Hauptstadtmutti

Sara Arewa: „Aus Leidenschaft Ärztin, aus Notwendigkeit Aktivistin!“

Hach, ich liebe es, wenn ihr euch gegenseitig empfehlt. Regina Feldmann, Kinderbuchautorin und Freundin, hat nicht lang gefackelt und direkt die Ärztin und gesundheitspolitische Aktivistin Sara Arewa vorgeschlagen. „Die müsst ihr vorstellen!“ Wenn ich irgendwem vertraue, dann Regina, also machen wir das doch direkt.

Das Ärztin-Sein ist meine Leidenschaft und das Aktivistin-Sein eine traurige Notwendigkeit. Am liebsten würde ich nur als Ärztin arbeiten und schnellstmöglich meine Weiterbildung zur Allgemeinmedizinerin beenden, um meine eigene Praxis aufzumachen. Tatsächlich begegnen mir im Praxisalltag aber so viel Diskriminierung und Rassismus, dass ich einsehen musste, dass ich auch politisch aktiv werden muss. Seit Anfang des Jahres bin ich Delegierte der Ärztekammer Berlin für die FrAktion Gesundheit und seit Mitte des Jahres betreibe ich meinen Instagram-Kanal @menschlichemedizin. Ich möchte auf der einen Seite Gesundheitspersonal sensibilisieren und auf der einen Seite Patient:innen stärken. Wir brauchen dringend an die Ärztekammern angegliederte Antidiskriminierungsstellen, an die sich Patient:innen wenden können, wenn Ihnen Unrecht im angeblich geschützten Raum widerfahren ist – das ist mein Ziel für die nächsten 5 Jahre.

Sara Arewa

Was macht dich gerade glücklich?
Dass es meiner Familie und mir gut geht und ich dadurch viel Energie in meine Visionen investieren kann.

Was macht dich gerade wütend?
Dass die Menschheit angeblich so intelligent ist und trotzden fleißig an ihrer eigenen Vernichtung arbeitet ( – da rechne ich mich mit ein).

Wo bist du gerne?
Wo es warm ist (temperaturtechnisch, aber auch auf das Miteinander bezogen).

Wo bist du gerne in deiner Stadt?
An Orten von und für die Schwarze Community, mein Lieblingsspot momentan: Die Ayoka-Bar an einem Freitagabend.

Hast du Tipps für Eltern in deiner Stadt?
Geht mit euren Kindern zu Rollschuh-Diskos; im Märkischen Viertel gibt es einen überdachten Spot mit Rollschuh-Verleih. Dort findet jeden Sonntag ab 17h eine Roller-Disco statt. Die Kinder sind beschäftigt und man selbst kriegt den Kopf frei und kann sich dabei auch noch bewegen. Die Disko wird organsiert von @thenew8ziger.

Meinen Style würde ich beschrieben als…Extrovertiert.

Mode ist mir wichtig, weil…
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass Mode mir wichtig ist – vielleicht belüge ich mich dabei aber auch ein bisschen selbst. Auf jeden Fall mag ich es sehr, meine innere Stimmung mit meinem Ootd nach außen zu tragen. Bin ich energetisch und offen für Konversation (auch mit Fremden, aber bitte nicht sexuell motiviert) oder will ich heute einfach meine Ruhe?

Worauf würdest du zehn Jahre sparen?
Für den Ruhestand würde ich mehr als zehn Jahre sparen, für eine konkrete Sache jedoch nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, was das sein soll. Ein Auto möchte ich nicht und der Wunsch nach einem Eigenheim ist durch die Preisentwicklung der letzten Jahre erloschen. Die einzige große Sache, die ich bald anschaffen möchte, ist meine eigene Praxis, wofür ich aber ohnehin einen Kredit aufnehmen muss.

