Für viele von uns bedeutet der Sommer oder die Urlaubszeit, dass wir wieder mehr Zeit zum Lesen haben. Ob das nun ein Buch pro Woche oder eins über den gesamten Sommer verteilt bedeutet, ist euch überlassen. Hier sind meine Empfehlungen für richtig gute Bücher. Manche habe ich schon weiterverschenkt oder ausgeliehen, deshalb sind nicht alle auf dem Bild. Lesen soll Spaß machen, geht in die Büchereien, schaut euch in Ruhe um, redet mit Buchhändlerinnen. Es geht doch nicht darum, das neueste Buch so schnell wie möglich gelesen zu haben. Deshalb hier jetzt ein Mix aus relativen Neuerscheinungen und Büchern, die schon länger draußen sind.
Räuber von Eva Ladipo
Ich werde nicht müde, dieses Buch allen zu empfehlen und zwar bei jeder Gelegenheit. Das ist der dicke Schinken, fast schon Thriller, den ihr unbedingt einpacken wollt. Es gibt eine heiße Affäre, eine kluge Journalistin, Familienintrigen und vor allen Dingen: der Berliner Wohnungsmarkt. Ich verstehe nach wie vor nicht, warum dieses Buch kein Bestseller ist. Es ist schnell, informativ und die Frage: Wem gehört die Stadt?
Eva hat einen wundervollen Gastbeitrag für Hauptstadtmutti geschrieben, lesenswert!
Dinge, an die wir nicht glauben von Bryan Washington
Was für ein wunderschönes und tief trauriges Buch. Also nicht nur, natürlich, aber ich sag es euch, Bryan Washington ist ein Gott. Die Geschichte ist Perfektion, ich muss euch die Zusammenfassung vom Verlag geben. „n Bens und Mikes hitzigen Streitereien fliegen schon mal Handys durch die Gegend. Ihre Konflikte löst das junge Paar mit Sex. Ben, ein schwarzer Kindergärtner, und Mike, ein Koch mit japanischen Wurzeln, leben seit vier Jahren zusammen in Houston. So richtig glauben beide nicht mehr an ihre Liebe. Als Mikes schroffe Mutter Mitsuko aus Japan zu Besuch kommt, reist Mike überstürzt ab, um seinen todkranken Vater zu pflegen, den er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Ben bleibt zurück mit einer fremden Frau, die auf Distanz geht und erst mal wortlos die ganze Küche umräumt. Aber mit der Zeit merken Ben und Mitsuko, dass sie Mike durch den jeweils anderen neu kennenlernen. Seine Abwesenheit wird zum verbindenden Glied. Doch dann kehrt Mike zurück, und das fragile Gebilde gerät ins Wanken.“ Lesen lesen lesen.
Wirklich nett von Marcy Dermansky
All zu viel will ich hier nicht vorwegnehmen, aber ganz grob: eine junge Frau küsst ihren Professor, durch wirklich wahllose aber glaubhafte Umstände zieht er bei ihrer frischgeschiedenen Mutter ein und beginnt eine Affäre mit ihr. Da sind noch mehr Leute, und alles hängt zusammen, so etwas liebe ich. Schnell erzählt, es passiert was und ich als mittendrin Millennial kann definitiv beide Perspektiven nachempfinden. Das Buch erschien im Original schon 2019, also wenn ihr es auf Englisch lesen wollt, kriegt ihr es günstig gebraucht.
Americanah von Chimamanda Ngozi Adichie
Wer es noch nicht gelesen hat, sollte das dringend nachholen. Für mich immer noch eins der absolut besten Bücher der letzten Jahr und so aktuell wie 2015. „Chimamanda Adichie erzählt von der Liebe zwischen Ifemelu und Obinze, die im Nigeria der neunziger Jahre ihren Lauf nimmt. Dann trennen sich ihre Wege: Die selbstbewusste Ifemelu studiert in Princeton, Obinze strandet als illegaler Einwanderer in London. Nach Jahren stehen sie plötzlich vor einer Entscheidung, die ihr Leben auf den Kopf stellt.“
Die juristische Unschärfe einer Ehe von Olga Grjasnowa
Absolut perfekt für den Urlaub und auch für den Sommer, wenn ihr Berlin mit an den Strand oder an den See nehmen wollt. Hier geht es um Beziehungen, um Liebe und auch Berlin. „Altay und Leyla führen eine Scheinehe, um ihre Familien ruhig zu stellen. Als die beiden mit Mitte zwanzig in Berlin von vorne anfangen, tritt Jonoun in ihr Leben. Olga Grjasnowa erzählt von zwei Frauen und einem Mann, die von der Liebe träumen, aber auch nicht wissen, wie man mit der Liebe lebt.“ Wunderschön.
