Dieser Satz stammt aus einem Artikel im Tagesspiegel und leider ist es genau das Gefühl, dass sich auch in meinem Kopf breit macht. Seit Monaten sitzen wir – erneut – zuhause und versuchen irgendwie, die Tage rumzubringen. Das ging im ersten Lockdown ganz gut, weil das Wetter ordentlich mitspielte und ich ein Auto hatte. Insgesamt war meine Tochter dann von Anfang März bis Mitte Juli nicht in der Kita. Ja mei.
Im zweiten war es dann schon eher zäh. Das Wetter spielte nicht mehr mit und das Auto war auch nicht mehr da. Mein Fahrrad haben sie mir aus dem Hof gesägt (!) und damit stand mir also nur noch der Kinderwagen als Fortbewegungsmittel zur Verfügung. Klar, Öffis, aber da wo ich hin wollte, fahren die eh nicht hin (See) und nun ja, ich wollte ehrlich gesagt auch nicht mit den Öffis fahren. Der zweite Lockdown fühlt sich deutlich länger an, als der Erste.
Jetzt ist…was ist eigentlich? Welchen Monat haben wir? Januar? März? Ehrlich gesagt: manchmal weiß ich nicht mal, welcher Tag oder welches Datum heute ist. Neulich hat mich jemand gefragt, was ich zum Geburtstag will, also ist wohl noch nicht März. Immerhin.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Alle Tage sind gleich. Und nicht nur für mich. Nimmt man einen Ausschnitt, dann besteht der Tag im Prinzip aus Aufstehen, Frühstücken, Spielplatz/Wald, Mittagsschlaf, Spielplatz/Wald, manchmal Einkaufen, Kochen, Bett.
Die Große sitzt inzwischen von 8:30 bis sie wieder ins Bett geht vor irgendwelchen Monitoren. Bis 15:30 im Unterricht. Danach ein, zwei Stunden Hausaufgaben, manchmal noch lernen und später dann mit dem „Daily Shit“ den man eben so am Smartphone macht, egal wie alt man ist. Oder eben in privaten Team-Meetings mit ihren Freunden, die sie eben auch nur auf Bildschirmen zu Gesicht kriegt. Sie kommt nur zum Essen und Duschen raus oder wenn ich sie „zwinge“ uns nachmittags an die frische Luft zu begleiten. Und ey, das ist ok, ich beneide gerade niemanden, der Grundschulkinder hat. Wie sage ich in meiner Fäkalsprache so schön: Wer gerade ein Kita- UND ein Grundschulkind zuhause hat und arbeiten muss (weil Kinderkrankengeld oder Urlaub aus welchen Gründen auch immer nicht drin sind) ist am Arsch.
Das geht jetzt seit einem Jahr so. Es wurde gemeetet. Dann wurde gelüftet. Dann war wieder zu und wieder auf und wieder zu. Es wurden die Klassen geteilt. Die Kitas geschlossen, geöffnet und wieder geschlossen. Wenn ich das Internet oder eine Zeitung aufmache, dann lese ich von fertigen Müttern und Vätern, von angestrengten und frustrierten Lehrkräften und von müden Kindern mit auf sie zukommenden psychischen Problemen.
Interessiert doch niemanden – du wolltest doch die Kinder
Seit März sehe ich wieder kaum jemanden ausser meiner Familie und meinen Nachbarn im Haus. Sommer war lockerer. Generell stört mich der Abstand aber kaum. Das kleine Kind fragt inzwischen immer häufiger nach der Kita. Mama Kita gehen? kommt seit drei Wochen jeden Tag. Das ist neu. Und ich möchte jedes Mal sagen: ja, Schatz, bald! Aber ich kann nur sagen, die Kita hat Urlaub. Und ich hab keine Idee, wann sie endlich „normal“ aufmacht. Weil: wie soll das denn in so einer Situation auch gehen. Und ja, Notbetreuung. Gibt jetzt aber auch „Kita-Scham“ und ich frage mich: darf ich das wirklich?