Welches Kleidungsstück deiner Eltern hat dich geprägt?
Mein Vater hat auf Community-Events oft traditionelle Kleidung getragen. Ich selbst habe noch keine, aber ich wünsche mir im Rahmen meiner Identitätsfindung, mehr traditionelle Elemente in meinen Stil mit einzubinden. Das ist für mich eine Frage von Selbstbewusstsein. Als biracial kid ist es auf der einen Seite anstrengend, immer als „anders“ gelabelt zu werden, auf der anderen Seite fühlt es sich so an, als hätte ich gar kein Recht, traditionelle Kleidung zu tragen. Es ist also in zweierlei Hinsicht ein Emanzipationprozess.

Welches Kleidungsstück hast du wahrscheinlich am Längsten?
Eine rote Cardigan, die ich 2012 bei Humana gekauft habe.

Welches Kleidungsstück hast du dir zuletzt gekauft?
Eine Mütze mit Fellrand von Weekday

Worin willst du begraben werden?
Verbrennt mich einfach (egal, in welchem Outfit) und werft mich in die Ostsee. Die ist zwar echt kalt, als Lübeckerin hänge ich aber trotzdem an ihr.

Was geht jeden Tag?
Schmuck! Ob Ohringe, Ketten, Ringe oder meine Brille – Schmuck MUSS sein!

Was genau hast du an und was ist die Geschichte hinter deinem Outfit? 
Die Mütze ist von Uniqlo und gehört meiner Tochter. Meine Tochter hatte mir eigentlich schon länger verboten, sie zu tragen, aber sie ist so schön kuschelig weich und passt so gut zu dem Outfit. What can I do?

Die Tasche ist von Vera Pelle und hat eine besondere Geschichte: Im Herbst 2022 habe ich eine sehr schwere Psychose erlitten. Ich wurde insgesamt fast 8 Monate stationär behandelt aufgrund der Psychose und der sich daran anschließenden Postpsychosedepression. Die Zeit war schrecklich und die Klinik einer der tristesten Orte Berlins. Inmitten dieser Tristesse haben dir Pfleger:innen „meiner“ Station einen Flohmarkt organisiert: Die Angestellten der Klinik spendeten Kleidung, die die Patient:innen gegen eine kleine Spende kaufen konnten. Zum Flohmarkt organisierten sie ein DJ-Pult und große Boxen, sodass wir mit feinster EDM beschallt wurden, während wir durch die Klamotten stöberten. Dort fand ich diese Tasche, die ich fortan dafür nutzte mein Handy und meinen Zimmerschlüssel zu transportieren, während ich auf Station stundenlang auf und ab spazierte. Das Spazieren musste sein, da die antipsychotischen Medikamente eine starke innere Unruhe auslösten, wegen derer ich nicht stillsitzen konnte. Die Tasche hängt nun als Erinnerung an diese Zeit an meiner Garderobe, ist aber viel zu klein für all die Sachen, die ich sonst im Alltag mit mir herumtrage. 

Mein Ehering ist auch Teil der Geschichte: Als mein Partner und ich Anfang 2022 standesamtlich heirateten, sagte er mir scherzhaft, dass ich mir einen Ehering kaufen soll, wenn ich unbedingt einen haben möchte. Ich wünschte mir aber sehr, dass er mir einen kauft, was in der Psychose dazu führte, dass ich ihm schwere Vorwürfe machte, weil ich keinen Ring besaß. Sobald die Psychosephase überstanden war, besuchten wir einen guten Freund meines Mannes, der uns unsere Eheringe herstellte, worüber ich selbstverständlich mehr als glücklich war.  Die restlichen Kleidungsstücke habe ich einfach zum Spaß gekauft oder geliehen 🙂

Jacke: Weekday, Ohrringe/Kette: Hey Harper, Top: H&M, Hosenrock: H&M, Schuhe: Buffalo, Strumphose: DM (kriegt leider megaschnell Löcher – keine Empfehlung!), Ring in Form einer Frau: aus einem kleinen Dortmunder Schmuckladen, Ehering: Von einem guten Freund meines Mannes hergestellt.

Danke, liebe Sara, und alles Gute!

Alle Fotos: ©KaiSenf 

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