Hauptstadtmutti

Warum brauchen wir noch ein Schwangerschaftsbuch, Marlene?

Hach Marlene, es ist so schön, dich an dieser Stelle wieder einmal vorstellen zu dürfen. Du hast es nämlich geschafft, dein drittes Buch nicht nur zu schreiben, sondern es auch zu veröffentlichen! YAY! Doch falls du dich erinnern magst, war ich diejenige, die von Anfang an gesagt hat, Och, lass mal, ein Buch über Schwangerschaft? Puh.

Kennengelernt haben wir uns wirklich durch das erste gemeinsame Interview. Gott bin ich froh, dass ich damals zu Isa gesagt habe, dass ich dich kennenlernen will. So witzig fand ich ‚Man bekommt ja so viel zurück‘! Seht ihr Leute, macht Interviews mit mir, kriegt ihr eine Freundin zum Fame dazu.

Und nun schon Nr. 3! ‚Bauch frei! Ein Plädoyer für eine selbstbestimmte Schwangerschaft‘ (2022, Rowohlt Taschenbuch) heißt das gute Ding und es sollte gelesen werden. Warum? Erzählt euch Marlene.

(c) Cornelia Friedrich-Meyer

Liebe Marlene, stell dich doch mal bitte vor.
Hallo Elina, mein Name ist Marlene Hellene und ich bin Autorin, Mutter, Ehefrau, Mensch und meistens müde.

Das ist alles faktisch korrekt. Warum bist du meistens müde?
Das Leben Elina, das Leben. Zumindest meines. Ich habe zwei Kinder, zwei Jobs, ein Haus und ein grundsätzlich großes Schlafbedürfnis. Das beißt sich leider. Zum Glück haben die Kinder einen Vater, der mir nicht im Haushalt und mit den Kindern hilft, sondern selbstverständlich seinen Teil der Care- und sonstigen Scheißarbeit übernimmt. Leider verlangt unser kapitalistisches System aber insbesondere von Müttern übermenschliches und deswegen bin ich übermenschlich müde. Könnte das System vielleicht durchbrechen, überlisten oder sonstige austricksen, bin aber leider zu müde. Teufelskreis.

Warum ein Buch über Schwangerschaft? Gibt es davon nicht schon viel zu viele Bücher?
Na klar, es gibt super viele Bücher zum Thema Schwangerschaft. Allein beim großen A***** finden sich über zwanzig Seiten Suchergebnisse. Aber! Haha und jetzt komme ich. All diese Bücher sind super einseitig. Sie tragen Namen wie: „Glücklich durch die Schwangerschaft“, „Das Mami Buch“ oder „Mein kugelrundes Glück“. Sie sind rosa, sie sind zuckrig und sie zeigen dralle, lächelnde Frauen, die beseelt ihre prallen Bäuche streicheln. 

Was aber fehlt ist die Wahrheit. Die Realität. Und über die schreibe ich. Über ungewollte Schwangerschaften, über Fehlgeburten, über Sorgen und finanzielle Ängste. Ich berichte über Hebammenknappheit und Gewalt in der Geburtshilfe. Über Übgriffigkeiten und Bevormundung. Ich lege den Finger in die Wunden und breche mit Tabus. Ich sage, was unbedingt gesagt und von allen gehört werden muss. 

Hast du einen Lieblingsteil, der dir besonders wichtig ist?
Das ist super schwierig zu beantworten. Das ist wie die Frage nach dem Lieblingskind. Liebe alle gleich. Zumindest an den guten Tagen. An den schlechten Tagen finde ich alle schlimm. Da bin ich gerecht. 

Und was fiel dir eher schwer zu schreiben?
Ich wandle in diesem Buch auf einem schmalen Grad zwischen absoluter Offenheit und nicht zu viel preisgeben wollen. Ich berichte häufig von meinen Erlebnissen in eigener Schwangerschaft. Meine Schwangerschaft betrifft jedoch immer auch meine Kinder und manches Erlebte gehört nur ihnen und mir. Deswegen gibt es unter Anderem auch keinen detaillierten Geburtsbericht. Ich werde immer wieder sehr allgemein. Damit schütze ich mich und meine Kinder. Zudem geht das Buch alle etwas an. Da ausschließlich meine Geschichte zu erzählen wäre viel zu einseitig und selbstdarstellerisch.

Ich war dreimal schwanger und habe zwei Kinder, wieso zur Hölle sollte ich ein Buch über etwas lesen, was ich nie wieder sein möchte?
Weil schwangere Personen unsere verdammte Art erhalten. Ohne Schwangerschaft keine Menschheit. Und aus diesem Grund ist dieses Buch auch für alle Menschen gedacht. Weil die gesamte Gesellschaft im Umgang mit Schwangeren umdenken muss. Wir alle haben ein so enges, festgezurrtes Bild zu diesem Thema im Kopf und davon müssen wir uns befreien.

Damit wir zukünftig nicht diesselben Fehler wiederholen, die wir beide am eigenen (schwangeren) Leib erlebt haben. Um das Thema Schwangerschaft ranken sich so viele Mythen und Vorteile und so wahnsinnig viel läuft einfach falsch. Das muss aufhören.

Kann ich das Buch Erstgebärenden schenken oder kriegen die dann Angst?
Ob sie Angst kriegen? Nein, sie verlieren sie. Also ja, unbedingt!

Danke, liebe Marlene. Und ihr wisst, was zu tun ist, tut den Gebärenden in eurem Umkreis einen Gefallen und schenkt ihnen dieses Buch. Ich hab dich lieb Marleni.

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