Ich bin überzeugt, dass meine Kids gut durch den Lockdown kommen, weil sie in einer sich gut kümmernden Familie aufwachsen. Aber die ersten drei Jahre eines Kindes sind einfach extrem prägend und manchmal frage ich mich schon: was macht das mit meinen Kindern – die Psyche von Kindern und Jugendlichen ist zumindest deutlich angekratzter als noch 2019, auch wenn die Probleme seit Jahren mehr werden. Der Große vereinsamt, die Mittlere wird zum Smartphonezombie und die Kleine sieht kaum Menschen in ihrem Alter.
Kind ist durch. Ich bin durch. Und keine Sau interessiert sich gefühlt so recht für die Belange der Kinder, weil ich kneife halt einfach meine Arschbacken zusammen, aber eine Zweijährige (und alles zwischen zwei und 18)?
Alles andere war immer wichtiger:
– Die Lufthansa. 9 Milliarden im Mai 20
– Die TUI. Ein Darlehen über 1,8 Milliarden waren es beim dritten Mal.
– Die Autohersteller. Weil „es reicht das Wunderwort „Schlüsselindustrie“ kombiniert mit „Arbeitsplätzen“, und schon brechen bei dieser Regierung die Dämme. Und es fließt das Geld, viel Geld.“ Im Dezember 3 Milliarden Euro, falls ihr es nicht mitbekommen habt.
Klar, Schulen sind natürlich auch nicht leer ausgegangen. Für Schulen gab es auch ein bisschen Geld. 500 Millionen Euro, damit Schüler Endgeräte gestellt bekommen und um Schulen mit Online-Lehrmitteln zu unterstützen. Ich finde dafür gibt’s – obacht – Applaus.
Immerhin machen die Friseure wieder auf. Haben wir doch alle gleich wieder schöne Haare – so wie die Jungs in der Bundesliga.
Der Satz „Kinder interessieren nur, wenn sie nützlich sind oder im Weg“ hat mich also volle Breitseite erwischt, weil ich ihn so treffend fand. „Ja, in Deutschland ist das so“ gab es als Feedback, als ich den Satz fragend rumgeschickt habe.
Das uns die Pandemie länger als ein paar Monate begleiten wird, war doch recht bald absehbar. Und die Politik diskutiert und diskutiert über jede Menge Zeugs, bringt aber für die Zukunft unseres Landes (also die Kinder) gefühlt nix zustande. Es gibt keine Konzepte. Nicht mal Ideen: Ja, lüften. Mega. Ich finde, in einem Jahr hätte da durchaus mehr drin sein können. Und Konzeptideen gab es. Von Eltern. Von Menschen, die sich für Kinder interessieren. Stattdessen zoffen sich die Politiker untereinander (weil es ja der Job der Opposition ist) und jeden Tag steht ein anderer Politiker in der Kritik, weil er dies und das in der Krise beschissen gemacht hat.
Und Scheuer ist immer noch da!
Kinder sind nicht systemrelevant
Mein grobes Stammtischfazit ist, dass Kinder eben nicht wirklich systemrelevant sind. Sie haben Eltern, die sich um sie kümmern, die die Kinder ja wollten. Also passt. Es gibt jetzt eben stattdessen Listen im Internet, wie Homeoffice mit Kind funktionieren kann. Es gibt Listen, wie überforderte Mütter sich ein bißchen Me-Time verschaffen können oder wie sich Mütter eben irgendwelche „Rituale“ aneignen, um besser durch den Tag zu kommen (ich habe sie bald alle durchprobiert :)). Es gibt Milliarden Spielideen für Kids. Aber irgendwann sind sie einfach alle durch. Die Listenschreiber. Die Spielideen. Und vor allem: unsere Kinder. Ach ja. Alternativ gibt es ja auch Kinderkrankentagegeld. Und Urlaub nehmen geht ja wohl auch. Also: nüsch meckern.
