, deshalb hatten wir unseren Tourguide immer dabei. Man kann ja auch ganz langsam anfangen, und die erste Reise in einem Hotel verbringen, viele geführte Touren machen, und bei der nächsten Reise wird man dann schon selbstständiger, mietet sich ein Haus und Auto und geht auf Entdeckungstour. Solange man sich wohl fühlt, läuft es auch.

Was ich aber auch sehr faszinierend fand, war der Oman. Und der geht mit Familie auch echt gut. Die Infrastruktur, also Straßen, W-Lan, etc. ist so fortschrittlich und bequem, aber gleichzeitig ist das Land so faszinierend anders als Deutschland. Du hast einerseits Luxus und Bequemlichkeit, und auf der anderen Seite eine komplett andere Kultur und auch Landschaft.

Hauptstadtmutti: Wo müsst ihr noch hin? Was habt ihr noch nicht gesehen?

Britta: Japan, China, und noch viel mehr Südostasien. Russland fasziniert mich, da kenn ich bisher nur Petersburg. Südamerika zum Beispiel gar nicht, jedenfalls zur Zeit nicht.

Und jetzt haben wir auch noch ein Schulkind, bald irgendwann zwei, da ist alles wesentlich reglementierter. Viel mehr Zeitvorgaben, und die Ferien! Im Winter reisen wird immer schwerer, das ist eigentlich immer unsere Zeit gewesen.

Da fand ich es für temporäre Geschichten auch wichtig, wenn man flexibler über Home Schooling nachdenken könnte. Reisen ist gerade für Kinder so ungemein bildend.

In Thailand habe ich zum Beispiel viele russische Familien getroffen, die mir erzählt haben, dass es einen Unterschied zwischen der Schul- und der Unterrichtspflicht gibt, das heißt diese Familien verbringen den Winter in Thailand und suchen sich halbtags Kurse für die Kinder, oder unterrichten auch selber.

Es kommt natürlich immer auf das Endergebnis an und ob alle glücklich mit dem Home-Schooling sind. Ganz zu Hause unterrichten kann ich mir auch nicht vorstellen.

Aber was man auf Reisen alles lernt: die Sprachen, die Kulturen, der Pluralismus… Das ist alles so wichtig heutzutage, ständig neue Kulturen kennenzulernen und eine gewisse Akzeptanz, Offenheit und Selbstverständlichkeit mitzubringen.

Dankeschön, liebe Britta!

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