Hauptstadtmutti

Juliane: „Das Shirt mit Zicke in Glitzerschrift…das hätte ich gerne noch“

Jenny und ich liefen leicht verfroren vorm Kindl auf und ab, nachdem wir uns spontan gedacht haben, wir könnten ja mal wieder zusammen ins Brekkie. Spontan kam sie mit zum ersten Streetstyle nach der Winterpause und wir genossen die U7-Atmosphäre. Als Juliane dann mit Partner und Kinderwagen um die Ecke kam, fragte ich sie, na, nochmal Baby? Nah, sagten wir beide, aber für Juliane, für die freuen wir uns. Lernt sie kennen, die herzliche und wundervolle Dame der Literatur!

Liebe Juliane, wo haben wir dich getroffen?
In Berlin-Neukölln, genauer in der Rollbergsiedlung vor der alten KINDL Brauerei, in der jetzt Kunst ausgestellt wird, und unweit des Rollberg Kinos sowie einer meiner liebsten Partylocations, dem SchwuZ. Eine gute Kinderarztpraxis gibt’s hier auch, also alle essentials, die man so braucht.

Was machst du so?
Momentan bin ich noch in Elternzeit, aber danach kehre ich zurück in meinen Teilzeitjob als Social Media-Referentin in der Kreuzberger Agentur Kirchner Kommunikation, die überwiegend PR für unabhängige Verlage macht. Daneben bin ich als freie Lektorin und Korrektorin tätig sowie Teil des neu gegründeten Indie-Verlags Almost Publishing. Mithilfe eines Crowdfundings bringen wir im April Pola Schneemelchers Debütroman Dümpeln auf den Markt – eine ziemlich aufregende Sache, und umso schöner, weil wir das als Freundinnen und ohne Hierarchien machen. Außerdem gibt’s da noch Poesierausch, den Literaturblog, den ich seit knapp zehn Jahren zusammen mit meinem Partner Stefan bespiele und auf dem wir regelmäßig Bücher besprechen. Und nicht nur da, sondern auch auf Bookstagram.

Was macht dich gerade glücklich?
Das Baby. Dass es sich so gern auskitzeln lässt, dass es einfach da ist und dass die ersten drei Lebensmonate seit einiger Zeit überstanden sind. Das Leben mit Baby bleibt herausfordernd, aber es stimmt, was alle sagen: Es wird leichter, nur halt in Babysteps.


Was macht dich gerade wütend?

Dass Berlin so wenig barrierearm ist und mir das erst jetzt auffällt, seitdem ich auch mal gern mit Kinderwagen per Öffis unterwegs wäre.

Hast du einen Lieblingsort mit Kind auf der Welt?
Momentan unser Wohnzimmer, wo auf dem Teppich meine alte Babydecke liegt, auf der jetzt über dreißig Jahre nach meiner Geburt wieder ordentlich abgestrampelt wird.

Hast du einen Lieblingsort ohne Kind auf der Welt?
Wahrscheinlich Festivals … gerade noch unvorstellbar, aber bestimmt bald wieder möglich.

Hast du einen Lieblingsort mit Kind in deiner Stadt? 
Uh, da muss ich ein paar mehr nennen: das Tempelhofer Feld und dort die Blaue Stunde (Waffeln!), die Hasenheide (falls es auf dem Feld mal wieder zu windig ist) und der Sportkurs »RüRü« (Rückbildung nach der Rückbildung) bei den Spree Hebammen, zu dem das Baby und ich einmal die Woche gehen.

Hast du einen Lieblingsort ohne Kind in deiner Stadt? 
Alle Yorck-Kinos in meiner Nähe, Café WILKE und diverse Clubs.

Als stylischer Mensch kann ich nicht leben ohne …
Goldene Creolen. Werten für mich jedes Outfit auf. Genauso wie bunte Scrunchies jeden Dutt und Zopf verschönern.

Worauf würdest du zehn Jahre sparen?
Auf meine eigene Buchhandlung. Oder auf die eine Summe, die mir ganz sicher die Altersarmut vom Halse hält.