Tränen im Asia-Markt von Michelle Zauner
Gut, wer nach den ersten Seiten heult, dem kann ich auch nicht helfen. Ich heule viel bei guten traurigen Büchern und ja, ich finde, dass man Zauners Buch sehr wohl auch im Urlaub lesen kann. Auch wenn man nicht gerade Trauerarbeit leistet. Denn es geht ja auch ums Essen und ums Erwachsenwerden. Egal wie alt du bist, wenn deine Mutter stirbt, dann wirst du gleichzeitig wieder ganz jung und plötzlich ganz alt.
Queenie von Candice Carty-Williams
Queenie als Protagonistin hat mich wahnsinnig gemacht, ihre Selbstzerstörung und auch ihre Suche nach Liebe in London wird auch traurig, aber sie ist einfach unfassbar unterhaltsam. Gute Lektionen für überzeugte white feminists drin (Düdüm).
Nullerjahre von Hendrik Bolz
Ja, der Hype ist real. Ich habe Nullerjahre gefühlt an drei Tagen durchgesuchtet. Doch ich muss auch kurz warnen, denn es geht wirklich heftig ab. Drogen, Gewalt, und zwar en Detail. Wenn ihr dafür gerade bereit seid, dann unbedingt lesen, sofort, denn es ist auch einfach fantastisch recherchiert und geschrieben wie ein guter Song. Vor allen Dingen wenn ihr eher weniger über Ostdeutschland wisst. Lesen.
Wo auch immer ihr seid von Khuê Phạm
Was für ein wundervolles Buch, ich habe es ebenfalls schnell durchgelesen und hatte auch das Vergnügen, Khuê interviewen zu dürfen. Es geht um eine wichtige Reise der Protagonistin Kiều nach Kalifornien und um ihre deutsch-vietnamesische Familiengeschichte.
Such a Fun Age von Kiley Reid
So spannend! So gut! So böse, in jede Richtung und so klug! Ich hoffe wirklich, es wird ein Film draus! Ich habe dieses Buch GELIEBT und seitdem zig mal empfohlen und verliehen. „Alix Chamberlain ist eine Frau, die bekommt, was sie will, und die ihr Geld damit verdient, anderen Frauen genau das beizubringen. Als ihrer Babysitterin Emira Kidnapping vorgeworfen wird, weil sie sich kurz vor Mitternacht mit Alix‘ weißer Tochter in einem Supermarkt aufhält, ist Alix schockiert und will den Vorfall wiedergutmachen. Doch Emira hat andere Sorgen: Kurz vor ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag hat sie immer noch keinen richtigen Job, sie ist ständig pleite und misstrauisch gegenüber Alix‘ Wunsch zu helfen. Je verzweifelter Alix Emira zu einem Teil ihrer Familie machen will, desto mehr verrennt sie sich. Dann geht ein Video online und stellt alles in Frage, was sie zu wissen glaubten: über sich selbst, einander, und die komplexe Dynamik von Privilegien.“ Messerscharf, wirklich.
Fremde Freundin von J. Courtney Sullivan
Wenn Meg Wolitzer es gut findet, muss es geil sein, oder? Hier werden zwei Freundinnen Freundinnen, die eigentlich ein Arbeitsverhältnis haben. Die eine ist Mutter, erfolgreiche Autorin (theoretisch) und frisch aufs Land gezogen. Die andere ist Studentin und eigentlich nur die Babysitterin des Kindes. Alles andere müsst ihr selbst lesen, es lohnt sich, denn es passiert einiges und perfekt für Poolnachmittage.
Muttermilch von Melissa Broder
HUCH! Könnte sein, dass ihr beim Lesen erröten werdet. Es ist sexy, rasant, absolut absurd zeitweise, politisch und es nimmt jeden Komplex auseinander, den man als Frau so haben könnte. Ums Essen geht es auch. Bzw. ums nicht Essen. Ich habe es an zwei Pool-Nachmittagen durchgehabt und wollte es nicht mehr aus der Hand legen, was definitiv am Schock-Faktor liegt.
Fremde Freunde von Max Küng
Gibt es ein klassischeres Urlaubsbuch, als ein Roman über Freunde, die zusammen ein Ferienhaus in Frankreich mieten? Der Twist: die ‚Freunde‘ kennen sich nur von Elternabenden. Ups. Richtig spannend, richtig gut und richtig heftige Beziehungen, zwischen Freunden, Bekannten und Eltern.