Hauptstadtmutti

Wann abstillen? – 3 Mütter, 3 Perspektiven

Für uns drei ist das mit den Babys schon eine Zeit lang her, aber erinnern können wir uns noch gut. Also so halb, zumindest. Eine der am häufigsten gestellten Fragen im ersten Lebensjahr des Kindes, ist die nach dem Abstillen. Wenn überhaupt gestillt wurde, das bleibt ja jeder selbst überlassen. Doch das Wann und Wie nach dem Abstillen beschäftigt einen dann doch. Soll ich noch warten? Bin ich so weit und ist das Kind schon so weit? Gibt es einen Trick?

Hier sind für euch drei Perspektiven von drei Müttern zum Thema Abstillen.

Andrea: Zufriedenes Glück oder Selbstbestimmtheit?

Die WHO empfiehlt, Säuglinge die ersten sechs Monate ausschließlich zu stillen. Weil: Das ist das Beste für´s Kind. Leider konnte ich nicht finden, was die WHO hinsichtlich des Mutterwohlbefindens empfiehlt. Wird vielleicht gerade bearbeitet!? Noch bevor Frauen schwanger werden, wissen sie schon, was eine gute Mutter ausmacht. Sie saugen es quasi mit der Muttermilch auf. Haha. Die Gesellschaft ist da wirklich wenig verzeihlich und mit dem Credo: „DAS BESTE FÜR´S KIND!“ stehst Du ganz schnell doof da, wenn Du ganz leise fragst: Und ich? Stillen ist nämlich kein Selbstläufer. Die Idee, dass Du das Kind rauspresst (oder im Falle einer Sectio: rausheben lässt) und anschließend rosig glücklich das quetschgesichtige 50cm Paket nur noch anzulegen brauchst, funktioniert nicht für jeden. Als ich das erste Mal einen Milcheinschuss bekam, da dachte ich, mir wäre ein Knieschuss eigentlich lieber. Das tut bestimmt nicht so weh. Stillen war bei beiden Kindern in den ersten 6 Wochen die Hölle. Meine Brustwarzen blutig und offen. Das Anlegen ging nur mit Heulen. Fiel das kleine Bündel endlich satt ab, starrte ich auf die Uhr und hatte mit jeder vorrückenden Minute Angst vor dem nächsten Hungerzeichen. Bitte nicht! Ich kann nicht! Ich wollte aber eine gute Mutter sein und es ist schließlich DAS BESTE FÜR´S KIND. Die Angst vorm Stillen drohte, die Milch versiegen zu lassen – also wieder heulen! Stillen war scheiße, aber nicht stillen war auch scheiße.

Ich hab gegeben, was ich konnte und wollte

Ich musste zufüttern und litt unter der Vorstellung mir, dem Baby und der WHO nicht gerecht zu werden. Erst als ich mit einer elektrischen Milchpumpe und dem kompletten Stillequipment aus der Apotheke den neonpinken Milchstaubrüsten endlich etwas Zeit zum Abheilen geben konnte, wurde es besser. Es wurde besser und als es schließlich funktionierte, dem Kind kein Gewichtsverlust und zehrender Hunger mehr drohte, lernte ich es lieben. Stillen wurde das Schönste und innigste Gefühl, das ich mit dem Baby hatte. Es lief! Und ich war stolz, dass ich mich durchgebissen hatte. Die Babys wurden richtige Wonneproppen. Körper ey, du Maschine! Erst hast Du mir zwei perfekte Kinder gebaut und dann hast Du sie für mich ernährt. Nach 6 Monaten war mein Job erledigt und ich wollte jetzt meinen Körper wieder für mich allein und die Aufgabe des Fütterns als Monopol endlich mal abgeben können. Klar, das war schon irgendwie ein Loslassen. Das Abstillen war ein bisschen traurig und ich habe das zufriedene Glück, dass sich beim Stillen auf beiden Seiten einstellt auch vermisst. Aber ich habe auch meine körperliche Selbstbestimmheit vermisst. Dem Baby ging es gut und ich trinke gerne Wein. Es war Zeit, dass wir beide uneingeschränkt zufrieden sind.

Luisa: Aller Anfang war schwer

Zweimal 21 Monate. Das sind 42 Monate an den Boobies. Hätte das jemand meinem 25-jährigen Ich erzählt, es hätte mir einen Vogel gezeigt. Unsere Stillzeit fing zweimal so an, dass ich 4 Tage nach den Geburten, pünktlich zum Milcheinschuss, beim Blick in den Spiegel dachte, mir hätte jemand über Nacht Implantate einoperiert. Die Oberweite war hart wie Stein und schmerzte. Unser Wochenbett roch nach Kohlblättern und Speisequark, denn das war das Einzige, was half. Nach ein paar Wochen ging’s dann und das anfängliche Drama hatte ich schnell vergessen.

Der Plan ging nicht auf

Nun zum Abstillen: Ich wollte bei Kind Nummer eins eigentlich nach 12 Monaten dem ganzen Stillen ein Ende setzen, um mal wieder nachts durch zu schlafen und meinen Körper für mich zu haben. Aber weder der Einjährige, noch der Vater, noch ich sind damit klar gekommen. Beide Kinder haben weder Schnuller noch Flasche länger als 3 Sekunden im Mund behalten und ließen sich Nippel-technisch nicht veräppeln. Also habe ich anstatt abendlicher Einschlaf-Dramen, dann doch beschlossen: die Zeit ist noch nicht reif und ich als Mutter anscheinend noch nicht bereit.

Ende nach Absprache

Nach ca. 21 Monaten habe ich dann doch gemerkt: jetzt reicht’s. Ich hatte selbstdiagnostiziertes Still-Rheuma und konnte morgens meine Füße nicht mehr bewegen. Hallo? Was also tun? Ich habe versucht es dem Kind, so altersgerecht wie eben möglich, zu erklären: „Die Milch ist jetzt alle und du kannst jetzt auch ohne die Brust einschlafen.“ Oder so ähnlich. Nach einer Woche Salbei-Tee-Trinken und abends die Hand halten, haben wir es dann irgendwie geschafft. Beim zweiten Kind habe ich gar nicht erst versucht nach einem Jahr abzustillen. Das Prozedere war ähnlich und der Salbei-Tee musste wieder ran. Dann war auch sie, nach einigem Weinen und Händehalten, irgendwie abgestillt.

Elina: Erst Blut, dann Milch

Unterschiedlicher hätte es nicht ablaufen können. Beim ersten Kind musste ich nach 18 Monaten wirklich nach Südtirol für ein paar Tage und beim zweiten Kind hat sich das Kind wirklich selbst abgestillt kurz vorm 1. Geburtstag – ganz ohne Ersatz. Einfach keinen Bock mehr. War dann auch ok für mich.

Ich muss sagen, ich wäre vielleicht sogar eine dieser Mütter geworden, die zwei Jahre gestillt hätte, schließlich war ich ja auf dem besten Weg dahin. Ich fand es einfach so krass praktisch, doch beim Erstkind wurde immer noch alle 2h nach mir verlangt, jaja, obwohl es mehr als reichlich ‚in echt‘ zum Essen gab. Ich bin dann wohl eine von denen gewesen, bei der es einfach geklappt hat und lief.

Außer in der ersten Nacht! Da wurde mir die Brustwarze blutig gebissen. Wie das rein technisch überhaupt möglich war, I don’t know. Aber bevor da Milch lief, lief Blut. Da war ich dann schon etwas schockiert, aber es wurde ja alles besser.

Beitragsbild: Photo by Nathan Dumlao on Unsplash

Header Foto: Photo by kevin liang on Unsplash

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