Welches Kleidungsstück deiner Eltern hat dich geprägt?
Meinen Papa werde ich wohl für immer mit schweren Lederjacken, die noch schwerer werden, weil so viel Zeug in ihren Taschen steckt, in Verbindung bringen. Und bei meiner Mama ist es eine Skorpion-Kette, die sie immer um den Hals trägt. Daher vielleicht auch mein Faible für Sternzeichen?

Welches Kleidungsstück aus deiner Kindheit hättest du gerne noch?
Aus meiner Kleinkindzeit hätte ich gern noch diesen einen coolen bunten Jeans-Anorak, den ich vor allem aus dem Fotoalbum kenne. Der war auf so ne komische Art oversized geschnitten, wie das nur in den 90ern gemacht wurde, kurz und breit. Aus meiner Grundschulzeit hätte ich gern noch ein Shirt, auf dem in Glitzerschrift »Zicke« stand, Y2K-Mode at its best.

Und aus meiner Jugend diesen schwarzen Kapuzenpulli mit den bunten Streifen, den ich mir damals zusammen mit meiner besten Freundin auf einer unserer Shoppingtouren in Berlin gekauft habe – danach wurden wir leider beim S-Bahn-Fahren ohne Ticket erwischt, und der langersehnte Shoppingtrip fand ein abruptes Ende.

Welches Kleidungsstück aus deiner Jugend hast du noch?
Ein grau-weiß gestreiftes Crop Top, das damals noch »bauchfreies Shirt« hieß und das ich im Sommer immer noch gern trage.

Welches Kleidungsstück hast du wahrscheinlich am längsten?
Neben dem Crop Top so einige Klamotten, die mein Baby jetzt trägt. Meine Mama ist gut im Aufbewahren von Dingen, sodass das Baby jetzt meine Frotteemode und beispielsweise die 90s-Jacke auf den Fotos auftragen darf. 

Welches Kleidungsstück hast du dir zuletzt gekauft?
Eine rosa Kappe bei Mirella Preceks »Trash Paradise«-Tour.

Worin willst du begraben werden?
In meinem Herzchen-Pyjama, der wird nie ungemütlich, und falls mich nochmal jemand ausgräbt, ist da direkt love in the air.

Was geht jeden Tag?
Matcha Latte, Käsekuchen, Lesen, Wolfgang Petry.

Was genau hast du an und was ist die Geschichte hinter deinem Outfit? 
In den kalten Monaten trage ich meistens entweder Klamotten, die meine Freundin Marie aussortiert oder die Stefans Mutter für mich gestrickt hat. Hier trage ich so einen Marie-Pullover, der ursprünglich von H&M war und wohl schon länger am Leben ist als die meisten anderen Fast Fashion-Teile, die es so gibt. Genauso ist es mit dem H&M-Schal (Grüße an Chris, der mich jeden Winter aufs Neue fragt, ob ich mir nicht endlich mal einen neuen kaufen will, die Antwort bleibt: Nein.) und meiner Mom Jeans von Monki, die an den Oberschenkelinnenseiten schon etwas abgewetzt ist, was man aber ja nicht sieht. Generell trage ich meine Klamotten sehr lang und versuche, sie immer wieder neu zu kombinieren, um Langeweile entgegenzuwirken. 

Den Janker hat Stefans Mutter genäht, und ich fühle mich damit wie eine reiche, aber doch naturverbundene Person aus Bayern – war aber noch nie in Bayern, geschweige denn reich. Meine Schuhe von der Marke NAE habe ich erst letztens bei Loveco gekauft, einem (Online-) Shop, der nur Fair Fashion-Labels führt. Und die bunte Kaschmirmütze auf Babys Kopf ist vom kleinen Berliner Label Jimmi Wow, unter dem die beiden Designerinnen Marcella und Tina superschöne Baby- und Kleinkindklamotten aus Stoffresten nähen. Das große Accessoire Kinderwagen ist ein Kleinanzeigen-Schnapper, gibt’s aber auch neu bei der Firma Eichhorn – nicht besonders wendig, aber dafür im Retro-Look!

Danke, liebe Juliane!

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