Hauptstadtmutti

Mütter, erzieht eure Söhne!

Geht es euch zurzeit eigentlich auch so? Wenn ich morgens Facebook öffne, Radio höre oder in der Straßenbahn Gesprächen lausche, habe ich immer öfter das Gefühl durchdrehen zu müssen. Was ist hier in diesem Land eigentlich los?

Ich lese und höre über Köln, geflüchtete Menschen und entsetzte deutsche Männer. Und über Übergriffe (von deutschen Männern) auf jedem Oktoberfest (wird aber nicht an die große Glocke gehängt). Da kommt das Unterbewusstsein wieder hervor, die mahnenden Worte der Eltern: „Schmink dich doch nicht so nuttig! Und zieh nicht so kurze Röcke an!“ Mütter, die in Ämtern arbeiten, diskutieren auf Facebook darüber, woher man das beste Pfefferspray bekommt und dass man ab sofort die Autotür verriegeln sollte. Ich glaub ich spinne! Wo leben wir denn?

Und dann trägt eine unserer Kindergärtnerinnen ein Frei.Wild-Shirt. Aber ist ja ganz normal, ist ja nicht verboten, kennt man doch die Artikel dazu. Das Netz ist ja voll davon. Hab ich euch erschreckt, ihr Gutmenschen? Ja, hast du –  aber nicht er- sondern aufgeschreckt. Geht’s noch? Demnächst werde ich in der Kita mit Hitlergruß begrüßt oder wie? Oder hat sie zum Thema Freiwild etwas falsch verstanden, nach Köln? Was ist hier eigentlich los? Und immer schön hetzen, gegen DIESE Ausländer. Wollt ihr zurück in die Diktatur? Ich checke das irgendwie nicht.

Und Frauen begrabschen? Alter (würde mein Sohn sagen), schon mal was von Respekt gehört? Vergewaltigungen auf der Straße und man redet erst fünf Tage später drüber? Nazis überfallen Stadtbezirke und schlagen alles kurz und klein. Linke verprügeln Polizisten. Gutmensch wird zum Unwort des Jahres gewählt. Ganz ehrlich, ich bin lieber Gutmensch als Schlechtmensch. Irgendwas läuft doch gefühlt in Deutschland gerade komplett schief und zwar von vielen Seiten.

Ich will frei und tolerant leben, immer

Ich finde all das gruselig. Ich will frei leben, in einem freien und toleranten Land, oder wie es Journelle auf Twitter so treffend formuliert hat: „Ich muss als Frau übrigens nicht beschützt werden. Mir reicht es völlig aus, nicht belästigt zu werden.“ Ich hab auch keine Lust mehr auf irgendwelche Seiten. Und auch irgendwie veraltet. Parteien. Religionen, hört mir doch auf damit. Kinderkacke. Wo ist denn die Kirche in den heutigen Zeiten? Hab noch nicht so viel gelesen über deren Hilfe.

Und wie sagte auch der Dalai Lama gerade: „Ich denke an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religionen mehr hätten. Alle Religionen und alle Heiligen Schriften bergen ein Gewaltpotenzial in sich. Deshalb brauchen wir eine säkulare Ethik jenseits aller Religionen.“

Also hört doch mal alle wieder auf euren Bauch, anstatt auf die diffuse Angst, die umherschwirrt. Wird sowieso alles ganz anders am Ende. Und freut euch doch mal. Alles im Umbruch, alles neu. Endlich geht es mal wieder um uns, um die Frauen. Um den Feminismus. Endlich mal was los. War doch eh langweilig. Oder warum habt ihr angefangen Bio zu essen und vegan zu leben? Langeweile, keine Probleme, zu viel Geld. Stillen in der Öffentlichkeit, ich muss meine Kinder zum Baby-Yoga, Musikgarten, trallala fahren. First world problems eben. Jetzt wird es mal richtig ernst und da seid ihr mal wirklich gefragt, liebe Muttis. Es geht um euch!

Sollten wir nicht alle Feministinnen sein? Noch mehr für Gleichberechtigung kämpfen? Ja, bitte, bitte. Sonst wird das nix mehr in diesem Land. Kämpft für eure Freiheit, aber nicht gegen arme Menschen, die das Gleiche wollen und vor Terror und Krieg fliehen. Und wenn euch eure Männer erzählen, dass es sich finanziell nicht lohnt, dass ihr in Teilzeit arbeitet. Scheißt drauf! Dann arbeitet trotzdem, denn es ist wichtig. Für euch.

Feminismus bedeutet, dass auch die Männer beruflich zurückstecken lernen müssen. Und wenn das passiert, wenn die Männer geswitcht werden (den Begriff hab ich neulich bei einem Frauennetzwerk-Treffen gehört und fand ihn erst bescheuert, aber jetzt irgendwie doch immer passender), dann geht es hier wirklich um Freiheit und Gleichberechtigung und nicht mehr um: „Ja, aber mein Mann verdient doch auch mehr.“ Nee, auch das fällt weg.

Und am Allerwichtigsten, nehmt es einfach mal in die Hand für euch und für eure Kinder. „Schützt eure Töchter!“? Ich würde es ganz anders formulieren: Liebe Mütter, erzieht eure Söhne! Zu offenen, zu ehrlichen, zu toleranten, zu respektvollen Männern, die Frauen nicht also rosarote Püppchen wahrnehmen, sondern als ebenbürtige Partner. Und macht eure Töchter stark. Erzählt ihnen nicht, dass Mädchen dies uns das nicht können oder das man dies und das als Mädchen nicht tut. Erzieht sie zu freien, selbstbestimmten Frauen, die unabhängig und mutig sind. Lebt die Toleranz! Nur so bleibt unsere Gesellschaft eine freie, faire Gesellschaft. #ausnahmslos

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7 Kommentare zu “Mütter, erzieht eure Söhne!

  1. Hallo!

    Ich bin Mama aus einer anderen Hauptstadt (aus Wien) und verfolge Euren Blog seit einiger Zeit. Habe gerade eben erst diesen Artikel gelesen und muß Dir ein Kompliment aussprechen, Du bringst es auf den Punkt und der Artikel hat mich irgendwie gefesselt im positiven Sinne!

    Leider läuft nicht nur bei Euch im Land was schief, hier bei uns genauso. Das ist wirklich erschreckend und traurig.

    Umso wichtiger, dass man nicht verstummt!

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