Ich hätte mir von der Politik gewünscht, dass sie Lehrkräfte weniger alleine lassen, dass sie keine dummen nicht funktionierenden Lernplattformen (z.B. in Berlin den Lernraum, in Bayern Mebis) schlecht programmieren lassen, sondern einfach Deals mit Microsoft eingehen (die chippen uns ja eh, haha) und den Kids Office und Teams und Co zur Verfügung stellen (oder meinetwegen irgendwas anderes, was aber eben auch funktioniert). Das LehrerInnen und im Zweifel auch SchülerInnen auch in der Nutzung dieser Techniken geschult werden (schön wäre natürlich gewesen, wenn das alles längst vor Corona passiert wäre).
Und ja, dass vielleicht Lüftungsanlagen in Schulen gebaut werden. Ideen und sogar Anleitungen gab es ja schon seit Oktober auch in reichweitenstarken Magazinen zu lesen.
Stattdessen läuft es jetzt so: Dank Föderalismus macht jeder was er will und weil die armen Kinder ja andere Kinder brauchen, wie die Luft zum Atmen, werden in 10 Bundesländern ohne auch nur irgendeine Veränderung oder Vorkehrung vorzunehmen, die Jüngsten wieder in die Schule geschickt.
In den letzten Wochen sind mehr Menschen gestorben (jeden Tag ein Jumbojet), als zu den Schulschließungen im Dezember. Aber ich weiß ja, auch hier gibt es ein Argument: „die sind alt, die haben ihr Leben gelebt“!
Das Beste draus machen
Ich freu mich deswegen einfach immer wieder, wenn ich Projekte sehe, die versuchen, aus der Situation was Gutes zu ziehen. Zum Beispiel wie das Malaika Mihambo (Sportlerin des Jahres 2019 und 2020, für die, die das nicht wissen) macht. Weil Sport hilft immer. Sie hat mit Sportvideos für Kinder angefangen und jetzt einen Verein draus gemacht.
Und auch die Kita meiner Tochter schickt inzwischen jeden Tag aufgenommene Musikvideos aus der Kita an die Kinder, die nicht in der Kita sein können. <3
Klar, es gibt noch viele andere Projekte da draussen und ausserdem: Das Wetter wird ja langsam auch wieder besser. Und damit tut alles schon wieder weniger weh.
Ihr seht also, ich habe gerade auch keine Lösung – weil ich habe auch keine Zeit für Politik. Ausser: durchhalten.
Ich kann verstehen, wie du dich fühlen magst, während dieser Pandemie ein Kind zu haben. Es ist sicherlich schwierig, immer wieder in Lockdowns zu sein und nicht zu wissen, wann sich die Dinge verbessern werden. Manchmal fühlt es sich so an, als wären die Tage alle gleich und es gibt wenig Abwechslung. Es ist auch anstrengend, die Verantwortung als Elternteil zu tragen und das Gefühl zu haben, dass man dem Kind nicht genug Aufmerksamkeit schenken kann. Aber ich möchte dich ermutigen, das Beste aus der Situation zu machen und dein Kind zu schätzen, auch wenn es manchmal schwierig ist. Es ist wichtig, Zeit mit deinem Kind zu verbringen und ihm Aufmerksamkeit zu schenken, auch wenn es manchmal anstrengend ist. Es ist auch wichtig, sich Zeit zu nehmen, um sich selbst zu pflegen und zu entspannen, damit du die Herausforderungen besser meistern kannst. Wenn du das Gefühl hast, dass du Unterstützung brauchst, gibt es viele Ressourcen, die dir helfen können, wie zum Beispiel Familiencoaches oder andere Fachleute. Gemeinsam können wir daran arbeiten, deine Perspektive zu verändern und dir dabei zu helfen, die Dinge positiv zu sehen und die schwierigen Zeiten durchzustehen.